- Wülfershausen a.d.Saale
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Bayern Regierungsbezirk: Unterfranken Landkreis: Rhön-Grabfeld Verwaltungs-
gemeinschaft:Saal an der Saale Höhe: 266 m ü. NN Fläche: 18,12 km² Einwohner: 1487 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 82 Einwohner je km² Postleitzahl: 97618 Vorwahl: 09762 Kfz-Kennzeichen: NES Gemeindeschlüssel: 09 6 73 184 Adresse der Gemeindeverwaltung: Gemeinde Wülfershausen a.d.Saale
Wiesenflecklein 4
97633 Saal a.d.SaaleWebpräsenz: Bürgermeister: Peter Schön Wülfershausen an der Saale (amtlich: Wülfershausen a.d.Saale) ist eine Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld und Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Saal an der Saale.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Wülfershausen a.d. Saale liegt in der Region Main-Rhön (Bayerische Planungsregion 3) im Zentrum des Grabfelds.
Es existieren folgende Gemarkungen: Eichenhausen, Wülfershausen a.d.Saale.
Geschichte
Im Jahr 800 erfolgte die erstmalige urkundliche Erwähnung von Wulfrichshus. Wülfershausen an der Saale gehörte zum Großherzogtum Würzburg des Erzherzog Ferdinand von Toskana, bevor es mit den Verträgen von Paris 1814 zu Bayern gelangte. Das ehemalige Amt des Hochstiftes Würzburg wurde nach der Säkularisation 1803 zugunsten Bayerns 1805 Erzherzog Ferdinand von Toskana zur Bildung des Großherzogtums überlassen und fiel mit diesem 1814 endgültig an Bayern. 1978 wurde im Zuge der Gebietsreform Eichenhausen eingemeindet.
Aus der Chronik
Im Jahr 800 erfolgte die erstmalige urkundliche Erwähnung in einer Schenkungsurkunde der frommen Amalbirge, Tochter des Adelheres, auf, die im Jahre 32 der Regierung Karls (= 800 n. Chr.) in Munrichstat, ihre ganze Habe, darunter auch die in Villa Wulfrichshus im Gau Grabfeld, an den Salvatordom in Würzburg vermachte.
Weitere urkundliche Nachrichten geben uns die Fuldarer Traditionen, wonach im Jahre 801 derselbige Adelsheres dem Kloster Fulda seine sämtlichen Besitzungen in Wulferichshus testamentlich vermachte.
1018 schenkte schließlich Bischof Heinrich I. von Würzburg den Zehnt vom Wülfershausen dem von ihm gegründeten Benediktinerkloster St. Stephan in Würzburg. 1136 erwarb dieses Kloster St. Stephan in Wülfershausen ein eigenes Hofgut, das sich im Laufe der Jahrhunderte durch Schenkung und Ankauf zum größten Bauerngut des Dorfes entwickelte.
Am 4. Januar 1258 vermachte Fürstbischof Iringus von Rheinstein das ganze Dorf Wülfershausen dem Kloster St. Stephan in Würzburg. Von da an und in den folgenden Jahrhunderten war Wülfershausen dem Kloster „zehnt- und gültpflichtig“.
Aus diesem „Incorporationsbrief“ der Pfarrei Wülfershausen in das St. Stephanskloster zu Würzburg ist zu entnehmen, dass nun Benekdiktinerpatres die Seelsorge hier und in vier benachbarten Filialdörfern bis zur Säkularisation im Jahre 1804 übernahmen. Die Benediktiner prägten also in den folgenden Jahrhunderten baulich und gesellschaftlich das Ortsbild und die Menschen Wülfershausens, was vor allem in ihrer Bautätigkeit zum Ausdruck kam. Neben ihrer baulichen Aktivität pflegten sie auch den Weinbau in Wülfershausen, der bis zum Jahre 1840 regen Zuspruch fand.
Das Marktrecht
Um 1500 erhielt Wülfershausen das Privileg, im Jahre drei Märkte (Kehlmärkte) innerhalb seiner Mauern abzuhalten. Dabei gab am Rathaus die aufgesteckte Marktfahne jeweils die Marktdauer bekannt.
Befestigungsanlagen
Mit dem Marktrecht war damals zugleich das Befestigungsrecht verbunden. Das „Dorf“ war in alter Zeit südlich und westlich durch die Saale und nördlich und östlich durch einen Wall und eine Mauer von außen gegen Feinde geschützt. Im Bereich von Kirche und Pfarrhaus gab es als eigene Befestigung eine Kirchenburg mit den sog. „Gaden“. Die letzten „Gaden“ wurden beim Kirchenbau 1962/63 ein Opfer der Spitzhacke.
Bezeugt ist auch im Gemeindearchiv, dass Wülfershausen einst neben einer bedeutenden Bewehrung noch drei Tortürme bzw. Torhäuser besaß: das Obertor, das Untertor und das Angertor. Das Untertor wurde bereits 1790, das Obertor 1832 und schließlich 1837 das Angertor „geschleift“. Noch heute benennen sich Ortsbereiche nach diesen Tornamen.
St. Stephanuskapelle
Nahe der Bundesstraße 279 liegt auf einer leichten Anhöhe die romanisch/spätgotische Friedhofskapelle St.Stephan, im Volksmund „Stöffskirch“ genannt, umgeben vom Friedhof. Der „alte“ Friedhof lag um die allererste Pfarrkirche St. Vitus vor 1607 und innerhalb der schützenden Kirchenburg im Dorf. Da dieser Begräbnisplatz durch die anwachsende Bevölkerung zu eng war, wurde vom alten Klosterhofbesitz im Jahre 1507 Ackerland als neuer Friedhof „abgetreten“.
Auf diesem Grundstück stand wohl schon damals ein kleines „Stephanuskapellchen“, wohl aus dem 13.Jahrhundert.
1507 wurde das aus dieser Zeit stammende Kapellchen durch ein Langhaus (Erbauer unbekannt) vergrößert. Es ist anzunehmen, dass das Kloster die Kapellenerweiterung durchführte, zumal das Bauwerk auf dem Stephanshofgut steht, dessen Eigentümer das Kloster war. Das Hofgut wurde später verkauft mit der Auflage, dass der neue Eigner täglich das Gebetsläuten „Angelusläuten“ besorgen musste.
Die Kreuzweg-Stationen innerhalb der zwei Meter hohen Mauer des Friedhofs wurden 1863 aufgestellt und eingeweiht. Sie wurden von einem „Guttäter“ gestiftet. Sie dokumentieren das handwerkliche Kunstverständnis eines genialen, aber unbekannten Steinmetzmeisters.
Die Lourdesgrotte an der östlichen Kapellenwand, ebenfalls eine Stiftung, stammt aus dem Jahre 1896, und ist auch noch heute für fromme und hilfsbedürftige Menschen sehr oft Zufluchtsort.
In dem der St. Stephanuskapelle nahegelegenen Ortsteil „Anger“ sind zwar keine Gebäude mehr aus dem 13.Jahrhundert erhalten, aber seine zwei- bis dreihundert Jahre hat so manches Haus überstanden. Einzelne Fachwerkhäuser zeigen mit reich geschnitzten Balken, Eckpfosten, Holzzahnschnittverzierungen und mit der Margerite als Mittelpunkt der geschwungenen Andreaskreuze handwerkliches Können und Wohlhabenheit seiner damaligen Bürger.
Gemeindewappen
1575 erhält Wülfershausen vom Fürstbischof Julius Echter ein Gemeindewappen verliehen. Es zeigt den Gemeindepatron, den Heiligen Vitus und das Wappen Echters. Das Originalwappen ist noch heute im Gemeindearchiv zu finden.
Rathaus und Schlundhaus
Auf dem Weg zur Kirche liegt nördliche das alte, hohe Rathaus mit dem rundbogigen Konsoleneingang. Es zeugt von dem damals wahrgenommenen Recht auf eigene Verwaltung und niedere Gerichtsbarkeit und zeigt auf seiner Südseite das älteste Monument, das Fränkische Wappen mit der Jahreszahl 1584.
Daneben erhebt sich seit 1613 das ehemalige Gemeindeschlundhaus, die spätere Gaststätte „Ziegler“. Es war eines von drei Gemeindewirtschaften der damaligen Zeit.
Pfarrhaus und Zehntscheune
Nordöstlich davon liegt der Pfarrhof mit der mächtigen Zehntscheuer und dem langgestreckten Pfarrhaus mit seinem figuren- und wappengeschmückten Renaissanceeingang. Erbaut wurde das geräumige Pfarrhaus im Jahre 1608 von Pater Kilian Gullmann, dem damaligen Ortspfarrer als Wohnung für mehrere Patres und Fratres zur Betreuung der angrenzenden Kirchengemeinden, nachdem er im Jahr zuvor, also 1607, eine neue Kirche bauen ließ. Die nahegelegene Zehntscheuer, heute noch Herrenbau, genannt, wurde im gleichen Jahr errichtet. Sie war Sammelort für die Zehnten, Gülden und Reichnisse in Wülfershausen und weiterer sechs Ortschaften der näheren Umgebung.
Pfarrkirche „St. Vitus“
Östlich des Pfarrhauses liegt die neue Pfarrkirche St. Vitus, erbaut im Jahre 1962/63 von dem Kirchenbauarchitekten Erwin van Aaken. Sie stellt einen, schlichten, modernen, einräumigen Sakralbau aus Beton und Glas dar, der nur aus seiner Zeit erklärbar ist und trat an die Stelle der zu klein gewordenen, alten, im Jahre 1607 von Pater Gullmann errichteten Kirche. Damals blieb die untere Turmhälfte (Julius-Echter-Turm) erhalten. 1962/63 wurde beim Kirchenneubau der gesamte bestehende Turm mit seinen Abmessungen belassen. Der Kirchenbau erfolgte unter Pfarrer Geis, die Schuldenlastabtragung unter Pfarrer Hugo Müller; der über 30 Jahre die Pfarrstelle in Wülfershausen betreute.
Schulhaus
Südlich der Pfarrkirche steht das in Quadermauerwerk im Jahre 1902 erbaute Schulhaus, dessen Steine aus gemeindeeigenen Brüchen stammen. Es ersetzte das alte Schulhaus aus dem Jahre 1790, das mit Steinen des im gleichen Jahr abgebrochenen Untertores erbaut wurde und das an die Stelle des damals baufälligen, alten Schulhäuschens früherer Jahrhunderte trat. Erster bestallter Schulmeister laut Urkunde war im Jahre 1575 Kaspar Neugast, um 1600 wurde noch Sebastian Fügespan, der zugleich öffentlich bestellter Notar war, genannt. Als Baumeister der neuen Schule fungierte im Jahre 1902 die Firma Baumbach aus Nordheim v. d. Rhön, die als Baukosten 42.000 RM erhielt. Dieses Schulgebäude hat fünf Schulsäle und dient noch heute im Schulverband Saaletal als Grundschule.
Brandereignisse
1607 hatten katastrophale Brandereignisse insgesamt 97 Wohnungen und Scheuern, im Jahre 1692 113 Gebäude in Schutt und Asche gelegt.
Weißer Turm
1617 wird der Wartturm auf der Landwehr an der östlichen Gemarkungsgrenze laut Gemeinderechnung weiß angestrichen. Seitdem trägt der landschaftsprägende Turm an der Flurgrenze zu Waltershausen und Wargolshausen den Namen „Weißer Turm“. Der Vorgängerbau dürfte ein Holzturm aus dem 13. Jahrhundert gewesen sein, um feindliche Angriffe rechtzeitig zu erkennen und an die Bevölkerung weiterzugeben. Noch heute steht dieser ehemalige Wachturm an der östlichen Gemarkungsgrenze von Wülfershausen als Wahrzeichen vergangener Zeiten. Eine Speisegaststätte im Neubaugebiet in Wülfershausen trägt den Namen Gasthaus „Zum Weißen Turm“.
Rokokobildstöcke
Auf dem Weg zur Fränkischen Saale, der durch eine Kastanienallee mit Ausblick gegen Osten über den Wiesengrund führt, befinden sich als Rokokobildstöcke der „Heiland an der Geiselsäule“, „der Prozessionsaltar mit letztem Abendmahl“ (eine Stiftung) sowie der „Heilige St. Nepomuk“ auf der Saalebrücke, alles Zeichen der ehemals im Dorfe tätigen Benediktinermönche.
Gerichtsbarkeit
1804 wird Wülfershausen, das bisher dem Landgericht Bad Neustadt a.d. Saale angehörte, dem Landgericht und Rentamt Bad Königshofen zugewiesen.
Stiftung im Jahre 1829
1829 erfolgte die Stiftung eines Frühmessbenefiziums durch Anna-Maria Rösch.
Weinbau
1840 wird der einstmals stark verbreitete Weinbau (Einlagerung von 82 Hektolitern im Zehntkeller unter dem Pfarrhaus im Jahre 1683) in Wülfershausen eingestellt. Heute noch erinnern das Gemeindewappen und die St. Urban-Prozession (Der Heiliger Urban ist Patron der Weinberge) am 25. Mai alljährlich daran.
Kriegerdenkmal und „Armenseelenfest“
Auch das Kriegerdenkmal, in jüngster Zeit neu gestaltet, hat unter hohen Bäumen hier über dem Saalegrund seinen markanten Platz. Mit der Barockmadonna des Bildhauers Franz Weigand aus Oberelsbach erinnert die Stiftung an die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 sowie der beiden Weltkriege. Deshalb gedenkt alljährlich Wülfershausen im Juli hier am „Armenseelenfest“ seiner Toten und Gefallenen. Das „Armenseelenfest“ ist eine Stiftung der Geschwister Gertrud und Marianne Weber im Jahre 1920.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Breiten Saale - der ehemalige Mühlbach existiert seit dem Verkauf der gemeindlichen Angermühle nicht mehr - stehen weitere Anwesen mit Hoftoren, Wohnhäuser mit vorhangbogigen, gotischen Fußgängerpforten, Zeugen vergangener Bildhauer-und Baumeisterkunst.
Jüdisches Leben
Mindestens seit dem 19. Jahrhundert waren im Ortsteil Eichenhausen jüdische Familien ansässig, die sich in der Ortsstraße 37 ihre Synagoge errichteten. Dieses Gotteshaus wurde beim Novemberpogrom 1938 durch SA-Männer zerstört, woran eine Erinnerungstafel am Kriegerdenkmal erinnert.[1]
Einwohnerentwicklung
Politik
Bürgermeister ist Peter Schön, der im Jahr 2002 Nachfolger von Manfred Blochmann wurde. Kurios an der Wahl Peter Schöns im Jahr 2002 ist gewesen, dass er zwar ohne Gegenkandidat als Nachfolger von Manfred Blochmann angetreten ist, er dennoch im ersten Wahlgang nicht die zur Wahl erforderliche einfache Mehrheit (50%) der Stimmen erhielt.
Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 1999 umgerechnet 647 T€, davon betrugen die Gewerbesteuereinnahmen (netto) umgerechnet 120 T€.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft
Es gab 1998 nach der amtlichen Statistik im produzierenden Gewerbe 101 und im Bereich Handel und Verkehr keine sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 567. Im verarbeitenden Gewerbe gab es keine, im Bauhauptgewerbe 3 Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 34 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 794 ha, davon waren 680 ha Ackerfläche und 111 ha Dauergrünfläche.
Bildung
Es gibt folgende Einrichtungen (Stand: 1999):
- Kindergärten: 72 Kindergartenplätze mit 64 Kindern
Einzelnachweise
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 198f.
Weblinks
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