- Fritz Rudolf Fries
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Fritz Rudolf Fries (* 19. Mai 1935 in Bilbao, Spanien) ist ein deutscher Schriftsteller, Dolmetscher und Übersetzer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Fritz Rudolf Fries wurde geboren als Sohn eines deutschen Kaufmanns, der als Soldat im Zweiten Weltkrieg von italienischen Partisanen erschossen wurde, und einer ebenfalls deutschen Mutter spanischer Abstammung. 1942 kam die Familie nach Leipzig. Als Kind erlebte Fries die Bombardierungen Leipzigs.[1] Nach dem Studium der Anglistik, Romanistik und Hispanistik bei Werner Krauss und Hans Mayer an der Karl-Marx-Universität Leipzig wurde er freischaffender Übersetzer aus dem Englischen, Französischen und Spanischen (Calderón, Cervantes, Neruda, Buero Vallejo u.a.), Dolmetscher (unter anderem in Prag und Moskau) und Schriftsteller. 1964 reiste er nach Kuba. Außerdem machte er sich als Herausgeber einer vierbändigen Borges-Ausgabe einen Namen. Von 1960 bis 1966 arbeitete er als Assistent bei Werner Krauss an der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin.
1972 wurde er Mitglied des PEN-Zentrums der DDR und kurz darauf in dessen Präsidium gewählt. Sein erster Roman Der Weg nach Oobliadooh, der in der DDR keine Druckgenehmigung erhielt, erschien 1966, durch Uwe Johnson gefördert, im Suhrkamp Verlag in der Bundesrepublik. Gabriele Wohmann konstatierte: „Fries widerlegte die Vorstellung vom handwerklich ungeschickten, thematisch eingeengten, formal vorsichtigen und bieder erzählenden DDR-Schriftsteller“.[2] 1996 wurde er als inoffizieller Mitarbeiter (von 1972 bis 1985 fungierte er als IM Pedro Hagen) des Ministeriums für Staatssicherheit enttarnt.[3] In der Folge trat er aus allen Vereinigungen (P.E.N., Akademie der Künste in Berlin, Bayerische Akademie der Schönen Künste und Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung) aus.
In seinem 2010 erschienenen halbautobiografischen Roman Alles eines Irrsinns Spiel taucht Fries tief in die Familien-Mythen sowie die Zeiten seiner Kindheit ein. Damit schließt sich ein Kreis zu seinem ersten Roman Der Weg nach Oobliadooh, der ebenfalls biografisch grundiert von seiner Liebe zum Jazz und dadurch motivierten Ausflügen zu Westberliner Konzert-Veranstaltungen handelte.[1]
Fries lebt heute in Petershagen bei Berlin und schreibt gelegentlich noch für das Feuilleton mehrerer Tageszeitungen. Seine Romane im Zeichen des Pikaresken, der Phantasie und des Humors stehen im Widerspruch zum sozialistischen Realismus.
Werke (Auswahl)
- Der Weg nach Oobliadooh. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1966.
- Das Luftschiff, Rostock 1974, Piper ISBN 3492034284.
- Lope de Vega, Leipzig 1977, Insel 1979 ISBN 3458149740.
- Alexanders neue Welten, Berlin und Weimar 1982.
- Verlegung eines mittleren Reiches, Berlin 1984.
- Die Väter im Kino, Berlin und Weimar 1989.
- Die Nonnen von Bratislava. München: Piper Verlag, 1994. ISBN 3-492-03655-4.
- Don Quixote flieht die Frauen oder die apokryphen Abenteuer des Ritters von der traurigen Gestalt. Berlin-Köpenick: Katzengraben-Presse, 1995. ISBN 3-910178-20-0. Limitierte Auflage von 999 Stück, den Vorzugsexemplaren 001-099 ist eine Radierung des Malers und Bühnenbildners Manfred Gruber beigegeben.
- Im Jahr des Hahns (Tagebücher). Leipzig: G. Kiepenheuer Verlag, 1996. ISBN 3-378-00591-2.
- Septembersong, Hamburg 1997.
- Der Roncalli-Effekt. Leipzig: G. Kiepenheuer Verlag, 1999. ISBN 3-378-00624-2.
- Diogenes auf der Parkbank (Erinnerungen). Berlin: Verlag Das Neue Berlin, 2002. ISBN 3-360-00973-8.
- Hesekiels Maschine oder Gesang der Engel am Magnetberg. Berlin: Verlag Das Neue Berlin, 2004. ISBN 3-360012-49-6.
- Blaubarts Besitz. Leipzig: Faber & Faber, 2005. ISBN 3-936618-72-0.
- Dienstmädchen und Direktricen. Leipzig: Faber & Faber, 2006. ISBN 3-936618-83-6.
- Alles eines Irrsinns Spiel. Verlag Faber & Faber, Leipzig 2010. 330 S.
- Der Fernsehkrieg. Rostock: VEB Hinstorff Verlag, 1975
Auszeichnungen und Preise
- Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste zu Berlin, 1979 (Laudatio von Karl Mickel)
- Orden de Isabel la Católica, 1987
- Marie-Luise-Kaschnitz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing, 1988
- Literaturpreis der Stadt Bremen, 1991
- Brandenburgischer Literaturpreis, 1991
- Hörspielpreis der Kriegsblinden, 1995
Literatur
- Frauke Bolln: Zwischen Beat-Generation und „Ankunftsliteratur“: Fritz Rudolf Fries' Roman „Der Weg nach Oobliaooh“. Bielefeld: Aisthesis-Verlag, 2006. ISBN 3-89528-570-6.
- Mirjam Gebauer: Der Pikaro im deutschen Roman der 1990er Jahre. Trier: WTV, 2006. ISBN 3-88476-812-3.
- Karsten Kruschel: Fritz Rudolf Fries. In: Erik Simon, Olaf R. Spittel (Hrsg.): Die Science-fiction der DDR. Autoren und Werke. Ein Lexikon. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1988, ISBN 3-360-00185-0, S. 132–134.
- Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin: Ch. Links Verlag, 1996. ISBN 3-86153-121-6.
Weblinks
- Literatur von und über Fritz Rudolf Fries im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- "Der hohe Preis der Reisefreiheit" von Cornelia Geißler (Berliner Zeitung, 27. November 1996)
- Erich Loest: "Wider die Dunkelmänner unserer Zeit", Die Zeit, 13. Juni 2002
- Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
Einzelnachweise
- ↑ a b Deutschlandradio Kultur vom 26. Oktober 2010: „Die Mythen einer Familie“ Fritz Rudolf Fries: "Alles eines Irrsinns Spiel" Rezension
- ↑ Peter Mohr: Ein dienendes Mitglied der Familie. Zum 70. Geburtstag des Schriftstellers Fritz Rudolf Fries. Literaturkritik.de, 6. Juni 2005.
- ↑ http://www.focus.de/kultur/buecher/literatur-der-teufelspakt_aid_158103.html
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