Markus Schleinzer

Markus Schleinzer

Markus Schleinzer (* 8. November 1971 in Wien) ist ein österreichischer Schauspieler, Casting-Direktor, Autor und Regisseur.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Arbeit im Film und Theater

Markus Schleinzer verbrachte seine Schuljahre unter anderem im Internat der Schulbrüder in Strebersdorf (Wien).[1] Ab Mitte der 1990er Jahre trat er als Schauspieler in österreichischen und deutschen Film- und Fernsehproduktionen in Erscheinung, war aber zumeist auf kleine Nebenrollen und Statistenparts abonniert. Sein Debüt gab er 1995 in Wolfgang Murnbergers Spielfilm Ich gelobe (1995), dem weitere Auftritte unter anderem in Michael Glawoggers Slumming (2006) oder Antonin Svobodas Immer nie am Meer (2007) folgten. Lob seitens der österreichischen Kritik wurde Schleinzer für seine Rolle als Bewährungshelfer neben Andreas Lust in Der Räuber (2010) zuteil.[2][3]

Größerer Erfolg war Schleinzer seit Ende der 1990er Jahre als Casting-Direktor von mehr als 60 vorwiegend österreichischen Film- und Fernsehproduktionen beschieden. „Ich kenne jeden Schauspieler in diesem Land, der eines graden Satzes mächtig ist …“, so Schleinzer 2003 im Interview mit dem österreichen Nachrichtenmagazin profil.[4] Eine mehrjährige Zusammenarbeit verbindet ihn unter anderem mit so bekannten Regisseuren wie Michael Glawogger, Jessica Hausner, Benjamin Heisenberg oder Wolfgang Murnberger. Auch war er für Stefan Ruzowitzkys Oscar-nominierte Produktion Die Fälscher oder Ulrich Seidl (Hundstage) tätig. Seit 1999 arbeitet Schleinzer auch mit Michael Haneke zusammen. So castete er mit seiner mittlerweile stillgelegten Castingbüro vendettafilm über ein Jahr lang in ganz Deutschland 7000 Kinder für Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte (2009). Er betreute auch die 48 ausgewählten Kinder und Jugendlichen während des Drehs und bereitete sie auf ihre Szenen vor. Es seien immer „so schrecklich schöne Aufgaben“, die Haneke ihm stelle, so Schleinzer.[5]

Parallel zur Arbeit im Film- und Fernsehen spielte Schleinzer auch vereinzelt Theater. Seine dortigen Auftritte sind eng mit dem Werk der Grazer Autorin Constanze Dennig verbunden. 2003 spielte Schleinzer in Deborah Epsteins Inszenierung von Dennigs Extasy Rave in Graz den menschenverachtenden Moderator einer tödlichen Fernsehshow.[6] 2005 folgte der Part des schleimigen ÖVP-Politikers in der Uraufführung von Dennigs Stück Demokratie am Literaturhaus Graz.[7] Ein Jahr zuvor hatte er bereits Dennings Stück Valse Triste am gleichen Ort als Regisseur inszeniert.[8]

Spielfilmdebüt als Regisseur

2011 machte Schleinzer als Filmregisseur auf sich aufmerksam. Sein Spielfilmdebüt Michael, für das er auch das Drehbuch schrieb, stellt einen unverdächtigen Mann (gespielt von Michael Fuith) in den Mittelpunkt, der einen kleinen Jungen gefangenhält.[9] Die ORF-Koproduktion erhielt als einziger deutschsprachiger Beitrag eine Einladung in den Wettbewerb der 64. Filmfestspiele von Cannes 2011. Der Meldung, Schleinzer habe sich vom Entführungsfall Natascha Kampuschs inspirieren lassen,[10] widersprach der Österreicher. Anreiz seien „die vielen verschwundenen Kinder gewesen, die im letzten Jahrzehnt die Massenmedien beschäftigt haben“. Gleichzeitig erzähle Schleinzer in Michael bewusst aus der Täterperspektive, „um nicht billige Miete aus der Opferrolle zu ziehen und Distanz in der Erzählung zu wahren“.[11] Das Filmprojekt stand von Anfang an in der Gunst von Michael Haneke, der sich vor der Uraufführung in Cannes lobend über das Drehbuch und den fertigen Film äußerte. „Er (Schleinzer) hat Talent, einen unheimlich klaren Blick und eine große Sensibilität im Umgang mit Leuten“, so Haneke.[12]

Markus Schleinzer lebt in Wien.

Filmografie

Casting-Direktor (Auswahl)

Schauspieler

  • 1995: Ich gelobe
  • 1998: Die Geliebte und der Priester (Padre papà; TV)
  • 2005: Crash Test Dummies
  • 2005: Die Viertelliterklasse
  • 2006: Slumming
  • 2006: Die Ohrfeige (TV)
  • 2007: Immer nie am Meer
  • 2009: Schautag (Kurzfilm)
  • 2009: Das Vaterspiel
  • 2010: Der Räuber
  • 2010: Headshots
  • 2011: Vogelfrei, Hors la loi, Outlaw (Kurzfilm)
  • 2011: Die fremde Familie (TV)

Regisseur und Drehbuchautor

Theater

Schauspieler (Auswahl)

  • 2003: Extasy Rave (Theater am Ortweinplatz, Graz)
  • 2005: Demokratie (Literaturhaus Graz)

Regie

  • 2004: Valse Triste (Literaturhaus Graz)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Risse im Himmel. In: profil, Nr. 44, 28. Oktober 2002, S. 120.
  2. vgl. Huber, Christoph: Dauerlauf mit Pumpgun. In: Die Presse, 25. Februar 2010 (aufgerufen via LexisNexis Wirtschaft).
  3. vgl. Grissemann, Stefan: Auftritt der Phantome. In: profil, Nr. 8, 22. Februar 2010, S. 102.
  4. vgl. Geschmackspolizei: Die Nacht der Gauklerin. In: profil, Nr. 31, 28. Juli 2003, S. 77.
  5. vgl. Lintl, Susanne: Casting-Chef Markus Schleinzer: „Selbst die Kinder mussten in allen Szenen perfekt sein“. In: Kurier, 19. Januar 2010, S. 28.
  6. vgl. Hütter, Frido: Einladung zur finalen Party. In: Kleine Zeitung, 24. Januar 2003, S. 86.
  7. vgl. Schweighofer, T.: Aufmarsch der Polit-Maskottchen. In: Neue Kronen-Zeitung, 3. Juli 2005, S. 44.
  8. vgl. Bis dass der Tod uns scheidet.... In: Neue Kronen-Zeitung, 30. November 2004, S. 25.
  9. vgl. Schleinzer debütiert in Cannes. In: Der Standard, 14. April 2011, S. 4.
  10. vgl. Sotinel, Thomas: Cannes 2011, rendez-vous des abonnés, des néophytes et des Sarkozy. In: Le Monde, 16. April 2011, S. 23.
  11. vgl. Hinein in den schönsten Albtraum. In: Kleine Zeitung, 11. Mai 2011, S. 9.
  12. vgl. APA: Haneke wünscht Schleinzer für Cannes "das Beste" bei relevant.at, 10. Mai 2011 (aufgerufen am 11. Mai 2011).

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