- Urs Odermatt
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Urs Odermatt (* 28. Februar 1955 in Stans, Kanton Nidwalden) ist ein Schweizer Regisseur und Autor.
Nach einigen Jahren als freier Journalist, Filmkritiker und Photograph lernte Urs Odermatt bei den beiden polnischen Altmeistern Krzysztof Kieślowski und Edward Żebrowski Regie und szenisches Schreiben. Er arbeitet in Deutschland und in der Schweiz als Regisseur für Film, Fernsehen und Theater. Zusammen mit dem Kameramann Rainer Klausmann gründete er 1990 die Produktionsfirma Nordwest Film AG.
Urs Odermatt ist der Sohn des Nidwaldner Photographen Arnold Odermatt und gibt seit 1993 dessen Werk heraus (Springer & Winckler Galerie, Berlin; Steidl Verlag, Göttingen). Bei den Recherchen zu seinem Spielfilm Wachtmeister Zumbühl entdeckte er 1992 das Photoarchiv seines Vaters und stellte die Arbeiten zu den Werkgruppen Meine Welt, Karambolage, Im Dienst und In zivil zusammen.
Urs Odermatt lebt und arbeitet in Windisch in der Schweiz. [1]
Inhaltsverzeichnis
Filme
- 2011 - Der böse Onkel. Spielfilm, nach dem gleichnamigen Theaterstück von Urs Odermatt. Mit Miriam Japp, Jörg-Heinrich Benthien, Paula Schramm, Julia Heydcamp, Stephan Dierichs, Kasia Borek, Verena Berger, Pascal Ulli, Eva Math, Johanna Leinen.
- 2009 - Mein Kampf. Spielfilm, nach dem gleichnamigen Theaterstück von George Tabori. Mit Götz George, Tom Schilling, Bernd Birkhahn, Anna Unterberger, Elisabeth Orth, Wolf Bachofner, Simon Schwarz.
- 1998 - Tatort - Ein Hauch von Hollywood. Fernsehfilm. Mit Winfried Glatzeder, Robinson Reichel, Marie-Lou Sellem, Johannes Brandrup, Götz Schubert, Dieter Mann, Martin Wuttke, Michael Gwisdek, Falk Rockstroh, Gustav Peter Wöhler, Klaus Manchen, Astrid Meyerfeldt, Bruno Cathomas.
- 1997 - Lisa Falk - Ein ganz einfacher Fall. Fernsehserie. Mit Ulrike Kriener, Peter Striebeck, Felix Eitner, Gustav-Peter Wöhler.
- 1997 - Lisa Falk - Der letzte Besucher. Fernsehserie. Mit Ulrike Kriener, Peter Striebeck, Nina Hoger, Axel Wandtke, Ueli Jäggi, Sylvie Rohrer.
- 1996 - Zerrissene Herzen. Fernsehfilm. Mit Suzanne von Borsody, Nadja Uhl, Burghart Klaußner, Ernst Jacobi, Michael Gwisdek, Siegfried Kernen, Martin Horn.
- 1996 - Polizeiruf 110 - Kleine Dealer, grosse Träume. Fernsehfilm. Mit Angelica Domröse, Dominic Raacke, Jürgen Vogel, Nadja Uhl, André Jung, Kathrin Angerer, Götz Otto, Ueli Jäggi, Rosemarie Fendel, Siggi Schwientek, Gottfried Breitfuss, Martin Horn. Titelsong: The Cranberries: Zombie.
- 1994 - Wachtmeister Zumbühl. Spielfilm. Mit Michael Gwisdek, Jürgen Vogel, Anica Dobra, Rolf Hoppe, Norbert Schwientek, Siggi Schwientek, Roeland Wiesnekker, Ueli Jäggi. ISBN 3-7165-0960-4. Colosseum Records CD CST 34.8050 LC 3387.
- 1991 - Lopper. Dokumentarfilm. Aus historischem Filmmaterial von Arnold Odermatt zum frühen Schweizer Autobahnbau bei Acheregg und Loppertunnel.
- 1991 - Gesichter der Schweiz. Rätoromanischer Beitrag zu einem dokumentarischen Episodenfilm. Zusammen mit Kurt Gloor, Francis Reusser, Claude Goretta, Hans-Ulrich Schlumpf, Nicolas Gessner, Thomas Koerfer u.a.
- 1990 - Der Tod zu Basel. Fernsehfilm, nach einem Drehbuch von Markus Kutter. Mit Günter Lamprecht, Dietmar Schönherr, Stefan Walz, Ueli Jäggi, Wolfram Berger, Siegfried Kernen, Hans-Michael Rehberg, Stephanie Glaser.
- 1988 - Gekauftes Glück. Spielfilm. Mit Wolfram Berger, Werner Herzog, Mathias Gnädinger, Günter Meisner, Annamirl Bierbichler, Helen Vita.
- 1986 - Rotlicht!. Spielfilm. Mit Uwe Ochsenknecht, Anouschka Renzi, Léon Huber.
- 1985 - Besuch bei der alten Dame. Kurzfilm.
Neben den beiden Kameraleuten, dem Schweizer Rainer Klausmann und dem Polen Piotr Lenar, gehört auch der Münchner Filmkomponist Prof. Dr. Norbert J. Schneider (heute: Enjott Schneider) zu den regelmässigen engen Mitarbeitern von Urs Odermatt.
Kritiken
Den Fernsehformaten Tatort und Polizeiruf 110 hat Urs Odermatt zwei der abgedrehtesten Folgen beigesteuert, die sich mit ihrer "gelungenen Mischung aus Ernsthaftigkeit und intelligentem Witz wohltuend vom Krimireihen-Einerlei" ( Stern 25/1996) abheben, mit einem "Panoptikum schräger Vögel (...), um den wirklichkeitsgetreuen Hauptfiguren eine grotesk gemusterte Tapete als Hintergrund zu bieten" (FAZ, 17. Juni 1996). "Soviel boshafte Komik war selten im Krimigenre" (Der Spiegel 24/1996).
Gekauftes Glück war 1989 bei Presse und Kinopublikum einer der erfolgreichsten Schweizer Autorenfilme. Die Kritik lobt die "sorgfältige Choreographie der Blicke, die sich von der gängigen Geschwätzigkeit des deutschsprachigen Autorenfilms wohltuend abhebt" (Frankfurter Rundschau, 11. März 1989).
Wachtmeister Zumbühl verstörte durch die klaustrophobe Zeichnung der geschlossenen Gesellschaft eines kleinen Dorfes, in der jeder jeden kennt und jeder von jeden alles weiss, "die Welt in einem Wassertropfen" (Krzysztof Kieślowski).
Auszeichnungen
Der Fernsehfilm Zerrissene Herzen (1996; Kamera: Piotr Lenar) wurde für die Wettbewerbe der Baden-Badener Tage des Fernsehspiels nominiert.
Gekauftes Glück wurde 1989 am Filmfestivel RiminiCinema in Rimini mit dem R d'argento ausgezeichnet.
Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden verlieh Gekauftes Glück das Prädikat wertvoll und Mein Kampf das Prädikat besonders wertvoll.
Siehe auch
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Wachtmeister Zumbühl,
franz. Le Pandore
Theaterinszenierungen
Inszenierungen
- 2005 - Dieses. Kleine. Land., von Alfred Gulden. Saarländisches Staatstheater, Saarbrücken. Uraufführung, ISBN 3-938823-02-X.
- 2005 - Trainspotting, von Irvine Welsh. Theater St. Gallen. Schweizer Erstaufführung.
- 2004 - Hexenjagd, von Arthur Miller. Freilichtspiele Chur.
- 2002 - Der böse Onkel, von Urs Odermatt. Theater Reutlingen. Uraufführung.
- 2002 - Die Bauchgeburt, von Rolf Kemnitzer. Saarländisches Staatstheater, Saarbrücken. Uraufführung.
- 2001 - Der Ignorant und der Wahnsinnige, von Thomas Bernhard. Oldenburgisches Staatstheater.
- 2000 - Hautnah, von Patrick Marber. Oldenburgisches Staatstheater.
- 1998 - Der Krüppel von Inishmaan, von Martin McDonagh. Oldenburgisches Staatstheater. Deutsche Erstaufführung.
- 1995 - Seid nett zu Mr. Sloane, von Joe Orton. Kleines Theater, Bonn.
- 1993 - Andorra, von Max Frisch. Neues Theater, Halle (Saale).
Regiestil
"...als (...) Beispiel für das breite Spektrum an Inszenierungsstilen im Schauspiel des Saarländischen Staatstheaters seien die am verstörendsten die Erwartungen ans Sprechtheater durchkreuzenden Arbeiten des Film- und Theaterregisseurs Urs Odermatt erwähnt. Seine Uraufführungen von Rolf Kemnitzers Die Bauchgeburt und Alfred Guldens Groteske Dieses. Kleine. Land. konfrontieren den Zuschauer mit einer Überfülle der sprachlichen und körperlich-gestischen Zeichen. Informations- und Impuls-Überfülle verweisen durch die filmschnittartige Videoclipästhetik auf das Ausschnitthafte unserer Wahrnehmung der Wirklichkeit und den Charakter des Sinnzusammenhangs als perspektivisches Konstrukt. Der Zuschauer muss seine kontemplative Haltung gegenüber dem Dargestellten ganz aufgeben und bewusst selektiv wahrnehmen. Die Grenze zum Nicht-semantisch-Fassbaren wird bei dieser Darstellungsform überschritten: Energetik tritt dort an die Stelle von "Sinn", wo der Abgrund der Kommunikationslosigkeit und die Pervertierung von Sinnfragen zu reinen Machtfragen im Zuschauer evoziert werden soll. Odermatts Theater der rhythmisierten, verfremdeten, chorischen Stimmen und der expressiven Körperlichkeit versucht mit dem zu konfrontieren, was man auf der Oberfläche des medialen Theaters nicht sieht."
Aus: Michael Birkner: Nur keine Komplexe - 15 Jahre Theater für das Saarland. Texte, Bilder, Daten zur Intendanz von Kurt-Josef Schildknecht.
Gollenstein Verlag, Blieskastel, ISBN 3-938823-07-0.Bühnenbild
Bei den meisten Theaterinszenierungen von Urs Odermatt, insbesondere bei allen Uraufführungen, hat der Berliner Bühnenbildner Dirk Seesemann das Bühnenbild gebaut. Er unterstützt Urs Odermatts Inszenierungskonzepte "mit seiner minimalistischen Strenge" (Saarbrücker Zeitung, 21. November 2005).
Kritiken
Dieses. Kleine. Land.
"'Dieses. Kleine. Land.' ...befasst sich mit dem Für (Erhaltung) und Wider (Eingliederung) kleiner Länder, dem Wahnhaften einseitiger Ideen sowie dem Verfolgen persönlicher Interessen. Als Mittel bedient (...) sich Urs Odermatt hierbei der Grotesken, driftet gelegentlich sogar ab ins Absurde. Das Stück stellt sowohl Schauspieler, als auch die Zuschauer vor eine große Herausforderung" (Benno von Skopnik, Welt kompakt, 22. November 2005).
"Nicht nur das Stück 'Dieses. Kleine. Land.' wird zerlegt und neu montiert, sondern auch dessen Figuren und deren Sprache. Sätze fallen immer wieder wie Kartenhäuser zusammen, aus deren Trümmern neue Fassaden erstehen. Alles wird bei Odermatt zum Zitat im Zitat, weshalb Schlager-Refrains angesungen, Worte wie Vinyl-Platten gescratcht und Szenen (wie von Gulden ausdrücklich angelegt) als Spiel im Spiel laufen. Immer wieder entsteht so ein mal chorisches, mal konzertiertes Sprechen, dessen Dialogstimmen sich über- und zerschneiden. Ein dekonstruktivistisches Verfahren, das Pantomime mit Slapstick und absurdes Theater mit Konkreter Poesie mischt. Eine ganze Weile lang vermag dieses von Odermatt ganz ähnlich vor drei Jahren bei der Saarbrücker Uraufführung von Rolf Kemnitzers 'Die Bauchgeburt' erprobte Zerlegungs-Ritual zu fesseln und die dialogischen Qualitäten von Guldens Stück freizulegen" (Christoph Schreiner, Saarbrücker Zeitung, 21. November 2005).
Der böse Onkel
"Odermatt hat sich umgeguckt, kreuzt als Autor Kroetzens Dorftragödien mit Ravenhills kaputtem Brit-Furor, gibt noch Castorf-Wildheit und Splatter-Movie bei - ein überladener, aber streitbarer Versuch. Als routinierter Regisseur strafft er seinen Theatererstling aber zur rasanten Groteske. Statt banaler Anklage zaubert er in einigen exzellent choreographierten Szenen tiefer lotende (Alb-)Traumbilder auf die Bühne. So kommt es, dass in den besten Momenten all die angerissenen Themen plötzlich verknüpft scheinen. Dann avanciert die Inszenierung zur bizarren Zeitanalyse, zu einem dunkel funkelnden Essay über Sexualität und Macht." (Otto Paul Burkhardt: Liebst du mich? Ja, ich dich auch - Urs Odermatt inszeniert seinen Theatererstling als Furioso über Sexualität und Macht, Reutlinger Nachrichten, 29. April 2002).
Trainspotting
"Ein irrwitziges Ballett jagt vorüber, Wortkaskaden überschlagen sich, überlagern sich, durchdringen sich, oft kaum verständlich, dann wieder in einem Crescendo-Staccato sich einhämmernd: 'Ich bin, ich war, ist alles schnell vorbei!' Wortkaskaden in einer kaum mehr überbietbaren Direktheit bis hin zur Fäkalsprache und doch wieder abgehoben in ein hoch artifizielles Idiom, übersteigert noch durch präzis eingesetztes Stottern oder echohaftes Repetieren einzelner Wörter oder Satzfetzen. (...) Urs Odermatts Inszenierung ist gnadenlos - in ihrer Unmittelbarkeit, fast noch mehr freilich in der rasanten Choreographie, welche dem Ensemble in papierraschelnden, mit Seiten aus Boulevardzeitungen bedruckten Kostümen eine ungeheure Präsenz abverlangt. Gnadenlos in einer körperlichen Nähe, die keiner Nacktheit oder auch nur Enthüllung bedarf, weil die innere Entblössung nach aussen gestülpt wird" (sda, 28. April 2005).
Hautnah
"Männer lassen die Hosen runter, Frauen brechen durch eine riesige Leinwandvagina auf die Bühne. So hinterrücks defloriert prangen die gespreizten Schamlippen dem Oldenburger Publikum direkt ins Gesicht. Die Premiere von Patrick Marbers "Hautnah" löste unter der Regie von Urs Odermatt den Titel des Stückes ein und trennte dadurch nach der Pause im Oldenburgischen Staatstheater zartbesaitetere TheatergängerInnen von den aufgeschlosseneren. Die bildeten dann aber eine klare Mehrheit und quittierten die Inszenierung mit viel Beifall" (Marijke Gerwin: Wie das Lotterleben so spielt - Sie fickten und sie schlugen sich, taz, 5. April 2000).
Siehe auch
Drehbücher, Theaterstücke, Hörspiele
- 2006 - Targa Florio.
- 2004 - Fünfzehn beide.
- 2001 - Der böse Onkel.
- 1998 - Kora.
- 1991 - Wachtmeister Zumbühl.
- 1989 - St. Moritz.
- 1987 - Die Neger kommen.
- 1986 - Rotlicht!
- 1984 - Gekauftes Glück.
Bücher
Autor
- Urs Odermatt: Der böse Onkel. Theaterstück. In: Programmheft zur Uraufführung. Theater Reutlingen, Reutlingen 2002.
- Urs Odermatt: Kora. Theaterstück. Theaterstückverlag, München 1998.
- Urs Odermatt: Wachtmeister Zumbühl. Drehbuch zu einem Spielfilm mit 79 Standphotos von Arnold Odermatt. Benteli Verlag, Bern 1994. ISBN 3-7165-0960-4.
- Urs Odermatt: Schweiz - Freibrief für den Sonderfall "Ich", in: Dominik Riedo: Heidis + Peters. Eine Anthologie. Verlag Pro Libro, Luzern. ISBN 978-3-9523525-3-3.
Herausgeber
- Arnold Odermatt: In zivil. Hors service. Off Duty. Herausgegeben von Urs Odermatt. Steidl Verlag, Göttingen 2010, ISBN 978-3-86521-796-7.
- Arnold Odermatt: Im Dienst. En service. On Duty. Herausgegeben von Urs Odermatt. Steidl Verlag, Göttingen 2006, ISBN 3-86521-271-9.
- Arnold Odermatt: Karambolage. Herausgegeben von Urs Odermatt. Deutsch, Französisch, Englisch. Steidl Verlag, Göttingen 2003, ISBN 3-88243-866-5.
- Arnold Odermatt: Meine Welt. Photographien/Photographs 1939–1993. Herausgegeben von Urs Odermatt. Benteli Verlag, Bern 1993, 2001 und 2006, ISBN 3-7165-0910-8.
Weblinks
Commons: Urs Odermatt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Nordwest Film AG: Urs Odermatt, Homepage
- Urs Odermatt in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Regieguide: Urs Odermatt
- Filmportal: Urs Odermatt
- Filmlexikon: Urs Odermatt
- Theater Reutlingen: Der böse Onkel
- ARD-Archiv: Polizeiruf 110 - Kleine Dealer, grosse Träume.
- Klaus-Peter Wolf: Polizeiruf 110 - Kleine Dealer, grosse Träume.
- Polizeiruf-110-Lexikon: Kleine Dealer, grosse Träume
- Video: Gekauftes Glück
Quellen
- ↑ Markus Ehrat: 31 Lofts - Wohnen in der alten Spinnerei, ISBN 3-907496-28-0
Kategorien:- Mann
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