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Ilvait Ilvait und Quarz aus Serifos, Griechenland (Größe: 3,9 x 2,1 x 1,8 cm) Chemische Formel Ca(Fe2+)2Fe3+[O|OH|Si2O7][1] Mineralklasse Silikate und Germanate
9.BE.07 (8. Auflage: VIII/C.10-20) (nach Strunz)
56.02.03.03 (nach Dana)Kristallsystem monoklin Kristallklasse monoklin-prismatisch Farbe schwarz bis schwarzgrau Strichfarbe schwarz Mohshärte 5,5 bis 6 Dichte (g/cm3) gemessen: 3,99 bis 4,05 ; berechnet: 4,064[2] Glanz schwacher Metallglanz, matt Transparenz undurchsichtig; in dünnen Schichten durchscheinend Bruch uneben, spröde Spaltbarkeit Habitus prismatische Kristalle, gestreift parallel {001}; radialstrahlige, körnige, massige Aggregate Kristalloptik Brechungsindex nα = 1,727 ; nβ = 1,870 ; nγ = 1,883[3] Doppelbrechung
(optische Orientierung)δ = 0,156[3] ; zweiachsig positiv Winkel/Dispersion
der optischen Achsen2vz ~ gemessen: 20° bis 30°, berechnet: 30°[3] Pleochroismus in dünnen Schichten stark:
X= Dunkelgrün
Y= Gelb-Braun bis Dunkelbraun
Z= Dunkelbraun[3]Ilvait (auch Lelievre, Lievrit, Jenit oder Yenit) ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca(Fe2+)2Fe3+[O|OH|Si2O7][1] und entwickelt meist prismatische Kristalle, aber auch radialstrahlige und körnige bis massige Mineral-Aggregate von schwarzer bis schwarzgrauer Farbe bei schwarzer Strichfarbe.
Mit einer Mohshärte von 5,5 bis 6 gehört Ilvait zu den mittelharten Mineralen, die sich mit einer Stahlfeile ritzen lassen. Die Flächen der üblicherweise undurchsichtigen Kristalle weisen einen schwachen Metallglanz auf. Bruchflächen oder Aggregatformen sind dagegen matt. In dünnen Schichten ist Ilvait durchscheinend und zeigt einen starken Pleochroismus, das heißt je nach der Richtung, aus der der Lichtstrahl durch den Kristall fällt, ändert das Mineral seine Farbe von Dunkelgrün über Gelb-Braun bis Dunkelbraun.
Inhaltsverzeichnis
Besondere Eigenschaften
Vor dem Lötrohr schmilzt Ilvait leicht zu einer schwarzen, glasartigen und magnetischen Kugel.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Ilvait am Torre di Rio, einem Kliff südlich des Hafens von Rio Marina auf der italienischen Insel Elba und beschrieben 1811 durch Henrich Steffens, der das Mineral nach der alten Bezeichnung Elbas (Ilva, nach den dort früher lebenden Ilvaten) benannte, nachdem er den von den Franzosen gewählten Namen Jenit bzw. Yenit verwarf.[4]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Ilvait zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Gruppensilikate (Sorosilikate)“, wo er zusammen mit Hennomartinit, Itoigawait, Lawsonit, Noelbensonit und Wöhlerit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Ilvait ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Gruppensilikate (Sorosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Gruppenbildung, der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen und der Koordination der Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seines Aufbaus in der Unterabteilung „Si2O7 Gruppen mit zusätzlichen Anionen; Kationen in oktaedrischer [6] und größerer Koordination“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Manganilvait die unbenannte Gruppe 9.BE.07 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ilvait in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Gruppensilikate: Si2O7-Gruppen und O, OH, F und H2O“ ein. Hier ist er als Namensgeber zusammen mit Lawsonit in der „Lawsonit-Ilvait-Gruppe“ mit der System-Nr. 56.02.03 und den weiteren Mitgliedern Hennomartinit, Noelbensonit, Itoigawait und Manganilvait innerhalb der Unterabteilung „Gruppensilikate: Si2O7-Gruppen und O, OH, F und H2O mit Kationen in [4] und/oder >[4]-Koordination“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Ilvait bildet sich in kontakmetasomatischen Gesteinen und Eisenlagerstätten, in metamorphen Limoniten und Dolomit. Begleitminerale sind unter anderem Quarz, Magnetit, Hedenbergit, Sphalerit, Fluorit.
Insgesamt konnte Ilvait bisher (Stand: 2011) an rund 170 Fundorten nachgewiesen werden. Neben seiner Typlokalität bei Rio Marina trat das Mineral in Italien noch an mehreren Orten der Provinzen Livorno und Grosseto in der Toskana, auf Sardinien und am Monzoni in Trentino sowie in den Provinzen Salerno (Kampanien), Genua (Ligurien), Sondrio und Varese (Lombardei), Turin und Verbano-Cusio-Ossola (Piemont) auf.
Erwähnenswert aufgrund außergewöhnlicher Ilvaitfunde ist unter anderem die Insel Serifos in Griechenland, wo bis zu 30 cm lange Kristalle gefunden wurden. An seiner Typlokalität Rio Marina traten immerhin noch bis zu 10 cm lange Kristalle zutage.
In Deutschland fand sich Ilvait unter anderem bei Seelbach (Herborn) in Hessen, bei Bad Harzburg und Clausthal-Zellerfeld in Niedersachsen, bei Ahrbrück in Rheinland-Pfalz sowie an mehreren Orten des sächsischen Erzgebirges.
In Österreich wurde das Mineral bisher nur bei Freienberg in der Steiermark und an der Islitz Alp im Umbaltal in Tirol gefunden und in der Schweiz bisher nur bei Marmorera (Graubünden) und im Binntal (Wallis).
Weitere Fundorte sind Argentinien, Australien, Bolivien, Bulgarien, Chile, China, Kanada, Frankreich, Grönland, Island, Indien, Japan, Kosovo, Mexiko, Mongolei, Neuseeland, Norwegen, Rumänien, Russland, Slowakei, Südafrika, Schweden, die Ukraine, England im Vereinigten Königreich (Großbritannien) sowie die Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[3]
Kristallstruktur
Ilvait kristallisiert monoklin in der Raumgruppe (Raumgruppen-Nr. 14) mit den Gitterparametern a = 13,01 Å; b = 8,80 Å; c = 5,85 Å und β = 90,2° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 3-921656-17-6.
- ↑ Handbook of Mineralogy - Ilvaite (englisch, PDF 72,2 kB)
- ↑ a b c d e Mindat - Ilvaite (englisch)
- ↑ Steffen Heinrichs: Vollständiges Handbuch der Oryktognosie, Halle 1811 (PDF 212,9 kB)
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X.
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 693.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 212.
Weblinks
Commons: Ilvaite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Mineralienatlas:Ilvait (Wiki)
- Webmineral - Ilvaite (englisch)
Kategorien:- Mineral
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