Chiemsee-Bahn

Chiemsee-Bahn
Chiemsee-Bahn
Die Chiemsee-Bahn in Prien-Stock
Die Chiemsee-Bahn in Prien-Stock
Kursbuchstrecke (DB): 10602
Streckennummer: 9571
Streckenlänge: 1,91 km
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Maximale Neigung: 2,5 
Minimaler Radius: 60 m
Höchstgeschwindigkeit: 20 km/h
Legende
BSicon exKBHFl.svgBSicon exSTRlg.svg
ehemalige Trassierung bis 1908
BSicon BHFq.svgBSicon xKRZ.svg
Hauptstrecke Rosenheim–Salzburg
BSicon KBHFl.svgBSicon xABZlg.svg
0,000 Prien Chiemseebf 528,5 m
BSicon .svgBSicon BUE.svg
Franziska-Hager-Straße
BSicon .svgBSicon BUE.svg
Jensenstraße
BSicon .svgBSicon BUE.svg
Seestraße (Kreisstraße RO 17)
BSicon .svgBSicon BUE.svg
Stauden
BSicon .svgBSicon BUE.svg
Birkenweg
BSicon .svgBSicon BUE.svg
Osternacher Straße
BSicon .svgBSicon BUE.svg
Seestraße
BSicon KDSTl.svgBSicon ABZrf.svg
Depot
BSicon .svgBSicon KBHFe.svg
1,910 Prien-Stock 518,2 m
BSicon WASSERq.svgBSicon WASSERq.svg
Chiemsee
Prien Chiemseebahnhof, rechts daneben befindet sich der DB-Bahnhof
Bahnhof Prien-Stock, hier befand sich auch das Depot der Bahn. Die einzelnen Unterstände waren über eine am rechten Bildrand erkennbare Schiebebühne zu erreichen. Das Bahnhofsgebäude wurde im Herbst 2010 abgerissen.
Das Bahnhofsgelände Prien-Stock nach dem Abriss von Bahnhofsgebäude und Depot

Die Chiemsee-Bahn ist eine 1,91 Kilometer lange Schmalspurbahn in Bayern. Sie verbindet seit 1887 den Bahnhof von Prien am Chiemsee mit dem Ortsteil Prien-Stock, an der dortigen Anlegestelle besteht direkter Übergang zur Chiemsee-Schifffahrt.

Als Besonderheit wird sie bis heute in der Hauptsaison zeitweise mit Dampf betrieben. Die Chiemseebahn ist als Lokalbahn konzessioniert und fährt deshalb nach der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung für Schmalspurbahnen (ESBO), sie verfügt durchgängig über einen eigenen Gleiskörper mit Vignolschienen. Unabhängig davon wird sie umgangssprachlich als Dampfstraßenbahn bezeichnet, sie gilt heute als älteste ununterbrochen in Betrieb stehende Dampftramway der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Nachdem der Chiemgau und speziell der Chiemsee in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine zunehmende Entwicklung des Tourismus verzeichnen konnten, wurde zügig auch die dafür notwendige Infrastruktur geschaffen. Dazu gehörten insbesondere die Gründung der Chiemsee-Schifffahrt im Jahre 1845, ferner auch der 1860 erfolgte Eisenbahnanschluss von Prien am Chiemsee, damals wurde die Bahnstrecke München–Rosenheim und die Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg eröffnet.

Als Ludwig II. im Jahr 1886 starb, ließ dessen Nachfolger Prinzregent Luitpold die Bauarbeiten am Schloss Herrenchiemsee einstellen und gab den Prachtbau für die Öffentlichkeit frei. Dadurch verzeichnete besonders die Herreninsel einen wahren Besucheransturm, aber auch die lieblichere Fraueninsel und die dort ansässigen Gastronomiebetriebe lockten bereits damals viele Touristen an.

Die Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen brachten die Besucher aus München, Rosenheim und Salzburg nach Prien. Den knapp zwei Kilometer entfernten Hafen erreichten die Fahrgäste mit einem von der lokalen Bevölkerung organisierten Fahrdienst, dieser bestand aus Kutschen und Karren. In der dörflichen Enge entstand dadurch ein gewaltiges Verkehrschaos, solche Zustände kannte man bis dahin nur aus der „großen Stadt“.

Eröffnung der Bahn

Bereits kurz nach dem ersten großen Ansturm auf die Herreninsel beantragten der Schifffahrtbetreiber Ludwig Feßler sowie der Kommerzienrat Georg Krauss aus München noch 1886 den Bau einer schmalspurigen Lokalbahn vom Bahnhof Prien zum Dampfersteg in Stock. Planung und Ausführung erfolgten mit einem für die damalige Zeit bemerkenswerten Tempo. Die Bauarbeiten begannen am 2. Mai 1887, schon am 21. Juni waren die Schwellen verlegt und man begann mit dem Aufnageln der Schienen. Die feierliche Eröffnung der Dampfstraßenbahn fand nach weniger als 70 Tagen Bauzeit am 9. Juli 1887 statt. Bereits am nächsten Tag, einem Sonntag, nahm die Bahn den offiziellen Betrieb auf.

Einstellungsdiskussion

Zum Personentransport wäre die Bahn nicht mehr nötig, da an der Dampferanlegestelle in Prien-Stock ein großer Parkplatz für Personenkraftwagen und Omnibusse liegt. Daher und weil die Bahn auch nicht immer rentabel lief, wurde schon oft der Ruf nach Betriebseinstellung laut. Besonders in den 1970er- und 1980er-Jahren beklagten Hoteliers und Pensionswirte die Lärmbelästigung durch die Bahn. Der seit 1980 bestehende Denkmalschutz verhinderte jedoch die Einstellung des Betriebs.

Heutige Bedeutung

Die Chiemsee-Bahn erfreut sich dank ihres nostalgischen Charmes bis heute großer Beliebtheit. Für viele Besucher ist eine Fahrt wie eine Zeitreise ins Jahr 1887. Auch wenn die meisten Touristen heute mit dem Auto anreisen, nutzen viele die Bahn zu einer kleinen Vergnügungsfahrt.

Betreiber

Bis zum 5. Juli 1965 wurde die Bahn von der Chiemseebahn Fessler & Companie Prien betrieben. Die Gesellschaft wurde damals aufgelöst und der Chiemsee-Schifffahrt Ludwig Feßler KG eingegliedert. Im Dezember 1980 wurde die Chiemsee-Bahn vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unter Denkmalschutz gestellt. Am 4. Juni 1986 verlängerte der bayerische Staat die Betriebskonzession um weitere 50 Jahre bis zum 4. Juni 2036.

Strecke

Die Nebengleise inbegriffen entstand im Jahr 1887 eine Trasse von circa 2200 Metern, sie wurde meterspurig (Spurweite 1000 Millimeter) angelegt. Insgesamt kommt die Bahn dabei mit nur sieben Weichen aus, sie werden alle manuell umgestellt. Der Gleisaufbau ist für einen Raddruck von 3,75 Tonnen ausgelegt. Bis zum Jahr 1908 befand sich der Bahnhof Prien auf dem Bahnhofsvorplatz an der Westseite. Daher musste die Chiemsee-Bahn den Bahnkörper der normalspurigen Staatsbahn queren, um den östlich gelegenen See zu erreichen. Die gefährliche Kreuzung wurde mit zwei Haltesignalen für die Schmalspurbahn gesichert. Die ungünstige Streckenführung änderte man schließlich aus Sicherheitsgründen im Winter 1908/1909, der Bahnhof der Lokalbahn wurde an die Ostseite des Bahnhofs verlegt. Seither quert die Bahn lediglich noch eine Hauptstraße sowie mehrere kleinere Seitenstraßen. Seit der Neutrassierung beträgt die reine Fahrstrecke 1910 Meter, Zwischenhalte existieren nicht. Das Depot und die Werkstätte der Bahn befinden sich direkt neben der Endstation Prien-Stock, dort finden die Ausbesserungs- und Wartungsarbeiten statt.

Der Bahnhof und Schiffsanleger Prien-Stock wird seit Beginn des Jahrtausends umfassend erneuert und umgebaut. Nach den alten Schiffshallen und -anlegern wird auch der inzwischen baufällige Bahnhof mit Werkstatt und Depots abgerissen und durch einen etwas weiter vom See entfernten Neubau ersetzt. Damit ist das historische Bauensemble endgültig verloren. Das alte Depot wurde im April 2011 abgerissen. Gleichzeitig wurde ein neuer Abzweig mit zwei Weichen zum neuen Depot gebaut.

Betrieb

Die Fahrzeit beträgt rund acht Minuten, dies entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 14,325 km/h. Es wird dabei traditionell mit nur einer Zuggarnitur gefahren, daher existieren auch keine Ausweichen. Ein fahrplanmäßiger Zugverkehr wird derzeit nur in der Sommersaison von Ende Mai bis Ende September durchgeführt. In dieser Zeit verkehrt die Bahn täglich von 9:30 Uhr bis 18:23 Uhr mit zehn Zugpaaren pro Tag.

Fahrzeuge

Dampflokomotive

In der Hauptsaison (Juli, August) der Chiemsee-Bahn kommt auch die 1887 von der Lokomotivenfabrik Krauss, München + Linz gebaute Tramway- bzw. Kastenlokomotive mit der Fabrikationsnummer 1813 zum Einsatz. Diese Lokomotive mit der Achsformel B n2t wurde für seinerzeit 12.500 Goldmark in Auftrag gegeben, zwei identische Maschinen mit den Fabriknummern 1814 und 1818 wurden kurz darauf außerdem an die Lokalbahn Ravensburg–Weingarten geliefert. Wesentliche Überholungsarbeiten fanden im Jahr 1937 statt, als eine neue Feuerbüchse aus Kupfer eingepasst werden musste. Ein Ersatzkessel (Hersteller Jung, Kirchen (Sieg)) war im Winter 1957/1958 fällig. Dieser Umbau brachte der Lok eine Leistungssteigerung von 60 auf 100 PS (44 kW auf 74 kW). Jährlich verbraucht die Lokomotive circa 25 Tonnen Kohle auf etwas mehr als 2200 regulären und Sonderfahrten.

Diesellokomotive

Außer der Dampflok existiert seit 1982 auch eine Diesellokomotive. Hierbei handelt es sich um eine 1962 gebaute Maschine, sie wurde für ihren Einsatz auf der Chiemsee-Bahn äußerlich an die Dampflok angeglichen um das historische Ambiente zu bewahren. Die Lok wurde von der Eisenwarenfabrik Halberger Hütte GmbH (Nummer 22) hergestellt und dient auch als Ersatz für die Stammlok, beispielsweise wenn an dieser aufwändigere Instandhaltungs- beziehungsweise Reparaturarbeiten durchgeführt werden müssen. Ferner kommt sie alleinig in der Vor- beziehungsweise Nachsaison und oft in der Hauptsaison zum Einsatz, um die historische Dampflok zu schonen.

Wagen

Der Zug wird bedarfsgerecht aus Originalwaggons von 1887 und 1888 zusammengestellt. Der Wagenpark besteht aus insgesamt neun zweiachsigen Wagen, sie wurden alle von MAN hergestellt, sind jeweils 8400 Millimeter lang (Länge über Puffer) und kommen mitunter auch alle auf einmal zum Einsatz:

Wagen Bauart Plätze 1. Klasse Plätze 2. Klasse Bemerkungen
1 geschlossen 24 keine sogenannter Salonwagen
2 halboffen keine 32
3 halboffen keine 32
4 halboffen keine 32
5 halboffen keine 32
6 halboffen keine 32
7 geschlossen keine 32
8 geschlossen keine 32
9 geschlossen 8 16 mit zusätzlichem Gepäckraum

Der Salonwagen (Wagen 1) befand sich 18 Jahre lang im Besitz des Technischen Museums in Marxzell bei Karlsruhe (von 1975 bis 1993). Nach dem Rückkauf wurde er zwei Jahre lang restauriert und steht seit dem 29. April 1995 wieder in Betrieb. Früher existierten außerdem noch zwei Güterwagen, sie wurden jedoch um 1966 (Wagen 1) beziehungsweise 1987 (Wagen 2) verschrottet. Von letzterem existieren allerdings noch die Achsen.[1]

Der Begriff Bockerlbahn

Von vielen Touristen, aber auch von Ortsansässigen wird die Chiemsee-Bahn auch Bockerlbahn genannt, dieser Begriff steht in der bairischen Dialektsprache für eine kleine Bahn. So wird der Begriff beispielsweise auch für die unweit der Chiemsee-Bahn gelegene ehemalige Torfstecherbahn in der Kendlmühlfilzn verwendet.

Literatur

  • Marcus Hehl: Die Chiemsee-Bahn, Ek-Verlag, Freiburg im Breisgau 1997, ISBN 3882558067
  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen; Teil 7: Bayern, Ek-Verlag, Freiburg im Breisgau 2002, ISBN 3882556668

Einzelnachweise

  1. http://www.schmalspur-europa.at/schmalsp_19.htm

Weblinks

47.86081312.365521
Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.
Dieser Artikel wurde am 19. April 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Chiemsee (See) — Chiemsee Geographische Lage: Alpenvorland Zuflüsse: Tiroler Achen …   Deutsch Wikipedia

  • Chiemsee — Geographische Lage Alpenvorland Zuflüsse Tiroler Achen, Prien Abflu …   Deutsch Wikipedia

  • Chiemsee-Schifffahrt — Logo Die Chiemsee Schifffahrt, genauer Chiemsee Schifffahrt Ludwig Feßler KG ist ein privates Unternehmen mit Sitz in Prien am Chiemsee, das die Fahrgastschifffahrt auf dem Chiemsee betreibt. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Chiemsee Reggae Summer — Logo des Chiemsee Reggae Summer ab 2007 Ort Übersee / Chiemsee Genre Reggae, Rock A …   Deutsch Wikipedia

  • Prien a.Chiemsee — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Prien am Chiemsee — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Chiemseebahn — Chiemsee Bahn Die Chiemsee Bahn in Prien Stock Kursbuchstrecke (DB): 10602 Streckennummer: 9571 Streckenlänge: 1,91 km …   Deutsch Wikipedia

  • Bayerisches Meer — Chiemsee Geographische Lage: Alpenvorland Zuflüsse: Tiroler Achen …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Ravensburg–Baienfurt — Ravensburg–Weingarten–Baienfurt Geografische Daten Kontinent Europa Land Deutschland Bundesland Baden Württemberg Landkreis …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg — Rosenheim–Salzburg Hbf Kursbuchstrecke (DB): 951 Streckennummer: 5703 Rosenheim–Freilassing Streckenlänge: 88,6 km Streckenklasse: D4 Stromsystem: 15 kV 16,7 Hz  Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”