Biederitz

Biederitz
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Biederitz
Biederitz
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Biederitz hervorgehoben
52.16083333333311.71777777777845
Basisdaten
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Landkreis: Jerichower Land
Höhe: 45 m ü. NN
Fläche: 39,32 km²
Einwohner:

8.453 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 215 Einwohner je km²
Postleitzahl: 39175
Vorwahl: 039292
Kfz-Kennzeichen: JL
Gemeindeschlüssel: 15 0 86 005
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Magdeburger Straße 38
39175 Biederitz
Webpräsenz: www.gemeinde-biederitz.eu
Bürgermeister: Kay Gericke (SPD)
Lage der Gemeinde Biederitz im Landkreis Jerichower Land
Biederitz Burg Elbe-Parey Genthin Gommern Jerichow Möckern Möser Möckern Möckern Sachsen-AnhaltKarte
Über dieses Bild
Einwohnerentwicklung
Herrenkrugstraße
Umflutkanal mit Schweinebrücke

Biederitz ist eine Einheitsgemeinde im Landkreis Jerichower Land in Sachsen-Anhalt (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Gemeinde Biederitz ist nur wenige Kilometer von Magdeburgs östlicher Stadtgrenze entfernt. Die Trennlinie bildet der so genannte Umflutkanal, über den die „Schweinebrücke“ beide Orte miteinander verbindet. Die Kreisstadt Burg ist rund 20 Kilometer entfernt.

Gemeindegliederung

Zur Einheitsgemeinde Biederitz gehören folgende Ortsteile:

Geschichte

Im Zehntverzeichnis des Magdeburger Moritzklosters von 938 wird eine Siedlung namens „Bidrizi“ aufgeführt. Das Verzeichnis geht zurück auf eine Schenkungsurkunde von Otto I. Über „Bederitz“ im Jahre 1238 entwickelt sich der Ortsname bis 1459 zur heutigen Aussprache. Er ist slawischen Ursprungs, abgeleitet von dem Wort „bedro“, das Lende oder Hüfte bedeutet.

Die Entstehung des Ortes ist mit einem slawischen Burgwall verbunden, dem im 10. Jahrhundert ein deutscher Burgward folgte, dessen Einflussbereich bis Schermen im Norden und Nedlitz im Osten reichte. Ab dem 12. Jahrhundert gehörte Biederitz zum Besitz des Erzstifts Magdeburg. 1238 berichten Quellen von einer Burg, die von den Magdeburger Bürgern wegen der von ihr ausgehenden ständigen Raubzüge zerstört wurde. Sie wurde zwar wieder aufgebaut, im Jahre 1378 jedoch von den Truppen des Herzogs von Mecklenburg Albrecht II. angezündet und endgültig zerstört. Der erste Biederitzer Kirchenbau stammt ebenfalls aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts.

Im Zuge der Reformation wurde Biederitz dem Magdeburger Domkapitel unterstellt und bis zu dessen Aufhebung 1810 von der Möllenvogtei verwaltet. Der Dreißigjährige Krieg fügte dem Ort viel Leid zu. Beim Sturm der Truppen Tillys auf Magdeburg im Jahre 1631 wurde auch Biederitz fast vollständig zerstört. Viele Einwohner wurden ermordet, die restliche Bevölkerung floh aus dem Ort, der anschließend über ein Jahr unbewohnt blieb. Erst als der Pfarrer Kittelius und der Schulze Meinke zum Wiederaufbau aufriefen, entstand das Gemeinwesen neu. Eine andere Gefahr drohte durch die immer wiederkehrenden Hochwasser. Bis zum 18. Jahrhundert lag Biederitz am Mündungsdreieck von Elbe und Ehle und wurde dadurch bei Hochfluten überschwemmt. Eine der folgenreichsten Überschwemmungen ereignete sich im Jahre 1655. Erst mit der Elberegulierung von 1789 und dem Bau des Umflutkanals 1876 konnte die Gefahr gemindert werden. Aber auch das Feuer suchte Biederitz mehrfach heim. So wurden bei Großbränden in den Jahren 1846 und 1856 große Teile des Ortes zerstört.

Ab 1815 gehörte Biederitz zur preußischen Provinz Sachsen und war in den Kreis Jerichow I mit der Kreisstadt Burg eingegliedert. Noch lebten die Einwohner hauptsächlich von der Landwirtschaft und der wichtigste Verkehrsweg war die alte Heerstraße von Magdeburg nach Plaue in Brandenburg. Doch mit dem Bau der modernen Verkehrswege trat allmählich ein Strukturwandel ein. 1820 war die Chaussee von Magdeburg nach Berlin bis nach Möser fertiggestellt, und 1873 wurde die erste durch Biederitz führende Bahnlinie von Magdeburg nach Potsdam in Betrieb genommen. An ihr ließen sich mehrere Industriebetriebe, darunter im Laufe der Zeit vier Ziegeleien, nieder. Als 1874 und 1892 auch die Bahnlinien nach Zerbst/Anhalt und Loburg in Biederitz ihren Anfang nahmen, war der Ort zu einem bedeutenden Bahnknoten geworden. Als eines der ersten Werke seiner Art nahm 1912 ein mit einer Dampfmaschine betriebenes Kalksandsteinwerk bei Biederitz seinen Betrieb auf. Die günstigen Verkehrswege, die unmittelbare Nähe und die idyllische Lage lockten zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele wohlhabende Magdeburger an, die sich in einer neu angelegten Gartensiedlung mit teilweise aufwändigen Villen niederließen.

Mit der Eröffnung einer Kiesgrube im Jahre 1848 durch den Magdeburger August Heyroth an der Landstraße nach Zerbst und der sich dort neu entwickelnden Siedlung entstand der Biederitzer Ortsteil Heyrothsberge. Obwohl bis heute eine fast zwei Kilometer breite Lücke in der Bebauung zwischen beiden Ortsteilen besteht, war Heyrothsberge zu keiner Zeit eine selbständige Gemeinde. Trotzdem erlangte der Ortsname mit der 1938 erfolgten Eröffnung einer noch heute bestehenden Feuerwehrschule überregionale Bekanntheit.

Beim Jahrhunderthochwasser von 2002 wurden Teile des Ortes überflutet.

Am 1. Januar 2010 schlossen sich die Gemeinden Biederitz, Gerwisch, Gübs, Königsborn und Woltersdorf zur neuen Einheitsgemeinde Biederitz zusammen.[2]

Politik

Gemeinderat der Gemeinde Biederitz (seit 1. Januar 2010)

Bürgermeister: Kay Gericke

Fraktionen (in alphabetischer Reihenfolge):

  • CDU Fraktion (5 Mitglieder)
  • Die Linke Fraktion (2 Mitglieder)
  • FDP Fraktion (2 Mitglieder)
  • FFW/Pro Biederitz Fraktion (2 Mitglieder)
  • SPD Fraktion (4 Mitglieder)
  • UWG Fraktion (5 Mitglieder)

Wappen

Blasonierung: „Geviert von Grün und Silber; Feld 1 und 3: drei silberne Eicheln (2:1), Feld 2 und 4: ein blauer Wellenbalken.“ [3]

Das Wappen wurde vom Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch gestaltet und ins Genehmigungsverfahren geführt. Dem ging der Beschluss des Gemeinderates voraus, die sechs der Gemeinde angehörenden Orte durch sechs Eicheln und die Flüsse Elbe und Ehle durch Wellenbalken im Wappen zu symbolisieren. Die Genehmigung durch den Landkreis erfolgte am 12. Oktober 2010.

Die Farben der Gemeinde sind: Grün - Silber (Weiß).

Flagge

Die Flagge ist grün - weiß - grün (1:4:1) gestreift (Querform: Streifen waagerecht verlaufend, Längsform: Streifen senkrecht verlaufend) und mittig mit dem Gemeindewappen belegt. [3]

Wappen und Flagge des Ortsteiles

Wappen des Ortsteils Biederitz

Blasonierung: „In Rot ein silberner Wellenbalken, belegt mit einem grünen Hecht, begleitet von 3 (2:1) steigenden silbernen Eicheln.“

Das Wappen wurde vom Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch gestaltet und ins Genehmigungsverfahren geführt und am 14. November 1996 durch das Regierungspräsidium Magdeburg genehmigt.

Die Flagge des Ortsteils Biederitz ist grün-weiß gestreift (1:1) und mittig mit dem Wappen belegt.

Wirtschaft

Bis 1994 gehörte Biederitz zum Kreis Burg, der zu DDR-Zeiten dem Bezirk Magdeburg zugeordnet war, heute zählt die Verwaltungsgemeinschaft zum 1994 gegründeten Landkreis Jerichower Land. Das Erwerbsleben wird im Wesentlichen bestimmt durch eine Agrargenossenschaft, zwei Gartenbaubetriebe, ein Autohaus und eine Filmproduktionsfirma. Daneben gibt es zahlreiche Auspendler nach Magdeburg. In Biederitz gibt es vier Arztpraxen, zwei Zahnärzte und eine Apotheke; es wird ein Hotel betrieben.

Verkehrsanbindung

Biederitz ist über die B1 von der Landeshauptstadt Magdeburg und der Kreisstadt Burg aus gut zu erreichen. Im Ortsteil Heyrothsberge zweigt die B184 in Richtung GommernZerbst/AnhaltDessau-RoßlauLeipzig von der B1 ab. Über die so genannte „Schweinebrücke“ besteht eine zusätzliche Verbindung durch den Biederitzer Busch nach Magdeburg. Die nächstgelegenen Autobahnanschlussstellen sind „Lostau/Hohenwarthe“ und „Burg-Zentrum“ an der A2.

Der Bahnhof Biederitz ist Knotenpunkt der Regionalbahnlinien (BraunschweigHelmstedt–)Magdeburg–Burg(–Genthin), Magdeburg–MöckernLoburg und Magdeburg–Zerbst–Dessau sowie der Regional-Express-Linie Magdeburg–Dessau–BitterfeldLeipzig, die sich im Keilbahnhof Biederitz voneinander trennen. Der nächstgelegene Fernverkehrshalt Magdeburg Hbf ist durch diese zahlreichen Verbindungen in ca. 10 Minuten erreichbar.

Von Biederitz aus verkehren Buslinien in Richtung Burg(–Genthin), Gommern und Magdeburg. In Heyrothsberge besteht zudem Anschluss an weitere Linien in Richtung Möckern(–Gommern) und Gommern(–LeitzkauDornburg) sowie an eine Stadtbus-Linie der MVB, über die Magdeburg im 20- bis 40-Minuten-Takt erreicht werden kann.

Sehenswürdigkeiten

Evangelische Kirche Biederitz

Im alten Dorf befindet sich die Evangelische Kirche Biederitz mit der historisch wertvollen Ladegast-Orgel. Die Kirche ist einer der Veranstaltungsorte des Biederitzer Musiksommers.

Kultur

Biederitzer Musiksommer

Seit 1990 gibt es den Biederitzer Musiksommer. Er wurde von Kantor Michael Scholl ins Leben gerufen wurde und hat überregionale Bedeutung. Die Konzerte finden sowohl in Biederitz, als auch im Jerichower Land und im Magdeburger Umland statt. Hauptakteur des Musiksommers ist die Biederitzer Kantorei. Für Konzerte wie die Biederitzer Tastennacht oder auch Blech am Fluss, dem Freiluftkonzert an der Ehle, gastieren regelmäßig national und international bekannte Künstler in Biederitz.

Biederitzer Ehlefest

Das Biederitzer Ehlefest findet seit Anfang der 1980er Jahre statt. Es wird in der Ortsmitte auf der Kantorwiese gefeiert.

Heyrothsberger Park (Bunkergelände)

Auf dem Gelände des Bunkers im Heyrothsberger Park finden Freiluftkonzerte statt:

  • Seit 2005: das Doors-Festival Feast of Friends.
  • Regelmäßig gibt es Irish Folk in der Irischen Nacht.
  • In unregelmäßigen Abständen gibt es Blues im Park.
  • Die Gruppe Keimzeit ist regelmäßig zu Gast.

Persönlichkeiten

  • Im Ortsteil Heyrothsberge wurde am 23. Februar 1931 der ehemalige Weltmeister im Straßenradsport Gustav-Adolf Schur geboren. Er hat heute noch dort seinen Wohnsitz.
  • Ebenfalls in Heyrothsberge wurde am 20. Oktober 1942 die Biologin Christiane Nüsslein-Volhard geboren. Sie erhielt 1995 als erste deutsche Frau den „Nobelpreis für Medizin“.
  • Heute noch in Heyrothsberge wohnhaft ist die am 15. Dezember 1932 geborene Badmintonspielerin Susi Spiegel, die in ihrer langen Karriere über 40 Mal den Meistertitel in der DDR und Gesamtdeutschland holen konnte.

Weblinks

 Commons: Biederitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt – Bevölkerung der Gemeinden nach Landkreisen; Stand: 31. Dez. 2010 (PDF; 231 KB) (Hilfe dazu)
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2010
  3. a b Amtsblatt des Landkreis Nr. 15/2010 Seite 603

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