- Naturtheater Grötzingen
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48.6223049.266152Koordinaten: 48° 37′ 20″ N, 9° 15′ 58″ O
Das Naturtheater Grötzingen ist eine Freilichtbühne im Stadtteil Grötzingen der baden-württembergischen Stadt Aichtal. Die 1954 auf dem sogenannten Galgenberg errichtete Bühne wird heute hauptsächlich für Amateurtheaterinszenierungen genutzt und bietet überdachten Platz für 850 Zuschauer.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Erbaut wurde das Naturtheater 1954 für eine Aufführung des vom damaligen Stadtpfarrer Hans Mistele geschriebenen Heimatspiels Die Grötzinger Kanonen anlässlich der 650-Jahr-Feier der damals noch eigenständigen Stadt Grötzingen. Von nun an wurden in Abständen von zwei bis fünf Jahren von theaterbegeisterten Grötzinger Bürgern Volksstücke zur Aufführung gebracht. Um einen kontinuierlichen, jährlichen Spielbetrieb zu ermöglichen, wurde 1970 als Trägerverein die Kulturgemeinschaft Naturtheater Grötzingen e.V. gegründet. Von nun an wurde die Freilichtbühne jährlich bespielt, ab 1972 sogar mit zwei verschiedenen Inszenierungen: Als eine der ersten Freilichtbühnen in Baden-Württemberg nahmen die Grötzinger ein eigenes Kinderstück mit ins Programm auf.
1978 machte man sich ein Stück weit von den Unbilden des Wetters unabhängig, indem man für die Zuschauertribünen eine Überdachung schaffte: Von nun an fanden 850 Personen einen regengeschützten Sitzplatz.
Von 1983 bis 2002 war das Naturtheater eng beteiligt an den in diesen Jahren ausgerichteten Theatertagen in Aichtal. Enge Beziehungen bestehen zu einer Theatergruppe in der ungarischen Stadt Sümeg, der Partnerstadt Aichtals.
Architektur
Eine Besonderheit des Naturtheaters Grötzingen ist die weitgespannte Betonabdeckung des Zuschauerraums. Bei einem Betonschalengewicht von 220 Tonnen überdeckt diese mit Spannweiten von 42 und 27 Metern eine Fläche von 650 m². Die Schale, die nach allen Seiten zur Natur geöffnet ist, begünstigt durch ihre Form die Sprachverständlichkeit der Schauspieler und ist so konzipiert, dass bei Regen keine Tropfgeräusche zu hören sind. Architekt der Zuschauerhalle war Michael Balz, Tragwerksplaner war der Schalenexperte Heinz Isler, als Bauherr fungierte die Kulturgemeinschaft Naturtheater Grötzingen e.V.[1][2]
Bisherige Inszenierungen
Nachdem in den Anfangsjahren nur die Stücke des Grötzinger Stadtpfarrers Hans Mistele gespielt worden waren, öffnete sich das Naturtheater ab 1963 auch anderen Autoren. Der am häufigsten auftauchende Autorenname auf dem Spielplan ist (vor allem in den 1970er Jahren) Paul Wanner, dessen Stücke insgesamt zwölfmal in Grötzingen zur Aufführung kamen.
Tabellarische Übersicht der gespielten StückeErwachsenenstück Autor Spieljahr Kinderstück Autor D’Artagnans Tochter und die 3 Musketiere Thomas Finn, Volker Ullmann 2009 Pippi Langstrumpf Astrid Lindgren Dracula Dieter Lammerding 2008 Das tapfere Schneiderlein Jan Aust Robin Hood Thomas Finn, Volker Ullmann 2007 Aschenputtel Horst Arenthold Die Herde des Don Camillo Gerold Theobalt 2006 Aladin und die Wunderlampe Jan Aust Don Quijote Curt Werner, Max Oettl 2005 Jim Knopf, Lukas der Lokomotivführer und die wilde 13 Michael Ende Ein Sommernachtstraum William Shakespeare 2004 Der Zauberer von Oz Lyman Frank Baum Im weißen Rößl Ralph Benatzky 2003 Der gestiefelte Kater Kurt Rupli Don Camillo und Peppone Gerold Theobalt 2002 Pinocchio Walter Edelmann Einen Jux will er sich machen Johann Nestroy 2001 Peter Pan James Matthew Barrie Ein närrischer Tag Horst Sieger 2000 Das Dschungelbuch Utz Thorweihe Die venezianischen Abenteuer des Herrn Casanova Curt Werner 1999 Die kleine Hexe Otfried Preußler D’Artagnan und die drei Musketiere Curt Werner 1998 Alice im Wunderland Peter Jahreis Das Wirtshaus im Spessart Kurt Hoffmann 1997 Ronja Räubertochter Astrid Lindgren Das schwäbische Paradies Manfred Eichhorn 1996 Pippi Langstrumpf Astrid Lindgren Der verkaufte Großvater Anton Harnik 1995 Michel in der Suppenschüssel Astrid Lindgren Die Kanonen von Grötzingen Jörg Ehni 1994 Räuber Hotzenplotz Otfried Preußler Der Bauer als Millionär Ferdinand Raimund 1993 Die Abenteuer des Kalif Storch Fleckenstein / Heeg Ein Dorf ohne Männer Ödön von Horváth 1992 Das Dschungelbuch nach Rudyard Kipling Schwäbisches Heiratskarussell Paul Wanner 1991 Jim Knopf und die wilde 13 Michael Ende Die lustigen Weiber von Grötzingen nach Shakespeare 1990 Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer Michael Ende Kleider machen Leute Paul Wanner 1989 Aladin und die Wunderlampe Astrid Windorf Der fröhliche Weinberg Carl Zuckmayer 1988 Max und Moritz nach Wilhelm Busch Kater Lampe Emil Rosenow 1987 Der Teufel mit den drei goldenen Haaren nach den Gebrüdern Grimm Zwischen Himmelsblau und Galgenstrick Jörg Ehni, Martin Selge 1986 Die kleine Hexe Otfried Preußler Die Heiratsvermittlerin Thornton Wilder 1985 Stokkerlok und Millipilli Hachfeld / Ludwig Lumpazivagabundus Johann Nestroy 1984 Pippi Langstrumpf Astrid Lindgren Schneider Wibbel Hans Müller-Schlösser 1983 Das tapfere Schneiderlein von Kaulla Das Wirtshaus im Spessart Kurt Hoffmann 1982 Zwerg Nase von Kaulla Die Altweibermühle Paul Wanner 1981 Der Prinz und der Bettelknabe von Kaulla Der fröhliche Weinberg Carl Zuckmayer 1980 Die kleine Hexe Otfried Preußler Der Schneider von Ulm Paul Wanner 1979 Pinocchio Carlo Collodi D’r Franzosafeiertag Willy Baur 1978 Besenbinders Gretel und der Königssohn Herbert Kranz D' Steighofkomede Willy Baur 1977 Emil und die Detektive Erich Kästner Das schwäbische Heiratskarussell Paul Wanner 1976 Sechse kommen durch die Welt Hanisch Das Stuttgarter Hutzelmännlein nach Eduard Mörike 1975 – – Aufstand der Frauen Paul Wanner 1974 Der Froschkönig Carl Grund Der Spion von Aalen Paul Wanner 1973 Der gestiefelte Kater von Kaulla Der Pfeifer von Hardt Horst Sieger 1972 Zwerg Nase von Kaulla Die Weiber von Weinsberg Paul Wanner 1971 – – Der Schneider von Ulm Paul Wanner 1970 – – Revolution im Krähwinkel nach Nestroy 1969 – – Der zerbrochne Krug Heinrich von Kleist 1967 – – Der Richter von Zalamea Pedro Calderón de la Barca 1966 – – Die Weiber von Schorndorf Paul Wanner 1965 – – Der Baumeister Gottes Paul Wanner 1964 – – Der Bettler vor dem Kreuz Paul Wanner 1963 – – Der edle Kornett von Nürtingen Hans Mistele 1957 – – Die Blutbibel von Nürtingen Hans Mistele 1955 – – Die Grötzinger Kanonen Hans Mistele 1954 – – Literatur
- Peter Marti, Orlando Monsch, Birgit Schilling: Ingenieur-Betonbau. vdf-Hochschulverlag, 2005, ISBN 978-3-7281-2999-4, S. 128f, 191.
Einzelnachweise
Weblinks
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