Schachweltmeisterschaft 1927

Schachweltmeisterschaft 1927

Die Schachweltmeisterschaft 1927 war ein Zweikampf zwischen dem amtierenden Schachweltmeister José Raúl Capablanca und seinem Herausforderer Alexander Aljechin. Aljechin siegte und wurde der vierte Weltmeister der Schachgeschichte.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Nachdem Capablanca beim Wettkampf 1921 Weltmeister geworden war, wollten ihn verschiedene Meister wie Rubinstein, Nimzowitsch und Aljechin fordern. Dies scheiterte jedoch stets an den finanziellen Forderungen Capablancas. Schließlich gelang es Aljechin, mit Hilfe der argentinischen Regierung das geforderte Preisgeld zu garantieren.

Das New Yorker Turnier im Frühling 1927 wurde zur Generalprobe. Capablanca siegte dort mit 3½ Punkten Vorsprung vor Aljechin, den er in einer Partie vernichtend schlug (drei andere Partien endeten Remis). Angesichts dieses Erfolges und seiner bisherigen Gesamtbilanz gegen Aljechin (3:0 nach Siegen bei 7 Remisen) galt Capablanca als Favorit für den bevorstehenden WM-Kampf.

Organisation und Regeln

Gespielt wurde in Buenos Aires.

Die Zahl der Partien war nicht limitiert. Sieger sollte derjenige sein, der als erster 6 Siege erzielt hätte. Zudem wurde vereinbart, dass bei einem 5:5 Capablanca seinen Titel behielte. Ihm genügte also ein Unentschieden, während Aljechin mindestens mit 6:4 gewinnen musste.

Aljechins Sekundant war Daniel Deletang.

Referee des Wettkampfs war Dr. Querencio, Aljechin bedankte sich in seinem Buch jedoch auch bei dem damaligen und späteren Vorsitzenden des Argentinischen Schachklubs, Dr. Molina-Carranza und Dr. Gabaret. Die Berichterstattung in der lokalen Presse erfolgte durch C. Grau für La Nación, A. Ellermann für La Prensa, C. Portelain in La Razon und C. Celaja in La Critica.[1]

Verlauf

Das Match begann am 16. September 1927. Über zwei Monate später, am 29. November war der Kampf zugunsten von Aljechin entschieden. Mit 34 Partien war es der bis dahin längste WM-Kampf geworden.

Schachweltmeisterschaft 1927
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
Capablanca 0 ½ 1 ½ ½ ½ 1 ½ ½ ½ 0 0 ½ ½ ½ ½ ½
Aljechin 1 ½ 0 ½ ½ ½ 0 ½ ½ ½ 1 1 ½ ½ ½ ½ ½
18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 Siege Punkte
Capablanca ½ ½ ½ 0 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 ½ ½ 0 ½ 0 3 15½
Aljechin ½ ½ ½ 1 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 0 ½ ½ 1 ½ 1 6 18½

Folgen

Nach seiner unerwarteten Niederlage suchte Capablanca die Revanche - allerdings zu geänderten Bedingungen: Die Zahl der Partien sollte limitiert werden, und das Preisgeld sollte deutlich niedriger sein. Aljechin beharrte jedoch strikt auf den Bedingungen, die Capablanca zuvor selbst festgelegt hatte. Dass sich Capablanca direkt nach dem Kampf in der Presse unsachlich negativ über Aljechins schachliche Fähigkeiten geäußert hatte, trug auch nicht gerade dazu bei, ihn umzustimmen. Die beiden wurden erbitterte Feinde, die bei Begegnungen im Turniersaal weder Gruß noch Wort wechselten. Capablanca starb 1942, ohne dass ein Revanchekampf zustande gekommen war.

Literatur

  1. Alexander Aljechin: Auf dem Wege zur Weltmeisterschaft (1923-1927). Walter de Gruyter & Co. Berlin und Leipzig 1932. S. 153

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