Yamaha XZ 550

Yamaha XZ 550
Yamaha
XZ 550
Hersteller: Yamaha
Produktionszeitraum: 1982–1985
Klasse: Naked Bike/Tourer
Motor: wassergekühlter 2-Zylinder V-Motor
Bohrung (mm): 80
Hub (mm): 55
Verdichtung: 10,5:1
Hubraum (cm³): 552
Leistung (kW/PS): 47 / 64 bei 9.500 min-1
Drehmoment (Nm): 50,1 bei 8.500 min-1
Höchstgeschwindigkeit (km/h): 195
Kraftstoff: Benzin
Kraftstoffverbrauch:
Getriebe: 5
Antrieb: Kardanantrieb
Fahrwerk/Rahmen: Doppelschleifen-Rohrrahmen mit hochliegenden Unterzügen
Bremsen: Doppelscheibenbremse vorn Ø 267 mm
Simplex-Trommelbremse hinten Ø 180 mm
Radstand (mm): 1450
Bereifung vorne: 90/90-18-51 H
Bereifung hinten: 110/90-18-51 H
Maße (L × B × H mm): 2210 × 750 × 1110
Sitzhöhe (cm): 77,5
Leergewicht (kg): 215
Tankvolumen (Liter): 17 Liter, davon 2,7 Liter Reserve
Ähnliche Modelle: Honda CX 500

Die Yamaha XZ 550 ist ein Mittelklasse-Motorrad des japanischen Motorradherstellers Yamaha, das von 1982 bis 1985 in Deutschland angeboten wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In den 1970er Jahren hatte Yamaha im Motorradbau einen Marktanteil von 37 %, der Konkurrent und Weltmarktführer Honda einen Anteil von 38 %. Yamaha war erfolgreich in das Viertaktgeschäft eingestiegen, hatte in den folgenden Jahren weitere gute Ergebnisse in anderen Bereichen und brachte seit 1980 seine ersten Motorräder mit (luftgekühlten) V-2–Motor heraus.

Um auf dem Motorradsektor endgültig die Spitzenposition zu erreichen, sollte Anfang der 1980er Jahre ein Konkurrenzprodukt zur Honda CX 500 entwickelt werden, dem damals meistverkauften Motorrad der Welt. Das Grundkonzept sah ein Motorrad mit wassergekühltem 2-Zylinder-V-Motor, um die 500 cm³ Hubraum, Kardanantrieb und einem deutlich besseren Fahrwerk als die CX vor. Gleichzeitig sollte es als Sportmotorrad wesentlich leistungsstärker als die CX 500 und Kawasakis 1980 präsentierte GPZ 550 sein.

Die Werbestrategen von Yamaha zielten auf den Markt der Sportmotorräder. Hierbei wurden in den Werbebroschüren sogar ausdrücklich die Vierzylinder-Konkurrenz als "Multizylinder" angegriffen. Die ersten Tests und Vorstellungen in den einschlägigen Publikationen schienen dem Recht zu geben: Motorrad (Ausgabe 1-1982) bescheinigte der XZ 550:

"Denn die 64 PS des wassergekühlten V-Motors stehen nicht nur auf dem Papier. ... Die etablierte Konkurrenz in der Halbliterklasse tut gut daran, den Newcomer ernst zu nehmen."

Laut der Zeitschrift PS 2/1982 unter dem Titel "Glanz-Nummer" charakterisieren die "üppigen Drehzahlreserven" den Motor "...vollends als sportlich", die Auto Zeitung (Ausgabe 2/1982) schrieb enthusiastisch:

„So wie die XZ 550 dürfte wohl das Sportmotorrad der Zukunft aussehen“

Die Zeitung Sonntag Aktuell schrieb unter dem Titel "Hochkarätige Technik":

„Vielmehr ist diese neue XZ 550 ein supersportliches Mittelgewichtsmotorrad, ausgesprochen handlich und in neuem, eckigen Yamaha-Design.“

In der Tat war der neu entwickelte Motor zur damaligen Zeit technisch führend (siehe unten).

Was in der Theorie beeindruckte, wurde bei Vergleichstests in der Praxis allerdings nicht bestätigt. Yamahas V-2 konnte trotz aufwändigster Technik die (Sport-)Rivalen nicht übertreffen. Allgemein wurde die Leistung gelobt, das Fahrwerk aber als dieser nicht angepasst kritisiert. Yamaha hatte mit der Modellpolitik das Ziel verfehlt, ein herausragendes Sportmotorrad anbieten zu können.

Auch wenn Hondas CX 500 ein sehr eigenwilliges Design bot, hatte das Yamaha-Design der XZ 550 mit seiner gewöhnungsbedürftigen Mischung aus Ecken und Rundungen, das auf den amerikanischen Markt zugeschnitten war, in Europa einen schweren Stand. Yamaha reagierte auf den Misserfolg sofort: Aus dem Supersportler wurde ein Mittelklasse-Tourer, der bereits auf der IFMA 1982 präsentiert wurde. Dazu wurde das Motorrad als XZ 550 S mit einer Vollverkleidung im Design der XJ 650 Turbo versehen, die Urmodelle konnten nachgerüstet werden.

Die Verkleidung selbst war für die damalige Zeit ausgesprochen gut, gleichzeitig kaschierte sie das kritisierte Design, insbesondere des Motors. Allerdings konnte Yamaha den verlorenen Vorsprung nie wieder einholen. 1983 ging der Verkauf neuer Motorräder allgemein zurück und alle Hersteller senkten zur Saison 1984 die Preise für die 1982/1983er Modelle. Als Ende 1984 die neuen Modelle wie die XJ 600 und die FZ 750 Genesis vorgestellt wurden, war die kurze Zeit der XZ 550 bereits vorbei. 1985 wurde die XZ dann in Deutschland das letzte Mal offiziell angeboten.

Technische Daten XZ 550

Motor:

  • Zwei-Zylinder-V-Motor, Kurbelwelle quer zur Fahrtrichtung
  • 70° Zylinderwinkel
  • Ausgleichswelle zum Massenausgleich
  • Wasserkühlung
  • zwei Nockenwellen pro Zylinderkopf (DOHC), zahnkettengetrieben
  • vier Ventile pro Zylinderkopf, über Tassenstößel direkt angesteuert
  • Hubraum: 552 cm³
  • Bohrung: 80 mm
  • Hub: 55 mm
  • Bohrung/Hub-Verhältnis: 0,69 (sehr kurzhubig)
  • Verdichtung 10,5: 1
  • Nennleistung 47 kW (64 PS) bei 9.500 min-1 (für den deutschen Markt auch mit 37 kW/50 PS)
  • max. Drehmoment: 50,1 Nm bei 8.500 min-1
  • kontaktlose Transistorzündung TCI

Schmierung: Naßsumpf-Druckumlaufschmierung

Gemischaufbereitung: 2 Mikuni-BD34-Fallstromvergaser mit Beschleunigerpumpe

Elektrische Anlage:

  • Spannung 12 V
  • Drehstrom-Lichtmaschine mit 260 Watt, Neun-Dioden-Gleichrichter und elektronischer Spannungsregelung
  • Batterie 14 Ah

Kraftübertragung:

  • Primärantrieb über geradeverzahnte Stirnräder
  • Mehrscheibenkupplung im Ölbad
  • Klauengeschaltetes Fünfganggetriebe
  • Kardanantrieb

Fahrwerk:

  • Doppelschleifen-Rohrrahmen mit hochliegenden Unterzügen
  • Telegabel mit zurückversetztes Achsaufnahme, Federweg 140 mm
  • Cantilever-Schwinge mit Zentralfederbein, Federweg 90 mm
  • Radstand 1450 mm
  • Nachlauf 118 mm, 26°40'
  • Lenkungswinkel 62°
  • Leichtmetall-Gußräder, vorne 1,85×18, hinten 2,18×18
  • Reifen vorn 90/90-18-51 H, hinten 110/90-18-51 H
  • Doppelscheibenbremse vorn (hydraulisch betätigt, Scheibendurchmesser 267 mm, amerikanische Version mit Einfachscheibenbremse)
  • Simplex-Trommelbremse hinten (mechanisch betätigt, Trommeldurchmesser 180 mm)

Abmessungen und Gewichte

  • Gesamtlänge 2210 mm
  • Gesamtbreite 750 mm
  • Sitzhöhe 775 mm
  • Leergewicht (vollgetankt) 215 kg (XZ 550 S: 228 kg)
  • zul. Gesamtgewicht 410 kg
  • Tankinhalt 17 Liter (davon 2,7 Liter Reserve)
  • Höchstgeschwindigkeit 195 km/h (XZ 550 S: 185 km/h)

Situation heute

Auch wenn in der Motorrad 8/2004 steht "Im Gegensatz zu manch anderem gescheiterten Bike erfuhr die XZ bislang keine Rehabilitierung in Liebhaberkreisen", gibt es die Liebhaber doch, siehe die u.a. Links. Für den 1. Januar 2009 zählte das Kraftfahrbundesamt in Deutschland 216 Zulassungen in der 47 kW-Version und 596 Zulassungen in der 37 kW-Version, insgesamt also noch 812 Motorräder dieses Typs (Saisonkennzeichen inbegriffen).

Die Ersatzteilversorgung ist bei einem über 20 Jahre alten Motorrad natürlich nicht mehr optimal. Gebraucht wird die 550er deshalb zu niedrigen Preisen angeboten, da notwendiger Ersatz mit Originalteilen, sofern überhaupt noch erhältlich, ausgesprochen teuer ist.

Seit dem Jahre 2000 findet jährlich im August ein Treffen von XZ-Fahrern und Freunden statt. Dieses hat sich in der "XZ-Gemeinde" bereits als großes "Familientreffen" etabliert, und wird an wechselnden Orten ausgerichtet. Über den unten stehenden deutschen Link, findet der geneigte Interessent alle Informationen zu besagten Treffen, und vor allen Dingen Ratschläge bezüglich Reparatur, Material-/Ersatzteilbeschaffung und was sonst noch wichtig sein könnte.

Das Motorenkonzept an sich war erfolgversprechend, Yamaha nutze die Grundkonzeption deshalb noch weiter bei anderen Modellen: zunächst als V-4, sozusagen der Synthese zweier XZ-Motoren in der Yamaha XVZ 12/13 Venture, die von 1984 bis 1992 als Luxustourer der Honda Gold Wing Konkurrenz bieten sollte. Dieser ursprünglich 90 PS leistende Motor war dann die Grundlage für das Triebwerk der V-Max, in der er nach grundlegender Überarbeitung des Zylinderkopfes (Überarbeitung der Ein- und Auslasskanäle, größere Ventile mit verstärkten Ventilfedern, schärfere Nockenwellen, leichtere Kolben, überarbeitete Pleuel und Kurbelwelle und natürlich das "V-Boost-System") eine Leistung von 145 PS erbrachte. Die V-Max wurde von 1984 bis 2006 produziert. Und auch der Motor des seit 1996 gebauten Yamaha-Cruiser XVZ 1300 A Royal Star basiert auf dem alten XVZ-Antrieb (und damit auf dem Motor der XZ 550).

Im Jahr 1999 gelang Suzuki schließlich das, was Yamaha 20 Jahre vorher beabsichtigt hatte: mit der SV 650 wurde ein Allrounder geschaffen, der auch sportlichen Ansprüchen genügte. Das Konzept hier entspricht fast genau dem der XZ 550. Suzuki hat seit 1999 mit der SV 650 in mehreren Versionen den Erfolg, den sich Yamaha damals erhoffte.

Literaturhinweise

  • Joachim Kuch: Typenkompass Yamaha, Motorräder seit 1970. Motorbuch-Verlag Stuttgart, 2005, ISBN 3-613-02267-2
  • Georg Mühlbacher: Yamaha Typenbuch- Die komplette Modellgeschichte. Verlag Geramond, 2007, ISBN 3-7654-7702-8

Weblinks


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