Kalkhorst

Kalkhorst
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Kalkhorst
Kalkhorst
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Kalkhorst hervorgehoben
53.96666666666711.06666666666768
Basisdaten
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Nordwestmecklenburg
Amt: Klützer Winkel
Höhe: 68 m ü. NN
Fläche: 51,91 km²
Einwohner:

1.843 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 36 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 23942, 23948
Vorwahlen: 038825, 038827
Kfz-Kennzeichen: NWM
Gemeindeschlüssel: 13 0 74 037
Adresse der Amtsverwaltung: Schlößstr. 1
23948 Klütz
Webpräsenz: www.gemeinde-kalkhorst.de
Bürgermeister: Dietrich Neick
Lage der Gemeinde Kalkhorst im Landkreis Nordwestmecklenburg
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Über dieses Bild

Kalkhorst ist eine Gemeinde im äußersten Nordwesten des Landkreises Nordwestmecklenburg in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Die Gemeinde wird vom Amt Klützer Winkel mit Sitz in Klütz verwaltet.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Zusammen mit den nördlichen Ortsteilen der Kleinstadt Dassow bildet das Gemeindegebiet Kalkhorsts den nordwestlichsten Zipfel Mecklenburgs. Die Ortsteile Groß Schwansee und Brook liegen nur wenige Meter von der Ostsee entfernt. Der Küstenabschnitt besteht aus Steilufern, von denen das Kleinklützhöved nahe dem Ortsteil Warnkenhagen mit 31 Metern Höhe hervorzuheben ist. Die höchste Erhebung in der Gemeinde und des gesamten Klützer Winkels ist der Hohe Schönberg mit 89 m ü. NN.

Zu Kalkhorst gehören die Ortsteile Borkenhagen, Brook, Dönkendorf, Elmenhorst, Groß Schwansee, Hohen Schönberg, Klein Pravtshagen, Klein Schwansee, Neuenhagen und Warnkenhagen. Die Ortsteile Elmenhorst, Brook und Warnkenhagen bildeten früher die selbständige Gemeinde Elmenhorst, die zum 1. Januar 2004 mit der Gemeinde Kalkhorst fusionierte.[2]

Geschichte

Dorfkirche Elmenhorst
Dorfkirche Kalkhorst, Blick von Südosten

Erstmalige Erwähnung findet Kalkhorst am 8. Juli 1222. Die Kirchgemeinden von Elmenhorst und von Kalkhorst werden 1230 im Ratzeburger Zehntregister erwähnt, welches die damals zum Bistum Ratzeburg gehörenden Ortschaften geordnet nach Kirchspielen auflistet. Um 1307 war der Ort wohl bereits ein Rittergut. In der Zeit um 1230 wurde die Dorfkirche Kalkhorst errichtet.[3] Georg Dehio datiert die Erbauung der Kalkhorster Kirche um 1240/50.[4] Die Herren von Kalkhorst mit dem Hauptgut waren um 1314 die Brüder Heinrich und Johann von Both, obgleich schon 1220 ein von Both als Besitzer von Rankendorf erwähnt wurde. Der Ort blieb auch weitere Jahrhunderte in der Herrschaft der von Both.[5] Im 17. und 18. Jahrhundert bestimmten Kriege, Verwüstungen, Seuchen und Hungersnöte die Region und den Ort Kalkhorst.[6]

So wurde während des Dreißigjährigen Krieges Kalkhorst durch die Schweden niedergebrannt.

Im Jahr 1705 wurde begonnen, die Kirche grundlegend zu renovieren und ein neues Pfarrhaus zu erbauen. Diverse Güterver- und -ankäufe in Kalkhorst führten 1729 dazu, dass Kalkhorst zu einem geschlossenen Großgut wird.[7] Mitte des 18. Jahrhundert fielen große Viehbestände des Kalkhorster Gutsbesitzes der Rinderpest zum Opfer. Von 120 Kühen, 24 Ochsen und Jungvieh blieben lediglich 3 Tiere übrig. Das Gut blieb weiterhin in der Hand derer von Both. Durch Ankauf des Gutes Rankendorf wurde der Gutsbesitz nochmals vergrößert. Erneute Ausbrüche der Rinderpest verursachten immer wieder ein Zusammenbrechen der Viehbestände. Jedoch war in dieser Zeit eine aktive Bautätigkeit im Gut zu verzeichnen.[8]

Im Jahr 1764 wurde das Gut Rankendorf an Herrn von Bülow verkauft. Damit begann das Ende der jahrhundertelangen Herrschaft derer von Both. Auch die Güter Schwansee (1775) und Dönkendorf (1783) wurden verkauft. So blieb lediglich das Gut Kalkhorst in dem bothmerschen Besitz, das um 1814 deutlich verschuldet und verfallen war.[9]

Im Jahr 1849 wurde Kalkhorst von Baron Wilhelm von Biel (1789–1876) käuflich erworben. Eine rege Bautätigkeit setzte ein. Am 7. September 1852 übergab Wilhelm von Biel das Gut Kalkhorst seinem Sohn Thomson von Biel. Da sich das damalige Herrenhaus wahrscheinlich in einem sehr desolaten Zustand befand, wurde mit Planungen für einen Neubau begonnen.[10]. So wurde 1855 das Kalkhorster Schloss und der Gutssitz im Ortsteil Dönkendorf errichtet. Mit Beginn des Industriezeitalters entstanden neue Gewerbe im Klützer Winkel. 1891 wurde eine Molkereigenossenschaft gegründet. Der Bau der befestigten Straße nach Dassow (mit Anschluss nach Lübeck) sorgte ab 1908 für bessere Absatzmöglichkeiten. Im Süden der Gemeinde wurde ab 1920 Torf abgebaut. 1921 wurde Kalkhorst eine selbständige Gemeinde, acht Jahre später erhielt der Ort die ersten Stromanschlüsse und die Straße nach Klütz wurde fertiggestellt.

In der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft diente das Schloss Kalkhorst als Schulungsstätte des Verbandes für das Deutschtum im Ausland (VDA) sowie die österreichische NSDAP. Der „Reichsführer SS“ Himmler soll hier kurz vor der Kapitulation Quartier bezogen haben. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden im Schloss Typhuskranke behandelt, bis 1999 diente es als Kurheim sowie Psychiatrie-Pflegeheim. Das Schloss ist wie auch das Gutshaus in Groß Schwansee seit Ende der 1990er Jahre wieder in privater Hand. Südwestlich des Hauptortes Kalkhorst entstand im Jahr 2000 eine Windenergieanlage.

Politik

Wappen

Flagge der Gemeinde Kalkhorst

Das Wappen wurde am 1. Februar 2001 durch das Innenministerium genehmigt und unter der Nr. 235 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Blasonierung: „In Blau auf dreimal von Silber und Blau wellenförmig geteilten Wappenschildfuß ein schwimmendes Boot, darüber zwei schräggekreuzte goldene Giebelbretter mit abgewandten Pferdeköpfen.“

Das Wappen wurde von dem Schweriner Heraldiker Heinz Kippnick gestaltet.

Flagge

Die Flagge der Gemeinde ist gleichmäßig längsgestreift von Gold (Gelb) und Blau; in der Mitte des Flaggentuchs liegt, auf jeweils zwei Drittel der Höhe des goldenen (gelben) und des blauen Streifen übergreifend, das Gemeindewappen. Die Länge des Flaggentuchs verhält sich zur Höhe wie 5:3.

Sehenswürdigkeiten

Schlossgut Groß Schwansee, erbaut im Stil des Klassizismus

Georg Dehio datiert die Erbauung der Kalkhorster Kirche auf die Zeit um 1240/50.[4] Dabei handelt es sich um einen Backsteinbau mit einer reichen barocken Ausstattung, dessen Außenbau mehrfachen Veränderungen unterlag. Das Innere der Kirche ist geprägt von kämpferlosen quadratischen Pfeilern und weit gespannten abgestuften Arkaden, Wand- und Gewölbemalereien.[11]

Schloss Kalkhorst ist ein Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert.

Das Schlossgut Groß Schwansee im Ortsteil Groß Schwansee ist ein als Hotel genutzter ehemaliger Gutshof in klassizistischem Baustil.

Das Kulturgut im Ortsteil Dönkendorf ist ein siebenachsiger Backsteinbau, der an einem kleinen See liegt.[12] Im Park werden im Sommer Musikstücke aufgeführt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Der bestimmende Wirtschaftsfaktor in der Gemeinde ist nach wie vor die Landwirtschaft. Der „sanfte“, naturverbundene Tourismus wird seit einigen Jahren verstärkt gefördert. Vom Priwall bis nach Kalkhorst reicht das Naturschutzgebiet Küstenlandschaft zwischen Priwall und Barendorf mit Harkenbäkniederung entlang dem Naturstrand der Lübecker Bucht. Ein weiteres Naturschutzgebiet in der Gemeinde ist als Küstenwald der Brooker Wald.

Verkehrsanbindung

Kalkhorst erreicht man über die Verbindungsstraßen von Dassow und Klütz aus. Die 8 km entfernte Kleinstadt Dassow liegt an der Bundesstraße 105 von Lübeck nach Wismar. 20 km südlich von Kalkhorst liegt die Autobahn-Auffahrt Schönberg (Ostseeautobahn). Die nächsten Bahnhöfe befinden sich in Grevesmühlen und Schönberg.

Bekannte Persönlichkeiten aus oder in Kalkhorst

Weblinks

 Commons: Kalkhorst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mecklenburg-Vorpommern Statistisches Amt – Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden 2010 (PDF; 522 KB) (Hilfe dazu)
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2004
  3. Carl Miguel Freiherr von Vogelsang, Manfred Rohde: Kalkhorst Chronik. Obotriten-Verlag, 2005, S. 11–14
  4. a b Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kulturdenkmäler Mecklenburg Vorpommern. Deutscher Kunstverlag, München Berlin 2000
  5. Carl Miguel Freiherr von Vogelsang, Manfred Rohde: Kalkhorst Chronik. Obotriten-Verlag, 2005, S. 19, 31
  6. Carl Miguel Freiherr von Vogelsang, Manfred Rohde: Kalkhorst Chronik. Obotriten-Verlag, 2005, S. 38 ff
  7. Carl Miguel Freiherr von Vogelsang, Manfred Rohde: Kalkhorst Chronik. Obotriten-Verlag, 2005, S. 46 ff.
  8. Carl Miguel Freiherr von Vogelsang, Manfred Rohde: Kalkhorst Chronik. Obotriten-Verlag, 2005, S. 49 ff
  9. Carl Miguel Freiherr von Vogelsang, Manfred Rohde: Kalkhorst Chronik. Obotriten-Verlag, 2005, S. 56 ff
  10. Carl Miguel Freiherr von Vogelsang, Manfred Rohde: Kalkhorst Chronik. Obotriten-Verlag, 2005, S. 66 ff
  11. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kulturdenkmäler Mecklenburg Vorpommern. Deutscher Kunstverlag, München Berlin 2000, S. 261
  12. Kulturgut Dönkendorf

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