Zwickauer Mulde

Zwickauer Mulde
Zwickauer Mulde
Westliche Mulde
Die Zwickauer Mulde in Wilkau-Haßlau

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Daten
Gewässerkennzahl DE: 541
Lage Sachsen, Deutschland
Flusssystem Elbe
Abfluss über Mulde → Elbe → Nordsee
Quelle oberhalb Talsperre Muldenberg
50° 24′ 41″ N, 12° 24′ 12″ O50.41138888888912.403333333333770
Quellhöhe jeweils 770 m ü. NHNVorlage:Infobox Fluss/NACHWEISE_fehlen
Zusammenfluss mit der Freiberger Mulde bei Sermuth
51.16027777777812.798055555556132.4

51° 9′ 37″ N, 12° 47′ 53″ O51.16027777777812.798055555556132.4
Mündungshöhe 132,4 m ü. NHNVorlage:Infobox Fluss/NACHWEISE_fehlen
Höhenunterschied ca. 637,6 m
Länge 167 km[1]
Einzugsgebiet 2.352 km²[2]
Abflussmenge
am Pegel Wechselburg 1
(Daten der LfUG[4])
NNQ: 1 m³/s (im Jahr 1911)
MNQ: 6,47 m³/s
MQ: 26,1 m³/s
MHQ: 210 m³/s
HHQ: 1000 m³/s (im Jahr 2002)
(MQ Mündung: 26,4 m³/s[3])dep1
Rechte Nebenflüsse Große Bockau, Große Pyra, Schwarzwasser, Lungwitzbach, Chemnitz
Linke Nebenflüsse Rödelbach
Durchflossene Stauseen Talsperre Muldenberg, Talsperre Eibenstock
Mittelstädte Zwickau, Glauchau
Kleinstädte Aue, Hartenstein, Wilkau-Haßlau, Waldenburg, Penig, Lunzenau, Rochlitz
Schiffbar nein

Die Zwickauer Mulde ist ein Fluss im Südwesten des Freistaates Sachsen. Sie bildet den linken bzw. westlichen Quellfluss der Vereinigten Mulde.

Inhaltsverzeichnis

Geographie und Hydrologie

Verlauf

Talsperre Eibenstock
Röhrensteg in Zwickau, älteste der drei historischen Holzbrücken Sachsens (ca. 1535, seit 1790 in der heutigen Form)
Das Göhrener Viadukt über dem Tal der Zwickauer Mulde (erbaut 1871)
Zusammenfluss bei Sermuth

Die Zwickauer Mulde bildet sich aus zwei Quellbächen, der Roten Mulde und der Weißen Mulde, beide auf dem Gebiet der Stadt Schöneck im Vogtland in 770 m ü.NHN. Ab der Talsperre Muldenberg an ihrem Zusammenfluss fließt die Zwickauer Mulde überwiegend in nordöstliche Richtung durch waldreiches Gebiet sowie durch die Orte Muldenberg, Hammerbrücke und Morgenröthe-Rautenkranz. Nachdem der Fluss in engem Tal ins Westerzgebirge übergetreten ist, wird er großflächig an der Talsperre Eibenstock aufgestaut.

Bei Aue nimmt die Zwickauer Mulde das Schwarzwasser auf und wendet sich nach Nordwesten. Die Mulde passiert danach Hartenstein, Burg Stein, Fährbrücke und Wiesenburg mit dem einstigen Wasserwerk der Stadt Zwickau. Ab Silberstraße folgt die Bundesstraße 93 dem Tal der Mulde. In Wilkau-Haßlau überquert die A 72 das Tal mit einer 718 m langen und 50 m hohen Brücke.

Bevor die Mulde das Stadtzentrum ihrer Namenspatin Zwickau östlich umfließt, bildet sie im Ortsteil Cainsdorf Stromschnellen, früher Schauplatz internationaler Kajak-Slalom-Wettbewerbe, heute als Geotop geschützt, weil hier Steinkohleflöze zu Tage treten. Im Ortsteil Schedewitz quert der Fluss die Feuersteinlinie, die den Südrand der Elstervereisung anzeigt. Nachdem die Mulde bei Zwickau das Erzgebirge verlassen hat, wird das Tal breit mit weiten Retentionsflächen in Wiesen und Feldern. Hier liegen das VW-Werk Mosel und die Kreisstadt Glauchau, wo der Lungwitzbach mündet. Das nun wieder enger und felsig werdende Tal ist von zahlreichen Burgen besetzt und weiterhin recht dicht besiedelt mit den Orten Waldenburg, Penig, Rochsburg, Lunzenau und Rochlitz. In der Nähe von Wechselburg nimmt der Fluss seinen bei weitem größten Nebenfluss, die Chemnitz auf. Nahe dem Wechselburger Ortsteil Göhren überquert die Bahnstrecke Leipzig-Chemnitz im Ortsteil Göhren das Tal in einer Höhe von 68 Metern im zweistöckigen Göhrener Viadukt.

Nördlich von Colditz und Zschadraß, in der Gemeinde Großbothen, Ortsteil Sermuth, vereinigt sich nach 166 Kilometern Lauf die Zwickauer Mulde mit der Freiberger Mulde zur Mulde. Entlang des Flusses verläuft eine Route des Muldentalradwanderweges.

Einzugsgebiet

Das 2.352 km² große Einzugsgebiet der Zwickauer Mulde umfasst große Teile des westlichen Erzgebirges und des Vogtlandes. Es ist lang gestreckt, so dass die Zwickauer Mulde zwar der längere Quellfluss der Mulde ist, die Freiberger Mulde aber wegen ihres breiteren Einzugsgebietes der wasserreichere.

Abflussregime

Die Zwickauer Mulde war mit ihren Zuflüssen bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum reguliert und sorgte immer wieder für verheerende Überschwemmungen. Noch im Jahre 1954 wurden Städte und Dörfer von einer Hochwasserkatastrophe heimgesucht. Heute gleicht die große Talsperre Eibenstock die Wasserführung aus. Die Schäden des Jahrhunderthochwassers von 2002 hielten sich an der Zwickauer Mulde auch deshalb noch in Grenzen. Die Talsperre Eibenstock lief damals seit ihrem Probestau während der Inbetriebnahme zum ersten Male über.

Aus vergangenen Jahrhunderten ist überliefert, dass das Flussbett während extremer Dürreperioden mindestens zweimal ausgetrocknet ist.

Geschichte

Naturräumliche Entwicklung

Die Zwickauer Mulde durchfließt im mittleren Teil bis etwa Rochlitz das Mittelsächsische Berg- und Hügelland mit Gesteinen, die weit vor der Variszischen Gebirgsbildung entstanden (Granulitgebirge). Unterhalb von Wechselburg erhebt sich am linken Ufer der 353 m ü.NHN hohe Rochlitzer Berg, ein durch seinen Porphyr-Tuff bekannten Rest eines Stratovulkanes aus der Gesteinseinheit des Rotliegend. Seit dem Mesozoikum ist das Gebiet landfest.

Während der Hebung und pultschollenartigen Nordwestkippung des Erzgebirges im Zuge der Saxonischen Bruchschollentektonik entwickelte sich das heutige nach Norden gerichtete Entwässerungssystem, gelegentlich mit markanten Richtungswechseln nach Nordwesten. Die Tallinie der Zwickauer Mulde oberhalb des Nordwestknicks bei Aue setzt sich weiter nördlich im Tal der Zwönitz fort. Diese Richtungswechsel werden teilweise auf stauende Randlagen skandinavischen Inlandeises während älterer Eiszeiten zurückgeführt. Glaziale Ablagerungen aus der Elster-Kaltzeit sind nur in Resten erhalten. Über 25 m mächtige, feuersteinführende Sande und Kiese bei Wechselburg werden als saalekaltzeitliche Ablagerungen eines alten Muldelaufes aufgefasst. Aus der Weichsel-Kaltzeit, die etwa vor 10.000 Jahren endete, stammt der flächendeckend verbreitete Löss, die Ursache für die fruchtbaren Böden der Region. Danach haben sich in der Talsohle Flusskiese und -sande sowie Auelehm abgesetzt.

Kulturlandschaftliche Entwicklung

Die Burg Stein am felsigen Ufer bei Hartenstein

Die Täler im Einzugsgebiet der Mulde wurden vermutlich schon seit dem Ende der letzten Kaltzeit als Zugänge in das von dichten Urwäldern bedeckte Erzgebirge genutzt, was Reste von Niederlassungen altsteinzeitlicher Jäger, sowie bronze- und eisenzeitliche Funde bis in das obere Erzgebirge hinein belegen.

Ruine Isenburg

Später zählte das Westerzgebirge zum Gebiet germanischer und slawischer Stämme. Pfade, Handelswege und Heerstraßen und verbanden die alten Siedlungsräume um Leipzig und Altenburg mit Böhmen. Die Saumpfade mieden jedoch die Flüsse zugunsten der Höhenrücken. An unvermeidlichen Flussübergängen (Furten, später mit Fähren und Brücken) und an Wegekreuzungen entwickelten sich Burgen, Dörfer und Klöster. Von den Schlössern sind erhalten Rochsburg, Rochlitz, Wolkenburg, Waldenburg, Forderglauchau, Hinterglauchau und Osterstein, von den Burgen die Wiesenburg, Burg Stein und die Isenburg. Aus Befestigungen in den Seitentälern entstanden unter anderem die Schlösser Hartenstein, Wildenfels und Schwarzenberg. Mit Bekanntwerden der ergiebigen Silbervorkommen im späten Mittelalter begann auch die Erschließung der Quellbäche im oberen Erzgebirge und die Entstehung der Bergstädte.

Namensherkunft

Die alte Namensform der Mulde: Milda wird von Namensforschern als die Wasserreiche übersetzt.[5] Der Wortbestandteil Mel mit Bezug auf Mahlen wird zuweilen mit der Vielzahl der früher am Fluss betriebenen Mühlen in Verbindung gebracht, was außer Acht lässt, dass Flussnamen die älteste, oft vorgermanische, geographische Namensschicht darstellen.

Der unterscheidende Namenszusatz bezieht sich auf die Stadt Zwickau als größter Ansiedlung im Verlauf des Flusses.

Umwelt

Gewässerstruktur

Die Zwickauer Mulde in Zwickau

Der Fluss ist über längere Stecken des Ober- und Mittellaufes kaum verbaut. In naturnahen Auen fließt die Mulde mit wechselnder Strömungsgeschwindigkeit in einem anfangs blockreichen, später kiesigen bis sandigen Flussbett. (Der Flusssand ist wie auch der der Göltzsch schwach goldhaltig.) In wenigen Abschnitten ist der Fluss kanalisiert. In besiedelten Bereichen begleiten ihn oft Hochwasserschutzdeiche, so wie im gesamten Stadtgebiet von Zwickau, wo der historische Stadtkern durch Bergsenkungen heute tiefer als das Flussbett liegt. Hochwasserereignisse (besonders im August 2002) bewirken natürliche Veränderungen in der Gewässerstruktur mit Uferabbrüchen und Sedimentanlagerungen.

Wasserqualität

Über zwei Jahrhunderte bis in die 1990er Jahre war die Zwickauer Mulde durch die Einleitung zunehmender Mengen schlecht oder nicht geklärten, teils schwermetallhaltigen Abwassers vor allem in den unteren Abschnitten so hoch belastet, dass die Fischfauna nahezu erloschen war. Die Wasserqualität hat sich durch die Stilllegung zahlreicher industrieller Anlagen nach der Wiedervereinigung Deutschlands erheblich verbessert, so dass heute die Gewässergüteklasse II–III (kritisch belastet) kennzeichnend ist. Die Zwickauer Mulde entwässert die Metallverarbeitungs- und Bergbaureviere des westlichen Erzgebirges, sowie die Industrieregionen um Chemnitz und Zwickau. Problematisch sind besonders die nach abgeschlossener Flutung der meisten Bergwerke nun austretenden Grubenwässer. Unterhalb von Bad Schlema nimmt der Fluss auch durch zu Tage tretende Sickerwasser aus Abraumhalden des ehemaligen Wismut-Schachtes 371 einen Großteil seiner Fracht an Uran, Arsen und anderen gelösten Schwermetallen auf.

Sehenswürdigkeiten und Bauwerke

Ausbiss des Rußkohlenflözes am linken Ufer nahe dem Cainsdorfer Bahnhof

Wirtschaft

Pochwerk

Seit dem Spätmittelalter wird das Wasser der Mulde und ihrer Zuflüsse technisch genutzt. Es diente dem Bergbau über viele Jahrhunderte als Aufschlagwasser zum Antrieb von Förderanlagen, Erzhämmern und Pochwerken sowie für Erzwäschen.

Die Holztrift ist für das Jahr 1275 erstmals belegt und fand zu Zeiten höherer Wasserführung nicht nur auf dem Fluss, sondern auch auf den historischen Floßgräben statt, die teils noch erkennbar, teils sogar funktionsfähig sind wie der Floßgraben bei Schlema oder das Muldenberger Floßgrabensystem. Die Stämme wurden bei Zwickau mit Hilfe von Rechen aus dem Fluss geborgen und auf dem hiernach benannten Holzanger gestapelt.[7]

Vom Fischreichtum des Flusses konnten zahlreiche Familien leben. Mit der zunehmenden Wasserverschmutzung im Zuge der Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert kam die Fischerei zum Erliegen. Heute hat sich die Wassergüte deutlich verbessert. Die Vielzahl der Staustufen erschwert jedoch die Wiederansiedelung der natürlichen Tierwelt. In den Sommermonaten der letzten Jahre kam es an einigen Anlagen wiederholt zur Unterschreitung der Mindestrestwassermengen bis hin zum Trockenfallen einzelner Flussabschnitte.
Auch heute sind zahlreiche Wehre in Betrieb, die überwiegend der Stromerzeugung dienen.

Die Muldentalsperren im Erzgebirge versorgen heute den Ballungsraum Chemnitz-Zwickau mit Trinkwasser.

Siehe auch

Literatur

  • Thomas Böttger: Die Mulde: Eine Bilderreise entlang des schnellsten Flusses Europas. Bildverlag Böttger, Witzschdorf 2009

Weblinks

 Commons: Mulde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Topographische Karte 1:25.000
  2. Bericht der unabhängigen Kommission der Sächsischen Staatsregierung Flutkatastrophe 2002 (PDF)
  3. Der mittlere Mündungsabfluss der Zwickauer Mulde ist ermittelt aus den Werten der Pegel Wechselburg 1 (Zwickauer Mulde) sowie mittelbar Golzern 1 (Mulde) und Erlln (Freiberger Mulde). Für das Zwischeneinzugsgebiet unterhalb von Wechselburg wurde aus den Pegeldaten der Gebietsabfluss ermittelt und mit der Einzugsgebietsfläche der Zwickauer Mulde unterhalb des Pegels Wechselburg 1 multipliziert.
  4. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
  5. Albrecht Greule: Von der Memoria zum Kognitiven Merkzettel. Namentypen und Memoria. In: Nomen et Fraternitas: Festschrift für Dieter Gruenich zum 65. Geburtstag. Berlin 2008, ISBN 978-3-11-020238-0, S. 201
  6. Verordnung der Kreisfreien Stadt Zwickau zur Festsetzung des geologischen Naturdenkmals (#5)Steinkohlenausbiss (Rußkohlenflöz) am Muldenufer an der Cainsdorfer Brücke vom 27. Januar 2000 (gemäß § 21 des Sächsischen Naturschutzgesetzes (SächsNatSchG))
  7. H. Wilsdorf, W. Herrmann, K. Löffler: Bergbau – Wald – Flöße. Freiberger Forschungshefte, D28. Berlin 1960.

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