- Geschichte des Weins
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Die Kultivierung von Weinreben zum Zwecke der Weinherstellung nennt man auch Weinbau. Schon seit dem 6. Jahrtausend vor Christus wird dieser in Vorderasien betrieben, um Wein herzustellen.
Inhaltsverzeichnis
Das antike Persien
Das antike Persien wird als Ursprungsland des Weines bezeichnet.
Schiraz, der Ursprungsort der gleichnamigen Rebsorte, nahe der Hauptstadt Persepolis (alt pers. Parsa), auch bekannt als „Thron des Dschamschids“, war berühmt für seine Weine und hatte den Ruf, die Besten des Mittleren Ostens zu produzieren.
Über „die Erfindung des Weines“ gibt es eine schöne Sage in der Zeit des legendären persischen Königs Dschamschid, der etwa 2.500 v. Chr. lebte.
Es steht geschrieben, dass ein König seine Trauben im Keller lagerte. Diese gärten nach einiger Zeit und somit begann die Weinkultur. Man dachte zu erst, die Trauben seien von bösen Geistern besessen und sogar vergiftet. Als die Königin von diesem wohlschmeckenden Getränk nahm, um vor ihrer Migräne in den Selbstmord zu fliehen, wurde sie nicht nur von ihren Kopfschmerzen befreit, sondern sie wurde sogar in fröhliche Stimmung versetzt. Aus diesem Grund wurde der Wein zum offiziellen Getränk.
Auch nach Angaben des griechischen Historikers Herodot (482 - 425 v. Chr.), was später der Autor Strabo (63 v. Chr. - 23. n. Chr.) bestätigte, wurde unter der Achaimeniden-Dynastie (559 - 331 v. Chr.) der Rausch bewusst eingesetzt, um über wichtige Fragen zu urteilen. Jedoch mussten die gefassten Beschlüsse noch einmal im nüchternen Zustand bestätigt werden.
Trotz der moslemischen Machtübernahme (641 n. Chr.) und dem verbundenen Weinverbot, wurde Wein dort weiterhin produziert und genossen.
Auch in den alten Werken des berühmten Lyrikers Hafez (1324 - 1388) und des Gelehrten und Dichters Omar Khayyām (1045 - 1122) spielt der Wein eine wichtige Rolle:
Klage (von Hafez, übersetzt von Goethe)
Spülte nicht der Wein den Kummer aus der Seele uns heraus,
machte bald der Zorn des Schicksals unserm Leibe den Garaus.
, Könnte nicht im Rausch mitunter unser Geist vor Anker gehn,
würde all die Leidensstürme unser Schifflein nicht bestehn.
Ach, noch jeden nahm der Himmel unbedenklich sich zum Ziel.
Keiner war, der je gewinnen konnte dieses arge Spiel.
Finster ist's, wo bleibt der Chisr, der den rechten Weg uns lehrt,
eh das Feuer der Entbehrung gar den ganzen Leib verzehrt?
Meine schwache Seele zog es sehnsuchtsvoll zur Wiese hin,
wo, vom flauen Wind umfächelt, ich dem Tode wollt entfliehn.
'Schenke', rief ich, 'Arzt der Liebe, gib mir Wein!
Nur Wein allein kann mich retten, kann vertreiben alle Angst und Herzenspein !'
Doch, was half's? Hafis verbrannte! Und der Freundin blieb's verhehlt.
Gebe Gott, daß es mit sanftem Flüstern ihr der Wind erzählt!Im 17. Jahrhundert wurde Wein bereits in Flaschen abgefüllt und z.B. nach Indien exportiert. Vom 17. bis 19. Jahrhundert wurde der Wein aus Schiraz von englischen und französischen Reisenden immer wieder über alle Maßen gelobt: „Kein Teil der Welt hat besseren Wein als Shiraz.“
Der staatliche Weinbau im Iran kam erst nach dem Regierungswechsel im Jahre 1979 völlig zum Erliegen. Von den heute rund 220.000 Hektar Rebfläche wird fast ausschließlich Tafeltrauben und Rosinen produziert.
Heute werden in Frankreich und Australien Weine nach alter Persischer Tradition produziert.
Ägypten
Bereits im antiken Ägypten wurde intensiv Wein angebaut, der dann bei Festen der Oberschicht getrunken wurde. Bier wurde auch gebraut, galt aber als preiswertes Alltagsgetränk der einfachen Leute. Jedoch tranken sie nicht Wein, sondern ein Gemisch aus Traubensaft und Wasser.
Griechenland
In der griechischen Antike wurden drei Sorten von Wein unterschieden: weißer, schwarzer und bernsteinfarbener. Diese konnten trocken (austeros), halbtrocken (autokratos) oder süß (glykazon) sein. Alter Wein wurde für besser als junger angesehen. Der Wein hatte einen relativ hohen Gehalt an Alkohol (Davidson geht von 15-16 % aus). Er wurde in versiegelten Tonkrügen oder Schläuchen aus Ziegenhaut gelagert.
Der meiste Wein stammte aus lokalem Anbau und kostete einen Obolus für drei Kotylen. Der beste Wein, der weit gehandelt wurde, stammte aus Chios (Gebiet von Arios), Thasos, Lesbos und Mende auf der Halbinsel Chalkidike. Die Transportamphoren unterschieden sich in der Form oder trugen Abbildungen, wodurch sich der Herkunftsort erkennen ließ.
Wein wurde grundsätzlich mit Wasser getrunken, der Genuss von unverdünntem Wein galt als Merkmal der Barbaren. Nur bei dem Trankopfer (Libation) zu Beginn eines Symposions (gemeinsames Trinkgelage) wurde unvermischter Wein verwendet. Die übliche Mischung waren fünf Teile Wasser auf zwei Teile Wein, eine Mischung aus gleichen Teilen galt bereits als unmäßig und wurde akratos (unvermischt) genannt. Wein und Wasser wurden in dem kratér gemischt, manchmal wurde der Wein auch in einem Psyktér gekühlt oder Schnee direkt in die Trinkschalen getan. Den Wein trank man aus flachen Schalen auf hohem Fuß, die seitlich zwei kleine Henkel aufwiesen. Für ein normales Gelage, an dem 14 Gäste teilnahmen, galten drei kratér Wein als angemessen.
Römisches Reich
Im Römischen Reich breitete sich der Weinbau mit den erobernden Legionen über weite Teile Europas aus. Auch im nördlichen Afrika war der Weinbau bis zur islamischen Eroberung weit verbreitet. Obwohl auch die Kelten Weinreben pflanzten und mit dem Keltern vertraut waren, intensivierten die Römer den Weinbau in der Wachau, dem Rheintal, Gallien und brachten ihn sogar bis nach England. Die Römer tranken den Wein oft gemischt mit Wasser. Er stellte zur damaligen Zeit auch nicht das Genussmittel von heute dar, sondern war ein Getränk, dem man stärkende und heilende Wirkung zusprach, und auf das man bei den Eroberungen nicht verzichten wollte.
Byzanz
In Byzanz war gewürzter Wein (conditum) beliebt. Lavendel, Lorbeer, Zimt, Pfeffer, Nelken, Rosenblätter, Wermut, Anis und Mastix konnten zugesetzt werden, um den Geschmack zu verbessern. Würzwein schrieb man jedoch auch medizinische Wirkung zu, wie die Rezeptsammlung des Pseudo-Oreibasios belegt. Geharzter Wein (retsina) war weit verbreitet.
An Rebsorten war Muskatwein, der auf Samos und Lemnos angebaut wurde, und monembasiós (davon Malvasierwein) aus Kreta bekannt. Berühmt war der Wein von Chios, Lesbos, Euböa, Rhodos und Samos sowie aus Warna am Schwarzen Meer. In Bithynien waren Nikäa und Triglis bekannte Weinbauorte, in Thrakien Kuzias und der Ganos-Berg. Der Wein wurde nun stärker getrunken als in der Antike, im Winter wurde am Morgen der Genuss einer Schale reinen Weins empfohlen, ansonsten wurde meist ein Teil Wein mit einem Teil Wasser gemischt. Auch jetzt noch blieb aber der Wein den Männern vorbehalten.
Byzantinische Weine wurden auch nach Westen exportiert, besonders der monembasiós von Kreta. In Rethymno wurde der Wein für den Export nach England gekocht, wohl eine Vorform des heutigen Sherry. Der Wein aus Kandia dagegen wurde ungekocht nach Italien verschifft.
Auch in Osmanischer Zeit wurden der Muskateller von Samos und der Wein von Kandia auf Kreta weiterhin exportiert.
Mittelalter
Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass der Wein wegen seines Alkoholgehaltes oft keimärmer und sauberer als Wasser war, stieg seine Beliebtheit im Mittelalter noch weiter. Unsauberes Wasser ließ sich durch ein bestimmtes Quantum Wein sogar desinfizieren – das ist der Grund, warum Wein- oder Essigkonsum (posca) den römischen Legionären sogar ausdrücklich vorgeschrieben war.
Darüber hinaus darf nicht unterschätzt werden, dass die Kirche auf Wein für den Gottesdienst angewiesen war – und mochte beispielsweise ein Kloster noch so weit abseits der Weinbaugebiete liegen. Die Notwendigkeit, dieses wichtige liturgische Mittel zur Verfügung zu haben, veranlasste viele Klöster zum Weinanbau in eigener Regie.
Wein war im Mittelalter auch Grundlage der Herstellung höherprozentiger Branntweinzubereitungen, welche vor allem medizinischen Zwecken dienten. Die Methodik der dazu angewandten Weindestillation wurde vor allem von dem Katalanen Arnald von Villanova publiziert und "international" bekanntgemacht[1].
In ganz Europa blühte der Weinbau. Vor dem Dreißigjährigen Krieg erlangte die Rebfläche das größte Ausmaß der Geschichte. Umfangreiche Weingärten wurden auch in klimatisch ungünstigen Gebieten angelegt, sie reichten in ihrer nördlichen Ausdehnung bis nach Königsberg und Thorn in Ostpreußen oder Grünberg in Schlesien. Auch in Südengland wurde umfangreich Weinbau betrieben. Nach Klimaverschlechterungen wurden Grenzlagen aber bald wieder aufgegeben.
Neuzeit
Während der englischen Herrschaft über die Gascogne und Aquitanien im 16. Jahrhundert begann der Aufschwung des Bordelais, speziell im Médoc und der angrenzenden Regionen um Bergerac und Cahors. Zwar wird in dieser Gegend schon seit der Römerzeit Wein angebaut (Château Ausone in Saint-Émilion beruft sich auf den Dichter Ausonius), allerdings kam alles erst um diese Zeit so richtig in Schwung. Wie auch bei anderen Weinen (z. B. Port, Sherry, Madeira, etc.) war die weltumspannende Handelsmacht der Briten der Stein, der alles ins Rollen brachte. Das Hafenstädtchen Pauillac wurde zu einem Zentrum des Weinbaues und Handels, und mit der Zeit bildeten sich in diesem Gebiet jene Chateaus heraus, die heute den Markt bezüglich Qualität anführen.
Der Ruf des Burgunders bildete sich am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit heraus. Während der Herrschaften von Philipp dem Kühnen bis hin zu Karl dem Kühnen steigerte sich der Ruf der burgundischen Lebensart und des dazugehörigen Weines. Berühmt war damals schon der im 11. Jahrhundert von Mönchen angelegte Weinberg Clos de Vougeot, der den frühen Charakter eines systematischen Versuchsanbaus von Weinreben hatte. Auch andere Parzellen wurden bereits seit dieser Zeit immer genauer vermessen und anhand ihrer Eignung zum Weinbau klassifiziert. Dies und das burgundische Erbrecht der Aufteilung unter den Erben bedingen, dass all diese Parzellen bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Romanée-Conti oder La Romanée) oftmals viele Eigentümer haben, und sich der Weinbergbesitz eines Eigentümers oft in allen Teilen des Burgund (2 ha dort, 4 ha da, 5 ha hier) befindet. Diese Umstände erschweren heutzutage nun dem Konsumenten die Suche nach einem guten Burgunder-Wein.
Aus Europa eingewanderte Hugenotten pflanzten 1562 die ersten Reben auf dem amerikanischen Kontinent. Dies geschah in der Nähe von Jacksonville.
Wandel zum Qualitätsweinbau
Berühmtheit erlangten zunächst die französischen Weine. Erst seit dem 16. Jahrhundert wurden zunehmend portugiesische (Portwein) und spanische Weine (Sherry) bekannt, sowie der ungarische Tokajer. Alle anderen Weine hatten nur lokale Bedeutung und wurden meist nahe ihrem jeweiligen Anbaugebiet konsumiert. Die Holländer hatten von den Engländern zwar nicht Aquitanien, aber den Weinhandel dort übernommen, und förderten aufgrund ihrer erweiterten Märkte nun auch Cahors im Hinterland der Gironde, von wo aus der „schwarze Wein“ dem Bordeaux für ungefähr hundert Jahre ernste Konkurrenz machte. Die Engländer hingegen, ihres Hauptlieferanten beraubt, suchten nach Alternativen und fanden sie im Dourotal im Hinterland von Porto. Hier entstand aus dieser Handelsbeziehung der Portwein.
In Spanien waren die Weine aus dem Umland von Jerez de la Frontera in Andalusien, die den Engländern seit den Raubzügen von Francis Drake bekannt waren, für die Briten interessant. Zum einen schätzten sie die Süße dieser verstärkten Weine, zum anderen waren diese durch den hohen Alkoholgehalt nach überallhin im englischen Kolonialreich problemlos verschiffbar.
Am Ende des 17. Jahrhunderts tauchte ein neuer Stern am Weinhimmel auf. Dom Pérignon brachte die Bläschen in den Champagner, und dieser vorher unbeachtete Wein wurde der neue Exportschlager Frankreichs. Etwas später suchten die Engländer neue Quellen und wurden auf Sizilien fündig. Der Marsala (Wein) war der erste italienische Wein von Weltruf.
Im 19. Jahrhundert festigten zum einen die Franzosen ihre Vormachtstellung. Sie klassifizierten die teuersten Gewächse des Médoc (oder machten vielmehr die inoffizielle Wertung der Händler öffentlich) anlässlich der Weltausstellung von 1855, anhand der über Jahrzehnte bekannten Verkaufserlöse eines Chateaus. Die Klassifikation richtet sich in Bordeaux nicht nach der Lage, wie später in Burgund. Nachträglich geteilter Besitz bleibt in der gleichen Klasse (gleicher Chateau-Name mit angehängtem Zusatz, z. B. Château Grand-Puy-Ducasse und Château Grand-Puy-Lacoste, beide 5eme Cru Classe), nachträglich zugekauftes Areal steigt in der Qualität, wenn die Areale zusammenhängen. Der einzige Wein in dieser Aufstellung, der nicht aus dem Médoc kommt, ist Château Haut-Brion in den Graves.
Die Weine des Libournais und anderer Gebiete des Bordeaux erfuhren keinerlei Beachtung. Es gab auch damals schon weiter Einteilungen als die der Grand Cru Classés, die Crus Bourgeois, die Crus Artisans und weitere, die jedoch damals kaum Bedeutung für den Handel hatten und auch heute nur zögerlich wahrgenommen werden. Zugleich wurden auch die Süßweine von Sauternes und Barsac klassifiziert. Die aus Loupiac wurden weggelassen, wegen zu geringer Bedeutung für den Handel. Nun dachte man sich, der betuchten Klientel eine Richtschnur in die Hand gegeben zu haben. Leider wurde diese Klassifizierung bisher nur einmal geändert, als 1973 Château Mouton-Rothschild in den 1er Cru-Rang erhoben wurde. Die Klassifikation spiegelt, vor allem in den unteren Rängen, nicht den gegenwärtigen Stand wider.
Fast zur selben Zeit (um 1860) machte während der Einigungsbewegung Italiens auch der Barolo zum ersten Mal von sich reden. Aus den Weingärten des piemontesischen Königshauses in und um Serralunga d'Alba wurde der König der Weine, Wein der Könige wie das Piemonteser Königshaus in ganz Italien anerkannt und zum zweiten weltbekannten italienischen Wein. Zum anderen wurde durch die Einigung Italiens auch den toskanischen Weinhandelshäusern ein wesentlich größerer Markt geboten, so dass die Antinori und die Frescobaldi bald zu den größten Weinhändlern Italiens gehörten. Auch im Veneto hatten einige Handelshäuser ihren Sitz, die nun ebenfalls ihre Tätigkeit auf ganz Italien ausweiteten. Süditalien bleibt aufgrund seiner völlig anderen Struktur noch sehr lange ein Land für billigen Massenwein, und auch die Qualität des Marsala lässt kontinuierlich nach.
In der spanischen Rioja wurden die ersten Versuche mit aus Frankreich eingeführten Barriques gemacht, die allerdings erst im späten 20. Jahrhundert einen Rotweinboom in Spanien auslösen konnten. In der neuen Welt werden seit einigen Jahrzehnten Weine hergestellt. Die Reben aus Amerika eignen sich allerdings deutlich weniger zum Weinbau, da der Geschmack vom so genannten Fox-Ton beeinträchtigt wird. Also werden Reben aus Europa in die ganze Welt verschifft.
Aber es werden auch amerikanische Reben nach Europa gebracht, um Untersuchungen und Experimente damit zu machen. Mit diesen Reben jedoch kam ein Schädling nach Europa, die Reblaus. Die amerikanischen Reben sind dagegen tolerant, die europäischen werden von dem Wurzelschädling vernichtet. Im Zuge der Reblauskatastrophe wurden viele Sorten und Klone unwiederbringlich zerstört, und viele Weinberge mussten mit Unterlagsreben neu bestockt werden. Das heißt, dass auf einer Wurzel aus amerikanischem Rebmaterial ein als 'Edelreiser' bezeichneter Ast einer europäischen Rebe aufgepropft wird. Es gibt in Europa nur vereinzelt noch sogenannte „wurzelechte“ Reben in Gebieten, die von der Reblaus verschont geblieben sind. In allen anderen Gebieten werden amerikanische Wurzeln verwendet. Dieses Aufpfropfen der Reben führt vereinzelt zu der Behauptung, dass es nach der Reblaus-Katastrophe niemals mehr so extrem gute Weine werde geben können, wie sie vor der Reblaus in guten Jahren geerntet worden seien.
Nach der Reblaus wurde der europäische Weinbau von den beiden Weltkriegen stark beeinträchtigt. Erst nach dem zweiten Weltkrieg kam ein großer Aufschwung, der bis in die Gegenwart andauert. Anfänglich versuchten die meisten Weinbaugebiete, mit Masse auf den gesteigerten Weinverbrauch der Wirtschaftswunderzeit zu reagieren, mit Ausnahme der Weine im Hochpreissegment, die in dieser Zeit mit einigen legendären Jahrgängen aufwarten konnten. In den 1960er Jahren begannen jedoch in Italien und in den 1970er Jahren auch in Spanien einige Hersteller den Qualitätsweinmarkt zu beliefern. Ihr wachsender Erfolg führte zu strengeren Gesetzen. An diesen wiederum gemessen gab es Skandale, vor allem in den 1980er Jahren: der sogenannte „Glykolwein-Skandal“ ist in manchen Gebieten Österreichs und Deutschlands heute noch in böser Erinnerung.
Seither drängten immer mehr Hersteller aus Übersee, angefangen mit Australien und Kalifornien, später auch Chile, Südafrika und Argentinien, auf den Weinmarkt. Deren Qualitäten entwickelten sich rapide, so dass ihr Angebot vom qualitativen Aspekt her heute oftmals mit Europa mithalten kann. Der Weinmarkt ist seit Jahren gewachsen, da durch den allgemein gestiegenen Wohlstand guter Wein als Statussymbol und Genussmittel mittlerweile etabliert ist. Auch der Markt ist global geworden. Jedoch unterliegen regionale Marktanteile auch Verschiebungen teils drastischer Art, z.B. ist der Export von Bordeaux-Weinen nach Deutschland von 2004 zu 2005 um über 30% zurückgegangen, und die Binnennachfrage nach Bordeaux sank im gleichen Zeitraum innerhalb Frankreichs um 12%.
Spitzengewächse sind wegen ihres Prestiges nunmehr auch in den boomenden Wirtschaftsregionen Asiens und den Reformstaaten Osteuropas sehr gefragt. Ein Gutteil des unteren bis mittleren Preissegmentes befindet sich in der Hand weniger Konzerne. In Deutschland sind die Discounter nunmehr die mit weitem Abstand führenden Anbieter von Wein.
Dies führt aktuell zu zwei Entwicklungen: zum einen steigen die Preise für Spitzenweine nach wie vor, gefragte Flaschen kosten teils über 1.000 Euro pro Stück. Zum anderen werden Weine in einigen Preisklassen immer uniformer, weil sie nach dem Geschmack der Masse vinifiziert werden, oder aber, wie einige behaupten, nach dem Geschmack der vorrangig den Ton angebenden Weinkritiker wie z. B. Robert Parker.
Die Produktion von Wein innerhalb der EU ist aber höher als die Nachfrage des Marktes. 2005 wurden über 180 Millionen Euro zur Destillation von Wein ausgegeben.[2]
Fußnoten
- ↑ Willy Louis Braekman: A Middle Dutch version of Arnald of Villanova's 'Liber de Vinis', Janus 55 (1968), S. 96-133
- ↑ n-tv, Donnerstag, 26. Oktober 2006
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