Thilo Maatsch

Thilo Maatsch

Thilo Friedrich Maatsch (* 13. August 1900 in Braunschweig; † 20. März 1983 in Königslutter) war ein deutscher Grafiker, Maler und Bildhauer. Er war ein Künstler der abstrakten und der Konkreten Kunst, sowie des Konstruktivismus. Maatsch wurde in den 1920er Jahren vor allem durch seine geometrisch-abstrakten Farbflächenbilder bekannt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges spielte er in seinen späteren Jahren mit sehr viel freieren Formen, die sich gelegentlich auch figural gebärden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Vor dem Krieg

Maatschs Interesse für die Kunst, insbesondere der Moderne begann früh. Im Alter von 16 Jahren besuchte er eine Ausstellung von Franz Marc in der Galerie "Der Sturm":

„durch den leidenschaftlichen eifer, mit dem ich jede kunstausstellung durchforschte, die mir erreichbar war, erfuhr ich, mehr unbewußt, die spannweite der moderne: entscheidender augenblick, als ich 1916 in einer Sturm-ausstellung von Franz Marcs mandrill und von seinem pferdchen-holzschnitt (unter anderem) ergriffen wurde.“

Thilo Maatsch am 14. August 1970

Seine Begeisterung für die Kunst beschränkte sich nicht allein auf das Visuelle, sondern er fing vermutlich vor 1918 an, als Künstler tätig zu sein:

„1918 hing das erste kleine aquarell von mir bei freunden neben einer zeichnung von Paul Klee unter einem Signac.“

Thilo Maatsch am 14. August 1970

Im Jahr 1918 gründete Maatsch mit Rudolf Jahns und Johannes Molzahn die "Gesellschaft der Freunde junger Kunst" in Braunschweig. Zu deren Mitgliedern gehörten u.a. Lyonel Feininger und Paul Klee. Zudem entwarf Wassily Kandinsky, der Maatsch förderte und den Maatsch wie seinen Vater verehrte, das Signet der Gruppe. Noch im selben Jahr freundete sich Maatsch mit dem Kunstsammler Otto Ralfs an. 1919 und 1921 besuchte er Heinrich Vogeler in Worpswede.

Da er vom Malen allein den Lebensunterhalt nicht finanzieren kann, wandte er sich dem Lehrerberuf zu und begann 1922 mit der Ausbildung. Nach zwei Jahren setzte man ihn als Volksschullehrer in Holzminden ein. Maatsch beschäftigte sich intensiv mit der Malerei. So intensiv, dass Familie und Beruf kaum ein Rolle mehr spielte.

1924 erfolgt der erste Ankauf einer Arbeit von Thilo Maatsch durch den Braunschweiger Sammler Otto Ralfs. Dafür kam er mit Wassily und Nina Kandinsky in Maatschs Einzimmerwohnung, um ein Ölgemälde auszuwählen. Für Maatsch war es eine große Ehre, sein Bild neben Werken von Mondrian, Kandinsky, Klee und weiteren damals schon namhaften Künstlern in einer Sammlung zu wissen. Weiterhin begegnete er Kurt Schwitters. 1925 initiierte Ralfs eine Ausstellung der "Gesellschaft der Freunde junger Kunst".

Trotz seiner Arbeit als Lehrer gelang es Maatsch nicht, seinen Wunsch nach einem Studium am Bauhaus zu verwirklichen. Dies vor allem, weil er noch eine kleine Familie hat ernähren müssen. Es gelang ihm aber, in den Ferienwochen am Bauhaus in Weimar und später Dessau zu studieren. Dort schloss er Bekanntschaft mit Paul Klee, Lyonel Feininger, László Moholy-Nagy, William Wauer und Lothar Schreyer. Kandinsky, Klee sowie Moholy-Nagy erlaubten ihm, sich in ihren Ateliers aufzuhalten und bei ihnen zu studieren. Noch im selben Jahr schloss sich Maatsch der Novembergruppe an und wurde dort Mitglied. Es folgten zudem eine jährliche Teilnahme bis 1932 an der "Großen Berliner Kunstausstellung". 1927 gar richtete ihm Herwarth Walden in seiner Galerie "Der Sturm" mit, wie Maatsch selbst im Rückblick 1970 noch immer stolz vermeldete, "mindestens 50 Grafiken und etwa 10 Aquarellen und einigen Gemälden" eine Einzelausstellung aus. Nun stellte er genau in der Galerie aus, die seine Leidenschaft für die Moderne entfacht hatte.

Unter dem Nationalsozialismus kam, wie für viele andere Künstler auch, der Absturz. Im Jahr 1934 schloss man ihn aus dem Reichsbund Bildender Künstler aus, und er galt von nun an als "entartet". Fortan war er auf den Broterwerb als Lehrer angewiesen. Durch den Kriegseinsatz als Sanitäter und die russische Gefangenschaft von 1943 bis Ende 1945 fand seine künstlerische Schaffenskraft eine kurze Unterbrechung.

Nach dem Krieg

Nach der Befreiung aus der russischen Gefangenschaft und der Rückkehr in die Heimat, konnte Maatsch nur als freischaffender Künstler nicht existieren. Gezwungen seine Familie zu ernähren, nahm er seinen alten Lehrerberuf wieder auf und brachte es nach einiger Zeit zum Schulleiter. Ernst Jünger umschrieb diese Tätigkeiten nach einem Besuch bei ihm 1947: Thilo Maatsch, der Lehrer, Maler, Übersetzer, Aufzeichner von Träumen, Bibliophiler und Archäologe ist, zugleich gesellschaftlicher Mittelpunkt[1].

In den 50er Jahren weilte er mehrfach im Auftrag der UNESCO in Paris. Rund 20 Jahre nach Kriegsende, folgte etwa ab 1966[2] seine Wiederentdeckung und von diesem Zeitpunkt an reihten sich in dichter Folge Ausstellung an Ausstellung. Hochgeachtet schied Thilo Maatsch 1983 in Königslutter aus seinem Leben.

Trivia

Thilo Maatsch ist der Namenspatron folgender Schule:

  • Thilo-Maatsch-Schule für Lernbehinderte

Ausstellungen (Auswahl)

Werke im öffentlichen Besitz

Literatur

  • Maatsch, Thilo. In: Hans Vollmer: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. E. A. Seemann, Leipzig, Bd. 3, 1956, S. 280.
  • Carl Laszlo: Thilo Maatsch, 1. Verlag Panderma, Basel 1974.
  • Peter Lufft: Der Maler Thilo Maatsch. Städtisches Museum, Braunschweig 1979. (Arbeitsberichte aus dem Städtischen Museum Braunschweig. Band 30). 14 Seiten.
  • Thilo Maatsch : Werke 1920 – 1980. Galerie Reichard, Frankfurt/Main 1991, ISBN 3-927335-07-X. (Ausstellung vom 3. Mai bis 28. Juni 1991, Galerie Reichard. Texte von Bernhard Holeczek, Peter Lufft und Thilo Maatsch; Ausstellungskatalog, 61 Seiten).
  • Maatsch, Thilo. In: Kurt Schmidt, Holger Peter Saupe: Begegnung Bauhaus: Kurt Schmidt und Künstler der Avantgarde, von Kandinsky bis Vasarely, Kunstsammlung Gera, 2009

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sämtliche Werke von Ernst Jünger, S. 635,Klett-Cotta, 2001
  2. Tabellarischer Lebenslauf bei Lehr Kunstauktionen, abgerufen am 2. Juli 2011
  3. The Non-Objective World 1914 - 1955. Die gegenstandslose Welt 1914 - 1955. London, Austin, Basel 1973, Ausstellungskatalog, S. 120-121, mit Abb.: Komposition, 1929, Öl auf Holz
  4. Tendenzen der Zwanziger Jahre. 15. Europäische Kunstausstellung Berlin 1977. (Katalog) Reimer , Berlin 1977, S. 1/213, B/41

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