- Franz von Jauner
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Franz Ritter von Jauner, (* 14. November 1831 in Wien; † 23. Februar 1900 ebenda) war ein österreichischer Schauspieler und Theaterdirektor.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Geboren als Franz Jauner, war er der Sohn des Hofgraveurs Franz Jauner (1808-1889), der wegen seiner Kunstfertigkeit „Wiener Cellini“ genannt wurde. Seine beiden jüngeren Brüder waren der Hofgraveur Heinrich Jauner (1833-1912) und der Verwaltungsbeamte August Jauner von Schroffenegg (1835-1907). Da Franz Jauner Geschäft und Beruf seines Vaters nicht übernehmen wollte, begann er nach Beendigung seiner Schulzeit in der k.u.k. Hofburgkanzlei (Verwaltung) als Akzessist.
Musisch begabt hatte Jauner seit seiner Kindheit Klavierstunden und wurde musisch auch durch den Komponisten Simon Sechter gefördert. Sein eigentliches Bühnendebüt hatte er bereits als Jugendlicher in der der Rolle eines stummen Pagen in Giacomo Meyerbeers Die Hugenotten. 1854 bekam er dann seine erste Sprechrolle in August von Kotzebues Wer weiß, wozu es gut ist. Heinrich Laube lernte ihn dabei kennen und engagierte ihn; zwischen 15. Februar 1854 und 30. Juni 1855 zählte Jauner zum Ensemble des Hoftheaters. Seine offizielle Abschiedsvorstellung war William Shakespeares Ein Sommernachtstraum; er gab darin den Oberon.
1855 begleitete Jauner die Schauspielerin Amalie Haizinger und deren Tochter Luise Neumann auf deren Gastspielreise an das Großherzogliche Hoftheater Karlsruhe und das Stadttheater in Mainz. Dort trennte er sich von ihnen und ging nach Paris an das Théâtre-français. Nach einigen kleineren Gastspielen hier und dort wurde Jauner im Herbst 1858 an das Dresdner Hoftheater verpflichtet. Dort lernte er die Schauspielerin Emilie Krall (1831-1914) kennen und heiratete sie im darauffolgenden Jahr.
1871 wurde Jauner vom Theateterdirektor Anton Ascher an das Carltheater (Wien) engagiert und konnte dort bereits am 25. April 1871 in der Rolle des „Beethoven“ in Adelaide erfolgreich auftreten. Mit Wirkung vom 1. Juli 1871 wurde Jauner als Nachfolger Aschers Direktor des Carltheaters und leitete es bis 1878. Seine sensationellen Erfolge in diesem Amt brachten ihm am 9. April 1875 die Berufung in die Leitung des Wiener Hofoperntheaters.
Da er noch am Carltheater vertraglich verpflichtet war, galt dies provisorisch; ab Frühjahr 1878 hatte er dieses Amt vollständig inne. Seinen offiziellen Einstand gab er 1875 mit Verdis Requiem. Durch Jauners Initiative und Vermittlung kam es in Wien zur ersten Aufführung (außerhalb Bayreuths) von Richard Wagners Tetralogie Der Ring des Nibelungen. So groß künstlerischen Verdienste Jauners auch waren, so gering waren dabei seine geschäftlichen Erfolge. Mit Wirkung vom 30. Juni 1880 galt seine Demission. Trotzdem wurde ihm ob seiner Leistungen von Kaiser Franz-Joseph I. der Orden der Eisernen Krone verliehen. Dem Ordensstatut nach hatte dies auch eine Nobilitierung (Ritterstand) zur Folge.
Mit Wirkung vom 1. Juni 1881 übernahm Jauner das Ringtheater und brachte als Einstadt am 1. Oktober desselben Jahres die Märchenkomödie Die Rattenfänger von Hameln (Victor Ernst Nessler) auf die Bühne. Ludwig Ganghofer wurde im selben Jahr von ihm als Dramaturg geholt. Neben seiner Tätigkeit als Theaterdirektor trat er ab dieser Zeit auch wieder als Schauspieler auf; u.a. als „Graf Almaviva“.
Am 8. Dezember 1881 brach während der Vorstellung Hoffmanns Erzählungen (Jacques Offenbach) im Theater ein Brand aus und dabei kamen 386 Menschen ums Leben. Als verantwortlicher Direktor wurde Jauner wegen Fahrlässigkeit angeklagt und zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.siehe auch: Ringtheaterbrand
Danach blieb Jauner dem Theater fern, bis er 1884 gemeinsam mit Camillo Walzel und Alexandrine von Schönerer wieder die Leitung des Theaters an der Wien übernahm. Bereits nach kurzer Zeit gab er aber dieses Amt wieder auf. 1892 war er an einigen Inszenierungen anlässlich der „Internationalen Theater- und Musikausstellung Wien“ beteiligt. In der Spielzeit 1894/95 gab er als Schauspieler ein erfolgreiches Gastspiel in Hamburg und im Anschluss daran übernahm er wieder die Leitung des Carltheater in Wien. Am 4. Oktober 1894 brachte mit sehr großem Erfolg die Operette Das Modell (Franz von Suppé) erstmals auf die Bühne.
Da auch hier der künstlerische Erfolg wesentlich größer als der finanzielle war, unternahm Jauner als Schauspieler eine Tournee nach Moskau und Sankt Petersburg; er fungierte dabei gelegentlich auch als Dirigent. Doch die Schulden wurde immer größer und anlässlich einer Kassenprüfung am 23. Februar 1900 konnte nur noch die sofortige Pleite des Theaters festgestellt werden. Jauner begang daraufhin Suizid, indem er sich noch am selben Tag erschoss. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Ober Sankt Veiter Friedhof in Wien (Gruppe 57).
Rollen (Auswahl)
- Herr von Rhaden - Magnetische Kuren (Friedrich Wilhelm Hackländer)
- Isidor - Hausmütterchen (Carl Gollmick)
- Julius - Der Sohn auf Reisen (Leopold Feldmann)
- Peter, gen. Schusterle - Die Karlsschüler (Heinrich Laube)
- Octave - Furcht vor der Freude (Delphine Gay)
- Paulvon Husch - Pagenstreiche (August von Kotzebue)
- Ltnt. von Stolpe - Valentine (Armand d'Artois)
- Kuoni - Wilhelm Tell (Friedrich Schiller)
- Oberon - Ein Sommernachtstraum (William Shakespeare)
- Johannes - Die Makkabäer (Otto Ludwig)
- RA Kober - Durchs Ohr (Wilhelm Jordan)
- Roden - Ein amerikanisches Duell (Gustav von Moser)
- Louis XVI - Drei Staatsverbrecher (Johann Baptist von Schweitzer)
- Graf Giray - Die Kameliendame (Alexandre Dumas der Jüngere)
- Mendelssohn - Onkel Moses (Hugo Müller)
- Graf Scherikoff - Yelva, die russische Waise (Eugène Scribe)
- Graf Almaviva - Der Barbier von Sevilla (Gioacchino Rossini)
- alter Lampl - Tschapperl (Hermann Bahr)
- alter Arbeiter - Das neue Ghetto (Theodor Herzl)
Ehrungen
1955 wurde die Jaunerstraße in Wien-Hietzing nach ihm benannt.
Literatur
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne des XIX. Jahrhunderts. List, Leipzig 1903, S. 474-476.
- Jauner Franz von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 87.
Weblinks
- Franz von Jauner. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen. Kategorien:- Theaterschauspieler
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