St. Petrus in Ketten (Haslach)

St. Petrus in Ketten (Haslach)
St. Petrus in Ketten

St. Petrus in Ketten ist die Pfarrkirche der Gemeinde Haslach einem Teilort von Rot an der Rot im Landkreis Biberach in Oberschwaben. Schutzpatron der Kirche ist der Heilige Petrus. Der Zusatz in Ketten bezieht sich auf eine Erzählung aus der Apostelgeschichte, wonach der an Ketten gefesselte Petrus von einem Engel aus dem Gefängnis des Tetrachen von Galiläa Herodes Antipas im Jahre 45 n. Chr. befreit wurde. Die Gemeinde ist Bestandteil der Seelsorgeeinheit 2 Rot-Iller im Dekanat Biberach.

Inhaltsverzeichnis

Lage

An der Kreisstraße 7577 von Rot an der Rot an den Teilorten und Wohnplätze Kreuzmühle und Murrwangen, dabei Habsegg und Obermittelried rechts liegen lassend, gelangt man nach zwei Kilometer in den Teilort Haslach. Das Pfarrhaus befindet sich ungefähr in der Ortsmitte neben dem Gemeindezentrum mit Rathaus und Feuerwehrhaus. Das Pfarrhaus ist in drei Kehren über einen vierzehnstationigen Kreuzweg mit Ölberggruppe und Lourdesgrotte mit der etwa fünfzig Meter darüber liegenden Kirche verbunden.

Aus dem Jahr 1262 findet sich eine erste Erwähnung ohne nähere Lageangabe von einer Kirche im Tal der Haslach einem rechten Nebenfluss der Rot. Im Jahre 1441 wurde die jetzige Pfarrkirche an ihrem heutigen Platz auf Veranlassung von Abt Martin Hesser erbaut. Seither wurde das Bauwerk öfters umgebaut und erneuert.

Die Anlage mit der Kirche ist umfriedet von einer hüfthohen Mauer, innerhalb derer sich auch der Friedhof der kirchlichen Gemeinde und das Ehrenmal für die neunundsechzig gefallenen Söhne des Ortes in den beiden Weltkriegen befindet.

Geschichte

Haslach zählte in den letzten Jahren immer annähernd 1.000 Einwohner. Als Abt Martin Hesser 1441 die Kirche an ihrem heutigen Platz erbauen ließ, wurden auf dem Gebiet der Ortschaft 24 Wohnplätze gezählt. Das Prämonstratenserkloster Mönchsrot inkorporierte die Pfarrei 1350. Im Jahre 1381 wurde Konrad Fruenbis, ein ehemaliger Leibeigener, gebürtig aus Haslach, Abt von Mönchsrot.

1703 wurde ein wundertätiges Gnadenbild, die nickende Madonna, am Mühlgatter aufgefunden und in der Kirche aufgestellt. Eine Erneuerung der Kirche und Barockisierung in der Art der Haidgauer Kapelle wurde 1711 durchgeführt. 1714 ließ Abt Hermann Vogler das Pfarr- und Messnerhaus in der Form eines Schlösschens mit vier Erkertürmen unterhalb der Kirche erbauen. 1741 wurde eine befestigte Straße von Haslach nach Rot entlang des Bachweges gebaut. 1760 rief Abt Mauritius Moritz die Barbarabruderschaft in der Gemeinde ins Leben. Von 1779 bis 1781 war der spätere und letzte Abt von Rot Nikolaus Betscher als Pfarrer in Haslach tätig. Im Nachlauf der Truppenbewegungen um die Schlacht bei Ostrach wurde Haslach 1799 von nicht näher bezeichneten französischen Plünderern heimgesucht und verwüstet. 1803 wurde das Dorf von Reichsgraf Ludwig von Wartenberg in Besitz genommen. Von ihm übernahm sein Neffe Graf zu Erbach-Erbach die Gemeinde, nahm den Titel Graf zu Erbach-Erbach und Wartenberg-Roth an und verkaufte den Ort samt seinen Untertanen 1844 an das Königreich Württemberg. Das Adelshaus übte aber das Kirchenpatronatsrecht bis 1918 aus.

1914 wurde die Kirche an das Stromnetz angeschlossen. Trotz angespannter wirtschaftlicher Lage wurde 1923 das Kirchenschiff erweitert. Im ideologisch schwierigen Umfeld der Hitlerzeit erfolgte 1937 eine Erweiterung der Kirche mit Konsekration durch Bischof Joannes Baptista Sproll. 1942 wurden drei große Glocken für Kriegszwecke beschlagnahmt. Schon im Verlauf des Jahres 1949 erwarb die Gemeinde drei neue Glocken. 1950 wurde eine Heizung in die Kirche eingebaut. 1961 war die Investitur des langjährigen Pfarrers Josef Heiß und Weihe der vierten 53 Zentner schweren Josefsglocke. 1988 starb Pfarrer Heiß, der bis zu diesem Zeitpunkt ohne Volksaltar die Heilige Messe zelebrierte.

Am 27. Oktober 1991 wurden nach aufwendigen Umbauten, Anbauten und Erneuerungen Volksaltar und Ambos des Bildhauers Tagwerker aus Leinfelden-Echterdingen geweiht.

Bauwerk

Maria mit Jesuskind

Die Kirche hat einen gotischen biberschwanzgedeckten Westturm mit vier Glocken, zwei Schallöffnungen und zwei Zifferblätter einer Uhr. Im 17. Jahrhundert erfolgte eine Überarbeitung der spätgotischen Anlage im Sinne des Barock. Das Hochaltarbild stammt von Andreas Brugger und hat das Thema Mariä Aufnahme in den Himmel. Der Hochaltar und Kanzel stammen aus der Zeit des Barocks. Die Kanzel im Langhaus auf der linken Seite ist über einen Aufgang von außen zu erreichen. 1889 wurde der heutige Chor angefügt. Das Kirchenschiff wurde 1923 und 1937 erweitert.

Ambo und Volksaltar stammen aus dem Jahre 1991. Der Bildhauer aus Leinfelden-Echterdingen Gerhard Tagwerker hat sich bei der Gestaltung der beiden Tische an der Bibelstelle des Evangelisten Johannes 21,13-14 orientiert. Demnach waren die Jünger wieder in ihre Alltagssituation am See von Tiberias zurückgekehrt und gingen dem mühsamen Broterwerb des Fischfangs nach. Jesus hatte sie verlassen. Da erschien er ihnen ein drittes Mal als Auferstandener mit reichem Fischfang.

Die Kirche hat eine Decke mit denkmalgeschützten Holztaffeln in Stuckrahmen, eine Marienstatue aus dem Jahre 1460 und an den Wänden Apostelstatuen aus dem 18. Jahrhundert. Im Chor befindet sich beidseitig ein Chorgestühl. Der Taufstein ist vor dem rechten Seitenaltar. Beidseitig im Langhaus ist je ein Beichtstuhl. Die Kirche hat eine Empore die über den Turm erreichbar ist mit einer Orgel. Die Orgel wurde im Jahre 1869 bei Tiberius Hecht in Spaichingen erworben. Ein zweiter älterer Taufstein befindet sich im Eingangsbereich. Ebenfalls im Eingangsbereich über eine Tür zu erreichen ist eine Toilette.

An der Südseite der Kirche ist eine Sonnenuhr angebracht. Das Motiv des Sonnenuhrfreskos zeigt Gottvater und seinen Sohn Jesus, dessen Gesicht von der Sonne umrahmt wird.

Ehrenmal

Kriegerdenkmal

Im südwestlichen Teil des Friedhofes befindet sich das Ehrenmal aus den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts für die 69 gefallenen Söhne des Ortes in den Weltkriegen. Den Mittelpunkt der Gedenkstätte bildet eine schlichte zirka 2,5 Meter hohe aus hellgrauem Stein gehauene Jesusfigur. Christus der Erlöser breitet seine Arme aus. Sein Blick ist nach unten gewandt. Auf seinem herabhängenden Gewand sind die Namen der gefallenen Soldaten sortiert nach Todesjahr, unabhängig von den Waffengattungen und ohne Vermerk irgendwelcher Orden-, Ehren- und Verwundetenzeichen eingraviert. Die Gedenkstätte mahnt zum Frieden in der Welt. Der Kastanienbaum an der Friedhofsmauer soll als Siegesbaum des Deutsch-Französischen Krieges 1871 gepflanzt worden sein.

Außen an der Kirche befindet sich eine kleine Marmortafel mit der Inschrift Andenken an Vinzenz Lendle Veteran 1812/1813 R*J*P - requiescat in pace oder Ruhe in Frieden. Um den Buchstaben I besser von der römischen Eins zu unterscheiden wurde anstatt dem I oftmals das J verwendet. Ob Vinzenz Lendle mit der Grande Armée 1812 gegen das Russische Reich zog oder Veteran unter Schwarzenbergs Heer in der Völkerschlacht bei Leipzig war, ist nicht zu ermitteln.

Im Deutsch-Französischen Krieg mussten sechs Bürger als Soldaten in den Krieg ziehen. Alle kamen wieder heil in die Heimat zurück. Im Ersten Weltkrieg hatte die Gemeinde schon 22 gefallene Söhne zu beklagen. 47 gefallene Soldaten waren im Zweiten Weltkrieg zu beklagen.

Literatur

  • Dehio-Handbuch, Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen. Deutscher Kunstverlag, München 1997
  • Kirchenrenovierung St. Petrus in Ketten - Altarweihe am 27. Oktober 1991, Kath. Pfarramt St. Petrus in Ketten (Hrsg.), 1991

Weblinks

 Commons: St. Petrus in Ketten (Haslach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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