Wolfgang von Stetten

Wolfgang von Stetten

Wolfgang Freiherr von Stetten (* 22. Januar 1941 in Niederwartha) ist Unternehmer, Landwirt, Rechtsanwalt und war deutscher Bundestagsabgeordneter der CDU. Seine Familie entstammt dem fränkischen Adelsgeschlecht von Stetten.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Wolfgang von Stetten wurde am 22. Januar 1941 in Niederwartha als viertes Kind der Eheleute Kurt von Stetten und seiner Ehefrau Hedwig, geb. Kemmer, geboren. Der Vater fiel als Flugzeugführer am 20. Mai 1941 auf Kreta.

Stetten besuchte die Grundschule in Kocherstetten, das Altsprachliche Gymnasium Minden und das Schlossgymnasium Künzelsau. Sein Abitur legte er 1961 in Münster ab. Danach folgte ein Studium der Volkswirtschaft an der Universität Köln. Ab 1964 baute Stetten einen landwirtschaftlichen Betrieb auf, der sich auf Aufzucht, Schlachten und Vermarktung von Truthähnen spezialisierte.Unter der Marke Schloß Stettener Truthahnspezialitäten wurde der größte deutsche truthahnverarbeitende Betrieb zunächst in Schloss Stetten, später in Rot am See errichtet. Dem Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Würzburg ab 1968 folgten Referendartätigkeiten beim Landkreis Würzburg, am Landgericht Würzburg und bei der Stadt Würzburg sowie zwei Semester Studium an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer. Stetten wurde 1972 zum Dr. jur. promoviert mit einer Dissertation zum Thema Die Rechtsstellung der freien unmittelbaren Reichsritterschaft, ihre Mediatisierung und ihre Stellung in den neuen Landen und legte 1974 das Zweite juristische Staatsexamen in München ab. Von 1974 bis 1984 war er Richter bei den Amts- und Landgerichten Ellwangen, Langenburg, Crailsheim und Bad Mergentheim, von 1984 bis 1991 Professor für Handels- und Wirtschaftsrecht an der Fachhochschule Heilbronn. Seit 1983 baute Stetten Altersruhesitze in Schloss Stetten, Künzelsau und Bad Mergentheim. Er beschäftigt dort derzeit rund 130 Mitarbeiter.

Seit 1969 ist Stetten mit einer Schweizerin verheiratet, das Paar hat drei Kinder. Der älteste Sohn Christian ist Abgeordneter des Deutschen Bundestages seit 2002.

Politische Positionen

1968 wurde er Gemeinderat von Kocherstetten und war damit damals jüngstes Gemeinderatsmitglied im Kreis Künzelsau. In Kocherstetten ist er auch heute noch Mitglied, inzwischen das älteste. Später wurde er Stadtrat von Künzelsau und war dies insgesamt 26 Jahre. 1974 wurde er jüngstes Kreistagsmitglied des neu geschaffenen Hohenlohekreises, was er insgesamt 15 Jahre lang war. 1990 war er Nachfolger von Philipp Jenninger als Direktkandidat im Wahlkreis Schwäbisch Hall-Hohenlohe, dies blieb er bis 2002. Sein Nachfolger für den Wahlkreis Schwäbisch Hall-Hohenlohe wurde sein Sohn Christian von Stetten.

Im Bundestag war von Stetten lange Zeit Obmann der CDU-CSU-Fraktion im Rechtsausschuss, ordentliches Mitglied der Verfassungskommission und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung.

Wolfgang von Stetten war Vorsitzender der Deutsch-Baltischen Parlamentariergruppe, die er 1991 – zunächst als Freundeskreis – gründete und deren Vorsitzender er bis 2002 blieb. Ihr Ziel war die Mitwirkung an den Unabhängigkeitsbestrebungen der Länder des Baltikums und die Anerkennung der Staaten durch Deutschland, die Visafreiheit für Deutschland, ihr Eintritt in die NATO und die Mitgliedschaft in der EU. Wolfgang v. Stetten kümmerte sich um humanitäre Hilfe für die Überlebenden des Holocaust in Litauen und Lettland und konnte mit Spendenaufrufen und persönlicher Hilfe über 600.000 DM an etwa 350 Überlebende verteilen, bis die Bundesrepublik Deutschland allen eine geringfügige Rente zubilligte. Die Ereignisse des Vilniusser Blutsonntags hatten 14 Tote und viele Verletzte zur Folge. Auch hier konnte der Deutsch-Baltische-Freundeskreis bzw. die Deutsch-Baltische-Parlamentariergruppe Hilfeleistungen in der Größenordnung von 200.000 DM zur Verfügung stellen, bis der litauische Staat den Opfern des Putschversuchs sowjetischer Militärs Hilfe leistete. Als Hauptaufgabe bestimmte v. Stetten materielle und ideelle Hilfe für die „Wolfskinder“ in Litauen. Dies waren etwa 300 von ehemals vielen Tausenden 1945 durch Kriegsereignisse in Ostpreußen oder dem Baltikum elternlos gewordenen Kindern deutscher Herkunft. Durch die Annahme der litauischen Staatsbürgerschaft 1991 verloren sie nach deutschem Recht die bis dahin noch geltende deutsche Staatsbürgerschaft, und es waren bürokratische Hürden zu überwinden, bis sie in Deutschland wieder eingebürgert wurden. Mit persönlichen Aufwendungen und mit Hilfe von Rotary-Clubs in Deutschland und der Confrérie de la Chaîne des Rôtisseurs wurden rund 400.000 DM aufgebracht. Zweimal wurden 40 dieser Wolfskinder von Wolfgang v. Stetten nach Deutschland eingeladen, zuletzt im September 2006. Seine Aktion 100 Litas Rente für die Wolfskinder führte seit 2007 zu einer monatlichen Zuwendung von umgerechnet 35,00 € für diese, die jetzt im Alter zwischen 65 und 75 Jahren sind.

1995 äußerte sich von Stetten zur geplanten Änderung der Strafgesetzbuch-Paragraphen 177 und 178. Er lehnte die dann 1997 verabschiedete Aufnahme der Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe in das Strafgesetzbuch ab und äußerte sich wie folgt: „Die Ehe ist eine Geschlechtsgemeinschaft und verpflichtet grundsätzlich zum ehelichen Verkehr. Die Verweigerung von Anfang an ist unter Umständen Aufhebungsgrund, die spätere Verweigerung Scheidungsgrund. Zum ehelichen Leben gehört auch, die Unlust des Partners zu überwinden. Der Ehemann ist nicht darauf aus, ein Verbrechen zu begehen – manche Männer sind einfach rabiater.“[1]

1997 löste v. Stetten den ehemaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Hans Filbinger, als Präsident des Studienzentrums Weikersheim ab und sorgte für die Distanzierung von einigen extrem nationalen Mitgliedern. Er selbst bezeichnet sich als national-liberal-konservativen Politiker. Schon 1997 forderte er die Beibehaltung der deutschen Kultur in einem vereinten Europa und den gemeinsamen Widerstand gegen den militanten Islam.

Am 20. Mai 2001 überbrachte Stetten „die Grüße der Mitglieder des Deutschen Bundestages und ihres Präsidenten Thierse“ bei einem Treffen von 600 ehemaligen Fallschirmspringern und Gebirgsjägern, die im Zweiten Weltkrieg an der Luftlandeschlacht um Kreta teilgenommen hatten, bei ihrem Veteranentreffen auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Maleme auf Kreta. Weder der Bundestag noch Wolfgang Thierse waren informiert, es hatte weder Zustimmung noch Genehmigung dafür gegeben.[2]

Seit 2004 ist Wolfgang v. Stetten Litauischer Honorarkonsul für Baden-Württemberg, seit 2005 Vorsitzender der Landessenioren-Union der CDU Baden-Württemberg.

Schloss Stetten

Burg und Burganlage „Schloss Stetten“ befinden sich im Alleineigentum von Wolfgang von Stetten und beherbergen einen Altersruhesitz, in dem in 16 verschiedenen Häusern über 200 Personen leben. Wolfgang von Stetten ist Geschäftsführer dieses Unternehmens.

Vereinsmitgliedschaften

Wolfgang von Stetten gehört folgenden Vereinen und Stiftungen an:

  • Hedwig-Stiftung Künzelsau-Schloss Stetten, Vorsitzender des Vorstands
  • Künzelsauer Burgfestspiele GmbH Künzelsau, Geschäftsführender Vorstand
  • Seniorentreff Künzelsau, Vorsitzender des Vorstands
  • Stauder-Stiftung Künzelsau- Schloss Stetten, Vorsitzender des Vorstands
  • Baron-Wolfgang-Stetten-Stiftung Künzelsau-Schloss Stetten, Vorsitzender des Vorstands
  • Anne-Schmidt-Brücken-Stiftung Künzelsau-Schloss Stetten, Vorsitzender
  • Confrérie de la Chaîne des Rôtisseurs Paris, Baillage National d’Allemagne Präsident
  • Mitglied der Ordensregierung des Johanniterordens als Ordenswerkmeister
  • Mitglied des Präsidiums der Johanniter Unfallhilfe e. V.
  • Vorsitzender des Verwaltungsrates der Johanniter Schwesternschaft

Auszeichnungen

  • 1989 Freiherr-vom-Stein-Medaille
  • 1990 Bundesverdienstkreuz am Bande
  • 1996 Litauischer Gedimino-Orden III
  • 1996 Estnisches Maarjamaa-Kreuz I. Klasse
  • 2003 Ehrenbürger des Kreises Kelme, Litauen

Einzelnachweise

  1. Humanistische Union: Keine Privatsache: Vergewaltigung in der Ehe. siehe auch Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll 13/51 vom 6. September 1995, Seite: 04334
  2. Wolfram Wette (Hrsg.): Filbinger, eine deutsche Karriere. Klampen-Verlag, Springe 2006, ISBN 3-934920-74-8, S.137f.

Weblinks


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