- Falado von Rhodos
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Falado von Rhodos Falado von Rhodos 2009 in Søby/Dänemark
Schiffsdaten Flagge Deutschland Schiffstyp Segelyacht Heimathafen Schleswig Eigner Verein „Brigantine Falado von Rhodos“ Bauwerft Petros Xalkidos, Rhodos Stapellauf 1968 Schiffsmaße und Besatzung Länge 23 m (Lüa)Breite 4,9 m Tiefgang max. 2,6 m Verdrängung ca. 30 t Maschine Maschine MTU-Dieselmotor Maschinen-
leistung147 PS (108 kW) Takelung und Rigg Takelung Brigantine Anzahl Masten 2 Segelfläche 200 m² Die Brigantine Falado von Rhodos ist eine deutsche Segelyacht für Gruppen der bündischen Jugend. Sie wurde 1968 in der Xalkidos-Werft auf Rhodos nach dem Riss eines deutschen Konstrukteurs und mit der handwerklichen Kunst griechischer Bootsbaumeister gebaut. Die Ausführung wesentlicher Holzarbeiten nach dem Stil griechischer Kaikis ist noch heute erkennbar. Benannt ist sie nach dem Traumland aus einem Seefahrergedicht von Hans Leip.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bauherr, Eigner und erster Skipper war der Altphilologe, Journalist und Jugendbuchverleger Dr. Herbert Hörhager, der zunächst mit Studenten den wahren historischen Verlauf der Schlacht bei Artemision und den griechischen Sieg über die persische Flotte aus seefahrerischer Sicht erforschen wollte. Das Segeln und die Gegebenheiten von Wind und Küste lernte der Münchner Eigner bei dem im griechischen Pelion lebenden Alfons Hochhauser, der wie Hörhager auch mit den Überlieferungen von Herodot gut vertraut war.
Bei dieser Forschung reifte der Gedanke, mit Jugendgruppen und Gruppen der bündischen Jugend auf einem hochseetauglichen Segelschiff – statt enger Küstengewässer – die Weltmeere mit den Winden der Passate und Monsune zu befahren.
Beschreibung und Takelung
Zunächst war die Falado von Rhodos als Gaffelschoner beziehungsweise als Marstoppsegelschoner getakelt und wurde 1970 in eine Brigantine mit einer Gesamtsegelfläche von ca. 200 m² umgeriggt. Die Falado von Rhodos hat seit dem Stapellauf ihren typischen roten Anstrich. Als Galionsfigur ziert ein springender Delphin ihren Vorsteven und ein Mahagoni-Schnitzwerk das Heck. Der Heimathafen ist Schleswig.
Reviere, Regatten, Erlebnisse und Katastrophen
Nach Erkundung der griechischen und türkischen Inselwelt nahm die Falado von Rhodos 1971 mit junger Besatzung unter Leitung des ehemaligen Kommandanten der Gorch Fock, Kapitän zur See a. D. Hans Engel, am Cutty Sark Tall Ship Race von Porto Cervo (Sardinien) nach Valetta (Malta) teil.
Die erste Atlantiküberquerung folgte 1971, nach Erkundung der Karibik und Rückkehr 1972 nahmen bündische Gruppen an der Operation Sail von Cowes (Isle of Wight) nach Skagen (Dänemark) teil, die zugleich Zubringerregatta zur Olympiade in Kiel war.
In den Jahren 1973 bis 1983 wurden die Reviere der Nord- und Ostsee mit ihren Inseln, Schären und Fjorden befahren. 1974/1975 stand eine große Überholung an, es waren der Innenausbau und die Takelage zu erneuern und das Unterwasserschiff musste komplett neu beplankt werden, denn der in der Karibik eingefangene Schiffsbohrwurm teredo navalis hatte ganze Arbeit geleistet. Dann kam der nächste Rückschlag: Bei einer Kollision mit einem dänischen Küstenmotorschiff im Jahr 1977 sank die Falado von Rhodos im Öresund. Durch glückliche Umstände kam kein Crewmitglied ernsthaft zu Schaden. Die hohen Kosten der Bergung und der Wiederherstellung waren jedoch nur durch höchsten persönlichen Einsatz der Jugendgruppen und ihrer Führung zu schultern. Denn aufgrund des seinerzeit geltenden Seerechts brauchte die Versicherung des dänischen KÜMOs nicht den ganzen Schaden zu ersetzen.
1983 überquerte die Falado von Rhodos zum zweiten Mal den Atlantik und die Crew erkundete in der Karibik viele der noch nicht besuchten Inseln, Riffs und Buchten. Nach der Rückkehr 1984 befuhr sie wieder die zweite Heimat im Mittelmeer. Vom Winterlager in Istrien ging es wieder über Atlantik und Biskaya in die Nord- und Ostsee, denn die Planungen der ersten Weltumsegelung erforderten sorgfältige Vorarbeiten.
1988 war es so weit, die dritte Atlantiküberquerung führte zunächst von den Kanarischen Inseln über die Karibik in den Panamakanal. Weiter ging es in den Pazifik, die Südsee und nach Australien sowie durch die ostasiatischen Gewässer. Viele Crew-Wechsel und Überholungsarbeiten fern der Heimat waren zu organisieren und zu finanzieren. Mit viel Gegenwind durch das Rote Meer erreichte die Falado von Rhodos 1990 wieder das Mittelmeer.
1991 ging es über Atlantik, Biskaya und Nordsee wieder in die Ostsee. In der Eckernförder Bucht gab es Anlass für eine große Feier der glücklichen Rückkehr. In den Jahren 1992 und 1993 standen die Segelreviere Ost- und Nordsee wieder im Vordergrund, wobei zum ersten Mal die Ostgebiete bis Lettland erkundet wurden. Im Winter 1992/93 wurden notwendige Werftarbeiten am Rumpf durchgeführt und ein neuer, stärkerer und wassergekühlter Hilfsmotor eingebaut. Im Herbst startete die Falado von Rhodos über die Kanarischen Inseln zu ihrem vierten Atlantik-Törn in die Karibik. Im Sommer 1995 trat in Miami die Crew zur Nordatlantiküberquerung an. Unter schwierigen Wetterbedingungen erreichte das Schiff nach sieben Wochen verspätet Brest. Von dort aus kehrte die Falado von Rhodos im Herbst nach Kiel zurück.
Das Segelrevier der Jahre 1996 bis 2001 war wieder die Ostsee mit Besuchen in Finnland und Estland. Im Winterlager 2001 wurde das Schiff für die Mittelmeerfahrt vorbereitet und ausgerüstet. Die Törns führten 2002 entlang der Küste durch den englischen Kanal und die Biskaya ins Mittelmeer. 2003 segelten die Gruppen entlang der kroatischen und albanischen Küste und erreichten seit langer Zeit wieder die Inseln und Küsten Griechenlands und der Türkei. Das Winterlager in der Adria wurde 2005 mit dem Ziel Kanarische Inseln verlassen, um von dort den fünften Atlantik-Törn anzutreten. In der Karibik führten die Kurse den gesamten Winter über durch die Karibische See mit stetem Passat und warmem Wetter.
2006 ging der Törn von Miami nach Europa zurück. In den Jahren 2007, 2008 und 2009 war das Segelrevier für viele junge Gruppen wieder die Ostsee, von der Dänischen Südsee bis in die Stockholmer Schären, von der norwegischen Grenze bis zum Skagerrak.
Literatur und weiterführende Informationen
Zitierte Literatur
- Hörhager, Herbert: Zu den Flottenoperationen am Kap Artemision, Chiron 3, 1973, 43–59.
- Hörhager, Herbert: Ein anderes Schiff, Yacht 1970, Heft 12, Seite 86 ff.(www.yacht.de)
- Hansen, Hartmut: Im Öresund versank ihr Traum. Der tragische Untergang des Jugendschiffes >Falado von Rhodos<, Yacht 1978, Heft 16, Seite 39. (www.yacht.de)
- Möller, Klaus Peter: Nachruf Fred Kottek, KÖPFCHEN Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck e.V. 2004, Heft 4, Seite 2 ff.(www.burg-waldeck.de)
Sonstige Literatur
- Schäuffelen, Otmar: Die letzten großen Segelschiffe, Verlag Delius Klasing, Bielefeld, 10. Auflage 2002, ISBN 3-768-80483-6.
- Willeke, Hans-Jürgen: Falado o Falado. Die frühe Geschichte eines bündischen Segelschiffs, Verlag der Jugendbewegung, Berlin 2009, ISSN 0342-3328.
Weblinks
http://www.falado.de - Trägerverein und aktuelle Nachrichten
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