Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln

Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln
Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln
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Rechtsform gGmbH[1]
Gründung 1943[2]
Sitz Köln[1]
Leitung Marc Oliver Bettzüge (Vorsitz, 2010)[3]
Mitarbeiter ca. 35 (festangestellte, 2010)[3]
Branche Energiewirtschaft
Website www.ewi.uni-koeln.de

Das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (kurz nur Energiewirtschaftliches Institut oder EWI genannt) ist ein An-Institut[4] der Universität Köln. Es betreibt Forschung und Beratung auf dem Gebiet der volkswirtschaftlichen Energiewirtschaft und der Energiemärkte.

Das EWI wurde in der Vergangenheit regelmäßig von staatlichen deutschen Stellen wie z.B. den Parlamenten und Regierungen auf Landes- und Bundesebene mit Studien und Gutachten beauftragt. Die Untersuchungsergebnisse des EWI dienten im Rahmen des Enquête-Prozesses mehrfach als Grundlage für energiepolitische Richtungsentscheidungen und die Gesetzgebung.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Getragen wird das EWI von der Universität zu Köln und dem Förderverein Gesellschaft zur Förderung des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln e.V., der wiederum hauptsächlich von deutschen Energieversorgungsunternehmen und Organisationen der deutschen Energiewirtschaft getragen wird.[2]

Das Institut verfügt über einen festen Lehrstuhl für Energiewirtschaft, der seit 2005 als Stiftungsprofessur durch den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft finanziert wird.[5] Darüber hinaus nehmen Mitarbeiter des Institutes weitere Lehraufträge an der Uni Köln wahr.

Das Institut verfügt aktuell (Stand Ende 2010) über mehr als 30 festangestellte Mitarbeiter, davon drei Institutsdirektoren und etwa 25 wissenschaftliche Mitarbeiter, plus diverse studentische Hilfskräfte.[3]

Seine Räumlichkeiten hat das EWI in der Alten Wagenfabrik[1], einem ehemaligen Gebäude des Cölner Elektromobilwerkes von Heinrich Scheele in Köln-Bickendorf, Stadtbezirk Ehrenfeld.

Institutsleitung

Leitende Direktoren:

Geschäftsführer:

  • Walter Schulz : Geschäftsführer (um 2000)
  • Dieter Schmitt: Geschäftsführer 1970[7]

Geschichte

Fritz Burgbacher, Hauptinitiator und späterer Honorarprofessor des EWI

Das Institut wurde 1943 auf Initiative von Energiewissenschaftlern und -politikern (insbesondere Fritz Burgbacher), der Universität Köln und der RWTH Aachen, sowie Vertretern der regionalen Elektrizitäts- und Gaswirtschaft (Rheinische Energie AG, Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk, Rheinisches Braunkohlesyndikat, Ruhrkohlesyndikat, Ruhrgas, Thyssen’schen Gas- und Wasserwerke, Niederrheinische Licht- und Kraftwerke, ...) in Köln gegründet.

Obwohl die Institutsgründung und deren Vorgeschichte ab 1935 in die Zeit des Dritten Reiches fällt, ist das Institut nicht als Werkzeug des NS-Regimes zu sehen. Die Gründung des Institutes wurde von der NS-Regierung (Reichsgruppe Energiewirtschaft der Reichswirtschaftskammer; Referat Energiewirtschaft des Reichswirtschaftsministeriums, ...) eher geduldet als gewünscht oder aktiv unterstützt.[2] Mit der Institutsleitung wurde nicht der Wunschkandidat der NS-Regierung[2], der Betriebswirt Erwin Geldmacher, sondern der Volkswirt Theodor Wessels beauftragt. Wessels war - wie auch Burgbacher selbst - praktizierender Katholik und vertrat eher liberale Positionen, als dass er die von der NS-Regierung praktizierte staatswirtschaftliche Lenkung der Wirtschaft unterstützte.[2] Wie später bekannt wurde, war Wessels unter anderem Mitglied in der regierungskritischen Arbeitsgemeinschaft Erwin von Beckerath.

Neben dem Direktor Wessels erhielt auch der Hauptinitiator Burgbacher einen Lehrauftrag als Honorarprofessor. Noch im Aufbau begriffen, musste das Institut bereits 1944 aufgrund von kriegsbedingten Störungen der Forschungs- und Lehrtätigkeit seinen Betrieb aussetzen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Professoren Burgbacher und Wessels von der Britischen Militärregierung im Rahmen der "Entnazifizierung" entlastet und rehabilitiert, so dass der Institutsbetrieb 1947 wieder aufgenommen werden konnte.[2]

Ab 1951 promovierte Alfred Herrhausen, der spätere Vorstand der Deutschen Bank, als Assistent von Wessels am EWI.

In den 1950er-Jahren baute das Institut seinen Lehr- und Forschungsbetrieb aus und etablierte in den folgenden Jahren und Jahrzehnten durch zahlreiche Veröffentlichungen und Reden der Institutsmitarbeiter sowie durch Ausrichtung von Schulungen und Tagungen seine Reputation als Fachinstitut in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.

Ab den 1950er-Jahren erhielt das EWI auch immer häufiger Forschungs- und Beratungsaufträge von politischen und staatlichen Stellen wie dem Bundeswirtschaftsministerium oder dem Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Unter anderem war das EWI an mehreren Enquête-Kommissionen des Deutschen Bundestages zu energiewirtschaftlichen Themen beteiligt, darunter als erste die "Energie-Enquête" (1961)[2], als weitere unter anderem "Zukünftige Energiepolitik" (1982), "Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre" (1987) und zuletzt "Nachhaltige Energieversorgung" (2002).

Im Jahre 2010 floss ein vom EWI miterstelltes Gutachten in das Energiekonzept 2050 der Bundesregierung unter Angela Merkel ein.[8] Für die im Gutachten enthaltenen, umstrittenen Empfehlungen wurde das EWI teilweise kritisiert (siehe unten Abschnitt Kritik).[9][5]

Kritik

Kritiker bezweifeln die Unabhängigkeit des Institutes, da das EWI über eine Fördergesellschaft auch erheblich von Großkonzernen der Energiewirtschaft finanziert wird. Auch die Gelder für die Stiftungsprofessur stammten indirekt von dort. Die Empfehlungen des EWI seien deshalb nicht neutral, insbesondere dienten die Argumente zugunsten einer Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke den Interessen der Kernkraftwerksbetreiber RWE, E.ON und Vattenfall Europe, die gleichzeitig Hauptgeldgeber des Institutes seien.[9][5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Impressum. EWI, abgerufen am 18. oktober 2010.
  2. a b c d e f g Lennart Henny: Die Gründung des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln. Diplomarbeit im Fach Spezielle Volkswirtschaftslehre. Universität zu Köln, 2008, abgerufen am 18. Oktober 2010 (PDF).
  3. a b c Team. EWI, abgerufen am 18. Oktober 2010.
  4. Übersicht der An-Institute an der Universität zu Köln. Universität zu Köln, abgerufen am 18. oktober 2010.
  5. a b c Anselm Waldermann: Wichtige Energiestudie. Regierungsgutachter steht Stromkonzernen nahe. SPIEGEL ONLINE, 27. August 2010, abgerufen am 22. Oktober 2010.
  6. Theodor Wessels, Universität zu Köln, Rektorenportraits, abgerufen am 18. Oktober 2010
  7. Ehemalige Mitarbeiter: Univ.-Prof. i.R. Dr. Dieter Schmitt. Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Energiewirtschaft, abgerufen am 18. Oktober 2010.
  8. Energiekonzept für eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung. Deutsche Bundesregierung, abgerufen am 30. September 2010 (PDF).
  9. a b Udo Leuschner: Kritik an der Finanzierung des "Energiewirtschaftlichen Instituts" durch RWE und E.ON. Energie-Chronik. August 2010, abgerufen am 18. Oktober 2010.
50.952466.89775

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