Bahnhof Berlin-Zehlendorf

Bahnhof Berlin-Zehlendorf
Berlin-Zehlendorf
Bahnsteig der Wannseebahn
Bahnsteig der Wannseebahn
Daten
Kategorie 3
Betriebsart Durchgangsbahnhof
Bahnsteiggleise 4
Abkürzung BZD
Eröffnung 22. September 1838
1. Februar 1985
Stilllegung 18. September 1980
Lage
Stadt Berlin
Land Berlin
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 25′ 51,3″ N, 13° 15′ 30,2″ O52.43091313.258395Koordinaten: 52° 25′ 51,3″ N, 13° 15′ 30,2″ O
Eisenbahnstrecken
Bahnhöfe im Raum Berlin

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Der Bahnhof Berlin-Zehlendorf liegt im südwestlichen Berliner Ortsteil Zehlendorf und wird von der Linie S1 der Berliner S-Bahn bedient. Im bahnamtlichen Betriebsstellenverzeichnis wird Berlin-Zehlendorf als BZD geführt. Das telegrafische Kurzzeichen lautet ZD (vormals Zfm)

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gesamtansicht des Bahnhofes mit Stellwerk Zfm

Der Dampfbetrieb

Südlicher Eingang zum S-Bahnhof Berlin-Zehlendorf

Der Bahnhof Berlin-Zehlendorf ist der älteste Haltepunkt im heutigen Berlin. Er wurde am 22. September 1838 mit der Eröffnung des ersten Abschnittes der Stammbahn von Berlin nach Potsdam in Betrieb genommen. Bis zum Oktober desselben Jahres war Zehlendorf zunächst Endstation, ab diesem Zeitpunkt fuhren die Züge dann von Potsdam über Zehlendorf, bis zum Potsdamer Bahnhof in Berlin. Anfangs besaß der Bahnhof zwei Seitenbahnsteige. Da die Strecke zunächst eingleisig war, befand sich am Bahnhof Zehlendorf eine Ausweichstelle.

1866 ersetze ein Fachwerkbau das erste Stationsgebäude. Es befand sich an der Hampsteadstraße. Damit entstand ein zweigeschossiger Bau, mit einer Halle zur Aufnahme der Reisenden. Seit dem 1. Juli 1874 zweigt westlich vom Bahnhof die Wannseebahn ab. Diese neue Strecke führte über Zehlendorf West (heute Mexikoplatz), Schlachtensee, Nikolassee und Wannsee zur Stammbahn bei Griebnitzsee. Im Jahre 1889 wurde der heutige Teltower Damm unter die Bahngleise abgesenkt. Bis zu dieser Umgestaltung kreuzten sich Schiene und Straße ebenerdig, was ein höheres Unfallrisiko darstellte. 1891 bekam die Wannseebahn ein eigenes Gleispaar vom Potsdamer Bahnhof bis Wannsee. Der Bahnhof hieß jetzt Zehlendorf Mitte. Der Wannseebahnsteig, das Stellwerk Zfm und der Güterbahnhof wurden um 1891 gebaut. Auf diese Weise wurde der Vorortverkehr vom Fernverkehr getrennt. Der Bahnhof bekam ein neues Empfangsgebäude, einen gelblichen Klinkerbau, auf der Nordseite der Eisenbahngleise. Der Bahnsteig befand sich jetzt zum Teil auf einer Brücke über dem Teltower Damm. Über einen Mittelaufgang gelangten die Fahrgäste jetzt sicher auf den Bahnsteig der Wannseebahn.

Stellwerk Zfm an der Westseite des Wannsee-Bahnsteiges

Die Anlagen des Güterbahnhofes Zehlendorf umfassten das Stellwerk Zwt, Verladegebäude, mehrere Ladestraßen und am westlichen Ende einen Lokschuppen, in dem eine Verschiebe-Lokomotive beheimatet war. Ein Nachteil des Güterbahnhofes war, dass Güterzüge für Zehlendorf stets die Gleise der Wannseebahn kreuzen mussten.

Zwischen dem 17. Juli 1900 und dem 1. Juli 1902 gab es auf den Gleisen der Wannseebahn einen elektrischen Versuchsbetrieb mit 750 Volt vom Bahnhof Zehlendorf bis zum Potsdamer-Wannseebahn-Bahnhof in Berlin . Da der elektrische Probebetrieb im „langsamen“ Fahrplan der regulären Dampffahrten stattfand, und auch nur durch einen einzigen elektrischen Zug durchgeführt wurde, konnte die Wirtschaftlichkeit des elektrischen gegenüber dem Dampfbetrieb nicht nachgewiesen werden. Ab 1903 war der Bf. Zehlendorf für die sogenannten „Bankierzüge“, die aus Wannsee kommend, von Zehlendorf ein Haltepunkt von dem sie bis zum Potsdamer Bahnhof ohne Halt durch fuhren. Dafür wechselten die Züge aus Wannsee, kurz vor Zehlendorf von den Vorortgleisen der Alten Wannseebahn in die Gleise der Stammbahn, welche Ferngleise waren.

Am 16. Dezember 1907 wurde am Bahnhof Zehlendorf zunächst ein Seitenbahnsteig am Stammbahngleis Richtung Berlin in Betrieb genommen, an dem die „Bankierzüge“ hielten. Am 1. Oktober 1909 wurde auch an dem Gleis stadtauswärts ein Seitenbahnsteig für den Betrieb eröffnet.

1911 wurde westlich des Bahnhofes eine Brücke über die Stammbahn gebaut, um die Bankierzüge niveaufrei in die Stammbahn einfädeln zu können. Die Überführung wurde zwar eingleisig ausgeführt, der Brückenkopf hingegen für zwei Brücken gebaut. Man hielt sich eine zweigleisige Ausführung offen, zu der es allerdings nicht kam.

In den Jahren 1913/1914 wurde zwischen die Gleise der Stammbahn ein zweiter Mittelbahnsteig gebaut, der allerdings seit September 1980 für den ÖPNV außer Betrieb ist. An diesem Bahnsteig hielten jetzt neben den Vorortzügen des Potsdamer Bahnhofes in Berlin auch alle Bankierzüge.

Elektrifizierung und Zerstörung

Im Frühling 1933 wurden die Bauarbeiten zur Elektrifizierung der Wannseebahn und der Stammbahn ab Zehlendorf begonnen. Die Deutsche Reichsbahn hatte sich zu diesem Schritt entschieden, da der Dampfbetrieb auf der Wannseebahn nicht mehr gewinnbringend war. Am 15. Mai 1933 wurde der Dampfbetrieb auf der Wannseebahn von den elektrischen Triebwagen übernommen. Auch der Bankierzug-Betrieb wurde auf elektrischen Betrieb umgestellt. Von nun an rollten die ocker-roten Züge der S-Bahn über die Schienen. Da der bisherige Wagenpark der S-Bahn für die zusätzliche Bedienung der Wannseebahn nicht ausreichte, wurde 1932 die Bauart 1932a und als Serie die Bauart 1932 (Bauart Wannseebahn) entwickelt und insgesamt 51 Viertelzüge ausgeliefert. Ab 1934 wurden zudem 14 Viertelzüge für die „Bankierzüge“ die von den Wannseebahnwagen abgeleitete Baureihe 125 mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h in Dienst gestellt, denen 1938 nochmals 4 Viertelzuge für 140km/h folgten.

Am 1. Oktober 1938 wurde der Bahnhof in Zehlendorf umbenannt.

Seit dem 8. Oktober 1938, der Eröffnung des Nord-Süd-Tunnels, ist es möglich, vom S-Bahnhof Zehlendorf nach Oranienburg zu fahren. Der alte Endhaltepunkt der Wannseebahn, der Potsdamer Bahnhof, wurde aber weiterhin von den Bankierzügen angefahren.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Zehlendorf Züge für die Wehrmacht beladen und bereitgestellt. Es fuhren beispielsweise Güterzüge für das Deutsche Afrika-Korps in Richtung Süden. 1943 wurde das Empfangsgebäude am Teltower Damm durch einen Bombentreffer zerstört. Noch während des Krieges wurde ein provisorisches Empfangsgebäude gebaut. Im Mai 1945 stellte die Deutsche Reichsbahn den Eisenbahnverkehr vorübergehend ein.

Nachkriegszeit, Mauerbau, Stilllegung

Zug der Baureihe 476 bei der Ausfahrt in Richtung Oranienburg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Fernverkehr auf der Stammbahn eingestellt und das zweite Gleispaar als Reparationsleistung in die Sowjetunion gebracht. Der Verkehr auf der Wannseebahn wurde am 6. Juni 1945 in bescheidenem Maße wieder aufgenommen. Zunächst fuhr je ein Zug morgens und abends die Strecke Zehlendorf – Schöneberg, später dann bis Großgörschenstraße. Ab dem 21. Juli gab es wieder regelmäßigen Betrieb. Die Stromschienen und Isolatoren der Stammbahn in Zehlendorf wurden abgebaut, um an anderen Stellen im S-Bahn-Netz Kriegsschäden zu reparieren. Auf der Stammbahn pendelte ab Dezember 1945 ein Dampfzug der meist mit einer Lok der Baureihe 03 bespannt war nach Düppel. Da die Lok in Düppel nicht umgesetzt werden konnte, wurde der Pendelzug stets in Richtung Düppel geschoben. Die Fahrwegbeobachtung führte hierbei ein Zugführer durch, der von der Spitze des Zuges, Signale an den Lokführer übermittelte.

Seit dem 27. Juli 1947 konnte man von Zehlendorf bis zum Bahnhof Friedrichstraße fahren. Im Sommer 1948 wurde der Dampfbetrieb eingestellt und durch elektrische Züge ersetzt. Es gab einen 20-Minuten-Takt.

1955 wurde die Fahrbahn des Teltower Dammes unter der Überführung des Bahnhofes ein weiteres Mal abgesenkt, damit nun auch Omnibus-Doppeldecker diese Stelle passieren konnten.

Als im August 1961 die Mauer gebaut wurde, konnte man nicht mehr von Zehlendorf bis Oranienburg fahren, die Züge endeten nun in Frohnau. Der Pendelbetrieb der Stammbahn war vom Mauerbau nicht direkt betroffen und blieb bestehen. Auch für den Bahnhof Zehlendorf änderte sich nur wenig. Er verblieb wie seit 1945 unter der Betriebsführung der Reichsbahn in Ost-Berlin, da die Reichsbahn die Betriebsführung (jedoch nicht die Hoheit auf den Bahnanlagen) in West-Berlin behalten hatte.

Als Folge des Eisenbahnerstreiks im September 1980 wurde der S-Bahnhof geschlossen. Der 1948 eingeführte Pendelverkehr auf der Stammbahn nach Düppel und die Wannseebahn waren stillgelegt worden. Während der Stilllegung war der Zugang zu den beiden Bahnsteigen nicht möglich, jedoch gab es im Durchgang einen Obstladen, der auch während dieser Zeit geöffnet hatte. Im Sommer 1982 wurde die Brücke über die Stammbahn von der Deutschen Reichsbahn abgetragen und über den Schienenweg zum Bahnhof Wannsee gebracht und dort zwischengelagert. Der S-Bahnverkehr ruhte aber nicht völlig, denn Betriebsfahrten von Wannsee zum Anhalter Bahnhof führten durch Zehlendorf.

BVG-Ära bis heute

Nachdem die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) die S-Bahn in West-Berlin übernommen hatte, wurde beschlossen, die Wannseebahn wieder zu reaktivieren. Der Bahnhof befand sich in einem sehr schlechten Zustand. Das provisorische Empfangsgebäude musste 1984 wegen Einsturzgefahr abgerissen werden.

Auf dem Wannseebahnsteig wurde das komplette Dach, die Stützen und die Dienstgebäude vollständig saniert. Die Unterführung mit Zugang zu den Bahnsteigen wurde auch zum Fußgängerdurchgang, der alte Durchgang zum Fahrradtunnel. Auf der Nordseite entstand ein einfacher Eingang mit einem Fahrkartenschalter als Anbau und ein kleiner Turm mit Uhr und S-Bahn-Symbol. Da Termindruck bestand, wurde im Winter 1984/1985 der Bahnsteig zum Teil mit einem großen Heizzelt ausgestattet um beim herrschenden Frost weiterarbeiten zu können. Der Bahnhof wurde mit der Eröffnung der Wannseebahn am 1. Februar 1985 wieder in Betrieb genommen. Der Bahnsteig nach Düppel blieb allerdings weiterhin geschlossen. Der Güterbahnhof, bis zum September 1980 von der Reichsbahn geführt, wurde von BVG ab 1985 als S-Bahnmeisterei genutzt.

1988 wurde das Jubiläum 150 Jahre Eisenbahn in Preußen gefeiert. Auf dem Gelände des Güterbahnhofes Zehlendorf war für das Fest eine Fahrzeug-Parade organisiert worden. Neben dem Adler, einem Nachbau der Lokomotive von 1835, waren noch andere Schienenfahrzeuge ausgestellt.

Beschädigte Brücke der Wannseebahn im Oktober 2010

Nach mehreren – durch Fahrzeugen an der Brücke entstandenen – Schäden in den 1990er Jahren durfte die S-Bahn diese Stelle nur noch mit 30 km/h überqueren. Um 1995 wurde das Stellwerk Zwt am Königsweg abgerissen.

Vom August 2002 bis zum Februar 2003 wurden die Gleise der Wannseebahn in Zehlendorf komplett saniert. Es wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Zehlendorf und Wannsee eingerichtet. Das Stellwerk Zfm stellte seinen Betrieb am 16. Februar 2003 ein. Heute wird der Verkehr vom Stellwerk am Bahnhof Westkreuz geregelt.

Gegenwart

Der Bahnhof ist zur Zeit ohne Aufsicht, dadurch werden die Züge im ZAT-Verfahren (Zugabfertigung durch den Triebfahrzeugführer) bedient.

Auf den Gleisen des Güterbahnhofes werden gelegentlich Gleisbauzüge abgestellt. Des Weiteren durchfahren regelmäßig Güterzüge auf der Strecke Lichterfelde West – Wannsee den Bahnhof auf den Gütergleisen südlich des Stammbahnsteiges.

Zurzeit (Stand: 2011) ist die Brücke der Wannseebahn in Richtung Wannsee eine Hilfsbrücke.[1] Die vorherige war nach einem schweren Unfall am 1.September 2010 mit einem falsch beladenen Sattelschlepper irreparabel beschädigt worden. Nach dem Unfall wurde die Brücke gesperrt und die Züge nach Wannsee kurz vor Zehlendorf auf das Gleis Richtung Oranienburg geleitet, von wo sie bis nach Schlachtensee auf dem linken Gleis fuhren. Die neue Brücke wird voraussichtlich im Jahre 2011 eingebaut.

Zukunft

Der Bahnhof soll in naher Zukunft einen zweiten Zugang erhalten. Laut Planungen wird er direkt am Teltower Damm unter der Brücke liegen. Erste Ideen, den zweiten Zugang an der Westseite des Bahnhofs mit Zugang Beuckestraße /Machnower Straße anzulegen, wurden wieder verworfen.

Anbindung

Der Bahnhof wird gegenwärtig von der Linie S1 der Berliner S-Bahn angefahren. Es bestehen Umsteigemöglichkeiten zu den Omnibuslinien X10, 101, 112, 115, 285, N10, N12 und N84 der BVG und der Linie 623 der Havelbus. Im Verbindungstunnel unter den Gleisen befindet sich eine S-Bahn-Fahrkartenausgabe.

Linie Verlauf
Berlin S1.svg Oranienburg – Lehnitz – Borgsdorf – Birkenwerder – Hohen Neuendorf – Frohnau – Hermsdorf – Waidmannslust – Wittenau – Wilhelmsruh – Schönholz – Wollankstraße – Bornholmer Straße – Gesundbrunnen – Humboldthain – Nordbahnhof – Oranienburger Straße – Friedrichstraße – Brandenburger Tor – Potsdamer Platz – Anhalter Bahnhof – Yorckstraße (Großgörschenstraße) – Julius-Leber-Brücke – Schöneberg – Friedenau – Feuerbachstraße – Rathaus Steglitz – Botanischer Garten – Lichterfelde West – Sundgauer Straße – Zehlendorf – Mexikoplatz – Schlachtensee – Nikolassee – Wannsee

Literatur

  • Jürgen Meyer-Kronthaler, Wolfgang Kramer: Berlins S-Bahnhöfe. Ein dreiviertel Jahrhundert. be.bra, Berlin 1998, ISBN 3-930863-25-1.
  • Udo Dittfurth, Michael Braun; Berliner S-Bahn Museum (Hrsg.): Die elektrische Wannseebahn. Zeitreisen mit der Berliner S-Bahn durch Schöneberg, Steglitz und Zehlendorf. Verlag GVE, Berlin 2004, ISBN 978-3-89218-085-2.
  • Stefan Handke: Die Eisenbahn Berlin – Potsdam. Die Wannseebahn. Marion Hildebrand Verlag, 1988, ISBN 3-923164-07-6.
  • Berliner S-Bahn-Museum, Bürgerinitiative StammBahn: Die Stammbahn Aufbau - Teilung - Zukunft. Verlag GVE, 2001, ISBN 3-89218-068-7.

Weblinks

 Commons: Bahnhof Berlin-Zehlendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. punkt 3: Hilfsbrücke normalisiert Verkehr am Teltower Damm, 25. November 2010. (Abgerufen am 24. Januar 2011)

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