- Carlsfeld (Eibenstock)
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Carlsfeld Stadt EibenstockKoordinaten: 50° 26′ N, 12° 35′ O50.43333333333312.583333333333850Koordinaten: 50° 26′ 0″ N, 12° 35′ 0″ O Höhe: 850 m ü. NN Eingemeindung: 1. Apr. 1997 Postleitzahl: 08309 Vorwahl: 037752 Carlsfeld ist ein Ortsteil der sächsischen Stadt Eibenstock im Erzgebirgskreis.
Inhaltsverzeichnis
Geografische Lage
Carlsfeld liegt im oberen Erzgebirge unweit der Grenze zu Tschechien in einer Höhenlage von etwa 850 m. Der Ort ist rings von Fichtenwäldern umgeben, durch die die Staatsstraße von Wildenthal nach Wilzschhaus im Tal der Zwickauer Mulde führt.
Nachbarorte
Morgenröthe Eibenstock Wildenthal Weitersglashütte Sachsengrund Geschichte
Der Ort entstand 1677 in Zusammenhang mit der hier erfolgten Anlage eines Hammerwerkes durch Veit Hans Schnorr von Carolsfeld. Bis 1688 gehörte er zur Parochie Schönheide, danach wurde es eigenständig. Seit 2001 ist Schwesterkirche der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Eibenstock - Carlsfeld.
Erstes Wohnhaus am Ort war das des Hammerherren Schnorr. In ihm fanden zu Anfang bis zum Bau der Carlsfelder Kirche auch Messen und Andachten statt. Für seine Arbeiter ließ er, entsprechend der ihm verliehenen Privilegien, eine Mahlmühle sowie ein Malz- u. Brauhaus bauen. Zudem betrieb er auch ein Gasthaus, den „Grüner Baum“. Schnorr stiftete den Kirchenbau samt Pfarrhaus und ein 1688 errichtetes Schulgebäude.[1]
August Schumann nennt 1817 im Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen Carlsfeld betreffend u. a.:
- „Der Ort hat mit Ausschluß der einzelnen Waldhäuser und Werke, 65 Häuser und über 800 Einwohner. Das hiesige Hammergut und Hammerwerk wurde von Veit Hans Schnorr angelegt, der im J. 1678 von Johann Georg III. das Privilegium erhielt. Hierauf wurde wegen der sich ansiedelnden böhmischen Exulanten im J. 1680 ein Gericht oder ein Dingstuhl mit Erbgerichten angelegt, […]“[2]
„Das hiesige Hammerwerk, zu welchem auch die ½ Stunde entfernt gelegene Weiters Glashütte, und ein beträchtliches Wald-Revier gehören, bestehet aus einem Hohofen, 2 Frischfeuern, 2 Blechfeuern, einem Zainhammer, und Privilegien zu Schaufel- und Waffenhammer, Eisen- und Messingdraht-Werken, Papiermühle etc. Außerdem stehen ihm die Erbgerichte über den Ort und die genannte Glashütte, auch das Patronatrecht zu.“[3]
Albert Schiffner ergänzt 1830: „Es giebt hier 2 Mahlmühlen und 1 Schneidemühle. Das Hammerw. hat auch Mittel- und Niederjagd, Brauerei, Teich- u. wilde Fischerei, Concession auf Ziegel- und Kalkbrennerei.“[4]
Die Erwerbszweige der Bevölkerung betreffend führt Schumann an:
- „Die Gegend von Carlsfeld wird von vielen das sächsische Sibirien genennt und ist allerdings rauh und unfruchtbar. […] Hier giebt es also noch keinen Getreidebau, doch sind seit mehreren Jahren Erdäpfel mit Erfolg angebaut worden, nur kann wegen Mangel an Raum nicht der zehnte Theil des Bedürfnisses erzeugt werden. Die Einwohner treiben inzwischen gute Viehzucht, und ihre Nahrung fließt außerdem theils vom hiesigen Eisenhammer, und dem damit verknüpften Bergbau, theils vom Spitzenklöppeln, Petinetnähen und dem Betrieb verschiedener Handwerker. In 9 Nagelschmidtswerkstätten arbeiten immer über 20 Menschen; auch findet man hier geschickte Tischler und andere Handwerker, welche eine gemeinschaftliche Innung bilden.“[5] Schiffner ergänzt hierzu 1830: „Sonderbar dabei, daß nach mehrfachen Spuren u. besond. nach augegrab. Feldgeräthen, der Feldbau bis zum 30jähr. Kriege nicht unbedeutend gewesen seyn kann[A 1] […] Seit einigen J. baut man auch Halmfrüchte.“[6]
Nach Aufgabe Hammerwerksbetriebs nach 1820 begann in Carlsfeld die Glasherstellung. In den Gebäuden des Hammerwerkes begann man um 1829 mit der Herstellung von Wand- und Bahnhofsuhren. Dies war jedoch ein kurzlebiges Gewerbe. 1884 wurde die Produktion von Schwarzwälder Uhren nur noch von den drei Firmen W. Lorenz, H. Lorenz und K. Glöckner mit zusammen 14–15 Arbeiter betrieben.
Am 7. August 1908 war das größte Hochwasser in Carlsfeld. Nach einem dreitägigen Regen beschädigten die Wassermassen des durch Carlsfeld fließenden Wilzschbach einige Häuser schwer. Um zukünftig eine Regulierung des Wassers und einen Hochwasserschutz zu erreichen, beschloss man eine Talsperre zu bauen. So wurden die 8 Häusern von Weiterswiese abgerissen und in den Jahren 1926 - 1929 die Talsperre gebaut.
Während des ersten Weltkrieges kamen viele Betriebe zum Erliegen oder wurden mit wenigen Arbeitskräften weitergeführt. Die Produktion ging entsprechend zurück – gleiches galt für die Zeit des II. Weltkrieges.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden mit Gründung der SDAG-Wismut hunderte Kumpel in Carlsfeld einquartiert und für einige Jahre ansässig.
Unter Führung der damaligen SED wurden die Kleinbauern des Ortes zur Gründung Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften aufgefordert. 1952 begann man mit gemeinsamer Hühnerhaltung, 1954 wurden ein Schweinestall sowie 1958 ein Rinderstall für 65 Tiere errichtet.[1]Vom 21. Juni 1897 bis zum 14. Juli 1967 war Carlsfeld Endpunkt der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld.
Am 1. April 1997 wurde Carlsfeld nach Eibenstock eingemeindet.[7] Am 23. Mai 1997 erhielt Carlsfeld das Prädikat „staatlich anerkannter Erholungsort“.
Durch den Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen (FHWE) wurden der alte Lokschuppen und das ehemalige Bahnhofsgebäude rekonstruiert. Gemeinsam mit der Stadt Eibenstock erfolgte im Rahmen eines Förderprojektes der Europäischen Union bis 2004 der Umbau des ehemaligen Bahnhofsgeländes und umliegender Flächen zum Dorfmittelpunkt.
Außerdem wurden die Gleisanlagen wiederaufgebaut, sodass in Carlsfeld nun ein kleiner Museumsbahnhof an die ehemalige Schmalspurbahn erinnert. Der Verein veranstaltet mit Gastfahrzeugen gelegentlich Aktionen für Eisenbahnfreunde.Entwicklung der Einwohnerzahl
Jahr Einwohnerzahl[8] 1791 67 Feuerstätten 1834 958 1871 1277 1890 1628 Jahr Einwohnerzahl 1910 1788 1925 1750 1939 1603 1946 1622 Jahr Einwohnerzahl 1950 2232 1964 1490 1990 1119 Wirtschaft
Im Jahre 1840 wurden von dem Fabrikanten Karl Friedrich Hermann Rockstroh die „Glashütten-Werke Carlsfeld G.m.b.H“ gegründet, die 1870 von Arno von Vultejus übernommen wurde. Dieser errichtete ein zweites Werk mit zweitem Ofen und vergrößerte die Glasschleiferei. Etwa 80 Arbeiter wurden beschäftigt. 1887 übernahm Herr L. Friedrich die Werke, welcher auch die Umstellung von Holz- auf Gasfeuerung einführte. Die Glasschleiferei wurde ein weiteres Mal erweitert und fortan mit Dampfkraft betrieben, die Zahl Beschäftigten stieg auf 200. Hervorgehoben sie die Fabrikation von Milchglas. 1907 wurde schließlich ein drittes Werk errichtet, die Arbeiterzahl stieg auf 270. Außer der Dampfkraft wurde die Fabrik mit Elektrizität aus eigener Zentrale betrieben. Die Jahresproduktion umfasste ca. 18 Millionen Stück Glaserzeugnisse. Das Absatzgebiet war, außer ganz Europa, insbesondere Brasilien, Argentinien, Mexiko und Indien. Die Artikelherstellung bestand aus ca. 4000 verschiedenen Flacons. Neben dem eigentlichen Werk bestand zudem eine mechanische Werkstatt zur Fertigung von Formen, Werkzeugen und weiteren Utensilien. Das Unternehmen besaß eine eigene Kranken- und Sparkasse sowie Arbeiterhäuser.
Nach Konkurs der Glashütte in Weitersglashütte wurde diese 1913 dem Werk an Carlsfeld angeschlossen und weiterbetrieben. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Produktion in Weitersglashütte eingestellt, 1930 besetzte man im hiesigen Glaswerk alle Fertigungsstationen mit Halbautomaten, 1933 wurde die erste Schmelzwanne installiert.
In den 1970er Jahren wurde das Werk verstaatlicht und 1973 dem „VEB Glaswerk Olbernhau angegliedert“. Am 29. Oktober 1979 wurde die Produktion von gebogenem Wirtschaftsglas in einem neuen Betrieb mit moderner Werkhalle und einem Sozial- und Bürogebäude in Carlsfeld aufgenommen. Der Betrieb produzierte zum größten Teil für den Export.[1]1854 begann A. Friedrich Zimmermann mit der Fabrikation von Harmonikas. Er verkaufte den Betrieb 1864 an E. Louis Arnold. 1910 kam es mit zunehmender Mechanisierung zur Gründung der Harmonikafabrik von Alfred Arnold, es entstand ein neues, modernes Fabrikgebäude. Die gefertigten Bandonions und Harmonikas errangen auch internationale Bekanntheit. Das Werk wurde nach 1945 verstaatlicht und 1959 mit dem VEB Klingenthaler-Harmonikawerk zusammengelegt und schließlich 1964 der Zweigbetrieb in Carlsfeld aufgegeben.[1]
1895 wurde in Carlsfeld die Stickerei „Viktor Sommer“ gegründet. Anfangs wurden hauptsächlich Kleiderbesätze, Gürtel, Hüte und Seidenstickereien für die Textilindustrie angefertigt, später entstanden auch Fertigprodukte, wie Kissen, Decken und Wandbehänge. 1972 wurde der Betrieb volkseigen.
1964 wurde der „VEB Einspritzpumpenteilewerk Wolfspfütz“ neu eingerichtet, welcher Pumpenelemente für Dieselmotoren produzierte. Für die Produktion nutzte man vorerst die Räume der ehemaligen Bandonionfabrik. 1965 kam das Einspritzpumpenwerk bereits unter die Führung der „VEB Renak-Werke Reichenbach“ (Reichenbacher Naben und Kupplungswerke). 1980/81 wurde eine neue Werkhalle errichtet. 1986 entstanden weitere Produktionshallen und ein Heizhaus. Ende 1988 wurde die Produktion in den neuen Hallen mit modernen Maschinen aufgenommen und beschäftigte mit seinen 285 Beschäftigten etwa 60 - 70% der werktätigen Bevölkerung des Ortes.
Im Zuge der politischen Wende 1990 wurden Glaswerk und Stickerei reprivatisiert.
Das Renak-Werk wurde mangels Aufträgen geschlossen und von der Treuhand-Anstalt übernommen. 1993 bezogen ein Obst- und Gemüsehändler sowie ein Hersteller für Lebensmitteltechnik das Gebäude.[1]Gedenkstätten
- Grabstätten im Wald beim Ortsteil Wiesenhaus für drei sowjetische KZ-Häftlinge eines Todesmarsches aus dem Außenlager Lengenfeld des KZ Flossenbürg, die von SS-Männern ermordet wurden.
- Denkmal für die gefallenen Einwohner Carlsfelds in den Weltkriegen neben der Kirche.
- Außerdem wurde nach dem “Liberty Convoy” ein Denkmal für einen Soldaten der US-Armee, der Carlsfeld 1945 zur Kapitulation brachte, errichtet. Es befindet sich am Haupteingang des Grünen Baum, dem Gemeindehaus Carlsfelds.
Sehenswürdigkeiten
- Evangelische Trinitatiskirche (oder auch Dreifaltigkeitskirche): bedeutender kleiner Zentralbau, gestiftet von Veit Hans Schnorr 1684–1688, errichtet nach einem Entwurf, der Wolf Caspar von Klengel zugeschrieben wird. Für Sachsen die älteste Vorform des später von George Bähr bevorzugten und weiterentwickelten Typus von Zentralbauten, Vorläufer der Dresdner Frauenkirche. Kanzelaltar von Johann Heinrich Böhme d. J., 1688, gilt als einer der frühesten und wertvollsten in Sachsen.
- Talsperre Carlsfeld
- Museumsbahnhof der ehemaligen Schmalspurbahn
Literatur
- Karlsfeld, *Carlsfeld, auch Karolsfeld. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 4. Band, Zwickau 1817, S. 468–471.
- Carolsfeld. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 17. Band, Zwickau 1830, S. 204–207.
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler – Sachsen II – Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. Deutscher Kunstverlag, Berlin 1998, ISBN 3-422-03048-4, S. 101.
- Mario Titze: Baugeschichte und Baugestalt der Dreifaltigkeitskirche in Carlsfeld im Erzgebirge, in: Die Dresdner Frauenkirche, Jahrbuch Bd. 3, Weimar 1997, S. 131-141.
- Mario Titze: Vor 325 Jahren wurde der Grundstein zur Dreifaltigkeitskirche in Carlsfeld gelegt. In: Erzgebirgische Heimatblätter. 4/2009, ISSN 0232-6078, S. 11–14.
- Richard Steche: Carlsfeld. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 8. Heft: Amtshauptmannschaft Schwarzenberg. C. C. Meinhold, Dresden 1887, S. 9.
Weblinks
- Carlsfeld im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- carlsfeld.com - Internetpräsenz des Fremdenverkehrsverein Carlsfeld e. V.
Anmerkungen
- ↑ Albert Schiffner äußert weiterhin die Annahme, dass vor dem Dreißigjährigen Krieg bereits eine Siedlung an diesem Ort bestand und Carlsfeld somit eine Wiederbesiedelung eines wüstgefallenen Ortes darstellt. Dies ist jedoch bis dato weder belegt, noch widerlegt.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Orts-Chronik Carlsfeld, abgerufen am 24. Februar 2011
- ↑ vgl. Karlsfeld, *Carlsfeld, auch Karolsfeld. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 4. Band, Zwickau 1817, S. 468.
- ↑ vgl. Karlsfeld, *Carlsfeld, auch Karolsfeld. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 4. Band, Zwickau 1817, S. 469 f.
- ↑ vgl. Carolsfeld. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 17. Band, Zwickau 1830, S. 206.
- ↑ vgl. Karlsfeld, *Carlsfeld, auch Karolsfeld. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 4. Band, Zwickau 1817, S. 468 f.
- ↑ vgl. Carolsfeld. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 17. Band, Zwickau 1830, S. 205 f.
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden, siehe 1997
- ↑ vgl. Carlsfeld im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Blauenthal | Carlsfeld | Eibenstock | Neidhardtsthal | Oberwildenthal | Sosa | Weitersglashütte | Wildenthal | Wolfsgrün
- „Der Ort hat mit Ausschluß der einzelnen Waldhäuser und Werke, 65 Häuser und über 800 Einwohner. Das hiesige Hammergut und Hammerwerk wurde von Veit Hans Schnorr angelegt, der im J. 1678 von Johann Georg III. das Privilegium erhielt. Hierauf wurde wegen der sich ansiedelnden böhmischen Exulanten im J. 1680 ein Gericht oder ein Dingstuhl mit Erbgerichten angelegt, […]“[2]
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