Liste von Unfällen der Binnenschifffahrt

Liste von Unfällen der Binnenschifffahrt

Die Liste von Unfällen der Binnenschifffahrt enthält eine chronologische Auflistung von schweren Unfällen der Binnenschifffahrt, bei denen Menschenleben zu beklagen waren oder Schäden in erheblicher Größe verursacht wurden. Unfälle auf den Weltmeeren sind unter Liste von Katastrophen der Schifffahrt aufgeführt.

Datum Name Opfer Beschreibung
8. September 1710 Kentern eines Pilgerschiffs bei Bonn Am 8. September 1710 kenterte auf dem Rhein bei Koblenz ein Pilgerschiff, das von Kamp-Bornhofen talwärts fuhr. Elf Pilger aus Kell in der Eifel ertranken. Das Keller-Kreuz am Pfaffendorfer Ufer in Koblenz erinnert an das Unglück.
9. August 1841 Brand der Erie An Bord des Raddampfers Erie bricht zwischen Buffalo und Erie (Pennsylvania) Feuer aus. Das fast vollkommen ausgebrannte Wrack sinkt vier Seemeilen vom Ufer entfernt. Die Zahl der Todesopfer wird zwischen 170 und 250 angegeben, darunter eine große Zahl von Auswanderern aus der Schweiz und Deutschland. Der Vorfall in der Nacht vom 8. auf den 9. August 1841 inspirierte den Dichter Theodor Fontane zu dem Gedicht John Maynard.
12. Februar 1864 Zusammenstoß der Jura 1 Am Vormittag des 12. Februar 1864 verließ der Raddampfer Jura den Hafen von Romanshorn, um den Bodensee in Richtung Konstanz zu überqueren. In dichtem Nebel vor Müsterlingen stieß es mit dem Raddampfer Stadt Zürich zusammen und sank schnell. Alle Passagiere konnten sich auf die nur schwach beschädigte Stadt Zürich retten. Ein Schiffsjunge fand dabei allerdings den Tod.
27. April 1865 Brand der Sultana Auf ihrem Weg von Vicksburg nach Cairo explodiert ein Kessel der Sultana, und in Folge der starken Brandentwicklung zwei weitere Kessel. Unbestätigten Meldungen zufolge kommen 1.700 Personen ums Leben, knapp 200 mehr als beim Untergang der Titanic, 47 Jahre später.
29. August 1872 Zusammenstoß von Obermeilen Am 29. August 1872 näherte sich am Abend um 19 Uhr der Raddampfer Concordia der Anlegestelle Obermeilen auf dem Zürichsee. Zeitgleich näherte sich der Raddampfer St. Gotthard dem Landesteg. Dieser erkannte aber nicht, dass auch die Concordia anlegen wollte, und wich zu spät aus. Es kam zu einem heftigen Zusammenstoß der beiden Schiffe, wobei sich der Steven der Concordia tief in das Vorschiff der St. Gotthard bohrte. Die St. Gotthard sank, während die schwer beschädigte Concordia zumindest noch den Landungssteg erreichen konnte und die 500 Schulkinder aus Meilen, die sie transportierte, an Land bringen konnte. Dabei starben eine Passagierin der St. Gotthard und der Schiffskassier der Concordia, der bei einem Rettungsversuch über Bord ging.
3. September 1878 Princess Alice 640 Am 3. September 1878 stießen auf der Themse der überfüllte Ausflugsdampfer Princess Alice und der Frachter Bywell Castle zusammen. 640 Menschen fanden dabei den Tod.
9. Juli 1892 Kesselexplosion der Mont Blanc 26 Am 9. Juli 1892 kam es auf dem Genfersee bei Lausanne zu einem schweren Schiffsunglück, welches 26 Todesopfer forderte.

Als in Ouchy für die Weiterfahrt der Kesseldruck erhöht wurde, explodierte der horizontale Dampfdom des Schaufelraddampfers Mont Blanc. Der Grund war eine Fehlkonstruktion und ungenügende Prüfung des Dampfdomes. Das Schiff erhielt einen neuen Kessel und wurde in La Suisse und später in Evian umbenannt. Dieser Unfall führte zur Gründung des „Schweizerischer Verein der Dampfkesselbesitzer“ (SVDB), welcher heute noch unter dem neuen Namen Schweizerischer Verein für technische Inspektionen (SVTI) existiert.

19. März 1895 Dynamitexplosion bei Kleve 13 Am 19. März 1895 sollten in der Nähe von Kleve sechs Binnenschiffe mit insgesamt 175 Tonnen Guhr-Dynamit beladen werden. Dabei kam es gegen 18 Uhr zu einer schweren Explosion bei der dreizehn Menschen getötet und weitere verletzt wurden. Alle Schiffe gerieten in Brand und sanken.[1]
21. Juli 1902 Zusammenstoß der Primus 101 Auf der Elbe vor Hamburg-Nienstedten sank der Ausflugsdampfer Primus mit über 200 Passagieren an Bord nach der Kollision mit dem Schlepper Hansa. 101 Menschen kamen ums Leben.
15. Juni 1904 Brand der General Slocum 1021 Der Raddampfer General Slocum gerät auf dem New Yorker East River in Brand. An Bord sind 1350 Menschen aus einer Kirchengemeinde aus „Kleindeutschland“. Aufgrund unglaublicher sicherheitstechnischer Fehlleistungen kommen 1021 Menschen (meist Nichtschwimmer) ums Leben.
13. Oktober 1913 Zusammenstoß an der Strombrücke zu Magdeburg Am 13. Oktober 1913 ereignete sich an der Strombrücke bei Magdeburg ein Schiffsunfall. Der eiserne Dampfkahn Elblagerhaus 3 Magdeburg, der das östliche Joch bergabwärts passierte, geriet auf Grund. Zu gleicher Zeit und in gleicher Richtung passierte der Dampfer Magdeburg mit drei Schleppkähnen das mittlere Joch. Der Dampfkahn, der auf Grund geriet, sich querstellte und gegen den Ostpfeiler der Brücke gedrängt wurde, drückte mit seinem Vorderteil den hintersten Kahn des Schleppzuges gegen den Westpfeiler der Brücke.
5. Juli 1951 Brand auf der MS Heimatland Nach dem Ablegen des Motorschiffs Heimatland mit 127 Passagieren explodierte noch im Bereich des Treptower Hafens in Ost-Berlin der gegen einen defekten Dieselmotor eingewechselte alte Benzinmotor und setzte das gesamte Schiff auf der Spree in Brand. Es war gerade mit rund 120 Kindern und ihren Betreuern zu einem Ausflug gestartet. Das führte zu dem schwersten Unglück der Berliner Fahrgastschifffahrt und der Binnenschifffahrt der DDR, durch das zwei der Betreuer und mindestens 28 Kinder, meist Nichtschwimmer, ums Leben kamen.
7. Oktober 1960 Havarie der Tina Scarlett Am 7. Oktober 1960 kam es bei Emmerich zu einem Zusammenstoß zwischen der zu Tal geschleppten dänischen Fähre Tina Scarlett und dem mit 1100 m³ Benzin beladenen Tankschiff Diamant. Es liefen große Mengen Benzin aus, das sich entzündete. Insgesamt brannten zehn Schiffe. Der Rhein stand auf einer Breite von rund 300 Metern in Flammen. Das Tankschiff sank, die Fähre lief auf Grund und sank später. Zwei Menschen starben und 22 wurden zum Teil schwer verletzt. Grund für die Havarie war ein Ruderversagen auf der Tina Scarlett.
März 1970 Explosion eines Binnentankers 5 Beim Chemieunternehmen BASF in Ludwigshafen am Rhein kam es auf einem mit Benzol beladenem Tankschiff zu einer Explosion. Das auslaufende und brennende Benzol brannte bis Worms. Das Unglück forderte 5 Todesopfer.
April 1975 Brand des Hotelschiffs „Prinses Irene" 22 Am frühen Morgen des 19. April 1975 bricht auf dem am Kölner Konrad-Adenauer-Ufer anliegenden niederländischen Hotelschiff „Prinses Irene" ein Brand aus. 22 zumeist schwerinvalide Menschen sterben, 83 Personen können sich retten.
2. Oktober 1984 Zusammenstoß der Martina 19 Im Hamburger Hafen wurde die Barkasse Martina von einem Schleppverband unter Wasser gedrückt. 19 von 43 Menschen ertranken. Unter anderem nahm der Gesetzgeber diesen Unfall zum Anlass, die Ansprüche wegen Personenschäden vom System der beschränkt-dinglichen Haftung auszunehmen, und führte mit dem 2. Seerechtsänderungsgesetz eine globale Haftungsbeschränkung ein.
7. Dezember;1984 Havarie der Lady Chilel Jawara 4 Am 7. Dezember kenterte die Fähre Lady Chilel Jawara auf den westafrikanischen Fluss Gambia. Von 98 Passagieren ertranken vier.
20. September 1989 Unglück auf der Themse 50 Am 20. September 1989 kamen bei der Kollision des Ausflugsdampfers Marchioness mit dem Baggerschiff Bowbelle auf der Themse 50 Menschen ums Leben.
22. Oktober 1996 Unglück der Dumbier beim Kraftwerk Freudenau Das Donaukraftwerk Freudenau bei Wien war noch in Bau. Es herrschte zwar starke Strömung, sie war aber noch unter der Gefahrenmarke. Nachdem zuerst das Schubschiff Liptov nur knapp der Strömung entkommen war, schaffte es der Kapitän der Dumbier (ebenfalls ein Schubschiff) nicht, ihr Schubverband wurde zerrissen, die Dumbier in die halbfertige Wehranlage gedrückt und dort vom Druck der Wassermassen total zerstört. Von neun Besatzungsmitgliedern konnte nur eines gerettet werden. Das Wrack des Schiffes wurde erst ein halbes Jahr später geborgen.
7. Mai 1999 Explosion Binnentanker in Dormagen Beim Verladen gefährlicher Flüssigkeiten kam es auf der Tankerbrücke der Bayer Erdölchemie in Dormagen zu einer Explosion. Ein Binnentanker auf dem Rhein und ein weiteres Schiff gerieten in Brand. Drei Menschen starben, zehn Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.
5. September 2009 Untergang der Ilinden bei Ohrid Am 5. September 2009 sank das Ausflugsschiff Ilinden im Ohridsee mit bulgarischen Touristen an Bord rund 250 m vom Ufer in Ohrid entfernt. 15 Menschen starben dabei. Die Ursache des Unglücks war zunächst unklar. Sicherlich befanden sich aber an Bord des 1924 in Deutschland gebauten Schiffs deutlich mehr Personen als zugelassen.[2]
10. Juli 2011 Untergang der Bulgaria bei Syukeyewo Am 10. Juli 2011 kam es auf der Wolga zu einem schweren Unglück. Während eines Sturms sank die 1955 erbaute Bulgaria wenige Kilometer vom tatarischen Dorf Sjukejewo entfernt. Von den über 200 Personen an Bord des Kreuzfahrtschiffs konnten etwa 80 von einem anderen Schiff gerettet werden. Bis zum Nachmittag des nächsten Tages wurden allerdings auch 64 Tote geborgen. Es wird von mehr als 100 Toten ausgegangen.[3]
30. Juli 2011 Kollision eines Ausflugsboots auf der Moskwa 9 Ein überbesetztes kleines Ausflugsboot kollidierte in Moskau mitten in der Nacht mit dem Frachtkahn Oka-5. Neun der 17 Passagiere, darunter der Kapitän, dem die Schuld gegeben wird, starben.[4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Bericht zur Explosion am 19.März 1895 bei Kleve
  2. Der Standard: Überfülltes Touristenboot sank – 15 Tote. Abgerufen am 6. September 2009.
  3. Focus.de: Behörden geben die Hoffnung auf. Abgerufen am 11. Juli 2011.
  4. Geburtstagsfeier endet tödlich. In: FAZ.net. 31. Juli 2011, abgerufen am 4. August 2011.

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