X2000

X2000
SJ Baureihe X2000
X2000
Anzahl: 43 (SJ AB), 1 Guangshen Railway company
Hersteller: ABB (Västerås), Kalmar Verkstad (Kalmar)
Baujahr(e): 1989-1998
Achsformel: Bo'Bo' (Triebkopf)
Länge über Kupplung: 140/165 m (fünf-/sechsteilig)[1]
Leermasse: 344,0 t
Radsatzfahrmasse: 18,5 t
Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h (276 km/h bei Testfahrten 1993)
Stundenleistung: 4.000 kW
Dauerleistung: 3.260 kW
Stromsystem: 15 kV/16,7 Hz (Baureihe X2K zusätzlich 25 kV/50 Hz für den Verkehr nach Dänemark)
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Antrieb: Drehgestell- und Gelenkantrieb
Zugsicherung: SIFA/ATC 2
Sitzplätze: 261/309 (fünf-/sechsteilig)[1]

Der X2000 ist ein Hochgeschwindigkeitszug aus Schweden. Er ist seit 1990 im regulären Einsatz.

Sein Streckennetz erstreckt sich von Stockholm in den Norden Schwedens bis Falun und Östersund, in den Westen bis Arvika, Uddevalla und Göteborg, in den Süden bis Malmö und Kopenhagen (Dänemark).[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Durch die im Vergleich zu Mitteleuropa gänzlich andere Bevölkerungsstruktur in Schweden bot es sich nicht an, teure Hochgeschwindigkeitsstrecken zu bauen. Die hügelige und bergige Landschaft Schwedens verteuerte Neubaustrecken noch zusätzlich. So hätte eine solche Neubaustrecke zwischen Stockholm und Göteborg, den zwei größten Städten Schwedens, inklusive Rollmaterial in den 90er-Jahren rund 9 Milliarden schwedische Kronen gekostet.

Daher entschieden sich die Schwedischen Staatsbahnen (SJ) für einen Triebzug der Baureihe 'X2' ('X2000' ist der Produktname wie zum Beispiel 401/ICE) mit Neigetechnik, der auch bestehende Strecken durch seine Neigetechnik schneller befahren kann.

Bis 1989 waren 20 Triebzüge bestellt. Die Züge sind vollklimatisiert und waren zur Inbetriebnahme mit einem Funktelefon ausgerüstet. Die vorgesehene fahrplanmäßige Höchstgeschwindigkeit der für 210 km/h konzipierten Einheiten lag bei 200 km/h. Zehn der 20 Einheiten waren für die Strecke StockholmGöteborg bestimmt, weitere Garnituren sollten auf den Strecken Stockholm–Malmö und Stockholm–Östergötland eingesetzt werden. Die Züge wurden im Werk Västerås der ABB zu einem Stückpreis von 100 Millionen Schwedischen Kronen gebaut; die Entwicklung der Züge hatte bis 1989 zwei Milliarden Kronen gekostet.[2]

Im September 1990 nahm die Gesellschaft den Betrieb auf der Strecke Stockholm–Göteborg auf. Die erste Serie von 20 Zügen wurde bis 1994 ausgeliefert.[3] Heute (2006) auf mehreren Strecken von Kopenhagen in Dänemark bis Härnösand in Nordschweden.

Anfang 1993 bestellte das Unternehmen 14 weitere Kurzzüge mit je einem Triebkopf, zwei Mittelwagen und einem Steuerwagen (Auftragsvolumen: 220 Millionen D-Mark), verbunden mit einer Option auf 15 weitere Garnituren.[3] Mitte der 1990er Jahre wurden einige Züge um einen auf siebten Mittelwagen verstärkt.[4] Heute verkehren die Garnituren als fünf- und sechsteilige Züge.

Ende 1995 bestellten die SJ sieben weitere X2000-Triebköpfe sowie 28 -Mittelwagen. Das Auftragsvolumen lag bei umgerechnet rund 200 Millionen D-Mark, die Auslieferung der ersten Fahrzeuge war für Juli 1996 geplant. Darüber hinaus bestand eine option zur Lieferung von sechs zusätzlichen Zügen gleichen Typs sowie verschiedenen Varianten für den Auslandsverkehr.[5]

Die Norges Statsbaner liehen Ende 1996 gegen eine Gebühr von umgerechnet rund zwei Millionen D-Mark eine X2000-Garnitur der SJ aus. Die Züge kamen bis 21. Dezember auf der Strecke OsloKristiansand eingesetzt. Die Züge legten dabei die 353 km lange Strecke in einer Fahrzeit von drei Stunden und 48 Minuten zurück; zuvor hatte die Reisezeit bei vier Stunden und 24 Minuten gelegen. Die damaligen Planungen der NSB sahen vor, sechs oder sieben Neigezüge ab 1999 auf der Strecke im Regeldienst einzusetzen; weitere Strecken waren geplant.[4]

In den Jahren 2000 bis 2004 wurden sieben Einheiten von der privaten Bahngesellschaft Linx betrieben. Diese setzte sie zwischen Oslo, Göteborg, Malmö und Kopenhagen ein. Linx war ein Joint-Venture zwischen der SJ und der Norwegischen Staatsbahn NSB. Das vorzeitige Ende kam, als die SJ die Züge auf rentableren Verbindungen in Schweden einsetzen wollte. Ein weiterer Grund war ein spürbarer Fahrgastrückgang auf diesen Verbindungen, bedingt durch die Billigflugkonkurrenz.

Ab 2000 wurde zeitweilig Werbung an einigen Triebköpfen des X 2000 angebracht. Für die erste Werbung, sechs Monate ab 1. Februar 2000, zahlte eine Wirtschaftszeitung eine Million Kronen.[6]

Aufbau und Ausrüstung

Ein X2000 im Bahnhof Lund C

Der Zug besteht normalerweise aus einem Triebkopf mit vier bis fünf Mittel- und einem Steuerwagen. In einem der Mittelwagen befindet sich ein Zugrestaurant. Es ist möglich, zwei Einheiten zu kuppeln und gemeinsam zu steuern, damit der Zug elf Wagen und zwei Lokomotiven hat. Die Linx-Züge fuhren mit nur vier Mittelwagen.

Die fünfteiligen Einheiten bieten 261 Passagieren Platz, die Sechsteiler 309. Zwei weitere Plätze stehen jeweils für Rollstuhlfahrer zur Verfügung. Die maximale Achslast liegt bei 18,5 Tonnen. Die Kurvenneigung liegt bei maximal 6,5 Grad, die Neigungsänderung bei höchstens vier Grad pro Sekunde.[1]

Der Erste-Klasse-Anteil ist mit zwei Wagen ungewöhnlich hoch. Weil die Auslastung dem nicht entsprach und gleichzeitig die Nachfrage in der zweiten Klasse das Angebot überstieg, verkleinerte man den Erste-Klasse-Bereich flexibel und ohne wagenbauliche Änderungen bis auf einen halben Wagen und definiert die Erste Klasse durch die im Fahrpreis enthaltene Verpflegung am Platz.

Die Mitnahme von Fahrrädern ist im X2000 nicht zugelassen.

Alle Züge wurden 2005 mit WLAN ausgestattet und mit einer neuen Farbgebung in Grau versehen. Es wurden außerdem Verstärker eingebaut, um den Empfang mit Mobiltelefonen zu verbessern.

Technisches

Die Lokomotive besitzt vier Drehstrom-Asynchronmaschinen (3*380V, 50Hz). Die Steuerung erfolgt mittels GTO-Thyristor mit einer Frequenz von 0 bis 120 Hz.

Die Neigetechnik wird richtungsabhängig von einem Beschleunigungsmesser aus der Lokomotive oder dem Steuerwagen gesteuert. Der Neigungswinkel ist abhängig von Geschwindigkeit und Radius, er wird in jedem Wagen an den Drehgestellen gemessen und hydraulisch eingestellt. Bei Geschwindigkeiten unter 70 km/h findet keine Neigung statt. Die Technik wird auch so eingeschränkt, dass ein Passagier auf einem Eckplatz des Wagens nie 30 cm höher oder tiefer als ein anderer Passagier im selben Wagen sitzt. Der Triebkopf selbst verfügt über keine Neigetechnik. Ein besonderer Lokführersitz mit verstärktem Seitenhalt gleicht die erhöhte Seitenbeschleunigung aus.

Eine Besonderheit des Zuges ist die radiale Einstellbarkeit der einzelnen Achsen in jedem Drehgestell. Auf den bogenreichen Strecken Schwedens kann sich so jede Achse einzeln der Strecke anpassen. Dadurch reduziert sich die Reibung erheblich, was zu Einsparungen beim Energieverbrauch und geringerem Materialverschleiß führt.

In den Jahren 2000 bis 2001 wurden einige der Züge für den Betrieb in Dänemark umgerüstet, damit der Einsatz auf der Öresund-Verbindung möglich wurde. Neben dem Einbau der dänischen Zugsicherungstechniken beinhielt dies den Umbau der Triebköpfe zu Zweisystemtriebköpfen, da die dänischen Fernstrecken abweichend mit 25kV bei 50Hz elektrifiziert sind. Die Baureihenbezeichnung der Triebköpfe änderte sich auf X2K.

Auswirkungen

Der Zug hat spürbare Auswirkungen auf die SJ und den schwedischen Schienenverkehr hinterlassen. Steigende Passagierzahlen, verbunden mit sinkenden Betriebsausgaben bei gleichzeitig beschleunigten und effizienteren Einsätzen halfen der SJ, profitabel zu werden.

Der X2000 bewies auch, dass Innovation im Schienenverkehr nicht nur im Ausland, sondern auch in Schweden möglich ist. 1991 begann die Regierung mit einem umfangreichen Investitionsprogramm zum Ausbau des Schienennetzes, das jährlich 5 bis 10 Mrd. Kronen umfasste. Das Programm besteht bis heute und wird sogar noch erweitert. Ein Meilenstein wurde in den späten 1990er Jahren erreicht, als die Zahl der Passagiere erstmals den Wert des Jahres 1940 überstieg.

Seit 1990 wurden außerdem einige Neubaustrecken gebaut. Dazu gehören die Öresundverbindung, die Arlanda-Flughafenbahn und die 80 km lange Svealandlinie (Stockholm) – SödertäljeEskilstuna.

Literatur

  • Obermayer (Hrsg.): Internationaler Schnellverkehr. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1994, S.165-167 ISBN 3-440-06775-0

Weblinks

  • X2000 auf www.hochgeschwindigkeitszuege.com

Einzelnachweise

  1. a b c d Statens Järnvägar: Skönare resa med X2000, Werbebroschüre
  2. Meldung In Schweden bald Tempo 200. In: Die Bundesbahn. Nr. 12, 1989, S. 1116 f.
  3. a b Meldung Schwedische Staatsbahn bestellt 14 weitere ABB X2000. In: Eisenbahntechnische Rundschau, Jahrgang 1993, Heft 3, S. 127
  4. a b Meldung X2000 in Norwegen und Schweden. In: Eisenbahntechnische Rundschau. 45, Nr. 12, 1996, S. 741.
  5. Meldung Schwedische Staatsbahnen ordern weitere X 2000-Hochgeschwindigkeitszüge (sic!). In: Eisenbahntechnische Rundschau. 45, Nr. 1/2, 1996, S. 4.
  6. Meldung Glanzreklame. Triebkopf X 2000. In: Eisenbahntechnische Rundschau. 49, Nr. 4, 2000, S. 201

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