Drogosze

Drogosze
Drogosze
Drogosze führt kein Wappen
Drogosze (Polen)
Drogosze
Drogosze
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Landkreis: Kętrzyn
Gmina: Barciany
Geographische Lage: 54° 13′ N, 21° 14′ O54.21666666666721.233333333333Koordinaten: 54° 13′ 0″ N, 21° 14′ 0″ O
Einwohner:

120

Postleitzahl: 11-403
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NKE
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 590: BiskupiecReszelKorszeBarciany
Abzweig: Wilkowo Wielkie
Schienenweg: PKP-Linie 353: Posen–Olsztyn–Korsze
Bahnstation: Korsze (12 km)
Nächster int. Flughafen: Danzig
Kaliningrad

Drogosze (deutsch Dönhoffstädt) ist ein Dorf in Polen in der Wojewodschaft Ermland-Masuren in der Gemeinde Barciany.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des mit Dönhoffstädt verbundenen Ortes Groß Wolfsdorf (polnisch: Wilkowo Wielkie) stammt aus dem Jahr 1361. Konrad von Wolffersdorf erhielt vom Deutschen Orden das Land und gründete eine Siedlung. Ende des 14. Jahrhunderts gab es vermutlich bereits die gotische Kirche der Heiligen Maria. 1598 bis 1606 wurde von der Familie Rautter, die bereits seit 1477 hier ansässig war, ein Palast errichtet. Später heiratete ein von Dönhoff in die Familie Rautter ein und erhielt als Mitgift den Ort. Der Gutsbezirk erhielt daraufhin den Namen Dönhoffstädt, das Dorf behielt aber den Namen Groß Wolfsdorf. Zu dem Gut gehörten zeitweilig 25 Dörfer. 1710 bis 1716 ließ Boguslav-Friedrich von Dönhoff einen neuen Palast errichten. Zuvor war der alte Palast 1690 durch einen Blitzschlag abgebrannt. 1935 gab es in Groß Wolfsdorf kein Schulgebäude, der Unterricht wurde in den Häusern der Einwohner abgehalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel Groß Wolfsdorf an Polen und wurde 1946 in Wilkowo Wielkie umbenannt. Das Schloss der von Dönhoffs wurde ab 1954 für die landwirtschaftliche Ausbildung genutzt, vor allem für die Ausbildung von Traktoristen. Ebenfalls 1954 wurde das Dorf Sitz einer Gromada mit Władysław Jankiewicz als Vorsitzendem des Nationalrats. 1960 umfasste die Gromada 49,35 km², auf welchen 1.665 Einwohner lebten. Die Gromada wurde zum 1. Juli 1968 aufgelöst. Ab 1974 wurde der Palast als Ferienlager genutzt. 1973 wurde das Dorf Teil der Gemeinde Barciany. Zum Schulzenamt Drogosze gehörten vier Ortschaften. Durch eine Verwaltungsreform kam das Dorf 1975 zur neu gebildeten Wojewodschaft Olsztyn. Nach deren Auflösung war Drogosze ab 1999 Teil der Wojewodschaft Ermland-Masuren.

Einwohnerentwicklung

1817 gab es in Groß Wolfsdorf 34 Häusern.[1] Nachfolgend die graphische Darstellung der Einwohnerentwicklung[2]

Kirche in Drogosze (Dönhoffstädt)

Kirche

Kirchengebäude

Die gotische Kirche der Heiligen Maria wurde vermutlich Ende des 14. Jahrhunderts errichtet. Auf Grund des schlechten Zustandes wurde sie 1589 größtenteils abgerissen. Die Kirche wurde danach auf Initiative von Ludwig v. Rautter wieder aufgebaut und 1593 eingeweiht. Bei dem Neubau wurde auch die Krypta errichtet und eine Kanzel, die von fünf kanellierten Säulen getragen wurde. Die Kanzel wurde vermutlich bei einem Umbau der Kirche im reformierten Sinn 1835 entfernt. Achatius zu Dohna ließ 1650 ein Grabgewölbe für seine Familie in der Kirche errichten und 1742 die Familie von Dönhoff im Norden der Kirche eine Familiengruft. Die 1724 erstellte Orgel erwarb 1933 der Lübecker Orgelbauer Karl Kemper, seit 1948 wird sie in der Briefkapelle der dortigen Marienkirche genutzt.

Kirchengemeinde

In Dönhoffstädt bestand vor 1945 ein evangelisches Pfarramt, das bis 1874 dem reformierten Kirchenkreis Königsberg (Preußen) unterstand. Zwischen 1720 und 1874 amtierten hier reformierte Geistliche, bis Dönhoffstädt mit Groß Wolfsdorf vereinigt wurde, das zum Kirchenkreis Rastenburg (polnisch: Kętrzyn) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union gehörte. Der Sitz des Pfarramtes blieb in Dönhoffstädt[3].

Heute lebt in Drogosze eine überwiegend katholische Bevölkerung. Der Ort ist Sitz einer Pfarrei, die zum Dekanat Reszel (Rößel) im Erzbistum Ermland der Katholischen Kirche in Polen gehört. Hier lebende evangelische Kirchenglieder sind der Pfarrei in Kętrzyn (Rastenburg) in der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet.

Pfarrer (bis 1945)

Zwischen 1720 und 1874 amtierten in Dönhoffstädt als Geistliche (ab 1874 als Pfarrer der gemeinsamen Kirchengemeinde Groß Wolfsdorf-Dönhoffstädt)[4]:

  • Johann Jakob Ulrich, 1720-1737
  • Johann Gotthold Graevius, 1738-1776
  • Georg Ludwig Krulle, 1777-1808
  • Thomas Wilhelm Wiederhold, 1809-1838
  • Ludwig Heinrich Hitzigrath, 1838-1845
  • Heinrich Dietrich Otto Ferdinand von Behr, 1845-1856
  • Johann Karl Juliuas Axenfeld, 1856-1861
  • Heinrich Ernst P. Holland, 1861-1872
  • Konstantin Bernhard Thomas Meyer, 1872-1874
  • Friedrich Otto Hüber, 1874-1900
  • Fedor Hugo Gerlach, 1900-1928
  • Martin Braun, 1929-1935
  • Hans Rüter, 1934-1945

Sehenswürdigkeit

Barockschloss Dönhoffstädt

Gutshaus Dönhoffstädt
Schloss Dönhoffstädt um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Das Schloss der Grafen Dönhoff wurde nach einem Brand des alten Renaissance-Schlosses von Groß Wolfsdorf etwas abseits vom alten Standort an einem Hang errichtet und Dönhoffstädt[5] benannt. Der Entwurf des Gebäudes stammt von Jean de Bodt und John von Collas, errichtet wurde es 1710/1716 und war dann bis 1816 im Eigentum der Dönhoffs. Bei der Erbteilung nach dem Tode des Grafen Stanislaus Dönhoff teilten sich seine Schwestern den umfangreichen Familienbesitz, wobei Angélique Dönhoff (1793-1863) Gut und Schloss Dönhoffstädt erhielt. Sie war später mit dem Grafen Georg zu Dohna vermählt. 1863 erbte ihre Nichte Marianne Gräfin zu Stolberg-Wernigerode, geb. Freiin von Romberg (1821-1884) den umfangreichen Besitz Dönhoffstädt, deren Nachkommen bis 1945 hier ansässig waren. Ihr Sohn Graf Udo zu Stolberg-Wernigerode (1840-1910) war der bekannte Reichstagspräsident. Im Schloss gab es ein eigenes Theater im westlichen Seitenflügel, eine umfangreiche Bibliothek sowie eine Hauskapelle im Ostflügel, die in den 1830er Jahren eine neugotische Umgestaltung erfuhr. Hinter dem Schloss nach Süden erstreckt sich ein ausgedehnter Landschaftspark, der auf Graf Bogislav Dönhoff (1754-1809) zurückgeht und der u. a. auch ein Damwildgehege (Tierpark) besaß. Überreste der barocken Gartenanlage waren in Form von einigen Sandsteinskulpturen bzw. -vasen im Umfeld des Schlosses noch bis 1945 erhalten. Bedeutende Teile des Archivs konnten nach 1945 von den Polen evakuiert werden und befinden sich heute im Archiv Olsztyn.

Als das Gebiet nach dem Zweiten Weltkrieg unter polnische Verwaltung gestellt wurde, richtete man zunächst eine Landwirtschaftsschule in dem Gebäude ein. Seit dem Ende der Volksrepublik Polen ist das Bauwerk ungenutzt. Pläne ein Hotel zu errichten, wurden bisher nicht umgesetzt.[6]


Verweise

Literatur

  • Kerrin Gräfin von Schwerin: Wilhelmstraße 63. Schicksalsjahre einer preußischen Familie. vbb – Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2008, ISBN 978-3-86650-632-9.
  • Carl von Lorck: Die deutsche Herrenhäuser. Band 1: Herrenhäuser Ostpreussens. Bauart und Kulturgehalt. Mit beschreibendem Verzeichnis. Gräfe und Unzer, Königsberg 1933.
  • Tadeusz Swat: Dzieje Wsi. In: Aniela Bałanda u. a.: Kętrzyn. Z dziejów miasta i okolic. Pojezierze, Olsztyn 1978, S. 168–171 (Seria monografii miast Warmii i Mazur).

Weblinks

 Commons: Drogosze – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Tadeusz Swat, 1978, S.168
  2. für 1817 Tadeusz Swat, 1978, S.168
    für 1885 und 1939 www.verwaltungsgeschichte.de/rastenburg
    für 1970; Tadeusz Swat; 1978; S.171
  3. Friedwald Moeller, Altpreußisches Evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 48
  4. Friedwald Moeller, wie oben, Seite 232
  5. Dönhoffstädt (PDF)
  6. http://www.pension-talty.de/touren_drogosze.html

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