Burg Dohna

Burg Dohna
Burg Dohna
Mauerrest der alten Burg Dohna

Mauerrest der alten Burg Dohna

Entstehungszeit: um 950
Burgentyp: Höhenburg, Spornburg
Erhaltungszustand: Mauerrest
Ständische Stellung: Burggrafen, Adel
Ort: Dohna
Geographische Lage 50° 57′ 5,5″ N, 13° 51′ 13,7″ O50.95151413.853796155Koordinaten: 50° 57′ 5,5″ N, 13° 51′ 13,7″ O
Höhe: 155 m ü. NN
Burg Dohna (Sachsen)
Burg Dohna
Die alte Burg Dohna. Aus der Historischen Beschreibung der weltberühmten Vestung Königstein von C. Heckel. Dresden 1736.
Dohna 1690, rechts i. B. die Burgreste
Burgturm der Burg Dohna am 1912 eingeweihten Fleischerbrunnen am Markt von Alexander Höfer

Die Burg Dohna (Donin) am Weg nach Böhmen war die Stammburg der Burggrafen von Dohna. Von der alten, einstmals stattlichen Doppelburg ist nur noch ein geringer Mauerrest geblieben. Der Burgrest der alten Spornburg befindet sich auf dem Schlossberg nahe der späteren Bebauung in der gleichnamigen Stadt Dohna im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Burg Dohna wurde angeblich um 950 durch Otto I. (936–973) auf dem Schlossberg an der Stelle einer sorbischen Wehranlage gegründet. Dieses Gebiet um den Schlossberg war schon in vorgeschichtlicher Zeit Siedlungsgebiet der Sorben. Der Name der Siedlung war Donin. Von ihr erhielt die Burg auch ihren Namen. Die Burg war das Zentrum der reichsunmittelbaren Herrschaft der Burggrafen von Dohna. Sie hatten die Aufgaben die Handelsstraße nach Böhmen zu überwachen, die unterworfenen Sorben im Zaume zu halten und die christlichen Sendboten der Kirche zu schützen.

Burg Dohna bis etwa Mitte des 12. Jahrhunderts

Die Burg Dohna wird im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen zwischen König Heinrich III. (1039–1056) und Herzog Břetislav von Böhmen im Jahr 1040 erstmals urkundlich erwähnt. Der Markgraf von Meißen, Ekkehard II. (1038–1046), besaß zu dieser Zeit die Burg Dohna wahrscheinlich als Reichslehen. Danach kommt die Burg unter böhmische Vorherrschaft.

Im Jahr 1076 wird der Herzog und spätere König von Böhmen, Vratislav II. (1061–1092), von Heinrich IV. (1056–1106) mit dem Gau Nisani belehnt. Er überlässt den Gau Nisani mit der Burg Dohna seinem Schwiegersohn Wiprecht von Groitzsch, dem spätereren Markgrafen von Meißen (1123–1124), als Mitgift für seine Tochter. 1112 tritt Wiprecht von Groitzsch den Gau Nisani mit der Burg Dohna Heinrich V. (1106–1125) ab. Mit der Wiedererlangung des Besitzes durch Groitzsch 1117 wird die böhmische Oberhoheit wieder hergestellt. Anfang des 12. Jahrhunderts wurde die Burg Dohna zerstört und dann unter dem Herzog von Böhmen, Vladislav I. (1109–1125), um 1121 wieder aufgebaut.

Zum Burgverlies ist in August Schumanns Staatslexikon von Sachsen folgendes zu finden:...und ward, wie damals jede feste Burg, nach damaliger Sitte, bisweilen als Staatsgefängniß benutzt. Wenigstens ließ der böhmische Herzog Sobieslaw im J. 1126 einige böhmische Große ins Burgverlies zu Dohna abführen...[1].

Von den als kaiserliche Beamte eingesetzten Burggrafen wird nur ein Erkembert (aus der Familie Tegkwitz?) 1113 genannt, urkundlich nachweisbar als Erkembertus prefektus de castro Donin[2]. Bekannt ist auch, dass das Geschlecht der Erkenbertinger (1113 als Burggrafen bezeugt) aus Franken stammt, nahe Naumburg Fuß fasste und in ihrer jüngeren Starkenberger Linie u.a. beim Landausbau im Erzgebirge eine Rolle spielte[3].

Die Stammburg der Donins

Als Stammvater der Donins, die etwa 250 Jahre auf der Burg Dohna herrschten, gilt Burggraf Heinrich I., der als Heinricus de Rodewa (Rötha) erstmals 1143 gesichert nachweisbar ist[4] und 1144, allerdings ohne Ortsangabe, erstmals als Burggraf belegt ist.[5][6] Die Belehnung selbst ist urkundlich nicht belegt, muß aber bis spätestens 1156 erfolgt sein, als Heinrich erstmals entsprechende urkundliche Erwähnung als Burggraf von Dohna findet.[7]

Die starke Burg Dohna, auf einem Felsvorsprung 155 m ü. NN nahe der Müglitz erbaut, war der Mittelpunkt der Burggrafschaft Dohna. Hier befand sich der Dohnaer Schöppenstuhl, ein seit 1390 bezeugtes Schöffengericht, das bis 1572 vorwiegend in Lehns- und Erbsachen bis über die Grenzen Sachsens hinaus Rechtsbelehrung gab.

Man kann annehmen, dass die Burg Dohna unter der Herrschaft der erblichen Burggrafen derart ausgebaut wurde, dass sie zuletzt als eine stattliche Doppelburg, bestehend aus Hinter- und Vorderburg und einem geräumigen Vorhof erscheint. Bei den Ausgrabungen von 1904/06 wurde durch das Aufdecken der Quermauer, welche die beiden Burgen trennt, diese Annahme nachgewiesen.

Der im Oval abgebildete Burgturm am Fleischerbrunnen in Dohna am Marktplatz, 1912 geschaffen vom Dresdner Bildhauer Alexander Höfer, entspricht dem Turm im ältesten Stadtwappen von 1525.

Verlust und Verfall der Reichsburg

In Folge der Dohnaische Fehde (1385–1402), begonnen zwischen Burggraf Jeschke von Dohna und dem sächsischen Adligen Hans von Körbitz (Korbs), verloren die Burggrafen die Stammherrschaft mit ihrem gesamten dazuzugehörigen Land an die Wettiner. Die heutige sächsisch-böhmische Landesgrenze war erreicht, als auch die benachbarte böhmische Burg Pirna mit den zugehörigen Dörfern und die böhmische Festung Königstein, in die Burggraf Jesche fliehen konnte, 1406 für die Wettinner ebenfalls gewonnen wurden[8].

Vom Herbst 1401 an wurde die Burg belagert und nach langem Widerstand am 19. Juni 1402 in Anwesenheit des Markgrafen Wilhelm I. dem Einäugigen (1349/79–1407) im Sturm genommen. Nach der Eroberung wurde die Burg nicht vollständig geschleift. Die Wohngebäude blieben erhalten und haben den markgräflichen Beamten, welche die Pflege Dohna verwalteten, als Wohnsitz gedient. Nachdem die Vögte etwa ab 1457 ihren Sitz nach Pirna verlegten, begann der allmähliche Verfall. Auch mögen die Bürger der Stadt Dohna in den folgenden Zeiten, bei Bedarf an Baumaterial, kräftig nachgeholfen haben. Auf einem Bild von 1690 von A. Nienborg und auf einer Zeichnung von Goebel von 1793 sind noch umfangreiche Mauer- und Turmreste zu sehen.

M. Christian Bartsch, Pastor in Dohna schreibt 1735: ...Auf diesem Schloß-Berg findet man noch rudera von alten Mauern, Thürmen und Gewölben, welche unerachtet sie bereits 330. Jahr im Regen und Wetter gestanden; dennoch von Kalk und Steinen so fest sind, daß man sie schwerlich kann einreissen, von sich selbst aber gar nicht einfallen. Die Schweden, als sie 1707 hier stunden, versuchten es und wolten ein Gewölbe auf diesem Schloßberge einbrechen, vieleicht vermeinende einen Schatz zu finden, mußten aber wegen Festigkeit der Mauern bald nachlassen....[9].

Gegenwärtig ist nur noch ein geringer Mauerrest von der alten Burg aufzufinden. Außer diesem Mauerrest ist heute nichts mehr von der alten Burg Dohna vorhanden.

Die Bebauung des Schlossberges nach dem Verfall der Burgruine

Im Jahr 1803 kaufte der Burggraf Heinrich Ludwig von Dohna den Schlossberg um im Geist der aufkommenden Romantik die Burg wieder aufzubauen. Der Schlossberg wurde zu diesem Zweck vom Schutt der Burgruine geräumt und der Bau des runden Turms begonnen. Die napoleonischen Kriege verhinderten jedoch die Ausführung des romantischen Plans. Schließlich wurde der runde Turm 1830 in seiner heutigen Gestalt vollendet.

Die "Privilegierte Schützengesellschaft zu Dohna" kaufte 1826 den Schlossberg für 700 Taler und ebnete den vorderen Teil des Berges ein. Aus dem Steinmaterial des Burggemäuers baute sie 1828 das Schießhaus, die Schießmauer und die Stützmauer am Fahrweg.

Die heute vorhandene Bebauung auf dem Schlossberg besteht im Wesentlichen aus der zuletzt als HO-Gaststätte und Tanzlokal genutzten Burgschänke, dem früheren Schießhaus, und dem im Stil der alten Burg erbauten Rundturm, zuletzt genutzt als Museumsraum, in dem unter anderem die heimischen Minerale des Müglitztals, z. B. Amethyste und Achate zu bewundern waren.

In der Bugschänke (HO-Gaststätte "Burg Dohna") befand sich im Obergeschoss seit 1958 das 1906 gegründete Heimatmuseum. Heute befindet sich das Heimatmuseum im ehemaligen Apothekergrundstück am Marktplatz. Hier sind u.a. interessante Exponate zur Burggeschichte, z.B. Funde aus dem Mittelalter, Grafiken und Urkunden zu sehen.

Heutige Nutzung

Die Gebäude des Schlossberges, der runde Turm von 1830 und die ehemalige Burgschänke, sind gegenwärtig noch ungenutzt.

Die Burganlage ist heute als Bodendenkmal geschützt, ebenso die Sorbenschanze auf dem Rücken der Bergzunge des Robisch (Robsch, Robscher). Diese Burganlage ist auf einem Felsvorsprung über dem Bahnhofsgelände noch erkennbar. Der Hinweis auf die Anlage erfolgt deshalb, weil schon vor der Besiedlung des Burgberges (Schlossberges), auf dem Robisch ebenfalls eine sorbische Wehranlage bestanden hat.

Siehe auch

Literatur

  • Max Winkler und Hermann Raußendorf: Die Burggrafenstadt Dohna. In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz. Band 25, H. 1–4, Dresden 1936 (Datensatz der Deutschen Nationalbibliothek).
  • Henning/Müller/Wintermann: Weesenstein. 700 Jahre Schlossgeschichte. Dresden 1995
  • Christine Klecker: Wie Dohna verloren ging. Museum Schloß Weesenstein, 1991
  • Hans Eberhard Scholze: Schloß Weesenstein. Leipzig 1969
  • Herbert Wotte: Barockgarten Großsedlitz / Dohna - Wesenstein - Wilisch, Heft 99, VEB Bibliograqhisches Institut Leipzig, 1961
  • Autorenkollektiv mit Dr. sc. Werner Coblenz: Historischer Führer Bezirke Dresden, Cottbus, Seite 118: Dohna (mit Burg Dohna). Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin, Leipzig 1982
  • Karlheinz Blaschke: Geschichte Sachsens im Mittelalter, Unionverlag Berlin, 1990
  • Christian Bartsch. Historie der alten Burg und Städgens Dohna. Dresden/Leipzig 1735 (Digitalisat)
  • Historische Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften: NEUE DEUTSCHE BIOGRAPHIE, 4. Band, Berlin, 1957. Darin: 1127 Henricus nobilis de Rotowe (Rötha), hat seit 1156 die Burggrafschaft Donin als Reichslehen inne. (Digitalisat)
  • Dohna. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 1. Band, Zwickau 1814, S. 756. Darin: Burg Dohna

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Dohna. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 1. Band, Zwickau 1814, S. 755.
  2. Vgl. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen - Dohna (Jahr 1113)
  3. Autorenkollektiv mit Dr. sc. Werner Coblenz: Historischer Führer Bezirke Dresden, Cottbus, Seite 118: Dohna (mit Burg Dohna). Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin, Leipzig 1982
  4. Heinricus de Rodewa in einer Urkunde König Konrads III. für das Kloster Chemnitz vom Februar 1143; Heinrich wird als Zeuge genannt. Vgl. die Edition der Urkunde bei: Die Urkunden Konrads III. und seines Sohnes Heinrich, bearb. v. Friedrich Hausmann (= MGH DD, Bd. 9), Wien/Köln/Graz 1969, Nr. 86, S. 152-154, hier S. 154 Z. 17. Zur Ersterwähnung 1143 vgl. Karlheinz Blaschke, Dohna, in: Lexikon des Mittelalters, Bd.3, München u.a. 1983, Sp. 1166.
  5. Heinricus praefectus (ohne Ortszusatz!) in einer Urkunde König Konrads III. vom November 1144, die einen Streit zwischen Bischof und Markgraf von Meißen schlichtet; Heinrich wird als Zeuge genannt. Das Namensregister des MGH-Editionsbandes identifiziert ihn als den schon 1143 genannten Heinrich. Vgl. Die Urkunden Konrads III. und seines Sohnes Heinrich, bearb. v. Friedrich Hausmann (= MGH DD, Bd. 9), Wien/Köln/Graz 1969, Nr. 119, S. 212-214, hier S. 214 Z. 4.
  6. Art. Dohna, in: Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen, Ortsnamenformen, Eintrag zu 1144.
  7. Heinricus castellanus de Donin in einer Urkunde des Markgrafen Konrad I. von Meißen vom 30. November 1156; Heinrich wird als Zeuge genannt. Vgl. Codex diplomaticus Saxoniae regiae, I A 2: Die Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen 1100-1195, hg. von Otto Posse, Leipzig 1889, Nr. 262 S. 176-179, hier S. 178 Z. 37. Vgl. dazu Lothar Graf zu Dohna: Dohna. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, S. 43–46., S. 43.
  8. Karlheinz Blaschke: Geschichte Sachsens im Mittelalter, Unionverlag Berlin, 1990
  9. Vgl. Christian Bartsch. Historie der alten Burg und Städgens Dohna. Dresden/Leipzig 1735 Digitalisat

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