Ursulinenkloster Erfurt

Ursulinenkloster Erfurt
Ursulinenkloster
Die Glasfenster in der Ostwand der Klosterkirche

Das Ursulinenkloster ist, neben dem Augustinerkloster, das einzige noch bestehende Kloster in Erfurt. Es liegt direkt am Anger im Zentrum der Altstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Kloster wurde um 1136 mit romanischer Kirche und Fremdenhospiz für Augustiner-Chorfrauen gegründet. 1183 stellte Kaiser Friedrich Barbarossa einen Schutzbrief für das Angerkloster aus, der im Erfurter Stadtarchiv erhalten ist. Um 1200 übernahmen Magdalenerinnen, auch Weißfrauen genannt, das Kloster. Seit 1667 bis heute wird es von den Ursulinen genutzt, die ihre Hauptaufgabe in der Bildung und Erziehung von jungen Mädchen, später auch Kindern und Erwachsenen, sahen und noch sehen. Ihre diesbezügliche Tätigkeit wurde in der Zeit des „Kulturkampfs“ 1879 bis 1887, während der NS-Herrschaft und zur Zeit der SBZ und der DDR eingeschränkt oder aufgehoben.

Die heutige Klosterkirche wurde in gotischem Stil in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet, nachdem die Vorgängerkirche abgebrannt war. 1895 bis 1897 erfolgte eine „gründliche Renovierung“ der Kirche. Dabei wurden die Grabplatten Erfurter Patrizierfamilien aus dem Boden der Kirche gelöst und im Kleinen Angerfriedhof aufgestellt. 1935 wurde die Klosterkirche erneut eingehend renoviert. Bei einem Bombenangriff am 20. Juli 1944 brannte sie dann völlig aus. Beim Wiederaufbau wurden Raum und Ausstattung neu gefasst, alle Stuckdekoration weggelassen. Bilder und Plastiken kamen aus anderen katholischen Einrichtungen. Ab 1950 konnten wieder Gottesdienste stattfinden. Die Wiederaufbauarbeiten dauerten bis 1958.[1] Nach der Wende wurde die Kirche gründlich restauriert.

Noch aus der Gründungszeit des Klosters um 1136 stammt die Bruchsteinmauer des Konventsgebäudes. Danach erfolgten über die Jahrhunderte zahlreiche Neu- und Erweiterungsbauten. 1672 und 1712/13 wurden die Klosterräume im barocken Stil ausgestaltet. Als einziges Kloster Erfurts wurde das Ursulinenkloster bei der Säkularisation in Preußen 1821 nicht aufgehoben. 1854 wurde ein neues Schulgebäude errichtet, 1904 bis 1906 ein weiteres großes in der Trommsdorfstraße. Dieses diente von 1914 bis 1919 als Lazarett. Heute beherbergt es die katholische Edith-Stein-Schule. 1939 nahm das Kloster Flüchtlinge aus dem Saargebiet, 1944 bis 1946 aus den Ostgebieten auf. Bei dem Luftangriff 1944 wurden auch die Klostergebäude stark beschädigt, in der DDR-Zeit dann – teilweise einsturzgefährdet – „in mühsamer, langwieriger Kleinarbeit erhalten“. 1967 plante die Stadtverwaltung Erfurt eine Beseitigung des Klosters und den Bau von Schulgebäuden auf diesem Gelände.[2] In den Jahren 2004 bis 2008 erfolgte eine großzügige äußere und innere Sanierung aller Klostergebäude. Diese Leistung wurde mit dem Thüringischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet und ermöglicht unter anderem durch einen Förderverein Ursulinenkloster, das Bonifatiuswerk der Deutschen Katholiken und Spenden früherer Schülerinnen. Die Grabplatten stehen jetzt im Innenhof des Klosters.

Literatur

  • "Ursulinenkloster Erfurt". Zusammengestellt von Sr. Clothilde Müller. Hrsg. Ursulinenkloster Erfurt, Erfurt 1992

Weblinks

 Commons: Ursulinenkloster (Erfurt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rudolf Zießler: Erfurt: In Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg. Hrsg. Götz Eckardt. Henschel-Verlag, Berlin 1978. Band 2, S. 480-481
  2. Homepage des Ursulinenklosters

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ursulinenkloster Fritzlar — Das Ursulinenkloster Fritzlar („Konvent der Ursulinen Fritzlar“) in der nordhessischen Stadt Fritzlar bestand, mit zwei politisch bedingten Unterbrechungen (1877 1887 und 1941 1945), von 1711 bis 2003. Von 1712 bis 1989 betrieben die Schwestern… …   Deutsch Wikipedia

  • Anger (Erfurt) — Straßenschild Anger Der Anger ist der zentrale Platz der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt. Er befindet sich im Südosten der Altstadt, zwischen Dom und Hauptbahnhof. Der Anger ist ein langgestreckter Platz, dessen nordöstliches Ende das… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kirchen in Erfurt — Dieser Artikel enthält historische Kirchengebäude in Erfurt (Thüringen). Inhaltsverzeichnis 1 Überblick 2 Kirchen in der Altstadt und den Stadtteilen 3 Nicht mehr vorhandene Kirchen …   Deutsch Wikipedia

  • Bistum Erfurt — Bistum Erfurt …   Deutsch Wikipedia

  • ESS Erfurt — Edith Stein Schule Erfurt Schultyp Staatlich anerkanntes katholisches Gymnasium mit staatlich anerkannter katholischer Regelschule (Thüringen) Gründung 1991 Ort Erfurt Bundesland Thüringen Staat …   Deutsch Wikipedia

  • Nikolaiturm (Erfurt) — Nikolaiturm Die Nikolaikirche war eine Pfarrkirche im Norden der Altstadt von Erfurt. Sie wurde 1013 erstmals urkundlich erwähnt und 1747 abgerissen, nachdem sie bei einem Brand 1744 schwer beschädigt wurde. Erhalten blieb nur der Turm, der… …   Deutsch Wikipedia

  • Schottenkirche Erfurt — Schottenkirche in der Schottenstraße in Erfurt Schottenkirche St. Nicolai und St. Jacobi, dreischiffige Basilika, ehemalige Benediktiner Klosterkirche St. Jacobus von 1136, Filialkloster der von Marianus Scotus gegründeten Abtei St. Jakob in… …   Deutsch Wikipedia

  • St. Wigbert (Erfurt) — Wigbertikirche in Erfurt Die St. Wigberti Kirche ist ein katholischer Kirchenbau in Erfurt. Als Pfarrei besteht St. Wigbert seit der Mitte des 10. Jahrhunderts. Die heutige spätgotische Kirche wurde 1473 geweiht. Der Patron St. Wigbert, dessen… …   Deutsch Wikipedia

  • Wigbertikirche Erfurt — Wigbertikirche in Erfurt Die St. Wigberti Kirche ist ein katholischer Kirchenbau in Erfurt. Als Pfarrei besteht St. Wigbert seit der Mitte des 10. Jahrhunderts. Die heutige spätgotische Kirche wurde 1473 geweiht. Der Patron St. Wigbert, dessen… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Klöstern — Die Liste von Klöstern ist eine Liste von bestehenden und ehemaligen Klöstern, geordnet nach Ordensgemeinschaft, Land und Ort. Die Liste ist nicht vollständig. Bei einem Neueintrag wird darum gebeten, Ort, Gründungs und Aufhebungsdaten sowie eine …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”