Gattaca

Gattaca
Filmdaten
Deutscher Titel Gattaca
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1997
Länge 101 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Andrew Niccol
Drehbuch Andrew Niccol
Produktion Danny DeVito
Musik Michael Nyman
Kamera Sławomir Idziak
Schnitt Lisa Zeno Churgin
Besetzung

Gattaca ist ein Science-Fiction-Film und behandelte als einer der ersten populären Filme die Problematik von Präimplantationsdiagnostik in Kombination mit Gentechnik zum Ziele der Optimierung menschlichen Lebens und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Gattaca versucht, mit dem Vorurteil der Allmacht der Gene und dem damit einhergehenden Determinismus aufzuräumen und kann als eine Parabel über Diskriminierung betrachtet werden.

Der Film zeigt eine retro-futuristische Version einer von Eugenik getriebenen Gesellschaft, in der Gentechnologie und Präimplantationsdiagnostik die Auswahl von Kindern nach Maß ermöglicht, aber auch zu einer moralischen Pflicht der mittleren und oberen Schichten gemacht hat. Auf „traditionelle“ Art gezeugte Menschen haben ein gehäufteres Aufkommen von minderwertigen Phänotypen, gelten allgemein als „invalid“ und gehören automatisch einer neuen Unterschicht an, unabhängig von Ethnie oder Geschlecht.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

In der Einleitung wird erklärt, dass die technische Entwicklung so weit fortgeschritten sei, dass man das menschliche Erbgut wie ein Buch lesen und Veranlagungen für alle erdenklichen Krankheiten sowie die durchschnittliche Lebenserwartung daraus ermitteln könne. Zu Beginn wird dies sofort bei der Geburt des Protagonisten Vincent Freeman demonstriert, indem die Krankenschwester nach einem Bluttest vorliest, dass der Neugeborene u.a. ein schwaches Herz und damit eine niedrige Lebenserwartung habe.

Vincent ist ein natürlich Gezeugter, die in der Bevölkerung euphemistisch „Gotteskinder“, offiziell aber „invalid“ genannt werden. Seine Eltern hatten sich entschieden, ihn nicht genetisch selektieren zu lassen, obgleich dies möglich gewesen wäre und längst Routine war. Anders als ihre euphemistische Bezeichnung vermuten lässt, bilden die „Gotteskinder“ in dieser Gesellschaft die neue Unterschicht. Trotz Verbots führen Konzerne bei Bewerbungen oft sogar ohne das Wissen der Bewerber Gentests durch und behandeln genetisch einwandfreie Bewerber bevorzugt; somit bleiben den Invaliden nur unterprivilegierte Hilfsarbeitertätigkeiten.

Schon früh ist Vincent von der Raumfahrt begeistert, und obwohl er Herzprobleme hat und kurzsichtig ist, strebt er auch im Erwachsenenalter eine Karriere als Raumfahrer an. Da er auf offiziellem Wege keine Chance hat, diesen Beruf zu ergreifen, nimmt er die Identität des nach einem Unfall im Rollstuhl sitzenden Sportlers Jerome Eugene Morrow an – eines genetisch perfekten Weltklasseathleten, der sich durch seine Behinderung seiner Perspektiven beraubt sieht und durch diesen Schwindel seinen Lebensstil aufrechterhalten will.

Durch Jeromes Identität schafft es Vincent, eine Stelle als Raumfahrer in der Raumfahrtorganisation Gattaca zu bekommen. Dort verliebt er sich in die Angestellte Irene. Kurz vor seinem ersten Raumflug zum Saturnmond Titan geschieht aber ein Mord an einem Vorgesetzten in der Organisation. Die Ermittlungen der Polizei, die sich natürlich auf genetische Methoden stützen, drohen seine Tarnung auffliegen zu lassen, und tatsächlich stößt die Polizei in der Nähe des Tatorts auf eine Wimper von Vincent und macht diesen damit zum Hauptverdächtigen.

Weitere Brisanz erhält die Handlung dadurch, dass an den Ermittlungen in diesem Mordfall Vincents jüngerer, genetisch selektierter Bruder Anton Freeman beteiligt ist, der bislang geglaubt hatte, Vincent sei vermutlich schon vor Jahren aufgrund seines Herzfehlers gestorben. Als Vincent sich seinem Bruder später zu erkennen gibt, wird Anton am Ende dessen falsche Identität nicht offenlegen.

Mit Hilfe einer genetischen Untersuchung an der Leiche wird der wahre Mörder ermittelt, und die Weltraummission findet statt. Kurz vor dem Start wird eine Analyse von Vincents Urin durchgeführt, auf die er nicht vorbereitet ist. Es stellt sich aber heraus, dass der zuständige Arzt schon lange wusste, dass Vincent eine falsche Identität benutzt, und ihm unbemerkt bei dessen Verschleierung half. Seine Motivation zur Beihilfe erklärt er mit dem Umstand, dass sein Sohn trotz Präimplantationsdiagnostik „nicht ganz so geworden ist, wie man uns versprochen hat“.

Jerome, der zuletzt noch Vincents Traum verwirklicht hat, begeht in seinem hauseigenen Müllverbrennungsofen Suizid. Indem Vincent am Ende des Films seinen Traum verwirklicht und ins All reist, verliert das in Gattaca dargestellte Gemeinwesen seine Glaubwürdigkeit. Er ist der „Fehler im System“, der bisher im Konflikt zur dargestellten Gesellschaft stand. Sein Erfolg beweist, dass Gene das Leben eines Individuums nicht determinieren können und somit auch jene, die aufgrund ihres genetischen Hintergrunds verstoßen und diskriminiert werden, die Möglichkeit haben, ihren Lebenstraum zu realisieren. Durch dessen Erfüllung wird das gesamte gesellschaftliche System Gattacas ad absurdum geführt.[1]

Hintergrund

  • Gattaca ist das Regiedebüt von Andrew Niccol, dem Drehbuchautor von Die Truman Show. Der Film folgt der Tradition von Werken wie Flucht ins 23. Jahrhundert und THX 1138 (Erstlingswerk von George Lucas), die sich ebenfalls kritisch mit der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung auseinandersetzen und versuchen, die daraus resultierenden Gefahren in Form einer teilweise düsteren Zukunftsvision aufzuzeigen.
  • Die Dreharbeiten fanden unter anderem in Barstow, Kalifornien statt. Die Innenaufnahmen entstanden zum Teil im Marin County Civic Center, erbaut im Jahr 1957–66 von dem US-amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright. Hier sind im Hintergrund die startenden Raumfahrzeuge im gewölbten Glasdach zu sehen.[2]

Anspielungen

Der Titel „Gattaca“ ist aus den Abkürzungen der vier Nukleinbasen der DNA zusammengesetzt: A für Adenin, C für Cytosin, G für Guanin und T für Thymin. Die Abfolge GATTACA ebendieser Basen kann erstaunlich oft in der menschlichen DNA gefunden werden. In den Namen der Akteure im Vor- und Abspann sind diese Buchstaben hervorgehoben. Auch während des Films finden sich immer wieder Anspielungen auf das menschliche Erbgut, an dessen Güte in der Welt von Gattaca der Wert jedes Menschen ablesbar sein soll, so zum Beispiel die Wendeltreppe in Jeromes Haus, welche sich an die Struktur der Doppelhelix anlehnt. Jeromes Zweitname – Eugene – ist griechisch und bedeutet wörtlich übersetzt „gute Geburt“ (im Sinne von: von guter Herkunft); Jerome hat also gute Anlagen von Geburt her und könnte es wegen seines „unübertroffenen genetischen Quotienten“ in der Welt von Gattaca weit bringen.

Der Nachname Jeromes (Morrow) kann sowohl als Verkürzung aus dem Englischen tomorrow („morgen“), als auch als Anspielung auf den Science-Fiction-Klassiker Die Insel des Dr. Moreau von H.G. Wells verstanden werden. In diesem Buch geht es ebenfalls um die – damals allerdings noch nicht genetische, sondern operative – Manipulation und vorgebliche Verbesserung von Lebewesen.

Auch der Nachname von Dr. Lamar kann als eine Anspielung auf den Botaniker und Zoologen Jean-Baptiste de Lamarck verstanden werden, der einen großen Teil seiner Forschung mit der Evolutionstheorie verbrachte. Diese Anspielung belegt auch sein Verhalten im Bezug auf den Invaliden Vincent, den er in dem Wissen über seine natürliche Zeugung zum Raumschiff passieren lässt. Lamarck war Anhänger der Theorie, dass Organismen Eigenschaften an ihre Nachkommen vererben können, die sie im Laufe ihres Lebens erworben haben. In Vincents Fall waren es diese unvorhersehbaren Eigenschaften, die ihn letztendlich zu den Sternen gebracht haben.

Eine weitere subtile Anspielung: Der Protagonist erhält auf Wunsch seines Vaters Antonio den Namen Vincent. Vincents Vater befindet erst dessen jüngeren und genetisch perfekten Bruder als würdig, seinen Namen (Anton) zu tragen. Man kann diese Namensgebung als Vorwegnahme des Filmendes deuten: Der Name Vincent kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Sieger“; Vincent ist also derjenige, der am Ende siegt und die Ideale der Welt von Gattaca ad absurdum führt. Vincent beweist, dass die genetische Abstammung eines Menschen nicht allein ausschlaggebend ist, sondern dass es vor allem eine Frage der Sehnsucht und Willenskraft des Menschen ist, ob er seine Ziele erreichen kann („Es gibt kein Gen für den menschlichen Geist“).

Gattacka oder Kattaka war auch eine Stammesbezeichnung für Kiowa-Indianer im 19. Jahrhundert.

Kritiken

„Ein elegisch erzählter Science-Fiction-Thriller als anklagende Parabel über die die Menschlichkeit zerstörende Gen-Manipulation. In verstörend schönen Bildern spannend erzählt, konzentriert sich der Film ganz auf die zutiefst menschliche Botschaft und die ausdrucksstarken Charaktere.“

Lexikon des internationalen Films: [3]

„Dieser formal wie inhaltlich vorzüglich gestaltete Sciencefiction-Thriller ist das Regiedebüt von Andrew Niccol, dem Drehbuchautor von Die Truman Show. Endlich mal ein Film, der absolut durchdacht ganz in der Tradition von Filmen wie ‚Flucht ins 23. Jahrhundert‘ und ‚THX 1138‘ steht und eine durchaus denkbare Zukunftsvision vorstellt.“

Prisma Online: [4]

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung lobt die Leistungen der Schauspieler und beschreibt den Film als eine Zukunftsvision, die „deshalb so beklemmend ist, weil sie sich in ihrer Ausstattung nur in Nuancen von der Gegenwart unterscheidet“. [5]

Verweise

Einzelnachweise

  1. Zirnstein, Chloé: Zwischen Fakt und Fiktion. Die politische Utopie im Film. München: Utz, 2006, S. 131.
  2. Frank Lloyd Wright Building Index: Marin County Civic Center
  3. Lexikon des internationalen Films: Gattaca-Kritik, 28. August 2006
  4. Prisma Online: Gattaca-Kritik, 27. August 2006
  5. Andreas Platthaus: Die neue G-Klasse. FAZ vom 11. Juli 1998, S. 39

Literatur

  • Valentin Platzgummer: Die Errettung der Menschheit. Studien zu den Science Fiction-Filmen Gattaca und Matrix. Tectum Verlag, Marburg 2003, ISBN 3-8288-8570-5.
  • Andreas Lienkamp: „GATTACA“ – Eine Parabel auf die gegenwärtige Biopolitik?. In: Andreas Lienkamp, Caspar Söling (Hrsg.): Die Evolution verbessern? Utopien der Gentechnik. Bonifatius, Paderborn 2003, ISBN 3-89710-192-0, S. 99-116.

Siehe auch

Weblinks


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