- Dreigangschaltung
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Als Nabenschaltung wird eine Gangschaltung bezeichnet, die geschlossen in der Hinterradnabe von Zweirädern eingebaut ist, früher auch bei Motorrädern, heute ausschließlich bei Fahrrädern. Sie unterscheidet sich von einer Kettenschaltung durch ihren geschlossenen Aufbau innerhalb der Nabe des Hinterrades. Sämtliche Komponenten des Getriebes sind dort vor Verschmutzung geschützt. Der Verschleiß einer Nabenschaltung ist im Vergleich zu einer Kettenschaltung sehr gering. Wegen des höheren Aufwandes bei der Herstellung der Nabenschaltung im Vergleich zur Kettenschaltung ist ihr Verkaufspreis entsprechend höher. Ein weiteres Kennzeichen ist ihr geringfügig höheres Gewicht gegenüber der Kettenschaltung, welches aber nur innerhalb des Radsports von Bedeutung ist. Eng mit der Nabenschaltung verwandt ist die Tretlagerschaltung, die aber vergleichsweise selten ist.
Bedienung
Der Radler hat in der Nähe des rechten Lenkergriffes einen Schalter, der den eingelegten Gang anzeigt. Im Stand kann ein gewünschter Gang eingestellt werden, indem der Griff betätigt wird; es ist kein Treten wie bei Kettenschaltungen erforderlich. Während der Fahrt tritt man mit etwas weniger Kraft weiter, während man schaltet. Schalten unter Volllast kann die Nabe allerdings ruinieren. Der in der Werbung oft behauptete Vorteil der Kettenschaltungen, in jeder Situation schalten zu können, gilt heute zwar für fast alle Komponenten, lässt aber die Kette schneller verschleißen. Vorausschauendes Fahren ist mit allen Schaltsystemen erforderlich. Ältere Zweigang-Nabenschaltungen, die keinen Schaltgriff haben, erfordern zum Wechseln des Ganges ein kurzes Rückwärtstreten.
Relevante Kenngrößen jeder Gangschaltung sind neben der Zahl der Gänge insbesondere der Übersetzungsbereich, das ist das Verhältnis zwischen größtem und kleinsten Gang, meist in Prozent angegeben sowie die Gleichmäßigkeit der Gangabstufung. Der Übersetzungsbereich der Getriebenabe Speedhub 500/14 von Rohloff wird mit 525,8 % angegeben. Die hier behandelten Dreigang-Naben liegen zwischen 178 % und 185 %, die aktuellen Achtgang-Naben von Shimano und Sturmey-Archer sowie die 7-Gang-Nabe SRAM Spectro S7 besitzen eine Gesamtübersetzung von über 300 %. Die SRAM i-MOTION 9 bietet eine Gesamtübersetzung von 340 %.
Selbst bei modernen Schaltgetrieben sollte man erst das Pedalieren einstellen (insbesondere bei Shimano Schaltgetriebe) da die Stellfedern und weitere Mechanismen im Inneren des Getriebes nicht dafür ausgelegt sind auf die durch die Flächen und Reibkraft an den Getriebeteilen auftretenden Kräfte entgegen zu wirken. Zudem kommt es dann zu extrem hohen Kurzzeitbelastungen auf kleinster Fläche der Zahnräderflanken die dabei Schaden nehmen können und die gelösten Fragmente dann das Getriebe stark beschädigen. Das einzige unter Last schaltbare Getriebe ist die Rohloff-Nabe, da dort die Getriebebauteile und die Lagerteile auf diese Lasten ausgelegt sind.
Technik
Alle Nabenschaltungen im Fahrradbereich arbeiten mit sogenannten Planetengetrieben. Bei mehr als drei Gängen werden verschiedene Planetengetriebe in einer Nabe kombiniert und zum Teil auch in Reihe geschaltet. Auf diese Weise lassen sich Schaltungen von 2 bis 14 Gängen realisieren. Häufig werden diese Schaltungen auch mit einer Rücktrittbremse, einem Dynamo oder gar mit einem Elektromotor kombiniert. Aber auch Kombinationen mit einer herkömmlichen Kettenschaltung kommen vor, um die Vorteile beider Systeme nutzen zu können.
Die Vorteile der Nabenschaltung liegen vor allem darin, dass sie relativ wenig gewartet werden muss, sowie im geringeren Verschleiß. Durch die geschlossene Bauweise der Nabe ist das Getriebe im Inneren jederzeit vor Schmutz und Wasser geschützt und eine ausreichende Schmierung der Zahnräder gewährleistet. Auch ein Abspringen der Kette bei Schaltvorgängen kommt nicht vor, da es sowohl an der Nabe selbst als auch an der Kurbel jeweils nur ein Kettenblatt gibt (von wenigen Ausnahmen abgesehen) und somit im Idealfall eine exakt gerade Kettenlinie möglich ist. Trifft dies zu, so ist hier eine optimale Zugkraftübertragung möglich. Ein positiver Nebeneffekt ist dabei der geringere Verschleiß von Kette und Kettenblättern. Zudem ist es einfacher, die Kette mit einem Schutz zu versehen, um sie besser vor Verschmutzung zu schützen. Ein weiterer Vorteil ist die symmetrische Einspeichung des Hinterrades; die gleichmäßigere Spannung verringert die Gefahr von Speichenbrüchen.
Bedingt durch den geschlossenen Aufbau des Getriebes ist die Wartung der Nabe meist nur für geübte Mechaniker möglich, da es nicht einfach ist, die Nabe zu demontieren und im Anschluss wieder korrekt zusammenzusetzen. Die Lärmbelästigung durch den Antrieb (nur bei einigen Modellen, wird mit zunehmender Laufleistung geringer) empfinden viele Fahrer als störend, zudem ist der Wirkungsgrad geringer, er beträgt bei den meisten Nabenschaltungen 92 bis 97 Prozent; bei einer gutgepflegten Kettenschaltung erreicht er 96 bis 99 Prozent. Weiterhin ist das Gewicht einer Nabenschaltung meist höher als das einer Kettenschaltung. Zudem macht sich die aufwendigere Technik im höheren Preis bemerkbar, dafür sind die laufenden Kosten geringer, da sowohl Kette als auch Kettenblatt und Ritzel seltener gewechselt werden müssen und diese recht preisgünstig sind. Gerade aus diesen Gründen sind Nabenschaltungen nicht für jeden Radfahrer interessant. So ist die Zielgruppe vor allem unter den Vielfahrern mit mehr als 500 km pro Monat oder bei Touren- und Sorglosfahrern zu finden, denen die Zuverlässigkeit wichtig ist oder die von den geringeren Unterhaltungskosten profitieren können. Im sportlichen Umfeld sind Nabenschaltungen fast nicht zu finden. Ausnahme ist hier lediglich die Speedhub 500/14 von Rohloff, die mittlerweile in Sportarten wie z. B. Marathon und Downhill Verwendung findet, bei denen das Gewicht der Fahrräder nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Geschichte
Das erste deutsche Patent auf eine Nabenschaltung erhielt 1902 das Chemnitzer Unternehmen Wanderer, 1907 brachte der deutsche Hersteller Fichtel & Sachs (wurde 1997 von SRAM übernommen) seine erste Nabenschaltung mit zwei Gängen (Modellbezeichnung: Torpedo) auf den Markt, ein Jahr nach dem Debüt der ersten Torpedo-Freilaufnabe, und baute den Doppel-Torpedo mit diversen Veränderungen fast 50 Jahre lang. Fünf Jahre später, im Jahre 1912, kam das Nachfolgemodell Universal-Torpedo mit vier Gängen und Rücktrittbremse auf den Markt und wurde von Fichtel & Sachs nach einem Patent der Wanderer Fahrradwerke gefertigt. Wirtschaftlich war sie aber kein großer Erfolg, und so wurde die Produktion 1916, zwei Jahre nach Beginn des 1. Weltkrieges, eingestellt.
1924 wurde von Fichtel & Sachs dann die erste Torpedo-3-Gang-Nabe mit Rücktrittbremse auf den Markt gebracht, die bis Anfang der 1940er Jahre produziert wurde. 1941 erschien zudem eine 3-Gang-Nabe, die hauptsächlich für den Export bestimmt war und ebenfalls unter dem Namen Universaltorpedo vermarktet wurde. Diese Nabe, die entweder mit Trommelbremse oder ohne Bremsvorrichtung erhältlich war, wurde lediglich zwei Jahre produziert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann in Deutschland die Markteinführung weiterer Torpedo-3-Gang-Nabenschaltungen mit den Modellen 53 (mit Rücktritt), 55 (mit und ohne Rücktritt), 515 (mit Rücktritt), 415 (ohne Rücktritt) und H3113S. Kommerziell besonders erfolgreich waren die seit Anfang der 1960er Jahre produzierten Modelle 415 und 515. Mitte der 1970er Jahre musste aus Sicherheitsgründen speziell die 515 durch das Modell H3111S ersetzt werden, da bei einer fehlerhaften Einstellung der Nabe beim Modell 515 wegen der Leerlaufstellung zwischen dem zweiten und dritten Gang die Rücktrittbremse ausfallen konnte. Das Modell H3111S wird mit kleinen Abwandlungen auch heute noch von SRAM hergestellt.
Ab 1987 erweiterte Fichtel & Sachs das Programm mit der Pentasport 5-Gang-Nabenschaltung, die in ihrer Ausführung sehr der Sturmey-Archer-5-Gang-Nabenschaltung ähnelte. Sturmey-Archer besaß das Patent auf diese Bauart seit Mitte der 1920er Jahre, ohne allerdings davon Gebrauch zu machen. Diese englische Firma stellte 3- und 4-Gang-Naben mit den unterschiedlichsten Grundübersetzungen und Ausstattungen her.
Seit den 1930er Jahren wurden neben Trommelbremsen auch Nabenschaltungen in Kombination mit Nabendynamos angeboten.
Parallel zum Klapprad-Boom der 1960er und 1970er Jahre (siehe auch Faltrad) entwickelten und verkauften sowohl F&S als auch Sturmey-Archer 2-Gang-Nabenschaltungen. Diese Naben besaßen keinen Schaltungszug und ließen sich durch bloßes Zurücktreten der Pedale schalten (F & S „Duomatic"). Eine Sonderkonstruktion war die fliehkraftgesteuerte Automatiknabe von Fichtel-&-Sachs, deren Schaltpunkt bei einer Geschwindigkeit des Fahrrades von etwa 18 km/h (vom Radumfang abhängig) lag. Dieser technisch interessanten Konstruktion war jedoch kein Markterfolg beschieden.
Im Jahre 1999 brachte die deutsche Rohloff AG die technisch stark weiterentwickelte Nabenschaltung Speedhub 500/14 (mit 14 Gängen) auf den Markt. Wirkungsgrad und Übersetzungen sind mit denen einer herkömmlichen 27-Gang-Kettenschaltung vergleichbar, die Nabe ist robuster und wartungsärmer. Hauptnachteil ist ihr relativ hoher Preis. Parallel versuchte die Sachs AG, eine 12-Gang-Nabe („Elan“) auf den Markt zu bringen, was aber an ihrem enormen Gewicht (3,5 kg im Vergleich zu 1,7 kg bei der Rohloff-Nabe) und ihrer mangelnden Zuverlässigkeit scheiterte.
Stand der Technik im Jahre 2004 im Marktsegment der mittelpreisigen Getriebenaben war die 7-Gang-Nabe Comfort S7 von SRAM und die 8-Gang-Nabe Nexus Inter-8 von Shimano. Letztere ist auch in einer vom Vorgängermodell Nexus Inter-7 bekannten Variante mit Rücktrittbremse verfügbar und wird wahlweise mit Drehgriffschalthebel oder mit 2-Finger-Schalthebel angeboten. Die Shimano-8-Gang-Nabe wird in zwei Versionen angeboten: einer Standardversion und einer Premiumversion. Sie unterscheiden sich im Gewicht und in der Lagerung. Die Besonderheit der 8-Gang-Nabe liegt in der Servoeinrichtung der Schaltung, das heißt, durch Pedalkraft wird beim Herunterschalten der Gangwechsel leichter ausgeführt. Für die Inter-8 gibt es keine vorgesehene Möglichkeit, Bremsscheiben zu installieren. Es ist jedoch möglich, entsprechend der Roller-Brake-Geometrie einen Adapter zu verwenden (cesur; Cannondale, nicht einzeln erhältlich).
Seit Oktober 2006 bietet SRAM eine 9-Gang-Nabe (i-MOTION 9) an, die preislich im Bereich der Shimano-8-Gang-Nabe liegt. Sie ist mit Rücktrittbremse, als Freilauf- und Scheibenbremsversion sowie als i-BRAKE-Variante erhältlich. Die Besonderheit dieser Nabenschaltung besteht darin, dass alle Gänge (außer dem ersten und dem letzten) gleichmäßig abgestuft sind [1]. Auch sind bei dieser Nabe sämtliche zur Schaltung benötigten Teile in der Nabe untergebracht, statt wie bisher in der sog. Klickbox, was die Wartung sowie den Aus- und Einbau des Hinterrades vereinfachen soll.
Daneben wird immer wieder versucht, die Vorteile der Nabenschaltung mit denen der Kettenschaltung zu kombinieren. So gab es bei Fichtel&Sachs eine 12-Gang-Schaltung (2x6 Gänge) und Anfang der 90er Jahre eine "3x7" genannte Variante. Hier wurde die bekannte 3-Gang-Nabe verstärkt und mit einem 7-fach-Zahnkranz ausgestattet. Später wurde noch eine "3x8"-Gruppe angeboten. Aktuell (2007) gibt es zwei Varianten (3x8 und 3x9), die sich "DualDrive" nennen. Der Hersteller Shimano bietet mit der Baugruppe "Alfine" auf Basis der 8-Gang-Nexus-Nabe eine 16-Gang-Variante an. Hierbei wird vorn ein Zweifachkettenrad (wie bei den Rennrädern) montiert, und hinten ist die 8-Gang-Nabe verbaut.
Besonderheiten einiger Bauarten
Ab dem Modell 55 können alle Dreigangnaben von Fichtel & Sachs mit dem gleichen Schalter ausgestattet werden. Nur die älteren Modelle 25/29 und 53 haben einen anderen Schaltweg, der es nicht möglich macht, sie mit einem heutigen Schalter zu verwenden. (Quelle: Das originale Heft, das der Dreigangnabe Modell 55 beigelegt wurde). Die Übersetzungsverhältnisse wurden bei Fichtel und Sachs mehrfach überarbeitet, sodass das Modell 25/29 noch bei 150% anfing und heute bei 185,6% endet.
Bis in die Siebziger wurden die Naben im Getriebeteil und am Bremsmantel mit einem Vaseline-Öl-Gemisch geschmiert. Die Kugelringe wurden mit Wälzlagerfett behandelt. Zum Nachschmieren wurde Öl verwendet.Deshalb heißt der oft fälschlicherweise als Schmiernippel bezeichnete Ölnippel tatsächlich Helmöler. Später hatte Fichtel & Sachs ein Spezialfett im Angebot, das insbesondere für den Bremskonus und -Mantel bei rücktrittsgebremsten Naben angezeigt war, um ein Quietschen der Bremse zu vermeiden.
Heutzutage wird bei praktisch allen Naben auch für das Getriebe eine Schmierung mit Fett verwendet (Ausnahme: Rohloff Speedhub). Beim Selbstschmieren ist darauf zu achten, dass die Sperrklinken nicht mit Fett verklebt werden.
Fichtel & Sachs Dreigang, Modell 53
Die äußerst massiv wirkende Nabe wurde zwischen 1953 und 1955 produziert und zeichnet sich durch einige konstruktive Besonderheiten aus: Das Gehäuse ist aus Aluminium und enthält insgesamt zwei Planetengetriebe, die jeweils einen Gang ermöglichen. Die Nabe läuft absolut geräuschlos, weil sich in ihrem Inneren keinerlei Sperrklinken befinden. Freilauf und Rücktritt wurden in ihren konstruktiven Prinzipien von der Komet-Nabe übernommen. Der Schmiernippel der Nabe sitzt auf dem Speichenflansch der Bremshebelseite. Das Ritzel für die Kette wird auf den zugehörigen Antreiber gesteckt und mit einer Sicherungsmutter fixiert. Der Steckmechanismus des Ritzels unterscheidet sich von späteren 3-Gang-Naben - daher ist es heutzutage schwierig, noch einen Ersatz für dieses Verschleißteil zu bekommen. Die heutigen Schalter können nicht mehr verwendet werden, da sich die Schaltwege verändert haben. Das Differenzmoment des Getriebes wird über den Hebel der Rücktrittbremse auf dem Fahrradrahmen abgestützt. Die Nabe wurde entweder mit einem auf dem Oberrohr befindlichen verchromten Schalter mit Gestänge oder mit einem auf der Lenkstange befestigten verchromten Schalter mit Kabelzug betätigt.
Fichtel & Sachs Dreigang, Modell 55
Diese verchromte und zwischen 1955 und 1962 hergestellte Nabe ist der heutigen Bauart schon sehr ähnlich. So können problemlos die heutigen Ritzel verwendet werden, der Antreiber bietet sogar Platz für zwei Ritzel, zwischen denen mit einer Kettenschaltung gewechselt werden kann. Im Inneren präsentiert sich die Nabe in einer sehr dauerhaften Form, denn das Planetengetriebe ist mit größeren konstruktiven Reserven als heute üblich ausgeführt, und auch die Sperrklinken können durch ihre Lagerung auf Zapfen deutlich größere Lasten aufnehmen. Die beiden Ziehkeile im Inneren der Achse sind verschleißfrei gelagert, denn sie berühren keinerlei rotierenden Teile. Die Nabe besitzt durchweg einen großen Helmöler auf dem Nabenkörper. Ein Schwachpunkt der Konstruktion ist der Kupplungsklotz, der bei fehlerhafter Einstellung der Schaltung innerhalb kürzester Zeit verschleißt und sich durch Herausspringen des 2. und 3. Ganges in den Leerlauf bemerkbar macht. Die Nabe lässt sich nur durch Herausschrauben der Lagerschale auf der Ritzelseite komplett zerlegen. Das Modell 55 wurde mit und ohne Rücktrittbremse ausgeführt, die Farbe des Lenkerschalters war Blau (die ersten Naben hatten noch den Schalter der Mod. 53, jedoch mit Mod.-55-Aufschrift).
Fichtel & Sachs Dreigang, Modelle 415 und 515
Diese beiden Naben (Modell 415 ohne - 515 mit Rücktritt) ähneln in ihrer Konstruktion den heute ausgeführten Nabenschaltungen. Die Unterschiede machen sich in erster Linie bei der Lagerung bemerkbar, denn beide Modelle besitzen auf der Antreiberseite geschraubte Lagerschalen. Die Farbe des 415/515 Lenkerschalters ist Rot. Er ist mit dem Vormodell 55 (Blau) nicht austauschbar, da er eine andere Stufung hat. Neu war außerdem die Leerlaufstellung (Dreiecksysmbol) zwischen dem 2. und 3. Gang. Beide Modelle wurden ab 1962 bis 1975 (Typ 515) bzw. bis 1984 (Typ 415) produziert. In den ersten Jahren wurden beiden Naben noch mit einem kleinen Schmiernippel ausgestattet. Die Nabe lässt sich ebenfalls nur durch Herausschrauben der Lagerschale auf der Ritzelseite komplett zerlegen. Ein häufiger Fehler bei falscher Einstellung dieser Nabenschaltung ist der Bruch des Ziehkeiles im Inneren der Achse; ein derartiger Defekt lässt sich aber problemlos mit einem Ersatz-Ziehkeil beheben.
Fichtel & Sachs Dreigang, Modelle H3111S und H3102
Das Modell H3111S (ab 1975) ähnelt im wesentlichen dem Modell 515, wobei aus Sicherheitsgründen auf die Leerlaufstellung zwischen dem 2. und 3. Gang verzichtet wurde. Die Ausführung H3102 ohne Rücktritt wurde ab 1982 hergestellt. Die Konstruktion des Getriebes wird mit kleineren Änderungen beim aktuellen Modell T3 verwendet und war die Grundlage der heutigen 3- bis 9-Gang-Nabenschaltungen von SRAM. Bei den ersten Versionen brachen wegen eines Konstruktionsfehlers häufig die zur Kraftübertragung im 2. und 3. Gang dienenden Sperrklinken am Hohlrad, was zu einer Zerstörung des gesamten Getriebes führte. Seit dem Einbau einer Sicherungsscheibe ist die Nabe weitestgehend ausgereift und hat bis heute die mit Abstand höchsten Produktionszahlen vorzuweisen. Die Nabe lässt sich durch einfaches Lösen der Muttern auf der Achse vollständig zerlegen. Die Nabe besitzt keinerlei Schmiernippel mehr, statt dessen befinden sich zwei kleine Löcher im Staubdeckel des Lagers auf der Bremshebelseite. Sie lässt sich aber auch durch die Hohlachse mit einer Pumpkanne ölen, wenn man zuvor das Kettchen herausschraubt. Die Bohrung reicht bis in den Hohlschlitz der Achse. Die Farbe des zugehörigen Lenkerschalters ist Schwarz. Die Übersetzungsverhältnisse der Nabe sind: 1.Gang 1:0,73 - 2.Gang 1:1 - 3.Gang 1:1,36
Fünfgang: Fichtel & Sachs Pentasport Modelle H5111 und H5113, Spectro P 5
Die Pentasport erschien 1987 auf dem Markt und wurde ebenfalls mit oder ohne Rücktritt hergestellt. Die frühen Versionen (F & S H5111 mit Rücktritt und F & S H5113 ohne Rücktritt) bis Anfang der 1990er Jahre haben zwei Schaltkettchen rechts und links der Nabe und einen dazugehörigen Hebelschalter am Lenker. Die späteren Modelle von F & S (H52xx) und die Spectro P 5 werden mit Drehgriffschalter über eine Schaltbox („Clickbox") an der rechten Nabenseite ähnlich der Super 7/Spectro S7 betätigt.
Siebengang: Fichtel & Sachs Super 7 / SRAM Spectro S7
Die Siebengangnabe Super 7 (H7213 mit Rücktritt) wurde aus der Fünfgangnabe Pentasport weiterentwickelt und kam 1993 in die Produktion. Die noch von Sachs entwickelte Super 7 besaß zunächst einen Übersetzungsumfang von 284 %, später wurde der Übersetzungsumfang von SRAM auf 303 % erhöht und die Nabe als Spectro S7 verkauft. Es wurde nur die Übersetzung des Planetenradgetriebes verändert, der Aufbau der Nabe blieb gleich. Die Super 7/Spectro S7 besitzt in ihrem Inneren ein Planetengetriebe mit drei Sonnenrädern, einen Planetenradträger mit drei Planetenradsätzen und einem Hohlrad. Jeweils ein Gang wird von einem Sonnenrad und dem zugehörigen Planetenradsatz angetrieben, nur das geschaltete Sonnenrad steht fest, die anderen zwei können sich mitdrehen. Betätigt wird die Schaltung über zwei in die Achse eingeführte Stifte, die ihrerseits von einer auf die Achse geschobenen Schaltbox angesteuert werden. Mit den zuvor beschriebenen Naben hat die Super 7/Spectro S7 das Achsgewinde (Steigung/Durchmesser) gemein; somit können Achsmuttern und die zur Aufnahme des Drehmomentes notwendigen Unterlegscheiben untereinander ausgetauscht werden. Das gleiche gilt für das Kettenritzel. Eine weitere Gemeinsamkeit findet sich im Inneren der Nabe in der Anordnung der Sperrklinken, die seit der Entwicklung des Modells 55 unverändert geblieben ist. Die Nabe wird in Deutschland vornehmlich mit einer Rücktrittbremse kombiniert, hergestellt werden jedoch auch Naben mit Trommelbremsen und Naben ohne Bremse. Die Freilaufversion ist dabei nur 130 mm breit, alle anderen Versionen 135 mm. Geschaltet wurde die Nabe ursprünglich über einen Daumen-Lenkerschalter mit starrem Schaltdraht, später wurde ein Drehgriffschalter mit Schaltseil (Schaltzüge für Kettenschaltung passen) eingeführt. Ältere Super 7 können durch Austausch der kompletten Drehgriffschalter-Klickbox-Einheit von Daumenschalter auf Drehgriff umgerüstet werden. Dies ist zu empfehlen, wenn der Schaltdraht beschädigt ist, da es für diesen keinen Ersatz mehr gibt.
Sturmey-Archer Dreigang, Modell AW
Funktion und Bauweise ähneln dem Modell 55, wobei die Nabe nie mit einer Rücktrittbremse produziert wurde. Die Ähnlichkeit geht so weit, dass eine heutige 3-Gang-Nabe der Firma SRAM immer noch mit einem Schalter von Sturmey-Archer betrieben werden kann, obwohl die zugrundeliegende Norm über 50 Jahre alt ist. Die zugehörigen Ritzel sind ebenfalls problemlos untereinander austauschbar. Dagegen können Getriebeteile nicht mit den Produkten von Fichtel & Sachs kombiniert werden. Auch diese Nabe lässt sich nur durch Herausschrauben der Lagerschale auf der Ritzelseite komplett zerlegen; ältere Modelle besitzen sogar eine schraubbare Lagerschale auf der Gegenseite. Die Nabe besitzt einen Schmiernippel und wird mit Öl geschmiert. Eine weitere technische Besonderheit der Nabe ist die Möglichkeit, in das Gehäuse der Nabe ein anderes Planetengetriebe mit einer unterschiedlichen Übersetzung oder unterschiedlichen Gangzahl einbauen zu können. Auf diese Weise lässt sich dieser Typ in eine Vier- oder auch Fünfgangnabe umrüsten.
Übersicht und Einstellungen der Nabenschaltungen
Als 'neutraler Gang' wird der Gang bezeichnet, in dem sich der Zahnkranz genauso schnell wie der Nabenkörper dreht; dies bedeutet eine Übersetzung von 1:1. Der neutrale Gang wird dadurch erreicht, dass die Nabenschaltung außer Funktion gesetzt wird und die Kraft direkt vom Zahnkranz auf den Nabenkörper geleitet wird. Zugspannung heißt: Der Schaltzug ist ganz gestrafft, hat aber das Schaltkettchen noch nicht gezogen. Zur Demontage des Hinterrades sollte der Gang eingelegt sein, bei dem im Inneren der Nabe alle Federn entspannt sind (dies ist meist der 1. Gang und bei den älteren Naben der 3. Gang). Diese Stellung ist an der vollständigen Entspannung aller beteiligten Züge zu erkennen.
Zum Einstellen einer Schaltungsnabe müssen an Schaltgriff und in der Nabe ein bestimmter (und beiderseits der gleiche) Gang eingelegt sein. Dann ist das Einstellen mit den Einstellschrauben sehr schnell und einfach erledigt. Mit diesen Einstellschrauben wird die zur Verfügung stehende Länge der Schaltzüge geringfügig verlängert oder verkürzt, bis das die Markierungspunkte am Handschalter mit der an der Nabe übereinstimmen.
Hersteller Modell Gänge Übersetzungsumfang Produktionszeitraum neutraler Gang Demontagegang Einstellung der Nabe Fichtel & Sachs Doppel-Torpedo 2 1907 - ca. 1957 Fichtel & Sachs Universal Torpedo 4 1912 - 1916 Fichtel & Sachs Torpedo (Modell 53) 3 170%-185% 1953 - 1955 2. Gang 3. Gang auf markierte Leerlaufstellung zwischen 2. und 3. Gang am Schalter, ursprünglich jedoch per Lehre auf Achsmutter und Schaltzug - oder auf Zugspannung 3. Gang Fichtel & Sachs Torpedo (Modell 55) 3 170%-185% 1955 - 1962 2. Gang 3. Gang auf markierte Leerlaufstellung zwischen 2. und 3. Gang am Schalter, ursprünglich jedoch per Lehre auf Achsmutter und Schaltzug - oder auf Zugspannung 3. Gang Fichtel & Sachs Torpedo (Modell 415 und 515) 3 170%-185% 1962 - 1975 (Typ 415 bis 1984) 2. Gang 3. Gang auf markierte Leerlaufstellung zwischen 2. und 3. Gang am Schalter oder auf Zugspannung 3. Gang Fichtel & Sachs Torpedo (Modell H311S und H3102) 3 186% 1975 - 2. Gang 3. Gang auf Zugspannung 3. Gang Shimano 3-Gang 3 170%-185% 2. Gang 3. Gang auf Markierung der Nabenachse 2. Gang (Markierung am Hebel und Achsmutter) Sturmey-Archer 3-Gang 3 2. Gang 3. Gang auf Markierung der Nabenachse 2. Gang (Loch in der Achsmutter zum Reinschauen) Shimano 3-Gang 3 170%-185% 2. Gang 3. Gang auf Markierung der Nabenachse 2. Gang (Markierung am Hebel und Achsmutter) SRAM i-Motion 3 3 186% 2. Gang 1. Gang spielfreie Einstellung des Schaltseils im 3. Gang Fichtel & Sachs / SRAM Pentasport alt(zweizügig): 5 1988 - 3. Gang 2. Gang beide Züge auf Zugspannung 4. Gang SRAM Pentasport neu (einzügig): 5 3. Gang 2. Gang auf Markierung Klickbox 3. Gang Fichtel & Sachs / SRAM Fichtel & Sachs Super 7 / SRAM Spectro S7 7 Super 7 284% / Spectro S7 303% 1993 - 4. Gang 1. Gang auf Markierung Klickbox 4. Gang Shimano 4-Gang 4 kein neutraler Gang auf Markierung 4. Gang Shimano 7-Gang 7 244% kein neutraler Gang 1. Gang auf Markierung 4. Gang Sturmey-Archer 5-Gang alt (S5/2) 5 3. Gang Einstellen beider Züge auf Zugspannung 4. Gang, auch Markierung Nabenachse möglich, wenn Original Achsmutter mit Loch vorhanden Sturmey-Archer 5-Gang neu 5 225% 3. Gang auf Markierung 3. Gang Sturmey-Archer Sprinter 7 7 Mitte der 1990er - 4. Gang 1. Gang auf Markierung an der Achse 5. Gang Shimano 8-Gang Nexus [2] 8 307% 2004 - 5. Gang 1. Gang auf Markierung an der Achse 4. Gang Shimano Alfine 8 307% 2007 - Sturmey-Archer 8-Gang 8 1. Gang 1. Gang auf Markierung an der Achse 4. Gang SRAM i-Motion 9 9 340% 2006 - 5. Gang 1. Gang auf Markierung an der Achse 6. Gang Rohloff Speedhub 500/14 14 525% 1999 - 11. Gang in jedem Gang (empfohlen 14. Gang) in jedem Gang (empfohlen 14. Gang) Diese Nabe muss nicht eingestellt werden und ist sehr tolerant, was die Zugspannung der Schaltzüge betrifft. Sie ist als einzige in der Nabe und nicht im Schalter indiziert. NuVinci [3] Stufenlos 350% 2007 - Literatur
Quellen
- ↑ SRAM: i-Motion-Vergleich (PDF, 99 kB)
- ↑ Informationen zur Shimano-Nexus-Inter-8-Nabenschaltung
- ↑ Informationen zur stufenlosen NuVinci Schaltung (Englisch)
Siehe auch
Weblinks
- Velojournal 6/2006:Sportschaltung in der Dose Vergleich von Shimano Alfine mit 8 Gängen und SRAM i-Motion 9.
- Tabellen u.a. zur Einstellung von Nabenschaltungen
- was tun, wenn die Nabenschaltung spinnt?
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