Zehlendorf bei Oranienburg

Zehlendorf bei Oranienburg
Zehlendorf
Koordinaten: 52° 47′ N, 13° 23′ O52.78388888888913.38805555555640Koordinaten: 52° 47′ 2″ N, 13° 23′ 17″ O
Höhe: 40–55 m
Fläche: 16,7 km²
Einwohner: 993 (2006)
Eingemeindung: 26. Okt. 2003
Postleitzahl: 16515
Vorwahl: 033053

Zehlendorf ist ein Ortsteil der Stadt Oranienburg in Brandenburg; die Eingemeindung erfolgte am 26. Oktober 2003.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Zehlendorf befindet sich im Osten der Stadt Oranienburg, an der Grenze zum Landkreis Barnim.

Nachbarorte sind Kreuzbruch (Ortsteil der Stadt Liebenwalde) im Norden, Stolzenhagen (Ortsteil der Gemeinde Wandlitz) im Osten, und die Oranienburger Ortsteile Wensickendorf (südlich) und Schmachtenhagen (westlich).

Im Ortskern kreuzen sich die Landstraßen L 21 und L 29.

Geschichte

Zehlendorf wurde erstmals im Jahr 1335 als Zedelndorp urkundlich erwähnt. Im Jahre 1412 wurde als Eigentümer des Ortes die Familie von Götze genannt. Nachdem Louise Henriette Zehlendorf 1651 erworben hatte, unterstellte sie es dem Amt Oranienburg.

1775 wurde Zehlendorf ein eigenes Amt. 1819 verpachtete der preußische Staat das Gut Zehlendorf an Ernst Friedrich Wilhelm Kienitz, Generalpächter des Amtes Friedrichsthal. 1826 wurde Gut Zehlendorf ein freies Rittergut.

1901 erhielt Zehlendorf mit der Heidekrautbahn Eisenbahnanschluss an der Linie von Berlin nach Liebenwalde. 1927 wurde das Gut Zehlendorf an die Deutsche Gesellschaft für innere Kolonisation mit Sitz in Berlin verkauft, mit deren Hilfe die Besiedlung Zehlendorfs mit Landwirten erfolgen sollte.

Um das Germania-Klinkerwerk Oranienburg mit Ton zu versorgen, wurde eine Tongrube als Außenkommando des Konzentrationslagers Sachsenhausen angelegt, das bis 1945 existierte.

2003 erfolgte die Eingemeindung in die Stadt Oranienburg.

Wirtschaft und Infrastruktur

LW-Antenne Zehlendorf
Höhendiagramm der Sendemasten der Lang- und Mittelwellensender von Deutschlandradio

Zehlendorf bei Oranienburg ist seit 1936 Standort von Sendeeinrichtungen. Damals wurde anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1936 in Zehlendorf eine Kurzwellensendeanlage für den festen Funkdienst errichtet. Diese Anlage, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als „Funksendestelle Rehmate“ bezeichnet wurde, verfügte über 26 verschiedene Antennen. 1945 wurde die Funksendestelle Rehmate von der sowjetischen Besatzungsmacht als Reparationszahlung – bis auf drei Antennenträger aus Holz – demontiert. Zwei der nicht demontierten Antennenträger lieferten das Baumaterial für einen 100 Meter Sendeturm in Golm, der 1948 errichtet und 1979 abgerissen wurde.

1952 wurde beschlossen, am Standort der einstigen Funksendestelle Rehmate den zentralen Langwellensender der DDR zu bauen. Hierfür wurde zwischen 1956 und 1958 eine Dreieckflächenantenne an drei 150 Meter hohen, gegen Erde isolierten und abgespannten Stahlfachwerkmasten errichtet.

Eine zweite Sendeantenne, welche die eigentliche Betriebsantenne werden sollte, wurde von 1960 bis 1962 errichtet. Sie bestand aus einem 351 Meter hohen, abgespannten, geerdeten Stahlfachwerkmast, an dem eine kegelförmige Reusenantenne befestigt war. Der 351 Meter hohe Tragmast war zwischen 1962 und 1964 das höchste Bauwerk in Europa.

Mit dieser Antenne war ein Betrieb mit der angestrebten Sendeleistung von 750 Kilowatt im Langwellenbereich auf einer Frequenz möglich, die im Laufe der Zeit schrittweise zur Reduzierung von Interferenzstörungen von 185 kHz auf 177 kHz reduziert wurde. Die maximale Sendeleistung, die über die Dreieckflächenantenne möglich ist, beträgt 500 Kilowatt.

Am 18. Mai 1978 kollabierte der Hauptsendemast nach einer Kollision mit einem russischen Flugzeug vom Typ MiG-21. Nachdem die Ursache des Einsturzes feststand, versprach die Sowjetunion, einen neuen Mast zu liefern und diesen wiederaufzubauen. Um den Fortschritt der Bauarbeiten nicht durch die strengeren deutschen Sicherheitsvorschriften aufzuhalten, wurde für die Dauer der Bauarbeiten das Areal im Radius von 300 Metern um den Mast zur sowjetischen Exklave erklärt.

Im August 1979 war der neue Mast mit einer Höhe von 359,7 Metern fertig gestellt und wurde am 7. Oktober 1979 wieder in Betrieb genommen.[1]

1990 wurde die Anlage von der Deutschen Telekom AG übernommen. Zuerst sollte die Sendeanlage stillgelegt werden, denn es wurde die Reusenantenne am 359,7 Meter hohen Hauptmast demontiert und die Sendeleistung des Langwellensenders zeitweise auf 100 Kilowatt reduziert.

In der zweiten Hälfte der 90er Jahre setzte ein Umdenken ein. Der Langwellensender wurde modernisiert und der Hauptantennenmast erhielt eine neue Reusenantenne. Auch wurde die Sendeleistung des Langwellensenders wieder auf 500 kW erhöht.

Im Jahr 2000 wurde ein 129 Meter hoher, abgespannter, geerdeter Stahlfachwerkmast mit einer Reusenantenne für Mittelwelle errichtet. Er übernahm die Funktion des einstigen Senders Berlin-Köpenick und diente neben der Verbreitung des Programms von Megaradio auch zur Ausstrahlung von Programmen der Stimme Russlands, teilweise im Simulcast-Modus.

Der Langwellensender wurde am 29. August 2005 als erster deutscher Großsender auf DRM-Betrieb umgestellt.

Vom Hauptantennenmast wird auch das regionale Rundfunkprogramm oldiestar mit einer Sendeleistung von 1,25 kW auf der Frequenz 104,9 MHz ausgestrahlt.

Am 19. und 20. März 2007 wurden die drei 150 m hohen Stahlfachwerkmasten der Dreieckflächenantenne, die bereits seit 2003 nicht mehr im Betrieb war, abgerissen.

Die 5 Sendetürme von Zehlendorf

Verkehr

Seit dem 21. Mai 1901 besitzt Zehlendorf einen Haltepunkt an der Heidekrautbahn von Berlin-Wilhelmsruh (ab 1950 Berlin-Blankenburg, ab 1976 Berlin-Karow) nach Liebenwalde. Dieser war ab dem 30. November 1997 zwischenzeitlich außer Betrieb und wurde probeweise vom 16. April 2007 bis zum 31. Dezember 2007 wieder werktags von der NEB bedient.

Außerdem ist Zehlendorf durch eine Buslinie mit Oranienburg und Liebenwalde verbunden.

Sonstiges

Einzelnachweise

  1. Warum die Baustelle eines Sendemasten exterritoriales Gebiet wurde.

Literatur

  • Siegfried Hermann, Wolf Kahle, Joachim Kniestedt: Der deutsche Rundfunk. R.v.Decker's, Heidelberg 1994, S. 174-178. ISBN 3-7685-2394-2
  • Gerd Klawitter: 100 Jahre Funktechnik in Deutschland - Band 2. Funkstationen und Messplätze rund um Berlin. Wissenschaft & Technik, Berlin 2002. ISBN 3-896-85511-5
  • Gerd Klawitter: 100 Jahre Funktechnik in Deutschland, Funksendestellen rund um Berlin. Wissenschaft & Technik, Berlin 1997, S. 105-112. ISBN 3-9361-2465-5
  • Werner Ebert, Hans Domnick: Unterwegs mit der Heidekrautbahn. Kommunale Arbeitsgemeinschaft "Region Heidekrautbahn", Basdorf 2005.

Weblinks


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