Eine dunkle Begierde

Eine dunkle Begierde
Filmdaten
Deutscher Titel Eine dunkle Begierde
Originaltitel A Dangerous Method
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Deutsch, Englisch
Erscheinungsjahr 2011
Altersfreigabe FSK 16
JMK 14[1]
Stab
Regie David Cronenberg
Drehbuch Christopher Hampton
Produktion Jeremy Thomas,
Marco Mehlitz,
Martin F. Katz
Musik Howard Shore
Kamera Peter Suschitzky
Schnitt Ronald Sanders
Besetzung

Eine dunkle Begierde (Originaltitel: A Dangerous Method, Arbeitstitel: The Talking Cure, dt. Eine gefährliche Methode) ist ein historisches Filmdrama des kanadischen Regisseurs David Cronenberg. Für die kanadisch-britisch-deutsche Koproduktion wurden in den Hauptrollen Viggo Mortensen, Michael Fassbender, Keira Knightley und Vincent Cassel verpflichtet.

Eine dunkle Begierde basiert auf dem Theaterstück Die Methode (Originaltitel: The Talking Cure) des britischen Dramatikers Christopher Hampton, der sich wiederum von dem 1993 erschienenen Buch A Most Dangerous Method von John Kerr inspirieren ließ. Christopher Hampton schrieb das Drama auch selbst für Cronenberg zum Drehbuch um.

Nach langer Postproduktion erfolgte die Premiere des Films am 2. September 2011 im Wettbewerb der 68. Internationalen Filmfestspiele von Venedig. Deutscher und österreichischer Kinostart war am 10. November 2011, der US-amerikanische wird am 23. November 2011 sein.[2] Ursprüngliches Ziel der Produzenten war es, den Film im Februar 2011 bei der Berlinale vorzustellen. In die Kinos wollte ihn der Verleih Universal ursprünglich im Mai oder Juni 2011 bringen.[3]

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die Handlung basiert auf einer wahren Begebenheit, die 1904, zehn Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, beginnt, in Zürich und Wien stattfindet und bis ins Jahr 1912 reicht:

Der junge Psychiater Carl Gustav Jung, Mitbegründer der analytischen Psychologie, ist Leiter einer Psychiatrischen Klinik in Zürich, mit einer wohlhabenden Frau glücklich verheiratet und erwartet sein erstes Kind. Eine jüdische Russin namens Sabina Spielrein ist im Auftrag ihrer Eltern in die Burghölzli-Klinik in Zürich gebracht worden, um von Jung behandelt zu werden: Sie leidet unter hysterischen Anfällen.[3] Manchmal hat sie sich nicht unter Kontrolle, lacht und kreischt abwechselnd. Die psychisch gestörte junge Frau ist überdurchschnittlich intelligent.

Jung wendet bei der jungen Frau eine neue Methode an, die Psychoanalyse von Sigmund Freud. Bei den Gesprächen kommen sich Therapeut und Patientin näher. Carl Gustav Jung verspürt Zuneigung zu seiner Patientin, wahrt aber professionelle Distanz. Unterdessen wird der österreichische Psychiater Otto Gross ebenfalls in Jungs Behandlung eingewiesen. Der unkonventionelle Gross verfolgt einen ausschweifenden Lebensstil und lehnt in seinen Gesprächen mit Jung Monogamie als gesellschaftliche Konvention ab. Er überredet Jung geradezu, sich seinen unterdrückten Gefühlen zu ergeben und sein Leben auszukosten. Kurz darauf mehren sich deutliche Avancen Sabina Spielreins gegenüber Jung; sie küsst ihn und fordert ihn auf, sie in ihrer Wohnung zu besuchen, wenn er mehr wolle. Jung folgt dieser Aufforderung und verliebt sich in Sabina. Mit dieser Affäre hat er allerdings, seinen eigenen Ansprüchen an das Leben folgend, Grenzen überschritten. Zudem plagt ihn sein Gewissenüber seiner Ehefrau, die bald ein zweites Kind erwartet.

Die Beziehung Freuds zu Jung, den er als seinen wissenschaftlichen Erben betrachtet hatte, kriselt stark. Freud kann Jungs Überlegungen, die Parapsychologie zum Erkenntnisgewinn zu benützen, nichts abgewinnen und hält den Plan für Aberglauben. Jung hingegen klagt über Freuds Starrsinn, seine Beschränkung auf den Sexualtrieb als Auslöser aller Probleme und seinen Mangel an Bereitschaft, sich auf neue Überlegungen zur Psychoanalyse einzulassen. Diese neuen, nach Freuds Meinung nicht wissenschaftlichen Überlegungen könnten aber, wie Freud befürchtet, Wasser auf die Mühlen der Gegner der Psychoanalyse sein. Jung kann diese Befürchtungen nicht teilen. Die Auseinandersetzung der beiden Ärzte findet zum Teil per Brief statt, zum Teil bei wissenschaftlichen Tagungen, an denen sie beide teilnehmen. Letztlich kommt es zum Bruch.

Sabina Spielrein fühlt sich mittlerweile geheilt, studiert in Zürich erfolgreich Medizin und will selbst Psychoanalytikerin werden. Da Jung die Liebesbeziehung zu ihr infolge aufkommender Gerüchte einseitig beendet und ihr untersagt hat, ihn privat außerhalb seines Behandlungsraumes zu sehen, möchte sie sich in Wien bei Sigmund Freud bewerben. Dieser ist nicht abgeneigt, einiges von der ehemaligen Patientin seines Kollegen zu erfahren. Freud bietet ihr zudem an, ob sie einige seiner Patienten übernehmen könnte.

Letztlich muss Jung akzeptieren, dass Spielrein einen jüdischen Russen geheiratet hat und mit ihm ihr erstes Kind erwartet. Er selbst hat inzwischen in Toni Wolff eine neue Geliebte gefunden. Seine Frau, von anonymen Briefen und Gerüchten alarmiert, will von seinen Eskapaden nichts wissen. Die Seelen anderer Menschen zu erforschen bleibt für Spielrein, Jung und Freud ein emotional riskantes, wissenschaftlich noch nicht abschließend definiertes Vorhaben.[4]

Hintergrund

Besetzung und Crew

Ursprünglich war der österreichische Oscar-Preisträger Christoph Waltz (Inglourious Basterds) für die Rolle des Sigmund Freud vorgesehen. Dieser verzichtete jedoch, um stattdessen Wasser für die Elefanten zu drehen.[5] Die Rolle wurde mit Viggo Mortensen neu besetzt. Bereits im Film Tödliche Versprechen – Eastern Promises arbeitete David Cronenberg mit Viggo Mortensen und Vincent Cassel zusammen.

Zur Crew gehören neben Drehbuchautor Christopher Hampton („Gefährliche Liebschaften“) auch die langjährigen Cronenberg-Mitarbeiter Peter Suschitzky, Kameramann, und Howard Shore, Komponist.

Vorlage

Vorlage für den Film war das Theaterstück Die Methode des britischen Autors Christopher Hampton, das 2002 uraufgeführt wurde. Der authentische Stoff um Sigmund Freud und C. G. Jung, die Väter der Psychoanalyse, und die junge russische Hysterikerin Sabina Spielrein wurde auch in dem Dokumentarfilm Ich hieß Sabina Spielrein aus dem Jahr 2002 aufbereitet.

Dreharbeiten

Dreharbeiten zu Eine dunkle Begierde fanden in Deutschland, Österreich und der Schweiz statt. Der Film spielt in Zürich, wo Jung praktiziert hatte. Die Geschichte ließ sich aber nicht an den Originalschauplätzen verfilmen, dafür ist der Zürichsee viel zu zersiedelt.

Für eine große Anzahl von Außenaufnahmen wurde Isis Hager, Location Scout im Auftrag der „Filmcommission Bodensee Oberschwaben“ in Ravensburg, die bereits für Filme wie Novemberkind, Ein fliehendes Pferd oder Schwabenkinder, sowie rund zwanzig Bodensee-Tatort-Fernsehkrimis tätig war, im Februar 2010 damit beauftragt, nach Vorgaben des Art Departments geeignete Drehorte um den Bodensee und im oberschwäbischen Hinterland zu suchen. Die Dreharbeiten liefen unter großer Geheimhaltung ab, um keine Paparazzi oder andere Zuschauer anzuziehen, die die Crew stören könnten. Etwa die Hälfte des Films wurde am Bodensee gedreht. Die Filmkommission ist Teil der MFG Filmförderung Baden-Württemberg.[3]

In der Eröffnungsszene der Films kann man direkt das Konstanzer Gymnasium und den Überlinger Spetzgard erblicken.[3]

Gedreht wurde im Juli 2010 in der Luziengasse in Überlingen[6] und in Konstanz. Das Humboldt-Gymnasium an der Konstanzer Laube diente als Kulisse für eine Nervenklinik.[7] Hierfür wurde das Gebiet um die Schottenstraße im Paradies bis hin zum Humboldt-Gymnasium weiträumig abgesperrt und Autos teilweise abgeschleppt.[8] Für weitere Dreharbeiten wurden die Seestraße und Glärnischstraße, die in Schönleinstraße umbenannt wurde, in die Zeit um 1910 zurückgebaut. So wurden unter anderem Blumenbeete umgesetzt, Gaslaternen aufgestellt, Straßen abgesperrt und deren Teerbelag mit Kies abgedeckt. Die Kosten dafür trug die Filmproduktionsfirma. Die Umbauten an der Seestraße und am Humboldt-Gymnasium wurden mit privaten Unternehmen aus der Region organisiert und eine Parkplatzentschädigung von 750 Euro gezahlt.[9] Die Eisenbahnbrücke an der Seestraße wurde mittels Computeranimation durch eine zeitgemäße Brücke ersetzt.[3] Ein weiterer Drehort war Allensbach. Hier wird am Allensbacher Seeufer im Film ebenfalls eine Villa zu sehen sein, die es sonst nicht gibt. Es ist die Villa Jungs, die für fünf Drehtage eins zu eins nachgebaut wurde.[3] Im ehemaligen Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen fanden Außenaufnahmen mit künstlich erzeugtem Regen hinter den Klostermauern statt.[10] Weiterer Schauplatz des Filmgeschehens ist der restaurierte Schaufelraddampfer Hohentwiel[11], der auch schon bei James Bond 007: Ein Quantum Trost zu sehen war.[12] Jeder Drehort wurde in die Zeit um 1910 zurückgebaut, in der der Film spielt.[13]

Die Innenaufnahmen entstanden im Juni 2010 in den MMC-Studios in Köln-Ossendorf. Weitere Drehorte waren das Filmstudio Babelsberg in Potsdam-Babelsberg sowie Studios in Zürich und Wien, wo Außenaufnahmen auf der Mölker Bastei und im Garten des Schlosses Belvedere stattfanden.

Dass ein kanadischer Regisseur mit einer internationalen Besetzung überwiegend in Deutschland drehte, hat auch finanzielle Gründe: Cronenberg und seine Produktionsfirmen erhielten erhebliche deutsche Filmfördermittel; allein das Land Baden-Württemberg ist über die MFG Filmförderung der MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg mbH mit 500.000 Euro beteiligt. Insgesamt soll das Budget der Koproduktion 15 Millionen Euro betragen. An der Produktion beteiligt sind die Lago Film GmbH aus Berlin und die Cine Block Filmorganisations GmbH aus Köln.[14]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabe der Jugendmedienkommission
  2. Veröffentlichungstermine für A Dangerous Method auf IMDb.com (abgerufen am 11. September 2011).
  3. a b c d e f Sebastian Brauns: Der See ist der Star. In: Südkurier vom 31. Juli 2010
  4. Der Film. In: Südkurier vom 8. Juli 2010
  5. Christoph Waltz spielt doch nicht Sigmund Freud. In: Südkurier 15. März 2010
  6. Eva-Maria Bast: Mit den Stars mal eben so per Du. In: Südkurier vom 9. Juli 2010
  7. Sebastian Brauns: Immerhin: Ein Autogramm ließ Keira in Konstanz. In: Südkurier vom 12. Juli 2010
  8. Hollywood-Dreh in Konstanz. In: Südkurier vom 9. Juli 2010
  9. Sebastian Brauns: Das bringt der Filmdreh der Region. In: Südkurier vom 31. Juli 2010
  10. Ute Korn-Amann: Filmstars verschanzen sich hinter Klostermauer. In: Schwäbische Zeitung vom 12. Juli 2010
  11. Tilmann P. Gangloff: Ein Hauch von Hollywood am Humboldt-Gymnasium. In: Südkurier vom 13. Juli 2010
  12. Sebastian Brauns: Düsteres Drama um Sigmund Freud. In: Südkurier vom 12. Juli 2010
  13. Stefan Hilser: Stars fühlen sich in Überlingen wohl. In: Südkurier vom 8. Juli 2010
  14. Eva-Maria Bast: Großes Kino in der Luziengasse. In: Südkurier vom 8. Juli 2010

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