Baureihe 61

Baureihe 61
DRG-Baureihe 61
Briefmarke der Baureihe 61 mit dem Henschel-Wegmann-Zug
Nummerierung: DRG 61 001 DRG 61 002
Anzahl: 1 1
Hersteller: Henschel
Baujahr(e): 1935 1939
Ausmusterung: 1952 Umbau zur 18 201
Bauart: 2'C2' h2 2'C3' h3
Gattung: St 37.18 St 38.18
Länge über Puffer: 18.475 mm 18.825 mm
Spurweite: 1.435 mm
Dienstmasse: 129,1 t 146,2 t
Reibungsmasse: 56,7 t 56,3 t
Radsatzfahrmasse: 19,0 t 18,8 t
Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
Indizierte Leistung: 1.066 kW
Treibraddurchmesser: 2.300 mm
Laufraddurchmesser (vorn): 1.100 mm
Laufraddurchmesser (hinten): 1.100 mm
Zylinderdurchmesser: 460 mm 390 mm
Kolbenhub: 750 mm 660 mm
Kesselüberdruck: 19,6 bar
Rostfläche: 2,75 m² 2,79 m²
Überhitzerfläche: 69,20 m² 73,40 m²
Verdampfungsheizfläche: 151,65 m² 149,82 m²
Bremse: selbsttätig wirkende Schnellbahnbremse der Bauart Hildebrand-Knorr mit Zusatzbremse und Wurfhebelbremse. Auf alle Kuppel- und Laufräder beidseitig wirkend.
Wasservorrat: 17,0 m³ 21,0 m³
Brennstoffvorrat: 5,0 t Kohle 6,0 t Kohle

Die zwei Dampflokomotiven der Baureihe 61 waren speziell für den Henschel-Wegmann-Zug von den Henschel-Werken gebaute Schnellzuglokomotiven der Deutschen Reichsbahn. Der Henschel-Wegmann-Zug wurde von der Deutschen Lokomotivbauindustrie initiiert, um neben den aufkommenden Schnelltriebwagen einen leistungsfähigen lokbespannten Zug präsentieren zu können.

Inhaltsverzeichnis

Konstruktion

Da vorgesehen war, die Zuggarnitur im zeitlich engen Pendelbetrieb fahren zu lassen, war es erforderlich, dass die Lok ihre Höchstgeschwindigkeit in beide Richtungen fahren konnte. Dies führte daher und im Gegensatz zur sonst für Fernschnellverbindungen verwendeten Schlepptender-Schnellzuglok zur Tenderlok-Bauweise. Um die angepeilten hohen Fahrleistungen erreichen zu können wurde die Lokomotive ebenso wie die Wagen besonders leicht ausgelegt, wobei die Kohle- und Wasservorräte gerade ausreichend für eine einfache Fahrt auf der vorgesehene Strecke bemessen wurden.

Beim Bau wurden soweit wie möglich die Konstruktionen der Einheitslokomotiven der Deutschen Reichsbahn, in etlichen Punkten aber doch andere Bauweisen angewendet. Der Kesseldampfdruck war auf höhere 20 atü (19,6 bar) ausgelegt, während die „Einheitsloks“ sonst mit 16 atü (15,7 bar) betrieben wurden. Beide Lokomotiven wurden mit einer stromlinienförmigen Verkleidung versehen. Die nach vorn abgeschrägten Wasserbehälter gewährten Lokführer und Heizer eine rundum gute Streckensicht. Der „Blechmantel“, so die amtliche Beschreibung, verkleidete das Triebwerk komplett.

Im Gegensatz zur ersten Lok hatte die später gebaute 61 002 ein Triebwerk mit drei Zylindern und größere Vorratsbehälter, zu deren Abstützung das hintere Laufdrehgestell auf drei Achsen erweitert wurde. Durch das leistungsfähigere Triebwerk sollte die Pünktlichkeit des Zuges verbessert werden, die mit der 61 001 unbefriedigend war. Weiterhin hatte diese Lok oben neben dem Rauchabzug Windleitbleche, die bei der 61 001 nicht vorhanden waren.

Betrieb

Mit den 2,30 Meter großen Treibrädern erreichte die Lok die vorgesehenen 175 km/h problemlos, mit dem Stromlinienzug aber nur Tempo 160. Der Plandienst zwischen Dresden und Berlin wurde erfolgreich durchgeführt, die 176 Kilometer lange Strecke in nur 102 Minuten bewältigt, eine Zeit, die auf dieser Strecke bis heute (2008) trotz schnellerer Elektrolokomotiven nicht unterboten wurde. Knapp bemessen war dabei die kurze Wendezeit in Dresden, schließlich musste die Lok nicht einfach das Zugende wechseln, sondern auch noch ihre Vorräte erneuern.

Bei einem Ausfall der Lok 61 001 oder der Wagengarnitur wegen planmäßiger oder außerplanmäßiger Arbeiten, wurde eine Lok der DRG-Baureihe 01 oder DRG-Baureihe 03 vor dem Zug eingesetzt. Mit 130 km/h erreichten sie die Höchstgeschwindigkeit der 61 001 jedoch bei weitem nicht.

Bereits kurz nach dem Baubeginn der „61 001“ wurde als Variante die Lokomotive 61 002 geplant und Anfang 1939 gebaut. Im Mai wurden die ersten Werksprobefahrten durchgeführt und die Lokomotive am 12. Juni 1939 zum Bahnbetriebswerk Grunewald überstellt. Sie wurde vermutlich zum Jahreswechsel 1939/40 in Dienst genommen, so dass sie wegen des Kriegsausbruchs und dem Einsatz des Henschel-Wegmann-Zuges für Wehrmachts-Zwecke offensichtlich nicht im planmäßigen Betrieb vor dem Stromlinienzug eingesetzt wurde.

Nach Einstellung des Zugbetriebes bei Kriegsbeginn 1939 wurde die 61 001 zum Heizdienst in Bahnbetriebswerk Berlin-Grunewald eingesetzt. Ab Dezember 1940 befand sie sich wieder in Dresden-Altstadt im Schnellzugdienst und erhielt im November 1942 konventionelle Zug- und Stoßvorrichtungen. Die Betriebsprotokolle weisen aber nur geringe Laufleistungen aus. Von 1943 bis Kriegsende war das Ausbesserungswerk Braunschweig für die Lok zuständig. Zwischen Juli 1945 und März 1946 legte sie rund 40.000 Kilometer vor Personenzügen zurück.

Verbleib nach 1945

Die Lokomotive 61 001 befand sich bei Kriegsende in der britischen Zone und wurde dem Bw Hannover zugeteilt, jedoch selten benutzt. 1947 fand noch eine Hauptuntersuchung statt und am 23. Oktober 1948 wurde die Lok in Bebra stationiert, wo sie bis Mai 1949 regelmäßig in Betrieb war. Nach einer Pause erbrachte sie ab November 1950 wieder Laufleistungen von 3 000 bis 10 000 Kilometern im Monat. Am 2. November 1951 erlitt die Lok bei einem Unfall in Münster starke Beschädigungen, worauf am 14. November 1952 die Ausmusterung und 1957 die Verschrottung erfolgten.

18 201 (ex 61 002)

Die 61 002 verblieb in Dresden und wurde von dort aus im Reisezugverkehr eingesetzt. Als Einzelstück war sie jedoch für den laufenden Betrieb problematisch. Für die Versuchs- und Entwicklungsstelle für Maschinenwirtschaft (VES-M Halle unter Max Baumberg) war sie jedoch als Versuchsmaschine für Geschwindigkeiten über 160 km/h interessant. Sie wurde 1961 von der Deutschen Reichsbahn in der DDR im RAW Meiningen zur Schnellfahr-Versuchslokomotive mit Schlepptender und der Baureihen-Nummer 18 201 umgebaut. Mit einem Neubaukessel, den Außenzylindern der H 45 024 sowie einem neuen geschweißten Innenzylinder und der Laufachse der Hochdrucklok H 45 024 erreichte sie Geschwindigkeiten bis zu 180 km/h. Im Jahr 2002 wurde die 18 201 im jetzigen Dampflokwerk Meiningen komplett überholt und befindet sich seitdem im Eigentum der Dampf-Plus GmbH von Christian Goldschagg und Axel Zwingenberger.

Literatur

  • Alfred Gottwaldt: Die Baureihe 61 und der Henschel-Wegmann-Zug, EK-Verlag, Freiburg (2005) ISBN 978-3-88255-161-7
  • Leonhard Bergsteiner: 175 km/h mit Dampf. 70 Jahre Henschel-Wegmann-Zug. In: LOK MAGAZIN. Nr. 283/Jahrgang 44/2005. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH München, ISSN 0458-1822, S. 68-72.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Baureihe 98 — steht für: Lokalbahn oder sonst nicht einzuordnende Lokomotiven der Deutschen Reichsbahn: Baureihe 98.0: Sächsische I TV Baureihe 98.1: Oldenburgische T 2 Baureihe 98.2: Oldenburgische T 3 Baureihe 98.3: Bayerische PtL 2/2 Baureihe 98.4:… …   Deutsch Wikipedia

  • Baureihe 55 — steht für: Schlepptender Güterzuglokomotiven mit der Achsfolge D der Deutschen Reichsbahn: Baureihe 55.0–6: Preußische G 7.1, PKP Baureihe Tp1, LBE G 7 Baureihe 55.7–14: Preußische G 7.2, PKP Baureihe Tp2 Baureihe 55.15: ČSD Baureihe 413.1… …   Deutsch Wikipedia

  • Baureihe 89 — steht für: Tenderlokomotiven mit der Achsfolge C der Deutschen Reichsbahn und ihrer Nachfolgegesellschaften: Baureihe 89.0: Preußische T 8 Baureihe 89.0II: Einheitslokomotive Baureihe 89.1: Pfälzische T 3 Baureihe 89.2: Sächsische V T Baureihe 89 …   Deutsch Wikipedia

  • Baureihe 53 — steht für: eine geplante, aber nicht fertiggestellte, überschwere deutsche Kriegslokomotive laufachslose Schlepptender Güterzuglokomotiven mit drei Kuppelachsen (Achsfolge C) der Deutschen Reichsbahn: Baureihe 53.0: Preußische G 4.2 Baureihe 53.3 …   Deutsch Wikipedia

  • Baureihe 56 — steht für: Schlepptender Güterzuglokomotiven mit der Achsfolge 1 D der Deutschen Reichsbahn Baureihe 56.0: Preußische G 7.3, LBE G 7.3 Baureihe 56.1: Preußische G 8.3 Baureihe 56.2: Mecklenburgische G 7.3 Baureihe 56.2II–8: Umbau aus Preußische G …   Deutsch Wikipedia

  • Baureihe 92 — steht für: Personenzugtenderlokomotiven mit der Achsfolge D der Deutschen Reichsbahn: Baureihe 92.0: Württembergische T 6 Baureihe 92.1: Württembergische T 4 Baureihe 92.2 3: Badische X b Baureihe 92.4: Preußische T 13.1, Oldenburgische T 13.1… …   Deutsch Wikipedia

  • Baureihe 54 — steht für: Schlepptender Güterzuglokomotiven mit der Achsfolge 1 C der Deutschen Reichsbahn: Baureihe 54.0: Preußische G 5.1 Baureihe 54.0II: BBÖ 60, PKP Baureihe Ti12, PKP Baureihe Ti16, JDŽ 131 Baureihe 54.1: BBÖ 260, PKP Baureihe Ti11, ČSD… …   Deutsch Wikipedia

  • Baureihe E 41 — später Baureihe 141 Nummerierung: E41 001 435 ab 1. Jan. 1968: 141 001 451 Anzahl: 451 Hersteller: Henschel Werke, Krauss Maffei (mechanischer Te …   Deutsch Wikipedia

  • Baureihe 13 — steht für: Schlepptender Schnellzuglokomotiven mit zwei führenden Laufachsen und zwei Kuppelachsen (Achsfolge 2 B) der Deutschen Reichsbahn: Baureihe 13.0: Preußische S 3 Baureihe 13.0II: LBE Nr. 7 Baureihe 13.0III: PKP Baureihe Pd4 (Preußische S …   Deutsch Wikipedia

  • Baureihe 35 — steht für: Schlepptender Personenzuglokomotiven mit der Achsfolge 1 C1 der Deutschen Reichsbahn: Baureihe 35.0: BBÖ 110 Baureihe 35.1: BBÖ 329, PKP Baureihe Ol11 Baureihe 35.1: BBÖ 429.9, ČSD Baureihe 354.7 Baureihe 35.2: BBÖ 429, ČSD Baureihe… …   Deutsch Wikipedia

  • Baureihe 58 — steht für: Schlepptender Güterzuglokomotiven mit der Achsfolge 1’E (Decapod) der Deutschen Reichsbahn: Baureihe 58.0: Preußische G 12.1 Baureihe 58.1: Sächsische XIII H (Bauart 1917) Baureihe 58.2–3: Badische G 12 Baureihe 58.4: Sächsische XIII H …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”