Bahnstrecke Oebisfelde–Salzwedel

Bahnstrecke Oebisfelde–Salzwedel
Oebisfelde–Salzwedel
Zug im Bahnhof Kunrau (1994)
Zug im Bahnhof Kunrau (1994)
Kursbuchstrecke (DB): 301 (2002)
Streckennummer (DB): 6900
Streckenlänge: 59,2 km
Legende
Strecke – geradeaus
von Wolfsburg
Bahnhof, Station
0,0 Oebisfelde
   
nach Stendal und Magdeburg
   
Kanalbrücke Buchhorst Mittellandkanal
   
6,3 Buchhorst
   
15,3 Kunrau (Altm) ehem. Cunrau
   
20,5 Kusey
   
27,5 Klötze
   
nach Wernstedt
   
32,5 Bandau
   
von Kalbe
   
36,7 Beetzendorf (Sachsen-Anhalt)
   
nach Diesdorf
   
42,8 Siedenlangenbeck
   
46,9 Kuhfelde
   
50,7 Dambeck
   
54,4 von Badel
   
Salzwedel–Diesdorf
   
56,0 Salzwedel Altstadt
   
von Uelzen
Bahnhof, Station
59,2 Salzwedel
Strecke – geradeaus
nach Stendal und Geestgottberg

Die Bahnstrecke Oebisfelde–Salzwedel in der westlichen Altmark wurde von 1889 bis 2002 im Personen- und Güterverkehr befahren.

Inhaltsverzeichnis

Streckenbeschreibung

Die Strecke führte von der Kleinstadt Oebisfelde an der Berlin-Lehrter Eisenbahn nach Norden zur Kreisstadt Salzwedel an der Bahnstrecke Stendal–Uelzen. Sie führte durch ein landschaftlich abwechslungsreiches Gebiet, etwa durch das Niedermoorgebiet Drömling und die Klötzer Berge.

Geschichte

Die Altmark, die im 19. Jahrhundert zur preußischen Provinz Sachsen gehörte, ist ein landwirtschaftliches stark genutztes Gebiet. So lag es nahe, den Bahnknoten Oebisfelde an der Lehrter Bahn als Staatsbahnstrecke mit der alten Hansestadt Salzwedel zu verbinden und so ein größeres Gebiet an das Bahnnetz anzuschließen. Die Orte an der Linie wiesen allerdings stets kleine Einwohnerzahlen auf. Die größten dieser Orte sind Klötze und Beetzendorf. Die Gesamtlänge der Strecke betrug 59 Kilometer. Am 1. November 1889 begann der Betrieb auf der Strecke.

In den Folgejahren wurden die folgenden Stichstrecken erbaut:

Diese drei Strecken wurden von der Altmärkischen Kleinbahn-AG, einer provinzial-sächsischen Gesellschaft, und deren Vorgängergesellschaften betrieben.

1929/30 befuhren laut damaligem Kursbuch an Werktagen fünf Personenzugpaare die Strecke. Die Reisezeit betrug rund 120 Minuten. Die Strecke wurde von der Reichsbahndirektion Hannover verwaltet.

1975 wurde die Strecke als KBS 764 im Kursbuch der Deutschen Reichsbahn geführt, als Teil der Strecke Haldensleben–Salzwedel. An Werktagen befuhren nun sieben Zugpaare die Strecke, für die sie nunmehr etwa 100 Minuten brauchten. Die meisten Züge fuhren lokbespannt, während einzelne Züge schon mit Schienenbussen der Baureihe VT 2.09 gefahren wurden. Der Güterverkehr war zu DDR-Zeiten rege. Alle Bahnhöfe an der Strecke wiesen Ladestraßen auf. Kreuzungsmöglichkeiten waren ebenfalls an jedem Bahnhof vorhanden. Ab 1966 verkehrten die Personenzüge der Relation Salzwedel–Badel ebenfalls über Salzwedel-Altstadt, um dann am Abzweig Jeetze über ein etwa ein Kilometer langes Stück Neubaustrecke Richtung Badel zu fahren. 1980 wurde diese Verbindung stillgelegt.

Die meisten Stichstrecken der Strecke Oebisfelde–Salzwedel wurden noch zu DDR-Zeiten stillgelegt. Der Betrieb auf dem Abzweig von Beetzendorf nach Kalbe (Milde) wurde erst Anfang der 1990er Jahre eingestellt. Er wurde anschließend für kurze Zeit offiziell als Schienenersatzverkehr durchgeführt.

Nach der Wende

Nach der politischen Wende wurde im Personenverkehr ein Zwei-Stunden-Takt eingeführt, so dass an Werktagen bis zu neun Personenzugpaare die Strecke befuhren, dazu ein Zugpaar Salzwedel–Klötze, das dem Berufsverkehr diente. Die Bespannung oblag je nach Fahrplanperiode Lokomotiven der Baureihen 202 oder 219 beziehungsweise Schienenbussen der Baureihen 771 oder 772. Die Reisezeit betrug 1999 planmäßig 86 oder 92 Minuten; gekreuzt wurde in Klötze. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 50 km/h, die Durchschnittsgeschwindigkeit bestenfalls 41 km/h. Die Strecke erhielt im Kursbuch der Deutschen Bahn die Nummer 301. Im Güterverkehr wurden weiterhin Kusey und Klötze, anfangs auch noch Beetzendorf, bedient.

Die Reisendenzahlen nahmen stets weiter ab, nicht zuletzt, weil die ohnehin dünn besiedelte Gegend weiter an Einwohnern verlor. Auch Rationalisierungsmaßnahmen, wie drastische Rückbauten von Gleisen in den Bahnhöfen, führten zu keiner besseren Lage. Schließlich wurde ein durch die Verbreiterung des Mittellandkanals erforderlicher, sechs Millionen Euro teurer Brückenneubau südlich von Buchhorst der Strecke zum Verhängnis, so dass der Personenverkehr zum 29. September 2002 vom Land Sachsen-Anhalt abbestellt wurde. Der Güterverkehr war bereits kurz vorher im Zuge des Rationalisierungsprogramms MORA C zum Erliegen gekommen. Zum 31. Dezember 2001 wurde den letzten Güterkunden gekündigt. Auf Antrag der Deutschen Bahn AG wurde die Strecke zum 31. Oktober 2004 stillgelegt.

Die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH (DRE) nahm daraufhin Verhandlungen zur Übernahme der Strecke sowie der ebenfalls stillgelegten Strecke Salzwedel–Geestgottberg auf. Sie pachtete die Strecke schließlich am 1. Januar 2007 im stillgelegten Zustand zur Trassensicherung. Aufgrund der Verbreiterung des Mittellandkanals kam ein kostspieliger Brückenneubau nicht mehr in Frage. Da auch die Anliegerkommunen entlang des 28 Kilometer langen Streckenabschnitts Klötze–Oebisfelde kein Interesse am Schienenverkehr zeigten, wurden die Gleise hier von der DRE im Jahr 2008 entfernt.[1] Die Trasse bleibt jedoch als Eisenbahnverkehrsfläche gewidmet, sodass eine Streckenreaktivierung möglich ist.[2] Allerdings wird dies durch die im November 2009 abgerissene Brücke über den Mittellandkanal erschwert.[3]

Besonderheiten

  • Der Streckenabschnitt von Buchhorst nach Kunrau verlief durch das ausgedehnte Niedermoorgebiet Drömling. Die Züge fuhren – aufgrund schadhafter Schwellen teilweise mit 30 km/h – durch eine naturbelassene Landschaft. Die Strecke verlief auf mehreren Kilometern auf der Grenze eines Totalreservats, so dass man zahlreiche Naturbeobachtungen machen konnte. In einem Bericht wird die Strecke als „Safari mit Tempo 50“ beschrieben, und es hieß: „Die Nebenbahn dürfte zu den schönsten in Deutschland gehören“.[4] Auch sonst verläuft die Strecke durchweg durch eine agrarisch geprägte, teils naturnahe Landschaft.
  • Im Zuge des Baus der Schnellfahrstrecke Hannover–Berlin im Bereich Oebisfelde wurde die Trasse der Strecke nach Salzwedel 1995 verlegt und durch Einbau großer Kurven um zwei Kilometer verlängert. Auch wurden zwei Straßenbrücken über das rechtlich als Neubaustrecke zählende Streckenstück errichtet. Diese Neubaustrecke war nun nach wenigen Jahren ohne Verkehr.

Zukunft der Strecke

Die DRE war bestrebt, die Infrastruktur im Abschnitt Klötze–Salzwedel und weiter nach Geestgottberg bei Wittenberge für den Schienenverkehr zu reaktiveren. Im DB-Kursbuch 2007/08 wurde die Wiederaufnahme des Betriebs als „Altmarkbahn“ unter der Kursbuchnummer 303 angekündigt, fand aber nicht statt. Museumsverkehr ist trotz des reizvollen Streckenverlaufs nicht geplant.

Siehe auch

Literatur

  • Nebenbahnen in Deutschland, Bahn-Extra 5/98, GeraNova, München 1998, ISBN 3-89724-136-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. DRE-Pressemitteilung vom 10. Oktober 2008, "Deutsche Regionaleisenbahn GmbH zum Rückbau an Drömlingbahn". Abgerufen am 28. Oktober 2008.
  2. Volksstimme, Salzwedel 2. April 2008, wiedergegeben in Drehscheibe Online, „Abriss der Bahnstrecke Oebisfelde -Klötze“, 4. April 2008. Abgerufen am 28. Oktober 2008.
  3. Abbruch der Eisenbahnbrücke Nr. 449 und der Mittellandkanalbrücke Nr. 450. Wasserstraßen-Neubauamt Helmstedt, 3. November 2009, abgerufen am 10. November 2009 (pdf).
  4. Nebenbahnen in Deutschland, Bahn-Extra 5/98, GeraNova, München 1998

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