Grötzingen (Aichtal)

Grötzingen (Aichtal)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Aichtal
Aichtal
Deutschlandkarte, Position der Stadt Aichtal hervorgehoben
48.6227777777789.2372222222222311Koordinaten: 48° 37′ N, 9° 14′ O
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Esslingen
Höhe: 311 m ü. NN
Fläche: 23,64 km²
Einwohner: 9826 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 416 Einwohner je km²
Postleitzahl: 72631
Vorwahl: 07127
Kfz-Kennzeichen: ES (alt: NT)
Gemeindeschlüssel: 08 1 16 081
Stadtgliederung: 3 Stadtteile
Adresse der Stadtverwaltung: Waldenbucher Straße 30
72631 Aichtal
Webpräsenz:
Bürgermeister: Klaus Herzog (SPD)
Lage der Stadt Aichtal im Landkreis Esslingen
Karte
Grötzingen 1895

Aichtal ist eine Stadt in der Mitte von Baden-Württemberg, etwa 18 Kilometer südlich der Landeshauptstadt Stuttgart im Landkreis Esslingen gelegen. Die 1975 im Rahmen der Gemeindereform entstandene Gemeinde, bestehend aus den drei Stadtteilen Grötzingen, Aich und Neuenhaus, zählt rund 10.000 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Aichtal liegt am südlichen Rand der Filderebene im namensgebenden Tal der Aich, einem linken Nebenfluss des Neckars, das durch den Höhenrücken von Galgenberg, Kleinbergle und Schaichberg vom Neckartal getrennt ist. Der Stadtteil Neuenhaus, im Winkel der von Aich und Schaich gebildeten Talgabelung gelegen, gehört größtenteils zum Naturpark Schönbuch. Die Knollenmergelhänge des Aichtals sind von Wiesen und Obstgütern bedeckt. Das Stadtgebiet erstreckt sich über eine Höhenlage von 295 Meter bei der Kläranlage Grötzingen bis 498 Meter auf dem Betzenberg im Schönbuch.

Ausdehnung des Stadtgebiets

Die Stadt umfasst eine Fläche von 23,64 Quadratkilometern, wovon 3,48 Quadratkilometer besiedelt sind. Mit 10,49 Quadratkilometern nehmen Waldflächen fast die Hälfte der Gemarkung ein, darunter der 8,12 Quadratkilometer große Anteil am Schönbuch. Die Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt 11,0 Kilometer von Westen nach Osten entlang der Aich und 3,4 Kilometer in Nord-Süd-Richtung.

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind Filderstadt im Norden, Wolfschlugen im Nordosten, Nürtingen im Osten, Neckartailfingen und Schlaitdorf im Süden, Walddorfhäslach (Landkreis Reutlingen) im Südwesten und Waldenbuch (Landkreis Böblingen) im Westen.

Stadtgliederung

Aichtal besteht aus den drei Stadtteilen Grötzingen (rund 4.500 Einwohner; 7,68 Quadratkilometer), Aich (rund 3.300 Einwohner; 6,11 Quadratkilometer) und Neuenhaus (rund 2.300 Einwohner; 9,85 Quadratkilometer). Zu Aich gehört die räumlich getrennte Siedlung Rudolfshöhe, dem Stadtteil Grötzingen ist der Wohnplatz Bergwirtshaus angegliedert. Abgegangene Ortschaften sind Bombach und Mühlstetten in Aich sowie Forsthaus, Waldbruderhaus, Grünes Häusle und Brustelberg in Neuenhaus.[2]

Geschichte

Am 1. Januar 1975 wurde bei der Verwaltungsreform aus der Stadt Grötzingen und den selbständigen Gemeinden Aich und Neuenhaus die neue Stadt Grötzingen mit Verwaltungssitz im Stadtteil Aich gegründet. Nach Protesten aus Aich und Neuenhaus, wo sich Teile der Bevölkerung durch diesen Namen herabgestuft fühlten, wurde die Stadt am 1. August 1978 in Aichtal umbenannt.

Grötzingen

Grötzinger Wappen

Menschen leben in diesem Gebiet seit der Jungsteinzeit. Aus dieser Zeit gibt es Funde von Steinwerkzeugen und Tonscherben.

In einer Urkunde des Klosters Hirsau wurde 1075 zum ersten Mal die alemannische Siedlung Gretzingan erwähnt, die spätestens im 7. Jahrhundert entstand und sich im heutigen Altgrötzinger Tal befand. Der Name geht vermutlich auf einen Sippenführer namens Gretz zurück. Die Gründung der Stadt Grötzingen erfolgte um 1275 durch Ritter Diepold von Bernhausen, der König Rudolf von Habsburg unterstützte und die Stadt als Wehranlage gegen das an Einfluss gewinnende württembergische Nürtingen errichtete. Im Jahre 1337 verkaufte Diepolds Sohn die Stadt Grötzingen an Württemberg.

Vom 14. bis in das 16. Jahrhundert war Grötzingen Sitz eines Amtes, zu dem Aich, Neckartailfingen, Neckartenzlingen, Neuenhaus und Wolfschlugen gehörten.

Im Schmalkaldischen Krieg hatten die Einwohner von Grötzingen 1546 aus Geldnot ihre Kanonen verkauft. Als sich plündernde Soldaten näherten, gruben sie hölzerne Brunnenrohre aus und schoben sie in die Schießscharten der Stadtmauer. Da die herannahenden Soldaten diese für Kanonen hielten, zogen sie weiter, ohne die Stadt anzugreifen.

In den Jahren 1634/1635 fielen 243 Grötzinger und 194 Neckartailfinger Bürger, die nach der Zerstörung ihres Ortes hier Zuflucht suchten, der Pest zum Opfer. Nach dem Dreißigjährigen Krieg zählte die Stadt nur noch ein Drittel der Bevölkerung – Grötzingen wurde vom zweitreichsten zum ärmsten Ort des Amtes Nürtingen. Die Not zwang zahlreiche arme Einwohner schon Mitte des 18. Jahrhunderts zur Auswanderung, überwiegend nach Nordamerika.

Ein Großbrand zerstörte 1845 im Ortskern 13 Gebäude, darunter das Rathaus und das Schulhaus.

Aich

Aicher Wappen

Aich wurde 1103 in einer Schenkungsurkunde der Brüder Wernher und Wolfram von Eichacha zum ersten Mal erwähnt.

Im Süddeutschen Städtekrieg 1449 wurde das Dorf durch die Reutlinger größtenteils niedergebrannt.

1586 wurde Aich durch ein Feuer erneut fast vollständig zerstört und unter Leitung von Heinrich Schickhardt wiederaufgebaut.

Am 20. April 1945 wurde der Ort von französischen Soldaten, überwiegend Marokkaner, eingenommen und geplündert.

Neuenhaus

Neuenhäuser Wappen

Am Betzenberg finden sich mehrere Grabhügel aus der Hallstattzeit sowie zahlreiche Überreste und ein Friedhof aus der Römerzeit.

1312 wurde Neuenhaus als Neues Haus zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es handelte sich um eine Wasserburg der Tübinger Pfalzgrafen, neben der ein grundherrschaftliches Dorf entstand. Der Flurname Brustelberg am Hang des Betzenberges deutet darauf hin, dass sich hier einstmals eine Burg befand, von der es aber weder schriftliche Zeugnisse noch Überreste gibt.

Das Töpferhandwerk wurde in Neuenhaus vom 14. bis Mitte des 20. Jahrhunderts betrieben. Der Töpferton dazu stammte vom nahen Betzenberg. Herzog Ulrich warb Hafnermeister aus Unterfranken an, denen er freien Holzbezug aus dem Schönbuch zusagte. Im Jahre 1848 gab es im Ort 78 Hafnermeister, d. h. fast zwei Drittel der Berufstätigen übten diesen Beruf aus. Ihm verdankt der Ort seinen zweiten Namen Häfner-Neuhausen, der zu Unterscheidung von Katholisch-Neuhausen (Neuhausen auf den Fildern) verwendet wird und bereits 1720 in amtlichen Akten erscheint. In den Nachbarorten werden Neuenhaus und seine Einwohner meistens schlicht Häfner genannt.

Eine weitere Einkommensquelle waren Krebse, die in der Schaich gefangen und regelmäßig bis nach Stuttgart und Tübingen verkauft wurden. Außerdem baute man am Uhlberg bis 1832 Wein an.

Stadt- und Einwohnerentwicklung

Wiederaufgebautes Teilstück der Grötzinger Stadtmauer

In Grötzingen und Aich wurden von den Nachkriegsjahren bis in die 80er-Jahre neue Wohngebiete in Südhanglage oberhalb der Ortskerne erschlossen. In Grötzingen sind dies die ab 1948 die Schönblick- und ab 1971 die Blumensiedlung, in Aich die Sulzäcker (1956) und die nordöstlich des Ortes gelegene Rudolfshöhe (1957) sowie die Steinenäcker und der Gemeindeberg (1973). Neuenhaus dehnte sich von 1965 bis in die 1980er Jahre durch Neubauten entlang der Verbindungsstraße von Waldenbuch nach Nürtingen, im Grörach und in den Sandäckern sowie am Hang des Betzenbergs aus. Ab 1969 entstand nördlich von Aich das Gewerbegebiet Aichholz. 1976 siedelte sich in den benachbarten Riedwiesen die Firma Aldi an.

Ende der 1990er Jahre wurde die Schönblicksiedlung um das Neubaugebiet Froschegert erweitert, ebenso die Blumensiedlung um den Hohen Rain. Am nordöstlichen Ortsrand von Neuenhaus entstanden in den letzten Jahren ebenfalls Neubauflächen. Mit dem geplanten Baugebiet Weckholder zwischen Grötzingen und der Rudolfshöhe, mitten in einer Frischluftschneise gelegen, beginnt auch in Aichtal die Zersiedelung.

Im Jahr 2004 wurden in Aichtal 4310 Haushalte gezählt, was einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2,3 Personen entspricht. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung lag bei 39,9 Jahren.

Die Einwohnerentwicklung im Aichtal seit 1572 bzw. 1834:

  1572 1654 1703 1745 1803 1810 1824 1834 1843 1852 1861 1871 1885 1895 1900 1905 1910
Grötzingen 450 258 448 593 870 893 945 958 967 977 900 933 882 804 784 845 856
Aich 728 778 800 791 725 737 694 626 634 629 624
Neuenhaus 565 624 668 776 674 772 838 748 724 718 716
insgesamt 2238 2360 2435 2544 2299 2442 2414 2178 2142 2189 2196
  1919 1925 1933 1939 1946 1950 1956 1961 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
Grötzingen 870 869 831 848 1239 1283
Aich 647 635 662 660 909 971
Neuenhaus 793 806 867 864 1089 1141
insgesamt 2310 2310 2360 2372 3237 3395 3905 4875 6009 6522 7336 8195 8517 8709 9178 9531 9771

Volkszählungsergebnisse (bis 1961) und Fortschreibungen des Statistischen Landesamts

Religionen

Aichtal ist seit der Reformation überwiegend evangelisch geprägt. Es gibt jedoch in Grötzingen seit 1954 eine katholische und in Neuenhaus eine neuapostolische Gemeinde. Außerdem besteht in Neuenhaus eine Gemeinde der Evangelischen Landeskirchlichen Gemeinschaft Württembergischer Brüderbund. Die evangelischen Kirchengemeinden Grötzingen, Aich und Neuenhaus gehören zum Kirchenbezirk Nürtingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, die katholische Kirchengemeinde Grötzingen-Harthausen zum Dekanat Esslingen-Nürtingen des Bistums Rottenburg-Stuttgart.

In Grötzingen ist 1280 eine Kirche bezeugt, die kirchlich ursprünglich zu Neckartailfingen gehörte und an der 1375 eine eigene Pfarrei eingerichtet wurde. Graf Ulrich V. schenkte die Kirche 1444/45 dem Spital in Kirchheim. Die heutige Stadtkirche entstand um 1460 und wurde im 19. und 20. Jahrhundert stark verändert. Eine Pfarrkirche in Aich ist schon 1275 erwähnt. Über das Kloster Denkendorf kam sie unter württembergische Herrschaft. Die heutige Albanuskirche wurde Anfang des 16. Jahrhunderts durch Umbau einer spätgotischen Chorseitenturmanlage erbaut. 1343 ist eine Kapelle in Neuenhaus genannt, die zur Pfarrei Weil im Schönbuch gehörte. Das Patronatsrecht hatte das Kloster Bebenhausen. Im 16. Jahrhundert wurde Neuenhaus eigenständige Pfarrei. Die heutige Kirche ist ein spätgotischer Bau von 1480, der mehrfach umgebaut wurde und noch einen Chor mit Netzrippengewölbe besitzt.

Politik

Altes Aicher Rathaus von 1742 (1836 umgebaut)
Rathaus Neuenhaus, diente von 1845 bis 1955 auch als Schulhaus

Verwaltungssitz ist das 1966 erbaute Rathaus im Stadtteil Aich. Der Gemeinderat tagt im Rathaus in Grötzingen.

Gemeinderat

Die Kommunalwahl am 13. Juni 2004 ergab folgende Sitzverteilung:

FWG 42,6 % -1,2 8 Sitze -1
CDU 23,1 % -0,8 5 Sitze +1
Die Grünen 13,3 % +2,9 2 Sitze ±0
SPD 12,8 % -1,1 2 Sitze ±0
FDP 8,3 % +0,3 1 Sitz  ±0

Bürgermeister

Der Bürgermeister wird in Baden-Württemberg für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Klaus Herzog ist seit dem 24. Juni 1992 der Bürgermeister von Aichtal. Er wurde am 13. April 2008 für eine dritte Amtszeit wiedergewählt.

  • 1976–1992: Manfred Stierle
  • seit 1992: Klaus Herzog

Wappen

Aichtal trägt das Wappen der ehemaligen Stadt Grötzingen, das seit 1535 nachweisbar ist. Es ist an das Siegel des Stadtgründers Diepold von Bernhausen angelehnt, ergänzt um die württembergische Hirschstange. Ähnliche Wappen sind bei der heutigen Stadt Filderstadt und der ehemaligen Gemeinde Bittenfeld zu finden, in denen zeitweise ebenfalls die Edelfreien von Bernhausen herrschten.

Blasonierung: „Unter goldenem Schildhaupt, darin eine schwarze Hirschstange, fünfmal von Grün und Gold geteilt.“

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Drehfunkfeuer
Fachwerkhaus aus dem 15. Jahrhundert in der Burgstraße
Grabplatte des Stadtgründers Diepold von Bernhausen († 1286) in der Grötzinger Stadtkirche

Da die Stadt Grötzingen in der Vergangenheit von größeren Zerstörungen verschont geblieben ist, haben sich mehrere Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert erhalten. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen das Gebäude Hindenburgstraße 17 von 1558 am Marktplatz, das von 1738 bis 1820 als Schulhaus diente und heute als evangelisches Gemeindehaus genutzt wird, sowie das Pfarrhaus von 1683. Die Stadtkirche, die um 1460 als gotischer Neubau einer wesentlich älteren Kirche entstand, wurde im 19. und 20. Jahrhundert stark verändert. In der romanischen Vorgängerkirche wurde der 1286 bei Hedelfingen im Kampf gegen Württemberg gefallene Stadtgründer Diepold von Bernhausen beigesetzt. Von der Anfang des 19. Jahrhunderts abgebrochenen Stadtmauer, die über zwölf Türme und drei Tore verfügte, sind nur Reststücke erhalten geblieben. Ab 1968 wurden Teile davon – inklusive Gefängnis- und Pulverturm – wiederaufgebaut.

Die von 1979 bis 1983 erbaute Aichtalbrücke ist mit einer Länge von 1161 Meter die längste Bundesstraßenbrücke in Deutschland. Sie überspannt das Aich- und Bombachtal zwischen Aich und Neuenhaus in einer Höhe von 52 Metern über dem Talgrund. Auf dem Betzenberg, an der westlichen Gemarkungsgrenze oberhalb von Waldenbuch, befindet sich der 1976 errichtete Fernmeldeturm Waldenbuch, der mit einer Höhe von 146 Metern von weit her sichtbar ist. Er ist jedoch inzwischen für die Deutsche Telekom nur noch von geringer Bedeutung. Ein weiteres auffälliges Bauwerk aus neuerer Zeit ist das der Flugnavigation dienende Drehfunkfeuer auf dem Kleinbergle.

Natur

Aichtal liegt direkt am Naturpark Schönbuch, dessen nordöstlicher Teil zum Stadtgebiet gehört. Über markierte Wanderwege kommt man zu Fuß oder mit dem Fahrrad bis Tübingen oder Herrenberg, ohne den Wald zu verlassen. Das unter Naturschutz stehende Schaichtal zieht sich zwischen dem Betzenberg und dem Schaichberg über acht Kilometer lang von Neuenhaus nach Dettenhausen. Die üppige Ufervegetation sowie Seen und Tümpel zeichnen das landschaftlich reizvolle Tal aus, das seltene Arten wie den Eisvogel, den Feuersalamander und die Wasseramsel beheimatet.

Nördlich von Neuenhaus liegt der Uhlberg mit Aussichtsturm und Grillstelle, der auch von Aich aus direkt zu Fuß erreicht werden kann. Bei der Burkhardtsmühle, an der Mündung des Reichenbachs in die Aich, beginnt das Siebenmühlental, durch das ein asphaltierter Wanderweg nach Leinfelden führt.

Theater

Seit 1954 wird der Grötzinger Galgenberg als Spielstätte für Theatervorstellungen genutzt. Das Naturtheater Grötzingen führt dort jährlich im Sommer zwei Stücke auf, jeweils eines für Kinder und Erwachsene. Unter der 1978 erbauten Betonkuppel finden 850 Zuschauer Platz.

Museen

Das Heimatmuseum Grötzingen und das Häfnermuseum Neuenhaus erlauben einen Einblick in die Vergangenheit der beiden Orte.

Sport

Aichtal verfügt über drei Fußball-, zwei Tennis- und zwei Wassersportvereine. Zwei Angelvereine, ein Schützenverein, ein Tischtennisclub, ein Volleyballverein sowie ein Ski- und ein Aikidoclub runden das sportliche Angebot ab. Das seit 1974 bestehende Hallenbad in Neuenhaus wurde Mitte der 1990er Jahre größtenteils abgerissen, neu erbaut und als Garten-Hallenbad wiedereröffnet. Die exponierte Lage des Hallenbads am Schönbuchrand erlaubt einen Blick über die drei Stadtteile bis zu den Kaiserbergen.

Musik

Weiterhin gibt es zwei Musikvereine in Aich und Neuenhaus, drei Chöre und einen Akkordeonverein in Grötzingen.

Regelmäßige Veranstaltungen

Zu den größeren, in der Region bekannten Veranstaltungen zählen der Grötzinger Frühlingsmarkt (Ende März), das Bockbierfest in Neuenhaus (Mai), das Sommerfest des Musikvereins in Aich (Juli), das Grötzinger Städtlesfest (Ende Juli/Anfang August) und das Häfner Dorffest in Neuenhaus (September).

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Aichtalbrücke

Die Stadt ist mit dem Auto über die Bundesstraßen B 27 bzw. B 312 von Stuttgart, Reutlingen und Tübingen aus in rund 20 Minuten zu erreichen. Der Flughafen Stuttgart und die nächste Anschlussstelle an die Autobahn A 8 liegen etwa zehn Kilometer entfernt. Die B 27 verläuft auf der vierspurigen Aichtalbrücke zwischen Aich und Neuenhaus, die B 312 auf einer zweispurigen Brücke zwischen Grötzingen und Aich. Ein Anschluss an die B 27 besteht nur von und nach Stuttgart, der seit Jahren von Stadt und Industrie geforderte Anschluss aus und in Richtung Tübingen wurde bisher nicht realisiert. Die Landesstraße 1185 führt von Nürtingen über Aichtal und Waldenbuch nach Böblingen.

Die Buslinien 75, 167, 190 und 809 verbinden Aichtal mit Filderstadt-Bernhausen (Anschluss an die S-Bahn) bzw. Stuttgart-Degerloch (Stadtbahn), Nürtingen (Neckar-Alb-Bahn) und Neckartenzlingen. Werktags verkehrt darüber hinaus zwei bis drei Mal am Tag die Linie 760 von Neuenhaus über Waldenbuch und Böblingen zum Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingen. Alle öffentlichen Verkehrsmittel sind zu einem einheitlichen Tarif innerhalb des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart zu benutzen.

Beschäftigung

Zum Jahresende 2006 waren 3636 Einwohner sozialversicherungspflichtig beschäftigt, von denen 3057, also 84 Prozent, als Berufsauspendler außerhalb Aichtals arbeiteten. Umgekehrt gab es 2061 Berufseinpendler, die außerhalb wohnten, sodass insgesamt 2640 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Aichtal arbeiteten. Von diesen waren 72 Prozent im produzierenden Gewerbe und 27 Prozent im Dienstleistungssektor tätig. Am 30. Juni 2005 waren nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit 235 Einwohner arbeitslos, was einem Anteil von 3,5 Prozent der 15- bis 65-Jährigen entspricht.

Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Aichtal hat sich von 285 im Jahr 1961 auf 18 im Jahr 2005 reduziert.

Ansässige Unternehmen

  • Putzmeister, der führende Hersteller von Betonpumpen mit weltweit 15 Tochtergesellschaften, hat seinen Hauptsitz seit 1971 in Aichtal. Mit über 1100 Mitarbeitern ist das Unternehmen der größte Arbeitgeber in der Stadt.
  • Pago Etikettiersysteme, die seit 1978 bestehende deutsche Niederlassung der Schweizer Pago-Gruppe, produziert in Aichtal neben Etikettieranlagen jährlich mehr als drei Milliarden Selbstklebeetiketten zur Produktdekoration. Pago beschäftigt in Aich etwa 500 Mitarbeiter.
  • Aldi Aichtal ist eine Regionalgesellschaft der Handelskette Aldi Süd, zu der 67 Filialen zwischen dem Nordschwarzwald und der Ostalb gehören. Die Filialen werden vom 1976 erbauten und mehrmals erweiterten Zentrallager beliefert, das eine Fläche von 50.000 Quadratmetern umfasst.
  • Die Sauerkrautfabrik Kimmich ist heute einer der beiden letzten von ehemals 17 Betrieben, die das überregional bekannte Filderkraut verarbeiten.

Medien

Über das Geschehen in Aichtal berichtet die Nürtinger Zeitung. Daneben ist die Stuttgarter Zeitung mit dem Lokalteil für den Landkreis Esslingen verbreitet. Seit 1975 erscheint wöchentlich das städtische Mitteilungsblatt. Darüber hinaus gibt es seit 1995 das werbefinanzierte Aichtaler Echo, das kostenlos an alle Haushalte verteilt wird. Weitere wöchentliche Anzeigenblätter sind das Nürtinger Echo, das Filder-Extra und der Stuttgarter Stadtanzeiger.

Öffentliche Einrichtungen

Die Freiwillige Feuerwehr Aichtal ist für die Brandbekämpfung und Unfallhilfe im Stadtgebiet zuständig. Sie besteht aus drei aktiven Abteilungen mit eigenen Feuerwehrhäusern in den drei Stadtteilen. Insgesamt verfügt die Wehr über sechs Löschfahrzeuge, einen Rüstwagen und drei Mannschaftstransportfahrzeuge.

Es gibt in Aichtal zehn städtische Kindergärten – fünf in Grötzingen, drei in Aich, zwei in Neuenhaus – und zusätzlich einen Waldorfkindergarten in Grötzingen.

Das Jugend- und Kinderhaus hat täglich für junge Menschen zwischen sechs und 25 Jahren geöffnet. Im Außenbereich können eine Halfpipe, ein Volleyballplatz und eine Streetballanlage genutzt werden. Im Haus stehen stehen Spiele wie Billard, Kicker, Tischtennis oder Dart sowie Internet-PCs zur Verfügung. Zu den regelmäßigen Veranstaltungen zählen Discos, Rockkonzerte und Kinoabende.

Die Stadtbücherei Aichtal im Grötzinger Helenenheim mit einem Bestand von 21.000 Medien steht allen Bürgern offen.

Bildung

Neben der Grund- und Hauptschule Grötzingen mit Werkrealschule, die eine Ganztagsbetreuung anbietet, gibt es Grundschulen in Aich und Neuenhaus. Weiterführende Schulen befinden sich in den Nachbarstädten Nürtingen und Filderstadt sowie in Neckartenzlingen. Die Volkshochschule Nürtingen unterhält in Aichtal eine Außenstelle. Außerdem befindet sich im Stadtteil Neuenhaus das Karl-Schubert-Seminar, eine anthroposophische Fachschule für Sozialwesen, an der der theoretische Teil der Ausbildung zum staatlich anerkannten Heilerziehungspfleger absolviert werden kann.

Ver- und Entsorgung

Aichtal ist Mitglied in den Zweckverbänden Filderwasserversorgung und Bodensee-Wasserversorgung. Grötzingen wird seit 1943 teilweise und seit 1951 vollständig von der Fiwa mit Neckarwasser aus Neckartailfingen versorgt, ebenso Aich seit 1957. Das Wasser für Neuenhaus wird aus der eigenen Mönchsquelle und seit 1970 zusätzlich von der BWV bezogen. Der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch beträgt im Durchschnitt 121 Liter. Zur Reinigung des Abwassers betreibt die Stadt eine Kläranlage östlich von Grötzingen.

Grötzingen wird seit 1910, Aich und Neuenhaus seit 1912 mit elektrischem Strom versorgt. Das zuständige Energieversorgungsunternehmen ist heute die EnBW. Eine Versorgung mit Erdgas besteht nur im Gewerbegebiet Aichholz, wird derzeit jedoch ausgebaut.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Paul Maar (* 1937), der Kinderbuchautor lebte einige Jahre im Stadtteil Grötzingen.

Literatur

  • Günter Klock (Hrsg.): Aichtal in alten Ansichten. Europäische Bibliothek, Zaltbommel/Niederlande 1998, ISBN 90-288-6566-7.
  • Günter Klock (Hrsg.): Grötzingen – Einblicke in die Vergangenheit. Geiger, Horb 1987, ISBN 3-89264-160-9.
  • Das Land Baden-Württemberg. Band 3. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2, S. 183–186.
  • Orts-Chronik der Gemeinde Neuenhaus (Häfner-Neuhausen). Gemeindeverwaltung Neuenhaus 1973.
  • Erich Keyser (Hrsg.): Württembergisches Städtebuch. Kohlhammer, Stuttgart 1962, S. 101–102.
  • Hans Schwenkel: Heimatbuch des Kreises Nürtingen. Band 2. Kreisverband Nürtingen 1953, S. 65–80/259–282/692–707.
  • Otto Schuster: Heimatgeschichte der Stadt Grötzingen. Buchdruckerei Karl Henzler, Nürtingen 1929.

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2. S. 183–186

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