- Fresdorf
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Fresdorf Gemeinde MichendorfKoordinaten: 52° 16′ N, 13° 5′ O52.27055555555613.07666666666746Koordinaten: 52° 16′ 14″ N, 13° 4′ 36″ O Höhe: 46 m ü. NHN Fläche: 9,22 km² Einwohner: 292 (31. Dez. 2010) Eingemeindung: 26. Okt. 2003 Postleitzahl: 14552 Vorwahl: 033205 Ortsteil Fresdorf in der Gemeinde Michendorf
Fresdorf ist der kleinste Ortsteil der Gemeinde Michendorf im Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg (Deutschland). Das Angerdorf hat 292 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2010)[1] auf einer Fläche von 9,22 km²[2] und liegt an der L73 zwischen Michendorf und Luckenwalde im Naturpark Nuthe-Nieplitz.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bis zur Eingemeindung nach Michendorf am 26. Oktober 2003 war Fresdorf eine eigenständige Gemeinde.[3]
Mittelalter
Fresdorf wurde 1375 erstmals als Frederikstorff im Landbuch Karls IV. urkundlich erwähnt. Benannt ist das Dorf nach einem Mann mit dem deutschen Personennamen Friedrich, dessen mittelniederdeutsche Form Frederik lautete.[4]
Bei der Gründung im Zuge der Deutschen Ostsiedlung um 1300 wurden in Fresdorf besonders viele Bauern angesiedelt und dem Dorf wurden 20 Hufen mehr zugeteilt als den umliegenden Dörfern.[5] Der Grund lag in der strategischen Bedeutung des Ortes, da Fresdorf gemeinsam mit dem benachbarten Wildenbruch eine Heer- und Handelsstraße an ihrer gefährdetsten Stelle, der Landenge zwischen dem Kähnsdorfer See und dem Seddiner See, sichern sollte.[6] Die spätere Poststraße bestand bis zum Dammbau durch den Seddiner See im Jahr 1804, der die vorherige umständliche Nordverbindung von Treuenbrietzen über Beelitz, Kähnsdorf, Wildenbruch, Saarmund und Michendorf nach Potsdam durch die Direktverbindung Beelitz – Michendorf deutlich abkürzte.[7] Bis zu ihrem Abriss 1945 bestand in Fresdorf eine Bockwindmühle, die von vier Müllergenerationen betrieben wurde.[5]
Reichstagswahlen 1930, 1932, 1933
Im 19. und 20. Jahrhundert war Fresdorf eine eigenständige Gemeinde im Landkreis Zauch-Belzig. 1933 zählte der Ort 258 und sechs Jahre später 280 Einwohner.[8] Während der heutige Michendorfer Ortsteil Wilhelmshorst und Michendorf selbst bereits bei der Reichstagswahl 1930 mit Stimmenateilen von 27 % beziehungsweise 23 % für die NSDAP zu den Braunen Hochburgen gehörten, lag der Stimmenanteil in Fresdorf bei dieser Wahl nur mehr bei 7 %. Bereits zwei Jahre später hatte sich das Verhältnis umgekehrt. Bei der Reichstagswahl im Juli 1932 überholte Fresdorf mit einem NSDAP-Stimmenanteil von 68 % die Nachbarorte (46 und 47 %) deutlich, 1933 lag der Anteil bei 82 %.[9]
Ort und Kultur
Durch das gemächliche Wachstum des Ortes blieben der Dorfcharakter und der mittelalterliche sowie neuzeitliche Dorfkern, der als Bodendenkmal geschützt ist,[10] weitgehend erhalten.
Wirtschaft und Verwaltung
Traditionell landwirtschaftlich geprägt, bestimmen auch im 21. Jahrhundert Betriebe wie die Agro Saarmund mit dem Anbau von Obst und Gemüse wie dem Beelitzer Spargel und der Gänsehaltung sowie landwirtschaftliche Kleinerzeuger das Wirtschaftsleben. Die Agro, Nachfolgeeinrichtung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Pflanzenproduktion (LPG), hält zudem in ihren Fresdorfer und Drewitzer Ställen insgesamt 600 Mutterkühe und Bullen. Produzierende oder handwerkliche Betriebe sind lediglich mit einem Steinmetz und zwei Fuhrunternehmen vertreten.[11]
Ortsbürgermeister ist Karl-Heinz Schmidt von der FRIG (Fresdorfer Interessengemeinschaft). Nach der Kommunalwahl am 28. September 2008 gehören dem Ortsbeirat neben Karl-Heinz Schmidt auch Manfred Imme (CDU) und Jörg Rüdiger (Fresdorfer Bürger 98) an. Die FRIG trat auf der Liste der CDU zur Wahl an. In Fresdorf sind zwei Vereine zu Hause: die 1927 gegründete Freiwillige Feuerwehr Fresdorf e. V. und der Heimatverein „Fresdorfer Bürger e. V.“ Beide Vereine veranstalten seit 2004 jährlich ein Dorffest.
Kirche und weitere Baudenkmale
Die vom Friedhof umgebene schlichte Dorfkirche wurde 1755 gegenüber dem Dorfanger auf den Grundmauern einer ehemaligen Feldsteinkirche errichtet. Am 18. April 1854 wurde die um eine Apsis erweiterte Kirche eingeweiht.[12] Bei der Erneuerung der abgebrochenen Kirchturmspitze 1910 wurden in der kupfernen Kugel alte Münzen aus der Zeit Friedrich des Großen und vergilbtes unleserliches Papier gefunden. Zwischen 1993 und 1995 erfolgte die Erneuerung des Dachs und Restauration der Wandmalereien.[11][13] Die Orgel aus dem Jahr 1890 stammt von dem Potsdamer Orgelbaumeister Carl Eduard Gesell und wurde mit neun Registern, einem Manual und Pedal ausgestattet.[14] Im Jahr 2000 wurde das Instrument saniert. Das Geläut besteht aus einer undatierten Bronzeglocke und einer Stahlglocke aus dem Jahre 1952 der Glockengießerei Apolda.
Unter Denkmalschutz steht ferner die über 200 Jahre alte Schmiede am Rand des Dorfangers gegenüber der Kirche, das älteste erhaltene weltliche Gebäude des Dorfes. Seit 1993 beherbergt der Natursteinbau ein kleines Weinlokal mit einer Weinlaube unter einer Rosskastanie, die Weinschmiede.[15] Die Landesdenkmalliste verzeichnet ferner in der Luckenwalder Straße 227 einen ehemaligen Gasthof mit Saalanbau und in der Kähnsdorfer Straße 12 Fresdorfs größtes Gehöft, bestehend aus Wohnhaus, Stall, Scheune und Toreinfahrt.[10] Von der roten Klinkerfassade des Wohnhauses heben sich weiß eingefasste Fenster und die bunt bemalte Haustür ab. Auf dem Dachgiebel thront über einem Wappenornament eine Adlerskulptur.[5]
Filmkulisse
Während der DDR-Zeit drehte die DEFA mehrere Filme in Fresdorf, darunter die Folge 146 der Krimiserie Polizeiruf 110 Der Fall Preibisch.[16] sowie die Märkische Chronik. Zudem machte die DREFA (outgesourctes Tochterunternehmen des Mitteldeutschen Rundfunks MDR) im Dorf 2008 Aufnahmen für den Fernsehfilm Hoffnung für Kummerow mit Henry Hübchen, Uwe Kockisch, Victor Schefé und Dagmar Manzel unter der Regie von Jan Ruzicka. Der Film wurde in der ARD und in arte ausgestrahlt.[17]
Landschaft
Fresdorf ist eingebettet in eine Landschaft aus Seen, Hügeln und ausgedehnten Wäldern.
Geographie und Geologie
Der langgestreckte Ort zieht sich in der Zauche am westlichen Fuß des Kesselbergs (61 m) und Grämnitzbergs (78 m) hin. Die Berge sind Teil des weichselglazialen Saarmunder Endmoränenbogens, der die Zauche nach Osten zur Nuthe-Nieplitz-Niederung begrenzt. Südlich des Ortes, eingebettet zwischen dem Rauhen Berg (79 m), dem Krugberg (74 m) und dem Kesselberg erstreckt sich ein Niederungsgebiet, das von der sumpfigen Landschaft des Fresdorfer Sees und des Katzwinkels geprägt ist. Im Norden/Nordosten bildet die Fresdorfer Heide auf den trockenen Böden des Endmoränenzuges einen ausgedehnten Mischwald. Im Westen reicht die Gemarkung Fresdorfs bis an das Ufer des Großen Seddiner Sees heran, einem 218 Hektar umfassenden Rinnenbeckensee. Die Schmelzwasserabflussbahn, in der die Seddiner Seenkette liegt, entwässerte über den Langen Grund durch die heutige Fresdorfer Heide und die Endmoräne in die Trebbin-Potsdamer Abflussbahn, die heutige Nuthe Nieplitz-Niederung.[18]
Naturpark, Fresdorfer See und Poschfenn
Fresdorf liegt im Naturpark Nuthe-Nieplitz, dessen Landschaftsbild kleinräumige Biotope prägen, die für eine große Artenvielfalt sorgen. Feuchte Wiesen und Flachmoore, landwirtschaftlich genutzte Felder, Wälder und naturbelassene Stillgewässer mit ausgedehnten Schilfgürteln charakterisieren das Gebiet. Das Naturschutzgebiet Nuthe-Nieplitz-Niederung am Oberlauf von Nuthe und Nieplitz, zu dem auch der Fresdorfer See und das Poschfenn gehören, bildet das Kerngebiet des Naturparks. Der Fresdorfer See, der trotz seines Namens und seiner dichten Lage am Fresdorfer Ortskern zur Stückener Gemarkung gehört,[19] ist ein eutropher bis polytropher Flachssee mit einer maximalen Tiefe von 1,0 und einer mittleren Tiefe von 0,6 Metern. Er umfasst 7 Hektar und ist umgeben von breiten Verlandungszonen mit einem schmalen Röhrichtstreifen, vor allem aus Schilfrohr und von Erlenbrüchen. Das Mühlenfließ entwässert den Fresdorfer See über den südlich folgenden Katzwinkel zum Königsgraben und damit zur Nuthe und Havel. Kurz vor der Brücke des Ortolan-Rundweges vereinigt sich das Fließ mit einem weiteren Quellarm, der aus der Seddiner Seenkette kommt. Vor allem aufgrund gesunkener Grundwasserstände führt der Bach allerdings nur noch selten Wasser. Die sumpfige Landschaft um die Seen und um das Mühlenfließ bildet das älteste Naturschutzgebiet der Nuthe-Nieplitz-Niederung und reicht nach Süden bis dicht an den Dorfkern Stückens heran.
Rund 500 Meter östlich des Katzwinkels, jenseits der Landstraße 73, befindet sich das Poschfenn. Sein nördlicher Teil gehört zu Fresdorf, der südliche zu Stücken – die Ortsteilgrenze führt quer durch das langgestreckte Gewässer. Der eutrophe See umfasst 6 Hektar und hat eine maximale Tiefe von einem Meter und eine mittlere Tiefe von 70 Zentimetern. Es besitzt einen teilweise breiten Röhrichtstreifen und eine gut entwickelte Submersvegetation mit Hornblatt und Tausendblatt.[20] Sein Südufer ist steilscharig und bewaldet. Es ist Brutgebiet für Zwergtaucher, verschiedene Entenarten sowie Brutgebiet und Schlafplatz für Graugänse.[21] Auf trockenen Ruderalstellen am Poschfenn ergaben floristische Kartierungen den Nachweis der Arten Taraxacum hamatiforme und Taraxacum marchicum nom. provisorium aus der Löwenzahngattung.[22]
Literatur
- Christa und Johannes Jankowiak: Unterwegs an Nuthe und Nieplitz. Porträt einer märkischen Landschaft. Auf alten Spuren und neuen Wegen. Stapp, Berlin 1995, S. 42f, ISBN 3-87776-061-9.
Weblinks
Commons: Fresdorf – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Bevölkerungsstatistik vom 31. Dezember 2010 der Internetseite der Gemeinde Michendorf
- ↑ Flächenstatistik auf der Internetseite der Gemeinde Michendorf
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
- ↑ Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin, Band 13 der Brandenburgischen Historischen Studien im Auftrag der Brandenburgischen Historischen Kommission, be.bra wissenschaft, Berlin 2005, S. 57f, ISBN 3-937233-30-X, ISSN 1860-2436.
- ↑ a b c Christa und Johannes Jankowiak: Unterwegs an Nuthe und Nieplitz.… S. 121.
- ↑ Georg Klünder: Untersuchung über die Geschichte Wildenbruchs. In: Blickpunkt Spezial, 2002, Auszug bei Ev. Kirchengemeinde Wildenbruch
- ↑ Lutz Partenheimer: Beelitz. In: Städtebuch Brandenburg und Berlin (Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Neubearbeitung. Bd. 2: Brandenburg und Berlin). Hg.: Evamaria Engel, Lieselott Enders, Gerd Heinrich, Winfried Schich. Stuttgart/Berlin/Köln 2000. S. 26–30. ISBN 3-17-015388-9 Verwaltungsportal, S. 1, Abschnitt 2b, Verkehrslage (PDF)
- ↑ Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Landkreis Zauch-Belzig.
- ↑ Freunde und Förderer der Wilhelmshorster Ortsgeschichte e. V.: Steigbügelhalter der Nazis. 2. Januar 2010.
- ↑ a b Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum: Denkmalliste des Landes Brandenburg: Landkreis Potsdam-Mittelmark (PDF-Datei; 319 kB)
- ↑ a b Gemeinde Michendorf, Ortsteil Fresdorf
- ↑ Informationstafel in der Kirche.
- ↑ Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung: Milan-Rundweg.
- ↑ Werkverzeichnis der Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH
- ↑ Weinschmiede-Fresdorf.
- ↑ Lexikon Polizeiruf 110: Der Fall Preibisch
- ↑ DREFA-Magazin: Ich bin ein produktiver Pessimist.
- ↑ Olaf Juschus: Das Jungmoränenland südlich von Berlin – Untersuchungen zur jungquartären Landschaftsentwicklung zwischen Unterspreewald und Nuthe, S. 2. Dissertation, Humboldt Universität Berlin, 2001. Siehe Abbildung 2 Platten und Urstromtalungen im Jungmoränenland südlich Berlins. online Auch in: Berliner Geographische Arbeiten 95, ISBN 3-9806807-2-X, Berlin 2003
- ↑ Brandenburg-Viewer Im Menü Automatisierte Liegenschaftskarte oder Geofachdaten anklicken, dann ⇒ Grenzen ⇒ Ortsteile aktiviert.
- ↑ Ökologische Charakterisierung der wichtigsten Brutgebiete für Wasservögel in Brandenburg. (PDF) Schriftenreihe: Studien und Tagungsberichte des Landesumweltamtes. Band 57. Hrsg.: Landesumweltamt Brandenburg (LUA). Potsdam 2008, S. 69, ISSN 0948-0838.
- ↑ Ornithologische Arbeitsgruppe im Landschaftsförderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V.: Die Gewässer der Nuthe-Nieplitz-Niederung.
- ↑ Ingo Uhlemann: Die Gattung Taraxacum (Asteraceae) im östlichen Deutschland. (PDF) In: Mitteilungen zur floristischen Kartierung Sachsen-Anhalt, Sonderheft (2003). Hrsg.: Botanischer Verein Sachsen-Anhalt e. V., Halle (Saale) 2003, ISBN 3-932795-20-2, S. 42,113, ISSN 1432-8038,.
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