Vera Wollenberger

Vera Wollenberger
Vera Wollenberger (1990)

Vera Lengsfeld, geschiedene Wollenberger (* 4. Mai 1952 in Sondershausen, Thüringen) ist eine deutsche Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen, CDU).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Abitur studierte Vera Lengsfeld Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Anschluss an das Studium arbeitete sie als Lektorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Philosophie in der Akademie der Wissenschaften der DDR. Seit 1975 war sie Mitglied der SED. Nach einem Parteiverfahren wurde sie an das Institut für Wissenschaftliche Informationen versetzt. 1981 verließ sie die Akademie und ging zum Verlag Neues Leben, wo sie bis zu ihrem Berufsverbot als Lektorin arbeitete. Das Berufsverbot wurde ihr im Jahre 1983 infolge ihres Parteiausschlusses wegen ihres Protestes gegen die Stationierung sowjetischer Atomraketen in der DDR erteilt. Sie begann 1985 ein Studium der Theologie am Sprachenkonvikt in Berlin.

Seit 1981 war sie aktiv in verschiedenen Bürgerrechtsbewegungen der DDR tätig: Sie war Mitbegründerin des Pankower Friedenskreises im Herbst 1981, der Umweltbibliothek Berlin, der Berufsverbotsgruppe und der Kirche von Unten im Jahr 1986. Ihr Engagement umfasste die Organisation zahlreicher Großveranstaltungen der Friedens- und Umweltbewegung der DDR, u. a.: „Friedenswerkstatt“, „Friedensseminar“, „Umweltseminar“, „Menschenrechtsseminar“, „Kirchentag von Unten“. Sie war Mitglied des Fortsetzungsausschusses für das Delegiertentreffen der Friedenskreismitglieder, welche unter dem Titel „Konkret für den Frieden“ jährlich zusammenkamen. Sie moderierte als Mitorganisatorin das erste Menschenrechtsseminar, das 1986 in Berlin stattfand.

Im Januar 1988 wurde sie am Rande der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration in Ost-Berlin verhaftet und anschließend wegen „versuchter Zusammenrottung“ zu einer Haftstrafe verurteilt. Im Februar 1988 wurde sie wie alle im Zusammenhang mit der Demonstration verhafteten Bürgerrechtler in den Westen abgeschoben. Sie ging nach nach Cambridge in Großbritannien, wo sie am St. Jones College Philosophy of Religion studierte. Am Morgen des 9. November 1989 kehrte sie in die DDR zurück.

Nach dem Mauerfall arbeitete die Bürgerrechtlerin als Mitglied der Verfassungskommission des „Runden Tisches“ an der Wiedervereinigung von West- und Ostdeutschland mit. Im Zuge der Wende trat die Bürgerrechtlerin in die Grüne Partei der DDR ein und wurde für diese am 18. März 1990 in die Volkskammer der DDR gewählt, der sie bis zu deren Auflösung am 2. Oktober 1990 als Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angehörte.

1991 erfuhr sie aus den Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit, dass ihr Ehemann, der Lyriker Knud Wollenberger, sie als „IM Donald“ bespitzelt hatte. Sie reichte die Scheidung ein und nahm ihren Geburtsnamen wieder an.

Mit den Wahlen zum 12. Deutschen Bundestag am 2. Dezember 1990 wurde Vera Lengsfeld für das Wahlbündnis aus Bündnis 90 und den ostdeutschen Grünen, Mitglied des Deutschen Bundestages. In einer Bundestagsdebatte zum Zweiten Golfkrieg 1991 drückte sie auf außergewöhnliche Weise ihre Kritik daran aus, indem sie eine Minute ihrer Redezeit mit Schweigen füllte, bis ihr Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth das Wort entzog.[1] Nach dem Zusammenschluss von Bündnis 90 und den Grünen zu einer neuen Partei 1993 wurde Vera Lengsfeld bei den Bundestagswahlen 1994 erneut in den Bundestag gewählt.

Aus Protest gegen den Beschluss von Bündnis 90/Die Grünen, Koalitionen mit der PDS einzugehen, schloss sie sich mit anderen Bürgerrechtlern wie Günter Nooke und Ehrhart Neubert am 17. Dezember 1996 der CDU/CSU-Bundestagsfraktion an. Bei den Wahlen zum 14. Deutschen Bundestag am 27. September 1998 wurde sie über die Landesliste der CDU in Thüringen gewählt und bei der Wahl zum 15. Deutschen Bundestag am 22. September 2002 über die gleiche Liste wiedergewählt. Im gleichen Jahr erschien auch ihre Autobiographie.

Obwohl sie als Bürgerrechtlerin eher linke Ansichten vertrat, öffnete sie sich in den vergangenen Jahren auch für liberal-konservative Positionen. Sie soll zwar Druck auf den ehemaligen CDU-Abgeordneten Martin Hohmann ausgeübt haben, um ihn zum Rücktritt zu veranlassen, kritisierte aber auch z. B. in einem Interview in der neurechten Wochenzeitung Junge Freiheit den Umgang der Politik mit ihm.

2005 unterlag sie in ihrem Thüringer Wahlkreis bei der Aufstellung für die Direktkandidatur zum Bundestag, woraufhin sie erklärte, auch nicht mehr als Listenkandidatin zur Verfügung zu stehen. Damit endete ihre Zeit als Abgeordnete im Deutschen Bundestag vorerst mit der Konstituierung des Parlaments zur 16. Wahlperiode am 18. Oktober 2005. Bei den Wahlen zum Bundestag 2009 wird Lengsfeld jedoch im Bundestagswahlkreis Berlin-Friedrichshain - Kreuzberg - Prenzlauer Berg Ost erneut für die CDU kandidieren[2].

Lengsfeld ist Kolumnistin des Online-Blogs Die Achse des Guten, in dem u. a. der Publizist Henryk M. Broder regelmäßig publiziert. Sie hat mehrere Bücher publiziert und schreibt häufig Beiträge für viele überregionalen Zeitungen und Zeitschriften: Neues Deutschland, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Der Spiegel, Focus und Junge Freiheit.

Ihr Sohn Philipp ist Schatzmeister der CDU-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung des Berliner Bezirks Pankow. [3]

Für ihren Einsatz für Menschen- und Bürgerrechte in der DDR erhielt Lengsfeld 1990 den Aachener Friedenspreis. 2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.

Werke

  • Virus der Heuchler. Innenansicht aus Stasiakten, Verlag Espresso/Elef.Press, Berlin 1992, ISBN 3-88520-435-5
  • Mein Weg zur Freiheit. Von nun an ging’s bergauf. Verlag Langen Müller, Berlin 2002, ISBN 3-7844-2857-6.
  • Neustart! Was sich in Politik und Gesellschaft ändern muss. Umdenken lohnt. Freiheit und Fairness statt Gleichheit und Gerechtigkeit. Herbig Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-7766-2490-6.

Weblinks

Quellenangaben

  1. Ausschnitt aus der Bundestagsrede zum Zweiten Golfkrieg 1991
  2. Ulrich Zawatka-Gerlach: Vera Lengsfeld tritt für die CDU in Kreuzberg an. In: Der Tagesspiegel, 23. Oktober 2008
  3. http://www.cdupankow.de/ueber-uns/mandat.htm CDU Kreisverband Pankow

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