Deutsch-amerikanische Beziehungen

Deutsch-amerikanische Beziehungen

Die deutsch-amerikanischen Beziehungen in einer chronologischen Übersicht.

Inhaltsverzeichnis

1683–1900

Einwanderung

Die deutsche Einwanderung begann im 17. Jahrhundert. 1683 gründete Franz Daniel Pastorius zusammen mit dem englischen Quäker William Penn in der Nähe von PhiladelphiaGermantown“. Damals kamen die deutschen Einwanderer hauptsächlich aus Baden-Württemberg, Hessen und aus der Pfalz sowie aus den Bistümern Köln, Osnabrück, Münster und Mainz.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts führten wirtschaftliche Probleme in Deutschland zu einer neuen Einwanderungswelle. Um 1850 kamen fast eine Million Deutsche in die Vereinigten Staaten, darunter Tausende von politischen Flüchtlingen als Folge der 1848er Revolutionen in Europa. (siehe: Forty-Eighters) In dieser späteren Phase der deutschen Einwanderung schlossen sich die Neuankömmlinge den deutschen Siedlern aus früheren Zeiten an. Dieses Phänomen der „chain migration“ vergrößerte die bereits vorhandenen deutschen Siedlungsgebiete. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bildeten die Deutschen die stärkste Einwanderergruppe. Heute bezeichnen sich etwa 58 Millionen Amerikaner als deutschstämmig. Zahlenmäßig sind die Deutschen am stärksten in Kalifornien vertreten, gefolgt von Pennsylvania, Ohio, Illinois und Texas. Die größte deutsch-amerikanische Bevölkerungsdichte findet sich im sogenannten „German Belt“, zu dem die Staaten Wisconsin, Minnesota, North Dakota, South Dakota, Nebraska und Iowa gehören.

Politik und Regierung

Die Deutsch-Amerikaner waren im politischen Bereich mehr an der Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung als an der eigentlichen Regierungsarbeit beteiligt. Sie waren für den Aufbau und die Organisation des Gewerkschaftswesens in den USA von entscheidender Bedeutung. Die Mitgliedschaft in Gewerkschaften ermöglichte es deutschen Einwanderern, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern und sich in der amerikanischen Gesellschaft insgesamt besser zu integrieren. Ursprünglich arbeiteten die Deutschen vor allem in den Traditionsberufen Bäcker, Schreiner und Brauer. Sie waren aber auch als einfache Arbeiter, Bauern, Musiker und Händler tätig.

Carl Schurz war der erste Deutsche, der eine herausragende Rolle in der amerikanischen Politik spielte. Er unterstützte Abraham Lincoln im Wahlkampf, war amerikanischer Gesandter in Spanien, brachte es im Bürgerkrieg bis zum Brigadegeneral, wurde später zum Senator des Staates Missouri gewählt und schließlich von Präsident Rutherford Hayes zum Innenminister ernannt.

Außenpolitische Beziehungen

Zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen kam es erstmals im Jahre 1797, als John Quincy Adams Botschafter der USA in Preußen wurde. Nach dessen Demission 1801 versandete diese Entwicklung zunächst. Erst seit im Jahre 1835 Henry Wheaton Botschafter der USA in Preußen wurde, gibt es eine fast ununterbrochene diplomatische Beziehung (seit 1871 mit Deutschland), die lediglich 1917 - 1921 und 1941 bis 1955 unterbrochen wurde.

Im 19. Jahrhundert konzentrierten sich die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland vornehmlich auf Einwanderung und Handel. Alles in allem galt das Hauptinteresse der Vereinigten Staaten dem europäischen Gleichgewicht, politische Beziehungen waren zweitrangig. Die Vereinigten Staaten waren meist nur indirekt durch England und Frankreich diplomatisch vertreten. Als nach 1871 das geeinte Deutsche Reich mehr Gewicht in der europäischen Politik erlangte, kam es zwischen den beiden Ländern zu wirtschaftlichen und flottenpolitischen Konflikten.

Zunächst kam es noch, nicht zuletzt unter dem Einfluss von Politikern wie Carl Schurz und Otto von Bismarck, zu einem intensiven Austausch von Studenten und Wissenschaftlern. Nach ca. 1900 wurde in den USA das intensive Machtstreben, wie es besonders von Kaiser Wilhelm II. ausgeübt wurde, mit wachsendem Misstrauen gesehen.

1901–1939

Erster Weltkrieg

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts umfassten die deutsch-amerikanischen Beziehungen hauptsächlich die Bereiche Einwanderung und Wirtschaft. Mit der Reichsgründung 1871 gewann das geeinte Deutsche Reich an Einfluss in der europäischen Politik. Daraus resultierende Rivalitäten in Handel und Ökonomie führten zu Reibungen zwischen beiden Ländern. Kleinere Zwischenfälle, so in der Manila Bucht, Peking, Samoa und Venezuela, mündeten schließlich im deutschen U-Boot-Krieg gegen Handelsschiffe, der letztendlich den Kriegseintritt der USA veranlasste.

Noch am 4. August 1914 hatte Präsident Wilson die Neutralität seinen Landes proklamiert. Das änderte sich nun schlagartig. Am 7. Mai 1915 versenkten deutsche U-Boote das englische Passagierschiff „Lusitania“. Unter den 1198 Toten befanden sich auch über 100 Amerikaner. Aus Sorge vor sich verschlechternden Beziehungen zu den Vereinigten Staaten hatte die deutsche Reichsregierung die Marineleitung angewiesen, die Angriffe vor allem auf neutrale und zivile Schiffe wieder einzuschränken. Da jedoch Großbritannien andererseits die gegen Deutschland verhängte Seeblockade nicht aufhob, erklärte das Deutsche Reich am 31. Januar 1917 die Fortführung des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs. Nun griffen deutsche U-Boote selbst unbewaffnete Handelsschiffe aus neutralen Staaten an. Daraufhin brachen die USA die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ab. Nachdem fünf US-Schiffe versenkt wurden, erklärte Präsident Wilson Anfang April Deutschland den Krieg. Der Ersten Weltkrieg hatte auch auf die deutschstämmigen Amerikaner in den Vereinigten Staaten Auswirkungen. In vielen Bundesstaaten verschwand die deutsche Sprache vom Lehrplan öffentlicher Schulen. Es fanden keine Aufführungen deutscher Musik bzw. Opern mehr statt. Straßen, Gebäude oder auch Städte mit deutschen Namen wurden umbenannt, Sauerkraut hieß jetzt „liberty cabbage“ und Hamburger wurden zu „Salisbury steaks“.

Weimarer Republik

Am 8. Januar 1918 verkündete Präsident Woodrow Wilson den sogenannten 14-Punkte-Plan, in dem er seine Vorstellungen eines künftigen Friedens darlegte. Der 14-Punkte-Plan forderte unter anderem offene Friedensverträge, keine geheimen Verhandlungen mehr, uneingeschränkte Freiheit der Schifffahrt, Beseitigung wirtschaftlicher Schranken, Selbstbestimmungsrecht der Völker sowie die Bildung eines Völkerbundes. Doch erst als das deutsche Heer praktisch am Boden lag, im Herbst 1918, wandte sich Deutschland an die kriegsführenden Länder, um auf der Grundlage des 14-Punkte-Plans über einen Waffenstillstand und Frieden zu verhandeln. Der amerikanische Präsident beriet mit den Alliierten, die dem deutschen Vorschlag zustimmten. Am 11. November 1918 wurde ein Waffenstillstand unterzeichnet. Jedoch konnten sich im weiteren Verlauf die Vorstellungen Wilsons nicht durchsetzen. Im Juni 1919 wurde der Versailler Vertrag unterzeichnet, der dem Deutschen Reich die alleinige Kriegsschuld zuschrieb. Deutschland verlor ein Siebtel seines Territoriums und wurde zu immensen Reparationszahlungen verurteilt. Außerdem blieb ihm der Beitritt zum Völkerbund bis 1926 verwehrt. Auch innenpolitisch scheiterte Wilson: der Senat lehnte den Beitritt der Vereinigten Staaten zum Völkerbund ab. Dennoch gestalteten sich die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland im weiteren Verlauf positiv. Beide Länder unterzeichneten 1921 in Berlin einen separaten Friedensvertrag, sowie 1923 einen Handelsvertrag. 1921 wurde in den USA ein neues Einwanderungsgesetz beschlossen. Es war das erste Quotengesetz, so wie es heute noch üblich ist.

Am 9. April 1924 trat der Dawes-Plan in Kraft. Ein internationaler Ausschuss unter der Leitung des amerikanischen Bankiers Charles Dawes legte einen neuen Finanzierungsplan für die Reparationen vor, der sich an der Wirtschaftskraft des Deutschen Reiches orientierte. Im Juni 1929 wurde der Dawes-Plan durch den Young-Plan ersetzt, der die finanziellen Verpflichtungen noch einmal herabsetzte. Das Deutsche Reich entwickelte sich zum wichtigsten europäischen Importland für amerikanische Produkte. 1928 wählten die Amerikaner mit Herbert Hoover den ersten deutschstämmigen Präsidenten der Vereinigten Staaten. Durch den Börsenkrach vom 24. Oktober 1929 wurde die positive Entwicklung zwischen beiden Staaten zunichte gemacht. Die Weltwirtschaftskrise riss Europa und die Vereinigten Staaten in einen Strudel von Massenarbeitslosigkeit und Verelendung. Internationale Wirtschaftsbeziehungen versiegten. Protektionismus und Nationalismus setzten sich wieder durch. Die Tage der Weimarer Republik waren gezählt.

1933–1939

Mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten und der daraus folgenden Unterdrückung der deutschen Juden sowie politisch Andersdenkender, verschlechterten sich die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Deutschen Reich zusehends. Im Oktober 1934 kündigte Deutschland den deutsch-amerikanischen Handelsvertrag. Viele Menschen aus Deutschland, unter ihnen zahlreiche Künstler und Wissenschaftler wie z. B. Albert Einstein, Thomas Mann, Kurt Weill oder Marlene Dietrich, flohen vor dem Hitler-Regime in die USA. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges waren es 130000 deutsche und österreichische Flüchtlinge.

Nach der sogenannten Reichspogromnacht im November 1938 zogen die USA ihren Botschafter aus Deutschland ab. Die diplomatischen Beziehungen aber blieben weiter bestehen. Innerhalb der USA gab es unter den Amerikanern deutscher Herkunft vereinzelt nazistische Umtriebe, z. B. den Deutsch-Amerikanischen Bund unter der Führung Fritz Kuhns. Die überwiegende Mehrheit der Deutschamerikaner stand jedoch loyal zu den Vereinigten Staaten.

1939–1945

Als 1939 in Europa der Krieg ausbrach, hielt man in Amerika weiterhin an der Politik der Neutralität fest. Von der Regierung in den Jahren 1935-1937 erlassene Gesetze hatten es verboten, mit den kriegsführenden Nationen Handel zu treiben oder ihnen Kredite zu gewähren. Mit dem Ausscheiden Frankreichs und dem Luftkrieg gegen England im Jahr 1940 entbrannte in den USA eine heftige Diskussion zwischen Befürwortern eines Kriegseintritts und den Isolationisten. Die Vereinigten Staaten schlossen mit Kanada ein gegenseitiges Verteidigungsbündnis und vereinbarten mit den lateinamerikanischen Ländern den umfassenden Schutz aller Staaten der westlichen Hemisphäre. Der Kongress genehmigte enorme Summen für die Wiederaufrüstung und stimmte 1941 dem Leih- und Pachtgesetz zu, das Präsident Roosevelt die Lieferung von Waffen und Rüstungsgütern an jeden Staat ermöglichte, der für die Verteidigung der USA strategisch wichtig war, also vor allem an Großbritannien, die Sowjetunion und China. Im Jahr 1941 kam es zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland im Atlantik zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Amerikanische Kriegsschiffe mussten Nachschubkonvois vor der Torpedierung durch deutsche U-Boote schützen.

Am 7. Dezember 1941 bombardierte Japan die US-Pazifikflotte in Pearl Harbor auf Hawaii. Am 8. Dezember erklärte der amerikanische Kongress Japan den Krieg. Drei Tage später erklärten Deutschland und Italien den USA den Krieg.

Die westlichen Alliierten beschlossen, sich in ihren militärischen Operationen auf Europa zu konzentrieren. Da die deutschen Landstreitkräfte zunächst sehr erfolgreich waren, zögerten Großbritannien und die Vereinigten Staaten einen Vorstoß über den Ärmelkanal bis Juni 1944 hinaus. Am D-Day, dem 6. Juni 1944, landeten dann schließlich die alliierten Truppen in der Normandie. Am 25. August wurde Paris befreit. Im Februar und März des Jahres 1945 stießen die Truppen nach Deutschland vor. Am 7. Mai 1945 kapitulierte Deutschland.

Die Alliierten bestanden auf einer bedingungslosen Kapitulation. Roosevelt zog anfänglich die Durchführung des Morgenthauplans in Erwägung, der die Zerstückelung Deutschlands sowie die völlige Zerstörung seiner industriellen Basis vorsah. Der Plan wurde jedoch später fallen gelassen.

1945–1955

Deutschland wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs in vier Besatzungszonen aufgeteilt, die von den vier Siegermächten – den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion – kontrolliert wurden. Differenzen bei der gemeinsamen Verwaltung dieser Zonen sowie bei Art, Umfang und Zielrichtung der politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbauprogramme in Deutschland waren die Hauptursachen des Kalten Krieges. Die Sowjetunion kontrollierte Osteuropa. Die sowjetisch besetzte Zone in Deutschland wurde später zur Deutschen Demokratischen Republik.

Die amerikanische Besatzungspolitik war geprägt von Entnazifierungsprogrammen, der Wiederzulassung demokratischer Institutionen und der Förderung deutscher Industrie ausschließlich für friedliche Zwecke. Das internationale Kriegsverbrechertribunal in Nürnberg stellte 24 ehemalige Hauptvertreter des NS-Regimes und verbrecherische NS-Organisationen wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht.

Am 5. Juni 1947 legte der US-Außenminister Marshall den Grundstein zu einem europäischen Wiederaufbauprogramm. Sein weitsichtiger Plan schuf die wichtigsten Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und sicherte in der Folge dessen politische Stabilität und wirtschaftlichen Wohlstand.

Im Juni 1948 blockierten die Sowjets alle Land- und Wasserwege nach Berlin. Dadurch war Berlin von jeglicher Versorgung mit Lebensmitteln und Industriegütern abgeschnitten. Amerikaner und Briten versorgten daraufhin mehr als zwei Millionen Menschen über eine Luftbrücke, die 322 Tage dauerte. Am 12. Mai 1949 hoben die Sowjets die Blockade wieder auf.

Im Mai 1949 wurde die Bundesrepublik gegründet. Bonn wurde zur provisorischen Hauptstadt erklärt, und aus den alliierten Militärgouverneuren wurden Hochkommissare. Die neue deutsche Regierung unter Bundeskanzler Konrad Adenauer erklärte sich bereit, einen militärischen Beitrag zur westlichen Verteidigung zu leisten. Mit der Aufnahme in das nordatlantische Bündnis (NATO) im Jahr 1955 war die Souveränität der Bundesrepublik weitgehend hergestellt. Aus den Hochkommissaren wurden jetzt Botschafter. Die Westalliierten behielten sich jedoch die Zuständigkeit für Deutschland als Ganzes und für Berlin vor.

Die Politik der USA im Nachkriegsdeutschland konzentrierte sich auf zwei getrennte Themenblöcke – erstens die Sicherstellung persönlicher Freiheiten und verfassungsmäßiger Vorgaben als Basis einer demokratischen Grundordnung. Zweitens auf die Eindämmung einer unabhängigen westdeutschen Außenpolitik durch internationale Organisationen und Bündnisse. Der Aufbau, die Wiederaufrüstung und die wirtschaftliche Stabilisierung der Bundesrepublik erfolgten über internationale Organisationen wie die NATO, die Westeuropäische Union, die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion) und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. In den fünfziger Jahren wurden große Kontingente amerikanischer Truppen in Europa stationiert. Transatlantische Institutionen – sowohl militärischer wie auch politischer und wirtschaftlicher Art – bezogen die Bundesrepublik in die westliche Staatengemeinschaft mit ein und legten den Grundstein für eine konzertierte Eindämmungspolitik gegenüber dem Osten.

1956–1988

Die Politik der Eindämmung und der militärischen Abschreckung in der Nachkriegszeit wurde in den folgenden Jahrzehnten mehrfach in Frage gestellt. Es gab grundlegende Unterschiede zwischen den deutschen und den amerikanischen Vorstellungen in militärisch-strategischen, politischen, wirtschaftlichen und finanzpolitischen Bereichen, die manchmal zu Meinungsverschiedenheiten und Befürchtungen führten. Zu ernsthaften Konflikten kam es jedoch nie.

In den fünfziger und sechziger Jahren waren viele Deutsche der Meinung, dass ein geteiltes Deutschland sowohl vom Westen wie auch vom Osten als Garant für Stabilität in Europa angesehen wurde. Aus der zurückhaltenden Reaktion der Vereinigten Staaten auf den Bau der Berliner Mauer im Jahre 1961 schloss man, dass die Vereinigten Staaten an einer Wiedervereinigung Deutschlands nicht wirklich interessiert waren. Im Juni 1963 bereiste der amerikanische Präsident John F. Kennedy mehrere europäische Länder. Im Rahmen seines Berlin-Besuchs bekräftigte er in seiner historischen Rede vor dem Schöneberger Rathaus seine besondere Verbundenheit mit West-Berlin und schloss mit folgenden Worten: „Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt Westberlin, und deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner!“

Die Politik der Detente in den siebziger Jahren kam sowohl einigen Aspekten der amerikanischen und sowjetischen Sicherheitspolitik entgegen wie auch den Bonner Bestrebungen, die Möglichkeiten für persönliche Kontakte zwischen der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik auszuweiten. Seit den sechziger Jahren und bis weit hinein in die achtziger Jahre ging es im breiten Spektrum der Sicherheitsfragen vor allem um die Begrenzung nuklearstrategischer Offensivwaffen und die von den USA verbürgte nukleare Schutzfunktion für Westeuropa.

Der Vietnamkrieg war ein weiterer Prüfstein für die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Viele deutsche Studenten teilten die Bedenken zahlreicher junger amerikanischer Kriegsgegner. Antikriegskundgebungen – an denen manchmal bis zu 100.000 Demonstranten teilnahmen – zogen die Aufmerksamkeit der Medien auf sich. Diskussionen über andere Aspekte der amerikanischen Innen- und Außenpolitik, ganz besonders die amerikanische Bürgerrechtsbewegung, signalisierten den Beginn einer vielschichtigeren Beziehung.

Mitte der 1960er-Jahre erlebte Westdeutschland den Höhepunkt des Wirtschaftswunders. In den sechziger Jahren kam es zu Meinungsverschiedenheiten über die Vorstellungen einer verantwortungsvollen Währungspolitik. Die DM wurde zur „Gegenwährung“ des Dollars. Die beiden Währungen stiegen oder fielen selten gemeinsam – ein starker Dollar entsprach einer schwachen DM und umgekehrt. Handelsfragen wurden erst am Ende der achtziger Jahre problematisch, als es während der Uruguay-Runde über ein allgemeines Zoll-und Handelsabkommen zu Unstimmigkeiten zwischen der Europäischen Gemeinschaft und den Vereinigten Staaten kam.

1989–1994

Der Zusammenbruch der Sowjetunion und der Fall der Berliner Mauer im November 1989 führten zur Schaffung eines gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsgebiets im Rahmen des Grundgesetzes der Bundesrepublik. Die erste gesamtdeutsche Wahl zum deutschen Bundestag fand im Dezember 1990 statt. Die Verhandlungen, die den Prozess der Wiedervereinigung begleiteten, waren schwierig und vielschichtig. Im innerdeutschen Bereich mussten politische und rechtliche Fragen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik geklärt werden. Auf internationaler Ebene kamen Beratungen über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland mit den vier Besatzungsmächten hinzu. Sicherheitspolitische Fragen, vor allem die Rolle des neuen Deutschlands innerhalb der NATO, waren sowohl für die Vereinigten Staaten wie auch für die Sowjetunion von entscheidender Bedeutung. Für die Vereinigten Staaten war der Verbleib Deutschlands in der NATO das entscheidende transatlantische Bindeglied zur Absicherung einer verbürgten amerikanischen Präsenz in Europa. Nach fünfzig Jahren verabschiedete Berlin im Juli 1994 die letzte US-Brigade.

1994–2000

In den neunziger Jahren gedachte man einiger wichtiger Meilensteine der deutsch-amerikanischen Geschichte. Gleichzeitig sah man sich zu Beginn der Jahrtausendwende neuen Herausforderungen gegenüber. Im Jahr 1995 wurde an das Ende des Zweiten Weltkrieges erinnert. Im Jahr 1996 feierte man den fünfzigsten Jahrestag der berühmten Stuttgarter Rede des damaligen amerikanischen Außenministers James F. Byrnes zur amerikanischen Außenpolitik gegenüber Deutschland. Andere Gedenktage und Feiern blickten auf die Berliner Luftbrücke, die Einführung der Deutschen Mark (DM), die berühmte Rede des amerikanischen Außenministers George C. Marshall, die Gründung der Bundesrepublik Deutschland und die Unterzeichnung des Grundgesetzes zurück.

In den neunziger Jahren ging die Ära des Kalten Krieges zu Ende. Die veränderte politische Situation in Deutschland und in den Staaten Mittel- und Osteuropas stellte die deutsch-amerikanischen Beziehungen im Rahmen eines in Frieden und Demokratie vereinten Europas in einen neuen politischen Zusammenhang. Wichtige Schritte auf dem Weg zur Verwirklichung dieser Vision sind die Integration der Staaten Mittel- und Osteuropas in die NATO, die Europäische Gemeinschaft und die OSZE.

Die Vereinigten Staaten und Deutschland sehen sich vielen vergleichbaren Herausforderungen gegenüber. Dazu gehören innenpolitische Fragenkomplexe wie die Reform des Sozialwesens, die Bildungsreform und die Einwanderungspolitik. Beide Länder stehen vor ähnlichen Problemen im wirtschaftlichen und technischen Bereich. Themen wie die Globalisierung, das Internet, die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes, die Weltraumforschung und universitäre Neuorientierungen bieten die Möglichkeit einer intensiveren Zusammenarbeit.

ab 2001

Die Vereinigten Staaten und Deutschland haben im Rahmen ihrer Beziehungen, die sich in den letzten 50 Jahren erheblich verändert haben, eine solide Grundlage der bilateralen Zusammenarbeit geschaffen. Die US-Politik gegenüber der Bundesrepublik besteht in der Wahrung und Festigung enger und reger Beziehungen zu Deutschland, nicht nur als Handelspartner, sondern auch als Bündnispartner, die gemeinsamen Institutionen angehören. Über 91.000 Angehörige des amerikanischen Militärs verbleiben zur Verteidigung dieser gemeinsamen Interessen in Deutschland. Als Bündnispartner in der NATO arbeiten die Vereinigten Staaten und die Bundesrepublik Seite an Seite zur Wahrung von Frieden und Freiheit.

Nach den Anschlägen vom 11. September auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington haben die Vereinigten Staaten und Deutschland bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus eng zusammengearbeitet – beispielsweise in den Bereichen Justiz, Austausch nachrichtendienstlicher Erkenntnisse und Einfrieren der Vermögenswerte mutmaßlicher Terroristen. Deutschland beteiligte sich an der Operation Enduring Freedom, dem Anfang Oktober 2001 begonnenen Militärschlag der Vereinigten Staaten gegen das Taliban-Regime und gegen Al-Qaida-Hochburgen in Afghanistan.

Eine einschneidende Wende erfuhren die deutsch-amerikanischen Beziehungen, als Deutschland den amerikanischen Angriff auf den Irak im März/April 2003 nicht unterstützte. Bundeskanzler Schröder drängte gemeinsam mit der politischen Führung Frankreichs, Russlands, Chinas und anderer Länder darauf, den Waffeninspektoren mehr Zeit einzuräumen. Die daraus entstandenen Belastungen der deutsch-amerikanischen Beziehungen haben tiefe Spuren hinterlassen. Für viele Deutsche ist Amerika heute ein Land, das hemmungslos längst überwundene Hegemonialpolitik betreibt und ungestraft internationale Abkommen ignoriert bzw. sabotiert (Kyoto-Protokoll, Internationaler Gerichtshof, Menschenrechte und das Völkerrecht durch den nicht von der UNO abgesegneten Angriff auf den Irak).

Das letztliche Scheitern des Irakkrieges (Massenvernichtungswaffen wurden nie gefunden, der postulierte Zusammenhang zwischen Saddam und Al-Qaida erwies sich als nicht-existent, Folterungen von Kriegsgefangenen seitens der Amerikaner, Konzeptlosigkeit beim Aufbau einer funktionierenden Zivilverwaltung) führte dazu, dass die Notwendigkeit einer von Amerika unabhängigen gemeinsamen europäischen Außen- und Sicherheitspolitik ins Zentrum der öffentlichen Diskussion rückte.

Bildung und Wissenschaft

Zahlreiche Stipendien und Abkommen fördern den Austausch zwischen deutschen und amerikanischen Schulen und Hochschulen.[1] Mit einem Anteil von 11,6% aller deutschen Studierenden im Ausland waren die Vereinigten Staaten 2005 das beliebteste außereuropäische Zielland.[2]

Wirtschaft

Amerikanische Unternehmen haben etwa 800.000 Beschäftigte in Deutschland, und deutsche Unternehmen haben etwa ebenso viele in den Vereinigten Staaten. Deutschland ist für die Vereinigten Staaten ein unentbehrlicher Handelspartner – und das Gleiche gilt umgekehrt. Die EU ist Amerikas zweitgrößter Handelspartner, und Deutschland allein käme an fünfter Stelle (nach Kanada, Mexiko, China und Japan). Ferner nimmt der Handel zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland zu – im ersten Quartal 2003 stiegen die US-Importe aus Deutschland verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 17 Prozent; Exporte aus den Vereinigten Staaten stiegen um 10 Prozent. Im Jahr 2005 importierten die USA Waren und Dienstleistungen für 69 Mrd. Euro aus Deutschland (von insges. 1.392 Mrd Euro Importen) und exportierten im Wert von 27 Mrd. Euro nach Deutschland (von insges. 726 Mrd. Euro Exporten). Damit waren die USA 2005 der drittgrößte Lieferant für Deutschland und der zweitgrößte Abnehmer deutscher Waren.[3]

Justiz

2008 wurde das Abkommen über die Zusammenarbeit bei schwerer Kriminalität verabschiedet. Auf Grund der Befürchtung mangelhaften Datenschutzes und Zweifeln an der Notwendigkeit des Austauschs von Daten wie etwa zum Sexualleben von Verdächtigen stieß das Abkommen auf Kritik.

Übersicht der US-Präsidenten und Bundeskanzler der BRD

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Meet the USA: Studium & Austausch
  2. Pressemitteilung Statistisches Bundesamt
  3. Stat. Bundesamt: Country Profile USA

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