- Dieter Hallervorden
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Dieter „Didi“ Hallervorden (Dieter Jürgen Hallervorden, * 5. September 1935 in Dessau) ist ein deutscher Komiker, Kabarettist, Schauspieler, Sänger, Moderator und Theaterleiter.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Familie
Dieter Hallervorden wuchs als Sohn einer Arzthelferin und eines Ingenieurs in Dessau auf.[1][2] Er hat zwei Schwestern. Sein Großvater Hans Hallervorden war Gartenarchitekt der Joachim-Ernst-Stiftung im Wörlitzer Park. Einen Teil seiner Kindheit, während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg auf seine Heimatstadt, verbrachte Dieter Hallervorden in Quedlinburg im Harz. Nach dem Ende des Krieges kehrte er nach Dessau zurück und schloss dort 1953 seine Schulausbildung mit dem Abitur an der Oberschule Philanthropinum ab.
Er begann ein Studium der Romanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin und begegnete dort Victor Klemperer, der einen faszinierenden Eindruck auf ihn machte. Wegen der eingeschränkten Meinungsfreiheit in der DDR floh Hallervorden 1958 nach West-Berlin und erweiterte dort an der Freien Universität sein Studium um die Fächer Publizistik und Theaterwissenschaft.[3] Nach seinen eigenen Angaben plante er damals zusammen mit seinem Freund Kurt Eberhard ein Attentat auf Walter Ulbricht, das jedoch durch die Intervention einer Freundin nicht zur Ausführung kam.[4]
Neben dem Studium arbeitete er unter anderem als Fremdenführer, Bauhilfsarbeiter, Bierfahrer und Gärtner. Nachdem Bewerbungen an der Max-Reinhardt-Schauspielschule sowie beim Berliner Kabarett Die Stachelschweine erfolglos waren, gründete er in West-Berlin 1960 die Kabarettbühne Die Wühlmäuse, der er bis heute als Direktor vorsteht. Sein Studium gab er auf und nahm stattdessen Schauspielunterricht an der Privatschule von Marlise Ludwig.
1966 wurde Hallervorden während eines Auftritts in Berlin verhaftet, nachdem in der Bildzeitung das Fahndungsbild eines gesuchten Prostituiertenmörders abgedruckt war, der Hallervorden sehr ähnlich sah. Man ließ ihn jedoch kurz darauf aus Mangel an Beweisen frei.
Dieter Hallervorden hat vier Kinder: Sohn Adrian (* 1963) und Tochter Nathalie (* 1966) aus seiner ersten Ehe mit Rotraud Schindler sowie eine weitere Tochter Laura (* 1986) und Sohn Johannes (* 1998)[5] von seiner zweiten Frau Elena Blume. Er wohnt abwechselnd in Château de Costaérès auf einer Insel vor der bretonischen Küste und in Berlin.[6]
Beruflicher Werdegang
Erste Erfahrungen als Schauspieler machte er an der Berliner Tribüne und an der Vaganten Bühne. Schon bald nach Gründung der Wühlmäuse folgten Fernseh- und Filmauftritte, unter anderem im Fernsehfilm Das Millionenspiel, in dem er den Gangsterboss Köhler spielte. 1974 sah man ihn neben Arno Assmann in dem Fernseh-Thriller Der Springteufel als einen aus der Irrenanstalt entflohenen Anhalter. In den Serien Abramakabra, Grand Gala und Das Läster-Lexikon profilierte er sich als Satiriker und Komiker. Der Durchbruch folgte 1975 mit der Slapstick-Reihe Nonstop Nonsens des Süddeutschen Rundfunks. Zu den bekanntesten Nonstop Nonsens-Sketchen zählen der Zumsel, Palim-Palim und Die Kuh Elsa. Zudem gab es einen Vorabfilm zu der Serie mit dem Titel Herr S. kommt nicht zum Zuge.
Dieter Hallervorden veröffentlichte eine Reihe von Musiktiteln: Ich bin der schönste Mann in unserer Mietskaserne (1976), Du, die Wanne ist voll (1978, Duett mit Helga Feddersen, eine Parodie auf You're the One That I Want), Fatima – heut ist Ramadan (1979), Super-Dudler (1980, Parodie auf Super Trouper von ABBA), Punker Maria (1981, eine Parodie auf Santa Maria von Roland Kaiser), Tierischer Tango (1981) und Der Würger vom Finanzamt (1982). Ab 1980 widmete sich Hallervorden als Drehbuchautor und Schauspieler hauptsächlich dem Kino und entwickelte dort die tollpatschige Figur Didi weiter, die durch Nonstop Nonsens zu seinem Markenzeichen geworden war.
1992 kehrte er zum politischen Kabarett zurück, zunächst auf Sat.1 mit 21 Folgen der Sendung Spottschau und von 1994 bis 2003 in der ARD mit Hallervordens Spott-Light. Für die ARD moderierte er von 1996 bis 1997 die Sendung Verstehen Sie Spaß? und produzierte 2000 zwölf Folgen der von Frank Lüdecke geschriebenen Familien-Komödie Zebralla. Seit 2005 gehört er zum Team der Comedy-Falle auf Sat.1.
Nach dem Ende von Spott-Light verabschiedete er sich vorerst vom Fernsehen. Mit seinem musikalischen Solo-Programm Mit dem Gesicht sowie mit den Boulevard-Komödien Dinner für Spinner und Die Nervensäge feierte er große Erfolge in seinem Theater Die Wühlmäuse in Berlin und im Anhaltischen Theater in seiner Heimatstadt Dessau.
Seine Autobiografie Wer immer schmunzelnd sich bemüht... erschien zu seinem 70. Geburtstag Anfang September 2005. Sein autobiografisches Kabarettprogramm Stationen eines Komödianten, das er gemeinsam mit Harald Effenberg aufführt, hatte am 8. Februar 2008 in Berlin Premiere.
Hallervorden arbeitete häufig als Synchronsprecher. Er ist z. B. die deutsche Stimme von Marty Feldman in dessen Fernsehserie Marty und die von sämtlichen Figuren in der Kinderserie Die Wombles. Seit September 2008 spricht Hallervorden für den KI.KA die Figur des „Professor Gehirnkopf“ in der Zeichentrick-Serie Cosmic Quantum Ray.[7]
Ende 2008 vergab die Stadt Berlin das Schlossparktheater nach einer Ausschreibung an Hallervorden, der einen zehnjährigen Mietvertrag unterschrieb und mit privatem Geld Umbauarbeiten am Theater durchführen ließ. Ihm wurde allerdings fünf Jahre Mietbefreiung gewährt.
Am 1. September 2009 nahm die Spielstätte ihren vollen Spielbetrieb wieder auf. Neben zahlreichen Gastspielen von prominenten Kollegen steht Dieter Hallervorden auch selber in Stücken, inszeniert u.a. von Bettina Rehm und Adelheid Müther, auf der Bühne.[8]
Öffentliches Engagement
Als Ehrenmitglied im Verein Deutsche Sprache (VDS) nahm Hallervorden 2007 an einer Kampagne der FDP Kultur: die Energie für unsere Zukunft teil.[9]
Filmografie
- 1960: Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (Statist)
- 1968: Das Kriminalmuseum – Die Reifenspur (Darsteller)
- 1969: Mehrmals täglich, alternativ: Darf ich Sie zur Mutter machen? (Darsteller)
- 1969: Die Hochzeitsreise, alternativ: Eine Nervensäge gegen alle (Darsteller)
- 1970: Das Millionenspiel (Fernsehen)
- 1972: Was? (Regie: Roman Polanski)
- 1972: Tatort: Rattennest (Fernsehen)
- 1973: Abramakabra (Fernsehserie)
- 1973: Lokaltermin (Fernsehserie)
- 1973: Kara Ben Nemsi Effendi (Fernsehserie)
- 1974: Mein Onkel Benjamin (Fernsehen)
- 1974: Der Springteufel (Fernsehen)
- 1975–1980: Nonstop Nonsens (Fernsehserie)
- 1976: Herr S. kommt nicht zum Zuge (Darsteller) (Fernsehen)
- 1980: Mein Gott, Willi! (Fernsehen)
- 1981: Stachel im Fleisch (Darsteller)
- 1981: Ach du lieber Harry (Darsteller und Drehbuch)
- 1981: Alles im Eimer (Darsteller)
- 1981: Onkel & Co. (Fernsehen; 2 Teile)
- 1982: Welle Wahnsinn (Serie, Darsteller und Drehbuch)
- 1983: Der Schnüffler (Darsteller)
- 1983: Zelleriesalat (Fernsehserie; auch bekannt als Zelleriesalat und Gitterspeise bzw. Zelleriesalat - Stationen eines wildbewegten Gaunerlebens)
- 1983: Wunderland (Fernsehen; Nebenrolle als Till Eulenspiegel)
- 1984: Didi – Der Doppelgänger (Doppelrolle)
- 1985: Didi und die Rache der Enterbten (Darsteller – 7 Rollen)
- 1986: Didi auf vollen Touren (Darsteller und Drehbuch)
- 1985–1986: Die Nervensäge, umbenannt in Didi – Der Untermieter (Fernsehserie)
- 1987: Laus im Pelz (Darsteller und Drehbuch)
- 1988: Didi – Der Experte (Darsteller)
- 1989: Die Didi-Show (Fernsehserie)
- 1990: Bei mir liegen Sie richtig (Darsteller)
- 1991: Alles Lüge (Darsteller)
- 1992: Spottschau (Fernsehserie)
- 1994–2003: Hallervordens Spott-Light (Darsteller und Drehbuch)
- 1996–1997: Verstehen Sie Spaß? (Fernsehshow)
- 2000–2001: Zebralla! (Fernsehserie)
- seit 2005: Die Comedy-Falle (Fernsehshow)
- 2006: La Isla Bonita - Armee der Stille (Darsteller)
- 2008: 1½ Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde (Darsteller)
- 2010: In aller Freundschaft
- 2011: Kissenschlacht (Fernsehfilm)
Literatur (Auswahl)
- Dieter Hallervorden: Anleitung zum Verführen einer weiblichen Person, basierend auf dem immensen Erfahrungsschatz eines blendend aussehenden Mannes namens Dieter Hallervorden. Dülk, Berlin 1976.
- Dieter Hallervorden: Worüber ick mir schieflache. Athenäum-Verlag GmbH, Königstein/Ts 1983, ISBN 3-7610-8278-9.
- Dieter Hallervorden: Witzige Sketche zum Nachspielen. Falken, Niedernhausen 1988, ISBN 3-8068-0511-3.
- Dieter Hallervorden: Die Kuh Elsa und andere witzige Sketche zum Nachspielen.Möller, Niederhausen 1992, ISBN 3-8159-0011-5.
- Dieter Hallervorden: Der Dichter und die Brombeeruhr. Möller, Niederhausen 1994, ISBN 3-8159-0060-3.
- Dieter Hallervorden: Wer immer schmunzelnd sich bemüht…: Ein autobiografischer Blick zurück nach vorn. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2005, ISBN 3-89602-659-3.
Auszeichnungen
- 1981: Bambi (für Nonstop Nonsens)
- 1982: Goldene Ehrenmütze der Großen Brühler KG Fidele Bröhler * Falkenjäger blau-gold von 1973 e.V.
- 1996: Telestar Beste Moderation Unterhaltung (für Verstehen Sie Spaß?)
- 2003: Deutscher Comedypreis Ehrenpreis
- 2005: Bayerischer Kabarettpreis Ehrenpreis
- 2006: Ehrenbürger der Stadt Dessau[10]
- 2009: Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis)
- 2009: Steiger Award
- 2009: Goldener Vorhang für sein Lebenswerk
- 2009: Prix Pantheon (Sonderpreis der Jury in der Kategorie Reif und Bekloppt)[11]
- 2010: Krefelder Krähe - Ehrenpreis der Kabarettgruppe Die Krähen Krefeld [12]
Weblinks
Commons: Dieter Hallervorden – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikiquote: Dieter Hallervorden – Zitate- Dieter Hallervorden in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Literatur von und über Dieter Hallervorden im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Dieter Hallervorden in der Deutschen Synchronkartei
- Dieter Hallervorden. Anke Ziemer, Alumni an der Freien Universität Berlin, o. J.
- Offizieller Fanclub
Einzelnachweise
- ↑ Biografie auf mdr.de
- ↑ Dieter Hallervorden, zurück an die Stätte seiner Kindheit und Schulzeit (mit Videoclip)
- ↑ Der müde Slapsticker, Faz 5. September 2005
- ↑ Tagesspiegel vom 30. Januar 2009
- ↑ http://www.bz-berlin.de/archiv/ich-schaue-in-meinen-sohn-wie-in-einen-goldenen-kelch-article1182771.html
- ↑ Biografie auf Kabarettlive.de
- ↑ Anja Hübner: Didis nullter Arbeitstag. In: taz.de. 23. September 2008, abgerufen am 4. September 2009.
- ↑ Berliner Schlosspark-Theater wiedereröffnet. In: Rundfunk Berlin-Brandenburg online. 1. September 2009, abgerufen am 1. September 2009.
- ↑ Kulturkampagne der FDP
- ↑ Ehrenbürger der Stadt Dessau
- ↑ ZDF-Theaterkanal: Prix Pantheon 2009 an Hallervorden
- ↑ RP-Online: Dieter Hallervorden glänzt bei Kabarett-Preisverleihung
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