Bundesdruckerei

Bundesdruckerei
Bundesdruckerei GmbH
Bundesdruckerei-Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 1879
Sitz Berlin
DeutschlandDeutschland Deutschland
Leitung Ulrich Hamann,
Christian Helfrich
Mitarbeiter 1613 (im Jahr 2010)
Umsatz 348,7 Mio. (im Jahr 2010)
Branche Druckerei, IT-Systemhaus
Website www.bundesdruckerei.de
Sitz der Bundesdruckerei in Berlin

Die Bundesdruckerei GmbH produziert Dokumente und Geräte für die sichere Identifikation und bietet entsprechende Dienstleistungen an. Sie hat ihren Sitz im Berliner Ortsteil Kreuzberg. Neben kompletten Pass- und Ausweissystemen bietet sie Personaldokumente, Hochsicherheitskarten, Dokumentenprüfgeräte, Sicherheitssoftware sowie Trustcenter-Leistungen an. Darüber hinaus fertigt die Bundesdruckerei Banknoten, Briefmarken, Visa, Fahrzeugpapiere, Tabaksteuerzeichen sowie elektronische Publikationen. Ihr Ursprung liegt in der ehemaligen Reichsdruckerei. Das Unternehmen befindet sich nach der Privatisierung 2000 und verschiedenen Eigentümerwechseln durch Rückkauf des Bundes seit 2009 wieder im Staatsbesitz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Bundesdruckerei wurde am 6. Juli 1879 in der Kreuzberger Oranienstraße 91 unter dem Namen „Reichsdruckerei“ gegründet. Sie ging seinerzeit aus zwei Druckereien hervor, die auf Initiative des damaligen General-Postmeisters Heinrich von Stephan zusammengeschlossen wurden: der Geheimen Oberhofbuchdruckerei von Decker und der Königlich-Preußischen Staatsdruckerei.

Ab dem Jahr 1880 produzierte die Reichsdruckerei neben sämtlichen staatlichen Druckerzeugnissen auch das erste Berliner Telefonbuch, Reproduktionen von Kunstwerken (Kunstdrucke), Postwertzeichen und Patentschriften.

Im Jahr 1905 wurde eine eigene Farbenreiberei gegründet, um eine gleichbleibende Qualität der Druckfarben zu gewährleisten.

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurden große Mengen des umlaufenden Münzgeldes eingezogen und der Reichskriegskasse zugeführt. Um Edelmetalle für die Geldproduktion einzusparen, wurden zusätzliche Darlehnskassenscheine zu einer und zwei Mark sowie große Mengen anderer Reichsbanknoten ausgegeben. Damit wurde eine Umstellung vom aufwendigen Kupferdruck hin zum leistungsfähigeren Hochdruckverfahren nötig. Vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise und der steigenden Inflation wurden ab 1922 allein in der Banknotenproduktion über 8600 Mitarbeiter beschäftigt. Die 57 verschiedenen Reichsbanknoten wurden als „Massenware“ auf riesigen Papierrollen im Rotationsdruck produziert.

Der Zweite Weltkrieg richtete auf dem Gelände der Reichsdruckerei große Schäden an. Dennoch konnte die Produktion bis zum 21. Juni 1944 aufrechterhalten werden, bis ein Luftangriff sämtliche Papiervorräte in Brand setzte. Bei einem schweren Luftangriff am 3. Februar 1945 griffen rund 1500 amerikanische Flugzeuge Berlin an und vernichteten dabei etwa die Hälfte aller Verwaltungs- und Produktionsanlagen.

Nach dem Ende des Krieges wurde die Staatsdruckerei in Magistratsverwaltung zur schnellstmöglichen Wiederaufnahme ihrer Arbeit verpflichtet. Im Zuge der immer angespannteren Situation zwischen den Siegermächten drangen die britischen und amerikanischen Alliierten auf die Gründung einer zweiten staatlichen Druckerei im Westen. Es entstand eine Frankfurter Außenstelle, die später nach Neu-Isenburg verlegt wurde. Am 1. September 1949 übernahm die Hauptverwaltung Post- und Fernmeldewesen die Leitung der Dienststellen Berlin und Frankfurt der Staatsdruckerei der Bundesrepublik Deutschland. 1951 ratifizierten die Bundesrepublik und der Magistrat von Berlin den offiziellen Übernahmevertrag und aus der Staatsdruckerei der Bundesrepublik Deutschland wurde die Bundesdruckerei. 1952 kam noch die Dienststelle Bonn mit über 150 Mitarbeitern dazu.[1]

1955 wurden erstmals wieder – mit dem 5-DM-Wert– Banknoten gedruckt. Bis dahin wurde die Währung der Bundesrepublik in Großbritannien, den USA und Frankreich produziert. Zwei Jahre später erfolgte die endgültige Verlegung des Hauptsitzes nach Berlin.[2] Ab 1959 wurden die 50-DM-Note und später auch die 10-DM-Note in Berlin gedruckt. Alle übrigen Banknotenwerte druckte das Typographische Institut Giesecke & Devrient in München.

Mit der Einführung des Bundespersonalausweises im Jahr 1960 produzierte die Bundesdruckerei auch wieder Ausweisdokumente. Gleichzeitig wurde ein Auslandsgeschäft in den Bereichen Briefmarken, Alkoholsteuerzeichen, Postwertmarken und Pässe aufgebaut.

Ansicht der Bundesdruckerei von der Kommandantenstraße

1979 feierte die Bundesdruckerei ihr 100-jähriges Bestehen. Es wurde mit der Einführung eines internationalen Standards für fälschungssichere Identitätsdokumente begonnen. 1985 wurde der neue Reisepass eingeführt, der seitdem zentral in Berlin gedruckt wird.

Im Jahr 1989 wurde die vierte und letzte Serie der D-Mark ausgegeben. Die Gestaltung der gesamten Serie mit zahlreichen neuen Sicherheitsmerkmalen oblag dem seinerzeitigen Chefgrafiker der Bundesdruckerei Reinhold Gerstetter.

Mit der deutschen Wiedervereinigung stieg der Bedarf an Personaldokumenten und Banknoten enorm. Allein im Jahr 1991 wurden 15 Millionen Personaldokumente gedruckt.

1994 beschloss das Bundeskabinett, die Bundesdruckerei in eine Gesellschaft des privaten Rechts umzuwandeln. Zunächst wurde der Bund Alleingesellschafter. Am 1. Juli 1994 wurde die Bundesdruckerei zu einer GmbH. Bis zur Privatisierung war das Unternehmen eine Obere Bundesbehörde und unterstand dem Bundesministerium für Post und Telekommunikation.

1997 wurde der Auftrag zur Herstellung des europäischen Karten-Führerscheins in Deutschland an die Bundesdruckerei vergeben.

1998 wurde die D-TRUST GmbH gegründet, ein Tochterunternehmen der Bundesdruckerei, das als Trustcenter digitale Signaturen und einen Zertifizierungsservice anbietet.

1999 gründete die Bundesdruckerei GmbH die BIS Bundesdruckerei International Services GmbH, die sich um internationale Großprojekte kümmert. Mit der Maurer Electronics GmbH wurde ein Anbieter von elektronischen und feinmechanischen Geräten zur fälschungssicheren Personalisierung von Dokumenten erworben. Im gleichen Jahr wurde die Bundesdruckerei mit dem Druck eines Teils der deutschen Euro-Banknotenserie beauftragt. Hierfür wurde eine neue Banknotenproduktionslinie errichtet.

Im Jahr 2000 verkaufte das Bundesfinanzministerium seine hundertprozentige Beteiligung an der Bundesdruckerei. Neuer Eigentümer wurde die Apax Partners & Co. Die Bundesdruckerei GmbH, die Bundesdruckerei International Services GmbH, die Orga Kartensysteme GmbH (2005 als Sagem Orga weitergeführt), die Holographic Systems München GmbH, die Maurer Electronics GmbH, die D-TRUST GmbH und die polnische Tochterunternehmung iNCO Spólka sp. z o.o. wurden unter dem Dach der Holding Authentos GmbH zusammengefasst.[3]

Im August 2002 wurde die durch Abzug von Eigenkapital aus der Bundesdruckerei und der Überschuldung anderer Unternehmen der Gruppe entstandene Zahlungsunfähigkeit der Authentos GmbH abgewendet, nachdem sich Gesellschafter, Kreditgeber und der Bund auf einen Zahlungsverzicht geeinigt hatten.

Im September 2002 wurde für den symbolischen Kaufpreis von einem Euro die Authentos-Gruppe an zwei Zwischenerwerber übertragen: Die Berliner JFVVG Neununddreißigste Vermögensverwaltungsgesellschaft (94 % Anteil) und die Dinos Vermögensverwaltung in Heidelberg (6 % Anteil).

Am 1. November 2005 wurde der elektronische Reisepass in Deutschland eingeführt. Die Bundesdruckerei stellt als Generalunternehmer weiterhin den Reisepass her und rüstete rund 5500 deutsche Meldebehörden mit der hierfür notwendigen technischen und logistischen Infrastruktur aus.

Am 1. November 2007 wurde mit der Ausgabe der zweiten Generation der deutschen elektronischen Reisepässe begonnen. Zum Schutz der darin gespeicherten zwei Fingerabdrücke wird weltweit erstmals der erweiterte Zugriffsschutz Extended Acces Control (EAC) verwendet. Auf der CeBIT 2008 wurde die „Innosec-Fusion“-Karte präsentiert, die besonders für den – von verschiedenen europäischen Staaten geplanten – elektronischen Personalausweis geeignet ist. Damit soll langfristig die Transaktions- und Identitätssicherheit in elektronischen Kommunikationsprozessen verbessert werden.

Seit April 2008 liefert die Bundesdruckerei elektronische Dienstausweise für Bundesbehörden, die Polizei des Bundes und die Bundeswehr.

Im März 2009 wurde der Rückkauf der Bundesdruckerei GmbH durch die Bundesrepublik Deutschland abgeschlossen[4] und formell am 8. Oktober 2009 vollzogen. Presseberichten zufolge wurden für den Rückkauf keine Barmittel aufgewendet, sondern Darlehen in Höhe von 310 Mio. Euro in Eigenkapital umgewandelt.[5]

Am 1. November 2010 begann die Produktion des scheckkartengroßen Personalausweises für Deutschland, der elektronische Komponenten beinhaltet.

Aktuelle Zahlen

Kennzahlen Bundesdruckerei GmbH 2010 2009 2008 2007 2006
Umsatz 348,7 Mio. € 311,8 Mio. € 311,7 Mio. € 292,1 Mio. € 262,1 Mio. €
Mitarbeiter Ø 1613 1459 1380 1317 1280

Produkte

Im Jahr 2007 wurden in der Bundesdruckerei hergestellt:[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Technik & Leben e.V. – Projekt QuaMoMo zur Abwicklung der Bonner Dienststelle (1996)
  2. Bundesdruckerei feiert 50 Jahre Zusammenarbeit mit der Bundesbank (im Abschnitt: Zum Hintergrund), Pressemitteilung der Bundesdruckerei vom 26. Januar 2006
  3. Minister, Murks, Moneten, Artikel auf Focus Online vom 7. Juli 2008
  4. Bund kauft Bundesdruckerei zurück, Pressemitteilung der Bundesdruckerei vom 6. März 2009
  5. Bund druckt wieder selbst. Meldung in der Süddeutschen Zeitung
  6. Bundesdruckerei: Zahlen · Daten · Fakten 2008
52.507513.401388888889

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