- Werner Freiherr von Fritsch
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Werner Freiherr von Fritsch (* 4. August 1880 in Benrath; † 22. September 1939 bei Praga, Warschau) war Offizier im preußischen Heer, der Reichswehr und der Wehrmacht.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung und Karrierebeginn
Nach seiner Schulausbildung trat Fritsch im September 1898 als Fahnenjunker in das preußische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 25 ein und wurde zwei Jahre später zum Leutnant befördert. Von 1907 bis 1910 besuchte er die Kriegsakademie in Berlin.
Zum Beginn des Jahres 1911 erfolgten die endgültige Versetzung in den Großen Generalstab und die Ernennung zum Hauptmann 1913.
Im Ersten Weltkrieg war Fritsch in verschiedenen Einheiten als Generalstabsoffizier tätig, unter anderem bei den neuen Luftstreitkräften. 1917 wurde er zum Major befördert.
Zwischenkriegszeit
Fritsch wurde in die Reichswehr übernommen und war zunächst im Reichswehrministerium eingesetzt. Später wurde er Kommandeur einer Abteilung des Artillerieregiments 5. Am 5. Februar 1923 wurde Fritsch zum Oberstleutnant befördert.
Mit dem 1. April 1924 erfolgte seine Ernennung zum Chef des Stabes der 1. Infanteriedivision. 1926 wurde er Leiter der Heeresabteilung im Truppenamt und am 1. März 1927 zum Oberst befördert. Im Jahr 1928 wurde er Kommandeur des Artillerie-Regiments 2 und am 1. November 1930 erfolgte die Ernennung zum Generalmajor. Danach wurde er 1931 zunächst Kommandeur der 1. Kavalleriedivision, anschließend 1932 der 3. Infanteriedivision und des Wehrkreises III.
Nach dem Regierungsantritt Hitlers wurde Fritsch von Hindenburg im Januar 1934 zum Chef der Heeresleitung ernannt. Im Juni 1935 wurde er Oberbefehlshaber des Heeres mit Beförderung zum Generaloberst am 20. April 1936. Er galt als Vertreter des alten, preußischen Konservatismus, was ihn in Konflikt mit Kriegsminister Werner von Blomberg und der SS brachte.
Bei einer Führerbesprechung am 5. November 1937, bei der Hitler zum ersten Mal offen seine Kriegspläne den Oberbefehlshabern der Wehrmachtteile Heer (Werner von Fritsch), Luftwaffe ( Hermann Göring) und Marine (Erich Raeder), sowie unter anderem dem Reichsaußenminister Konstantin Freiherr von Neurath und dem Generalfeldmarschall Werner von Blomberg darlegte, äußerte insbesondere Fritsch seine Bedenken. In der Hoßbach-Niederschrift ist diese Besprechung festgehalten worden. Zeitgenossen und auch die Geschichtsschreibung sehen Fritsch's Kritik im November als Grund seiner späteren Entlassung.
Im Zuge der Blomberg-Fritsch-Affäre wurde Fritsch der Homosexualität bezichtigt und von seinem Posten als Oberbefehlshaber des Heeres entfernt. Es kam zu einem Prozess. In seiner Vernehmung am 23. Februar 1938 äußert sich Fritsch empört:
„ Eine so schmachvolle Behandlung hat zu keiner Zeit je ein Volk seinem Oberbefehlshaber des Heeres angedeihen lassen... Eine solche Behandlung ist nicht nur unwürdig für mich, sie ist zugleich entehrend für die ganze Armee.“
Am 18. März 1938 wurde er von den Anschuldigungen wegen erwiesener Unschuld freigesprochen und rehabilitiert, obwohl die Gestapo das mit allen Mitteln zu verhindern versuchte. Seinen Posten erhielt er dennoch nicht zurück. Im Februar 1939 nannte Hitler, vor einem Kreis höherer Offiziere, den eigentlichen Grund für Fritsch's Verabschiedung:
„Ein politischer Führer kann bei der Durchführung seiner Absichten keinen Oberbefehlshaber brauchen, der bei allem nicht nur militärische, sondern auch politische Schwierigkeiten sieht und sich deshalb dem Staatsoberhaupt versagt.“
Zweiter Weltkrieg
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm Fritsch als Chef (Ehrenoberst) des Artillerieregiments 12 am Polenfeldzug teil und fiel am 22. September 1939 in der Vorstadt Praga bei Warschau. Da er einer der ersten hohen Offiziere war, die im Zweiten Weltkrieg fielen, sind die Umstände um seinen Tod genau untersucht worden. Ergebnis dieser Untersuchungen ist, dass sein Oberschenkel von einem Kieselstein zerfetzt wurde, der aus einem Steinhaufen gespritzt war, in den ein MG hineingefeuert hatte. Als ihm ein anderer Offizier die Hauptschlagader abbinden wollte, nahm er nur sein Monokel ab und sagte:
„Ach, lassen se mal, lassen se mal jut sein.“
Andenken an Fritsch
Fritsch ist Namensgeber diverser Kasernen, zum Beispiel in Pfullendorf, Celle, Breitenburg, Koblenz, Darmstadt und Hannover-Bothfeld.
In Gedenken an den Generaloberst verwendete das ehemalige PzArtBtl 177 der Bundeswehr das „F” als Erkennungszeichen auf den Fahrzeugen des Bataillons.
Auszeichnungen [1]
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- Militär-Verdienstorden (Bayern) IV. Klasse mit Schwertern und Krone
- Königlicher Hausorden von Hohenzollern mit Schwertern
- Roter-Adler-Orden IV. Klasse
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
- Eiserner Halbmond
- Hanseatenkreuz, Hamburg
- Friedrichs-Orden Ritterkreuz I. Klasse mit Schwertern
- Ritterkreuz II. Klasse des Grossherzoglich Hessischer Verdienstorden Philipps des Grossmütigen
- Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration
- Dienstauszeichnungskreuz
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Johanniterorden, Ehren- und Rechtsritter
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis I. Klasse
- Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP
Siehe auch
Literatur
- Horst Mühleisen Generaloberst Werner Freiherr von Fritsch; in: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite Bd. 1, Primus Verlag, Darmstadt 1998, ISBN 3-89678-083-2, Seite 61-70
- Dr. Gerd F. Heuer Die Generalobersten des Heeres. Inhaber höchster deutscher Kommandostellen, ISBN 3-8118-1049-9
- Johann Graf Kielmansegg Der Fritschprozess 1938: Ablauf und Hintergründe, Hamburg 1949
Weblinks
- Literatur von und über Werner von Fritsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.spilles.de/nsprojekt/nsstrukturen/personen.htm
- http://www.vonfritsch.de/
Einzelnachweise
- ↑ Dr. Gerd F. Heuer Die Generalobersten des Heeres Inhaber höchster deutscher Kommandostellen, ISBN 3-8118-1049-9
Personendaten NAME Fritsch, Werner Freiherr von KURZBESCHREIBUNG deutscher Offizier GEBURTSDATUM 4. August 1880 GEBURTSORT Benrath STERBEDATUM 22. September 1939 STERBEORT bei Praga, Warschau
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