- Dom St. Peter und Paul (Brandenburg an der Havel)
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Der Dom St. Peter und Paul zu Brandenburg an der Havel wird im Allgemeinen als die „Wiege der Mark“ bezeichnet und hat als „Mutter aller märkischen Kirchen“ überregionale, kulturhistorische Bedeutung. Die evangelische Domgemeinde gehört zur Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Winter 928/929 eroberten Truppen des sächsisch-christlichen Herrschers Heinrich I. eine der ostelbischen slawischen Hauptburgen, die Brandenburg. Damit wurde der Grundstein für die Errichtung des Bistums Brandenburg gelegt, die von Kaiser Otto I. 948 – andere Autoren verlegen sie in das Jahr 964 – vollzogen wurde.
Eine einzige Urkunde von Bischof Wilmar aus dem Jahre 1170 weist darauf hin, dass mit der Ersteroberung der Brandenburg ein Dombau in Angriff genommen wurde. Diese Kirche ging anlässlich des Großen Slawenaufstandes von 983 verloren. Bis heute ist ihr Standort archäologisch nicht nachzuweisen.
In der Reformation ab 1527 ging das römisch-katholische Bistum Brandenburg unter und ihre Kathedrale für die katholische Kirche verloren. Seitdem ist der Dom ein protestantische Kirchgebäude. Das Domkapitel von Brandenburg ist bis auf den heutigen Tag als protestantisches Kathedralkapitel existent.
Baugeschichte und Gestalt
Am 11. Oktober 1165 fand die Grundsteinlegung für den heutigen Dombau statt. Der frühere Sitz des Brandenburger Bischofs befand sich in der auf Königsgebiet liegenden Altstadt Brandenburg. Bischofskirche war für kurze Zeit die St. Gotthardt-Kirche, die Hauptkirche der Altstadt.
Mit dem Baubeginn siedelte der Prämonstratenser-Konvent auf die Dominsel über.
Bei der Wahl des Standortes entschied man sich für die höchstgelegene Stelle der Dominsel. Andere zu berücksichtigende Aspekte waren die Teilung des ehemaligen slawischen Burgbereiches in einen markgräflichen und einen bischöflichen Bezirk.
Bei der Anlage der Domkirche wurde das Fundament zwar bis sieben Meter tief gegründet, erreichte aber nirgends natürlich gewachsenen Boden. Das gesamte Bauareal befindet sich auf inhomogenem Kulturboden. Insbesondere zugeschüttete Teile des vormaligen Ringgrabens und der Wallanlage der slawischen Burg unterqueren die Domfundamente, was in der Folgezeit zu erheblichen statischen Problemen führen sollte.
Ein weiterer, die Baustatik beeinflussender Punkt ist die Lage auf einer von der Havel umspülten Insel mit ihrem veränderlichen Grundwasserpegel. Der Durchtränkungsgrad des Baugrundes beeinflusst seine Tragfähigkeit entscheidend.
Ursprünglich war der Dom als einschiffige Wehr- und Missionskirche mit geschlossenem Westriegel geplant, wie er heute noch am Dom zu Havelberg sichtbar ist. Nach der siegreichen Niederschlagung des Großen Slawenaufstandes erübrigte sich eine militärische Belange berücksichtigende Architektur. Nun wollte man eine zweitürmige Westfassade aufführen, da einer Kathedralkirche zwei Türme zustanden. Der Südturm kam jedoch nie über sein Stumpfniveau hinaus, welches verschiedenen Autoren zufolge finanziellen und baustatischen Gründen geschuldet war.
Der Dom St. Peter und Paul zu Brandenburg an der Havel ist das erste, vollständig in unverblendetem Backstein aufgeführte Bauwerk der Mark Brandenburg. Die ältesten Steinbauwerke der Mark (Fuß des Westwerkes der St. Gotthardt-Kirche der Brandenburger Altstadt und Westmauer der St. Petri-Kapelle am Brandenburger Dom) wurden noch mit Feldsteinen errichtet.
Der Haupteingang unterhalb des Langhausgiebels wird von beeindruckenden Kalksteinkämpfern begleitet. Dort finden sich plastische Darstellungen z. B. vom Fuchs, der den Gänsen predigt, vom Affen, der wahrscheinlich Schach spielt und eine mittelalterliche Bauszene mit Hebekran.
Das Langhaus wurde im spätromanischen/frühgotischen Stil errichtet und später mit zwei Seitenschiffen versehen. Das Langhaus zählt fünf, die Seitenschiffe jeweils sieben Joche bis zum Beginn der Vierung.
Ursprünglich mit einer flachen Holzdecke versehen, wurden die Schiffe später bei gotischen Umbauten spitzbogig eingewölbt (Kreuzrippengewölbe).
Von der Vierung gehen ein jeweils einschiffiges Nord- und Südquerschiff ab, sowie ein hoher Chor, der den Domherren vorbehalten war. Der Chor zeigt sich bereits in hochgotischer Gestalt.
Eine Besonderheit ist die unter dem Hohen Chor gelegene, zweischiffige und vierjochige Krypta, deren Anlage zu ihrer Entstehungszeit schon nicht mehr zeitgemäß war. Sie muss wahrscheinlich als Prestigeobjekt angesehen werden.
Wertvoll in der Krypta sind die romanischen Grotesken-Kapitelle.
Der preußische Baumeister Schinkel nahm im 19. Jahrhundert entscheidende Rettungs- und Umbaumaßnahmen am Dom vor. Unter anderem verblendete er in neugotischem Stil den Westgiebel des Langhauses, der seit der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit einem riesigen Davidstern geschmückt ist. [1] Des Weiteren wurde im Langhaus der Zugang zur Krypta mit einer breiten Treppe verlegt. Letztere Arbeiten wurden in den Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts rückgängig gemacht und die ursprüngliche romanische Ansicht wiederhergestellt.
Ausstattung
Aus der Frühzeit der Bischofskirche ist eine bemerkenswerte Anzahl mittelalterlicher Grabplatten von Bischöfen und Pröpsten erhalten.
Unter den Altären ist besonders der mit großem Aufwand restaurierte Lehniner Altar erwähnenswert.
Im Hohen Chor findet sich ein etwa sechshundert Jahre alter Dreigiebelschrein zur Aufbewahrung liturgischer Gewänder, ein gotisches Tabernakel (Sakramenthäuschen), Chorgestühl und über dem Chorabschluss nach der Vierung hin eine große Kreuzigungsgruppe.
Weiteres wertvolles Mobiliar aus dem Mittelalter findet sich im Dommuseum. Zu sehen sind neben einem umfangreichen Bestand an liturgischen Gewändern und sonstigen Textilien, Bücher, Skulpturen und Altären u.a. auch ein Tafelbild aus dem 15. Jh., der "volkreiche Kalvarienberg“.
Die Krypta beherbergt einen spätromanischen Schmerzensmann und die oben erwähnte „Bunte Kapelle“ besitzt eine einzigartige mittelalterliche Putzmalerei.
Zu den Domschätzen zählt weiterhin ein ausgezeichnet erhaltenes mittelalterliches Hungertuch, das sog. Brandenburger Hungertuch, eine aufwändige Bildstickerei aus dem 13. Jh..
Wagner-Orgel
Die Orgel von Joachim Wagner stammt aus den Jahren 1723 bis 1725. Ihr von dem Schlüter-Schüler Johann Georg Glume geschaffener Prospekt erhebt sich über der von Schinkel in die Trennwand des Langhauses zum Turmvorbau eingearbeiteten Buntglas-Rosette. In den Jahren 1998-1999 wurde das Instrument gereinigt und restauriert. Es hat 33 Register (2010 Pfeifen) auf zwei Manualen und Pedal.[2]
I Hauptwerk C,D–c3 1. Principal 8’ 2. Bordun 16’ 3. Viola di Gamba 8’ 4. Rohrflöte 8’ 5. Quintadena 8’ 6. Octav 4’ 7. Spitzflöte 4’ 8. Quinta 3’ 9. Octav 2’ 10. Cornett V 11. Scharff V 12. Cimbel III 13. Trompete 8’ II Oberwerk C,D–c3 14. Principal 8’ 15. Quintadena 16’ 16. Salicional 8’ 17. Gedackt 8’ 18. Octav 4’ 19. Rohrflöte 4’ 20. Nassat 3’ 21. Octav 2’ 22. Tertia 2’ 23. Sifflöte 1’ 24. Mixtur IV 25. Vox humana 8’ Pedal C,D–c1 26. Principal 16’ 27. Violon 16’ 28. Gemshorn 8’ 29. Quinta 6’ 30. Octav 4’ 31. Mixtur VI 32. Posaune 16’ 33. Trompete 8’ - Spielhilfen: Ventile (zum Hauptwerk, Oberwerk, Pedal), Tremulant, Cymbelsterne, Calcantenglocke
Periphere Bauten
An den Dom schließt sich im Norden eine Klosteranlage an, welche mit Refektorien, Dormitorien, Kreuzgang und Nebengelassen (unter anderem die „Bunte Kapelle“) und einem mittigen Friedgarten versehen ist. Der Westflügel dieser Anlage wurde im 18. Jahrhundert niedergelegt, um an seiner Stelle das Gebäude der Ritterakademie einzufügen. Im Nordwesten ragt ein größeres, mehrstöckiges Gebäude aus dem rechteckigen Grundriss der Klosteranlage heraus, das in alten Schriften den Namen „Spiegelburg“ trägt. Die vormalige Nutzung dieses Gebäudes ist unklar; wahrscheinlich diente es als bischöfliche Residenz. Die Klosteranlage selbst war in der Frühzeit Lebensmittelpunkt der ansässigen Domherren.
Die Gebäude der Klosteranlage beherbergen heute das Dommuseum, in dem unter anderem die Stiftungsurkunde des Brandenburger Bistums und die Ersterwähnung der Städte Cölln und Berlin lagert.
Im östlichen Kreuzgang befindet sich im Kapitell einer Säule eine sogenannte „Judensau“. Mit einer solchen Darstellung sollte im Mittelalter auf diffamierende Weise die Unterlegenheit der alten, der jüdischen Religion dargestellt werden. Die Juden säugende Sau symbolisiert dabei die Synagoge. Verletzend in besonderem Maße ist dabei der Umstand, dass das Schwein den Juden als unrein gilt. Eine ähnliche Darstellung findet sich auf der Marienburg des Deutschen Ordens an der Nogat.
Auf dem Burghof verteilt steht eine Anzahl von separaten Häusern, Kurien genannt, die den Domherren in späteren Zeiten zur Unterkunft dienten.
Bischöfliche Nutzung
Der Dom zu Brandenburg wurde schon früh als „Wohnsitz“ seiner Bischöfe aufgegeben. Die Bischöfe zogen es vor, auf ihren Besitzungen zunächst im nahen Pritzerbe, später im ca. 30 km entfernten Ziesar zu residieren. Die Verwaltung des Domes übernahmen vor Ort die Pröpste.
Neuzeitliche Verwendung
Jüngere preußische Geschichte
Im Jahre 1848 diente der Dom zu Brandenburg als Versammlungsstätte der Nationalversammlung, nachdem diese von Berlin dorthin verlegt wurde. Es tagte allerdings nur noch ein Rumpfkabinett in Brandenburg an der Havel.
Gegenwart
Der Dom zu Brandenburg wird von der evangelischen Kirche Brandenburgs aktiv genutzt. Neben den regelmäßigen Gottesdiensten ist die Kirche auch Ort für kulturelle Ereignisse wie Sommermusiken, Konzerte und Ausstellungen. Auch für Sonderausstellungen zu zeitgeschichtlichen Themen stellt der Dom seine Kirchenräume zur Verfügung.
Dem Dom angeschlossen ist das Dommuseum, das sakrale Kunst aus zehn Jahrhunderten ausstellt.
Das Domarchiv ist das älteste Archiv der Mark Brandenburg und arbeitet fortlaufend seit dem Jahre 1161. Es enthält wertvolle Urkunden seit der sächsischen Ostexpansion und der nachfolgenden Siedlerepoche.
Der Dom und seine Nebengebäude, insbesondere das Wohnhaus des Barons Heinrich August de la Motte Fouqué und die übrigen Kurien, werden häufig als kulturelle Veranstaltungsorte genutzt, so unter anderem vom Brandenburger Theater mit dessen Reihe „Erlesener Dom“. Einen wichtigen Beitrag zum Erhalt dieses bedeutsamen Bauwerkes leistet der Förderverein „Dom zu Brandenburg“, dessen Ehrenvorsitzender Altbundespräsident Richard von Weizsäcker ist.
In der Nacht zum 11. Dezember 2002 brannte die Burgmühle auf der Dominsel aus. Ursache war Brandstiftung.
Im Jahre 2006 eröffnete das Domgymnasium, die von der Ritterakademie ins Leben gerufene Bildungstradition fortsetzend, seine Pforten. Ein bekannter Absolvent der Ritterakademie der jüngeren Vergangenheit war unter anderem Otto Graf Lambsdorff.
Literatur
- Ernst Badstübner, Carljürgen Gertler: Der Dom zu Brandenburg an der Havel (Große Kunstführer; 222). Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2006, ISBN 3-7954-1770-8.
- Matthias Barth: Romanik und Gotik in Brandenburg und Berlin, Bergstadtverlag Würzburg 2009
- Arnt Cobbers, Peter Feist: Die Dominsel in Brandenburg. Der Ort, der dem Land den Namen gab (Der historische Ort; 34). Kai Homilius Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-89706-033-7.
- Joachim Fait: Dom und Domschatz zu Brandenburg (Das christliche Denkmal; 20). Schnell & Steiner, Regensburg 2003, ISBN 3-7954-5643-6.
- Renate Johne: Die Bischofsgräber. Brandenburger Bischöfe im Spiegel ihrer Grabplatten (Alte Kunst im Brandenburger Dom; 2). Druckhaus Köthen, Brandenburg an der Havel 2005, ISBN 3-936303-02-9.
Weblinks
Commons: Dom St. Peter und Paul (Brandenburg an der Havel) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Schlüssel zum Dom Brandenburg an der Havel, Hrsg. Domstift Brandenburg 2006, Konzept und Gestaltung C. Radecke, S. 9
- ↑ Zur Disposition
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Heutige Konfessionszugehörigkeit: Kkatholisch Pprotestantisch K/PSimultankirche °ohne Gemeinde † nicht erhalten
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