- Günter Lamprecht
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Günter Hans Lamprecht (* 21. Januar 1930 in Berlin) ist ein deutscher Schauspieler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Lamprecht wurde als Sohn eines Taxifahrers geboren und wurde nach einer abgebrochenen Dachdeckerlehre zunächst professioneller Orthopädiehandwerker. Nach einer Ausbildung am Max Reinhardt Seminar hatte er sein erstes Theaterengagement am Schauspielhaus Bochum, von wo er zum Theater Oberhausen wechselte, an dem er von 1959 bis 1961 engagiert war[1]. Er spielte am Theater die Männer aus dem Volk, den Kowalski in Endstation Sehnsucht und den John in Gerhart Hauptmanns Die Ratten. Erste Fernsehrollen hatte er vor allem in Fernsehinszenierungen von Theaterstücken, wie 1968 neben Willy und Lucy Millowitsch in dem Schwank Der Meisterboxer. 1973 wirkte er in der ZDF-Serie Kara Ben Nemsi Effendi mit, 1975 spielte er die Hauptrolle in dem Zweiteiler Stellenweise Glatteis nach dem gleichnamigen Roman von Max von der Grün. 1977 stellte er in Peter Beauvais' Drama Rückfälle einen Alkoholiker dar. 1979 besetzte ihn Rainer Werner Fassbinder in Die Ehe der Maria Braun und anschließend als Franz Biberkopf in der Verfilmung von Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz. Diese bedeutende Rolle war sein Durchbruch, seine Schicksalsrolle.
Popularität erlangte er durch die Rolle des Berliner Tatort-Kommissars Franz Markowitz. Der Charakterdarsteller spielte auch in vielen kleineren Film- und Fernsehrollen, darunter Die große Flatter (1979), Das Boot (1981) und Comedian Harmonists (1997). Im Jahr 1999 wurden Lamprecht und seine Lebensgefährtin Claudia Amm nach einem Theaterauftritt in Bad Reichenhall von einem 16-jährigen Amokschützen angeschossen und schwer verletzt. Bei dem Amoklauf starben vier Menschen, darunter der Amokschütze, der sich selbst tötete.
Seine Erlebnisse während der Zeit des Nationalsozialismus und in der Nachkriegsjahren erzählte Günter Lamprecht in dem Buch Und wehmütig bin ich immer noch. Eine Jugend in Berlin. 2007 erschien mit Ein höllisches Ding, das Leben der zweite Teil seiner Autobiografie. Der Titel ist ein Zitat aus Alfred Döblins Roman Berlin Alexanderplatz. In seiner Wahlheimat, Schloss Rösberg bei Bornheim, engagiert er sich ehrenamtlich und setzt sich für soziale, karitative Zwecke und die Bewahrung der Umwelt ein. Lamprecht ist seit 1994 Schirmherr des Künstlerprojekts „ARTCORE“ in Solingen. Er ist politisch aktiv und unterstützt in Wahlkämpfen die SPD.
Filmografie (Auswahl)
- 1960: Die Brücke des Schicksals
- 1964: Hafenpolizei: Quarantäne
- 1966: Melissa – Durbridge-Mehrteiler
- 1967: Das Kriminalmuseum: Das Amulett
- 1968: Der Meisterboxer (Aufzeichnung aus dem Millowitsch-Theater)
- 1970: Tatort: Taxi nach Leipzig
- 1972: Privatdetektiv Frank Kross: Der Offenbarungseid
- 1973: Tatort: Kressin und die zwei Damen aus Jade
- 1973: Welt am Draht
- 1974: Martha
- 1974: Das Brot des Bäckers
- 1975: Tatort: Kurzschluss
- 1975: Stellenweise Glatteis
- 1976: Die Ilse ist weg
- 1977: Rückfälle
- 1977: Tatort: Flieder für Jaczek
- 1978: Die Ehe der Maria Braun
- 1979: Die Schattengrenze
- 1979; Die große Flatter
- 1979: Das gefrorene Herz
- 1980: Berlin Alexanderplatz
- 1981: Das Boot
- 1981: Tatort: Schattenboxen
- 1982: Tatort: Das Mädchen auf der Treppe
- 1982: Flüchtige Bekanntschaften
- 1982: Die Komplizen
- 1982: Milo Barus, der stärkste Mann der Welt
- 1984: Blutiger Schnee
- 1985: Liebe ist kein Argument
- 1986: Rote Küsse (Rouge Baiser)
- 1986: Roncalli (6-teilige TV-Serie)
- 1987: Gegen die Regel
- 1989: Dort oben im Wald bei diesen Leuten
- 1990: Der Tod zu Basel
- 1990: Ron und Tanja (6-teilige TV-Serie)
- 1991: Herzsprung
- 1991-1995: Tatort: Franz Markowitz
- 1993: Engel ohne Flügel
- 1994: Angst
- 1997: Berlin – Moskau
- 1998: Ein fast perfektes Alibi (auch: Glatteis)
- 1999: Mein Freund Balou
- 1999: Tatort: Drei Affen
- 2002: Epsteins Nacht
- 2005: Josef und Maria
- 2007: Der Fährmeister
Literatur
- Günter Lamprecht: Und wehmütig bin ich immer noch, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002, ISBN 3-462-03106-6
- Günter Lamprecht: Ein höllisches Ding, das Leben, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, ISBN 3-462-03777-3
Auszeichnungen
- 1976: Ernst-Lubitsch-Preis für Das Brot des Bäckers
- 1978: Goldene Kamera für den Fernsehfilm Rückfalle
- 1982: Deutscher Darstellerpreis Chaplin-Schuh des Bundesverbandes deutscher Film- und Fernsehregisseure e. V. für Berlin Alexanderplatz
- 1983: USA-Kritikerpreis [2]
- 1994: Goldener Gong für Drehbuch und Darstellung in Tatort – Geschlossene Akten
- 1995: Verdienstorden des Landes Berlin
- 2000: Goldene Kamera für Kommissar Markowitz in Tatort
- 2001: Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen
- 2006: Bundesverdienstkreuz (I. Klasse)
- 2007: Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten für besondere Leistungen im Film- und TV-Bereich
- 2010: Großer Kulturpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland für sein Lebenswerk
Einzelnachweise
- ↑ Andrea Rickers: Hier ist es menschlich, WAZ 20. September 2010
- ↑ Günter Lamprecht. In: kundendienst.orf.at, abgerufen am 26, November 2010.
Weblinks
- Literatur von und über Günter Lamprecht im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Günter Lamprecht in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Immer noch wehmütig – Günter Lamprecht erzählt aus seinem Leben in der WDR 5-Reihe Erlebte Geschichten vom 23. Januar 2005
Kategorien:- Schauspieler
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