DRG-Baureihe ET 125

DRG-Baureihe ET 125
DRG-Baureihe ET/EB 125
DR Baureihe ET 166, 276
DBAG Baureihe 477
ET 166 047 in der Triebwagenhalle Erkner
Nummerierung: DRG ET/EB 125 001–018
DR ET/EB 166 035–052
Anzahl: 14 + 4
Hersteller: wagenbaulich ET: O&K; EB: Wegmann
elektrisch ET: SSW, AEG; EB: SSW
Baujahr(e): 1934/35, 1938
Achsformel: Bo'Bo'+2'2'
Gattung: C4+BC4
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Kupplung: 35.460 mm
Länge: ET: 17.300 mm
EB: 17.0 mm
Drehzapfenabstand: 11.800 mm
Drehgestellachsstand: 2.500 mm
Dienstmasse: 72,3/70,1/67,3 t
Reibungsmasse: 40,8
Radsatzfahrmasse: 13,1/12,6/12,3 t
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h
140 km/h
Stundenleistung: 560 kW
Treibraddurchmesser: 900 mm
Laufraddurchmesser: 900 mm
Stromsystem: 750 V =
Stromübertragung: seitliche, von unten bestrichene Stromschiene
Anzahl der Fahrmotoren: 4 (GBM710)
Kupplungstyp: Scharfenberg-Kupplung
Sitzplätze: 121/120/119
Fußbodenhöhe: 1.100 mm

Die Baureihe ET 125, später angepasst Baureihe 276.0 (DR) bzw. 477 (DBAG), ist ein elektrischer Triebwagen, der für eine besondere schnell zu befahrende S-Bahn-Verbindung im Gleichstrom-Netz von Berlin 1934/35 und 1938 gebaut wurde. Die Wagen waren im Volksmund auch unter dem Namen Bankierszüge bekannt. Die Wagen wurden nach dem Krieg mehrfach umgebaut und den normalen Baureihen angepasst – wobei unter anderem die leistungsfähigeren Fahrmotoren bereits 1949/50 ausgebaut wurden – und waren noch bis 2003 im Berliner S-Bahn-Netz unterwegs.

Aufbau und Entwicklung

Mit der Umstellung der Wannseebahn auf den elektrischen Betrieb im Jahr 1933 sollten auch die Bankierszüge zwischen dem Potsdamer Bahnhof und Wannsee elektrisch gefahren werden. Bei den Bankierzügen handelte es sich um schnellfahrende Züge vom Potsdamer Bahnhof zu den südwestlichen Villenvororten Berlins. Die Züge fuhren ohne Halt vom Potsdamer Fernbahnhof parallel zur Wannseebahn über die Ferngleise bis Zehlendorf. Dort hielten sie am Bahnsteig der Stammbahn. Südlich des Bahnhofs wechselten die Bankierszüge auf die Vorortgleise der Alten Wannseebahn, der Teilstrecke über Zehlendorf West (heute Mexikoplatz), Schlachtensee und Nikolassee nach Wannsee um dort an jedem Bahnhof dieser Villenvororte zu halten.

Wegen der Fahrzeitdifferenzen von Wannseebahnzügen und Bankierzügen zwischen dem Potsdamer Bahnhof und dem Bahnhof Zehlendorf war ein gemeinsamer Verkehr auf den Vorortgleisen nicht möglich. Deshalb wurden schon während des Dampfbetriebes die Ferngleise genutzt. Für die Überleitung der von Wannsee kommenden Züge Richtung Berlin über die Stammbahngleise am Bahnhof Zehlendorf wurde ein Brückenbauwerk errichtet, nachdem zunächst lediglich eine niveaugleiche Kreuzung bestand.

Im Rahmen der Elektrifizierung der Wannseebahn 1933 war es nur logisch, auch die – bereits seit 1903 verkehrenden – dampfbetriebenen Bankierzüge auf elektrischen Betrieb umzustellen. Deshalb wurden auch die Gleise der von den Bankierzügen befahrenen Stammbahn (inklusive der Verbindungsgleise in Zehlendorf) auf elektrischen Betrieb umgestellt.

Weiterhin musste eine neue Fahrzeugbaureihe geschaffen werden, mit der auf der einen Seite auf dem Abschnitt Potsdamer Bahnhof bis Zehlendorf die Reisegeschwindigkeit deutlich erhöht werden konnte,(hier sollte »D-Zug-Tempo« angestrebt werden), auf der anderen aber auch der Abschnitt Zehlendorf bis Wannsee im Mischverkehr mit den herkömmlichen S-Bahnzügen befahren werden konnte.

Die aus diesen beiden Forderungen resultierende Baureihe ET 125 bestand aus einer Serie von 14 Viertelzügen mit 120 km/h die 1934/35 geliefert wurden, und denen 1938 nochmals 4 Viertelzüge mit 140 km/h folgten. In der betrieblichen, wagenbaulichen und elektrischen Grundkonzeption entsprachen sie weitgehend dem ET 165. Allerdings waren Wagenkasten und Drehgestelle komplette Schweißkonstruktionen und die Wagenstirnpartie erhielt eine runde, elegantere Kopfform. Der Wagenkasten wurde etwas verlängert. Es wurden nur noch Trieb- und Beiwagen gebaut, auf Steuerwagen wurde verzichtet. Praktisch identische Wagenkästen verwendete man wenig später beim Bau der »Olympiazüge der DRG-Baureihe ET 166

Um eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h zu ermöglichen, besaßen sie Fahrmotoren GBM 710 mit 167 kW Stundenleistung, statt GM 700 mit 90 kW wie bei den ET 165. Die Erhöhung der Geschwindigkeit wurde nicht über eine Änderung der Getriebeübersetzung, sondern über eine Erhöhung der Motordrehzahl bei gleichzeitiger Feldschwächung erreicht.

Die Viertelzüge ET 125 011 bis 014 waren sogar für eine Geschwindigkeit von 140 km/h ausgelegt worden. Da sich Stromabnehmer und die mechanischen Fahrsperren für diese Geschwindigkeit als ungeeignet herausstellten, wurden diese Geschwindigkeiten im Betrieb nicht gefahren. Die Höchstgeschwindigkeit von bis zu 120 km/h wurde nur auf den Ferngleisen zwischen dem Potsdamer Bahnhof und Zehlendorf ausgefahren. 1939 gab es stadteinwärts 14 Zugfahrten (vormittags sogar im 20-Minuten-Takt), während stadtauswärts nur nachmittags sieben Zugfahrten im Stundentakt fuhren. Dieser Schnellverkehr wurde bis Anfang 1945 betrieben.

Die Züge der Baureihe ET 125 wurden nicht nur auf Bankierzugumläufen eingesetzt, sondern auch auf normalen Wannseebahnumläufen.

1949 wurde die Baureihe ET 125 an die Baureihe ET 166 angepasst und erhielt unter anderem die üblichen 90 kW starken Fahrmotoren GBM 700. Es erfolgte eine Einreihung als ET 166 035 bis 052. 1970 wurden die Wagen in die Baureihe 276 umbezeichnet. Sie befanden sich fast alle im Bw Wannsee in West-Berlin. Allerdings lichtete sich der Bestand an der BR 276 und damit an »Bankierszügen« im Bw Wannsee bereits seit Anfang 1979 deutlich. Nach dem Berliner S-Bahnstreik 1980 wurden die restlichen Züge in den Ostteil der Stadt umbeheimatet, dort mit den übrigen Fahrzeugen der Baureihe 276.0 rekonstruiert und in die Baureihe 277, ab 1992 477/877, integriert. Davon ausgenommen waren die Probewagen der Bauart 1934 wegen der abweichenden Untergestelle.

Erhalten geblieben ist ein Viertelzug im Deutschen Technik Museum Berlin, aufgestellt in der Wagenhalle Monumentenstraße (276 035/036 ex ET/EB 125 001 aus dem Jahr 1934). Ein weiterer Viertelzug wird vom Verein Historische S-Bahn Berlin betreut (276 031/032 ex ET/EB 166 047 ex ET/EB 125 xxx aus dem Jahr 1935).

Literatur

  • Historische S-Bahn e.V. (Hrsg.): Züge der Berliner S-Bahn. Die eleganten Rundköpfe. GVE, Berlin 2003, ISBN 3-89218-477-1.
  • Carl Wilhelm Schmiedeke: Der Wagenpark der Berliner S-Bahn. Lokrundschau-Verlag, Hamburg 1997, ISBN 3-931647-05-6.

Weblinks


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