Henri-Nannen-Preis

Henri-Nannen-Preis
Das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, in dem alljährlich im Rahmen einer Gala-Veranstaltung die Preisverleihung stattfindet

Der Henri-Nannen-Preis (nach eigener Schreibung mit Leerzeichen in Komposita auch Henri Nannen Preis) ist ein Wettbewerbspreis, der journalistische Bestleistungen des jeweiligen Vorjahres besonders hervorheben will. Das Verlagshaus Gruner + Jahr und das Magazin stern wollen als Stifter „den Qualitätsjournalismus im deutschsprachigen Raum fördern und pflegen und gleichzeitig das Andenken des stern-Gründers Henri Nannen lebendig halten“ (laut Selbstdarstellung). Der Medienpreis wurde erstmals im Mai 2005 für journalistische Arbeiten aus dem Jahr 2004 verliehen. Die Preisverleihung findet im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg – dem Unternehmensstandort von Gruner + Jahr – statt.

Inhaltsverzeichnis

Kategorien

Die Auszeichnung wird in fünf Kategorien verliehen:

Zusätzlich vergeben wird

Zudem zeichnet die Jury Journalisten aus für ihr

  • „publizistisches Lebenswerk“ sowie für
  • „herausragendes Eintreten für die Unabhängigkeit der Presse im In- und Ausland“ („Pressefreiheit“)

Im Jahr 2007 wurde der 1. Platz in der Kategorie „Reportage“ zweimal vergeben. In den Jahren 2005 und 2007–2009 wurde kein Sonderpreis vergeben.

Regularien

Der Preis wird jährlich vergeben und ist zurzeit mit insgesamt 35.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet wird jeweils der 1. Platz einer Kategorie. Zudem erhalten die Preisträger den „Henri“, eine vom Berliner Bildhauer Rainer Fetting geschaffene Bronzeskulptur des stern-Gründers Henri Nannen.

Die journalistischen Arbeiten müssen jeweils im Vorjahr veröffentlicht worden sein. Ab 2009 wurden zum Wettbewerb neben Print-Artikeln auch Online-Veröffentlichungen zugelassen.[1]

Jury

Jury 2011

2011 setzt sich die Jury wie folgt zusammen: Anke Degenhard (Kuratorin und Galeristin), Peter-Matthias Gaede (Chefredakteur GEO), Elke Heidenreich (Journalistin, Schriftstellerin und Literaturkritikerin), Thomas Höpker (Fotograf und Dokumentarfilmer), Kurt Kister (designierter Chefredakteur Süddeutsche Zeitung), Giovanni di Lorenzo (Chefredakteur Die Zeit), Helmut Markwort (Herausgeber Focus), Mathias Müller von Blumencron (Chefredakteur Der Spiegel), Jan-Eric Peters (Chefredakteur der Welt-Gruppe), Andreas Petzold (Chefredakteur stern), Ines Pohl (Chefredakteurin taz), Ulrich Reitz (Chefredakteur Westdeutsche Allgemeine Zeitung), Frank Schirrmacher (Herausgeber FAZ), Gerhard Steidl (Verleger).[2]

Jury 2010

2010 gehörten der Jury folgende Personen an: Gabriele Fischer (brand eins), Peter-Matthias Gaede, Elke Heidenreich, Thomas Höpker, Hans Werner Kilz (Süddeutsche Zeitung), Giovanni di Lorenzo, Helmut Markwort, Georg Mascolo (Der Spiegel), Anja Niedringhaus (Fotografin), Thomas Osterkorn (stern), Ulrich Reitz, Frank Schirrmacher, Gerhard Steidl.[3]

Preisträger

2011

Kategorie Preisträger
Beste Reportage
(Egon Erwin Kisch-Preis)
kein Preisträger (ursprünglich verliehen an René Pfister für „Am Stellpult“, veröffentlicht im Spiegel, später aberkannt [4][5])
Beste investigative Leistung Christine Kröger, für „Im Zweifel für den Staatsanwalt“, im Weser-Kurier
Besonders verständliche Berichterstattung Ulrike Demmer, Markus Feldenkirchen, Ullrich Fichtner, Matthias Gebauer, John Goetz, Hauke Goos, Jochen-Martin Gutsch, Susanne Koelbl, Christoph Schwennicke, Shoib Najafizada, Holger Stark, für „Ein deutsches Verbrechen“, im Spiegel
Humor Hans Zippert, für „Mich trifft der Schlag“, in der Welt
Beste Foto-Reportage Stephan Vanfleteren, für „Es gibt was Neues hier seit gestern“, in der DU-Zeitschrift für Kultur
Sonderpreis Susanne Leinemann, für „Der Überfall“, im Zeit-Magazin
Lebenswerk Wolf Schneider
Pressefreiheit die französische Zeitung Le Canard enchainé, deren Redaktion in Frankreich, so das Jury-Mitglied Andreas Petzold, „schonungslos politische Skandale und Korruption aufdeckt“[6]

2010

Kategorie Preisträger
Beste Reportage
(Egon Erwin Kisch-Preis)
Hania Luczak, für „Ein neuer Bauch für Lenie“, in GEO
Beste investigative Leistung Jürgen Dahlkamp, Gunther Latsch, Jörg Schmitt, für „Die Middelhoff-Oppenheim-Esch-Connection“, im Spiegel
Besonders verständliche Berichterstattung Katja Gloger, Jan Christoph Wiechmann, Giuseppe Di Grazia, für „Amerikas dunkles Geheimnis“, im stern
Humor Andreas Bock, Dirk Gieselmann, Fabian Jonas, Lucas Vogelsang, für den Liveticker, auf 11freunde.de
Beste Foto-Reportage Tomás Munita, für „Die Insel der Qualen“, in GEO
Sonderpreis Marc Baumann, Martin Langeder, Mauritius Much, Bastian Obermayer, für „Briefe von der Front“, im Süddeutsche Zeitung Magazin;
Jurybegründung: „vermittelt ein authentisches Gefühl dafür, wie die Deutschen in den Krieg und der Krieg zu den Deutschen kam. Eine ferne Front ist plötzlich ganz nah.“[7]
Lebenswerk Helmut Schmidt
Pressefreiheit Maziar Bahari, „stellvertretend für unterdrückte Journalisten im Iran“

2009

Kategorie Preisträger
Beste Reportage
(Egon Erwin Kisch-Preis)
Katja Thimm, für „Rolf, ich und Alzheimer“, im Spiegel
Beste investigative Leistung Melanie Bergermann, für „Ich habe Sie betrogen“, in der Wirtschaftswoche
Besonders verständliche Berichterstattung Klaus Brinkbäumer, Ullrich Fichtner, Beat Balzli, Hauke Goos, Frank Hornig, Ralf Hoppe, Ansbert Kneip, Jochen Brenner, für „Der Bankraub“, im Spiegel
Humor Oliver Maria Schmitt, für „Ich bin dann mal Ertugrul“, in der FAZ
Beste Foto-Reportage Yang Yankang, für „Die starke Kraft des Glaubens“, in GEO
Lebenswerk Jürgen Leinemann;
Jury-Mitglied Andreas Petzold erklärte: „Die Arbeit von Jürgen Leinemann ist ein Beispiel für hervorragenden Qualitätsjournalismus. Sein beinahe psychoanalytischer Blick auf die Portraitierten hat ihn meisterhaft werden lassen im Erkennen der Limitierungen der Menschen über die er schrieb. Als penibler Rechercheur und schonungsloser Analytiker hat er bei aller Schärfe des Urteils nie die Fairness vergessen.“[8].
Pressefreiheit Robert Ménard, Mitgründer und ehemaliger Generalsekretär der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (Reporters sans frontières)

2008

Kategorie Preisträger
Beste Reportage
(Egon Erwin Kisch-Preis)
Sabine Rückert, für „Wie das Böse nach Tessin kam“, in Die Zeit
Beste investigative Leistung Matthias Geyer, Lothar Gorris, Detlef Hacke, Udo Ludwig, für „Doping im deutschen Radsport“, in Der Spiegel
Besonders verständliche Berichterstattung Katja Trippel, Lars Abromeit, Torsten Hampel, für „Kampf bis zum letzten Fisch“, in GEO
Humor Harald Martenstein, für seine Kolumne „Lebenszeichen“, im Zeit Magazin Leben
Beste Foto-Reportage Lu Guang, für „Der schwarze Riese“, in GEO
Lebenswerk der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki;
Jury-Mitglied Thomas Osterkorn erklärte: „Durch seine entschiedenen Kritiken, seine leidenschaftlich geführten Debatten und seinen passionierten Einsatz für die Literatur und ihre humanitäre Kraft hat Marcel Reich-Ranicki Maßstäbe gesetzt – auch für den Qualitätsjournalismus in Deutschland.“[9].
Pressefreiheit Zainab Ahmed, für ihre Standhaftigkeit und ihren Einsatz für die Freiheit der Berichterstattung, stellvertretend für alle irakischen Journalisten des Institute for War and Peace Reporting (IWPR)

2007

Kategorie Preisträger
Beste Reportage
(Egon Erwin Kisch-Preis)
Klaus Brinkbäumer, für „Die afrikanische Odyssee“, im Spiegel
Henning Sußebach, für „Hoffmanns Blick auf die Welt“, in der Die Zeit
(1. Platz wurde zweimal vergeben)
Beste investigative Leistung Klaus Ott, Markus Balser, Hans Leyendecker, für „Siemens / Schmiergeldskandal“, in der Süddeutschen Zeitung
Besonders verständliche Berichterstattung Alexander Smoltczyk, für „Der Fehlbare“, im Spiegel
Humor Hans Zippert, für die Kolumne „Zippert zappt“, in der Welt
Beste Foto-Reportage Alessandro Scotti, für „Weltmacht Drogen“, in GEO
Lebenswerk der Fotograf Robert Lebeck[10];
Jury-Begründung: „Der Fotograf Robert Lebeck hat mit seinen Bildern wesentlich zur Prägung unseres Bildes von der Welt und den Persönlichkeiten, die in ihr handeln, beigetragen. Wenige Fotografen sind Zeitgenossen wie Lyndon B. Johnson, Max Frisch oder Romy Schneider so nahe gekommen wie Lebeck, kaum einer ist mit seiner souveränen Verbindung von Intimität und Seriosität so beispielhaft geworden für junge Fotografen wie er.“[11].
Pressefreiheit die letzte unabhängige russische Zeitung Nowaja Gaseta;
Jury-Mitglied Andreas Petzold erklärte: „Mit Respekt und Bewunderung verfolgen wir seit Jahren den Kampf, den die Redaktion der Nowaja Gaseta für Demokratie und Menschenrechte führt, gegen alle Versuche, die Medien ihres Landes unter Regierungskontrolle zu bringen und die Wahrheit in vielen Fällen zu verschleiern. Wenn es jemand gibt, der in dieser Zeit einen ganz besonderen Einsatz für die Freiheit und Unabhängigkeit der journalistischen Berichterstattung leistet, dann sind das Dmitri Muratow und sein Redaktions-Team.“

2006

Kategorie Preisträger
Beste Reportage
(Egon Erwin Kisch-Preis)
Bartholomäus Grill, für „Ich will nur fröhliche Musik“, in der Zeit
Beste investigative Leistung Kayhan Özgenc, für „VW-Affäre - Ein Zulieferer packt aus“, in Focus
Besonders verständliche Berichterstattung Henning Sußebach, Stefan Willeke, für „Operation Lohndrücken“, in der Zeit
Humor Kurt Kister, für seine Kolumne „Unsere Besten - Kurt Kister über das Personal der Berliner Republik“, im SZ Magazin
Beste Foto-Reportage Jim Gehrz, für „Die Soldatin Jessica Clements“, in VIEW
Sonderpreis die Tageszeitung Times Pecayune aus New Orleans;
Jurybegründung: „Die Geschichte der Belegschaft, die immer weiter berichtete, während ihre Redaktion und ihre Häuser im Wasser ertranken, ging als ein Fall von beispielhaftem Journalismus um die Welt.“[12]
Lebenswerk der Historiker Joachim Fest; der Preis ist auch Anerkennung für Fests Beitrag zum Qualitätsjournalismus, der 79-jährige ehemalige FAZ-Herausgeber habe „wesentliche Anstöße zur Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit“ gegeben, so die Jury
Pressefreiheit der Istanbuler Armenier Hrant Dink, Chefredakteur der zweisprachigen türkisch-armenischen Wochenzeitung Agos, die sich für eine Aufarbeitung der Geschichte der armenischen Minderheit in der Türkei und eine Annäherung der beiden ethnischen Gruppen einsetzt

2005

Kategorie Preisträger
Beste Reportage
(Egon Erwin Kisch-Preis)
Stefan Willeke, für „Herr Mo holt die Fabrik“, in der Zeit
Beste investigative Leistung Freddie Röckenhaus, Thomas Hennecke, für „Finanzmisere Borussia Dortmund“, im Kicker und in der Süddeutschen Zeitung
Besonders verständliche Berichterstattung Uwe Buse, Ullrich Fichtner, Mario Kaiser, Uwe Klussmann, Walter Mayr, Christian Neef, für „Putins Ground Zero - Die Kinder von Beslan“, im Spiegel
Humor die Kolumne Streiflicht, in der Süddeutschen Zeitung
Beste Foto-Reportage Yang Yankang, für „Der lange Marsch zum lieben Gott“, in GEO
Lebenswerk Peter Scholl-Latour (in den 1980er-Jahren zeitweilig auch Herausgeber und Chefredakteur des stern);
Jurybegründung: „für sein umfassendes publizistisches Lebenswerk und seinen Beitrag für den Qualitätsjournalismus“[13]
Pressefreiheit Irina Chalip, stellvertretende Chefredakteurin der weißrussischen Tageszeitung Belorusskaja Delowaja Gaseta;
Jurybegründung: „für ihren couragierten Kampf für die Pressefreiheit in Weißrussland gewürdigt“[14]

Literatur

  • Christian Brückner: Henri Nannen Preis 2005 (3 Audio Hör-CDs). Audio Media Verlag, Juni 2005. ISBN 3-937847-32-4.
  • Die Jury des Henri-Nannen-Preises (Hrsg.): Mit einem Erdbeben anfangen! Die besten journalistischen Geschichten des Jahres. Murmann-Verlag, Hamburg 2007. ISBN 978-3-86774-008-1
  • Frank Pergande: Hamburg erhebt sich für eine Ikone. Die Verleihung des Henri-Nannen-Preises ist ein Großereignis. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. Mai 2008

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Website des Henri-Nannen-Preises - Pressemitteilung: "Wettbewerb um Henri Nannen Preis 2009 gestartet" (17. November 2008)
  2. Jury. Auf: Website des Henri-Nannen-Preises; abgerufen am 7. Mai 2011.
  3. Die Jury 2010. Hauptjury. Auf: Website des Henri-Nannen-Preises; PDF-Datei, abgerufen am 7. Mai 2011.
  4. n-tv.de: "Spiegel"-Redakteur war nicht im Keller - Henri-Nannen-Preis aberkannt
  5. In eigener Sache: Unverständnis über Aberkennung des Egon-Erwin-Kisch-Preises in: Spiegel Online vom 9. Mai 2011
  6. Henri Nannen Preis 2011. Große Gala, starke Leistungen. Auf: stern.de, 6. Mai 2011, abgerufen am 7. Mai 2011.
  7. Website des Henri Nannen Preises Preisträger 2010. Artikel vom 7. Mai 2010
  8. Pressemitteilung vom 8. Mai 2009
  9. Pressemitteilung Marcel Reich-Ranicki erhält den Henri Nannen Preis für sein Lebenswerk (5. Mai 2008)
  10. Fotograf Robert Lebeck mit dem Henri-Nannen-Preis
  11. Pressemitteilung Robert Lebeck erhält den Henri Nannen Preis 2007 für sein Lebenswerk (29. März 2007)
  12. Website des Henri-Nannen-Preises, Sonderpeis 2006
  13. Pressemitteilung Peter Scholl-Latour erhält den Henri Nannen-Preis für sein journalistisches Lebenswerk / Weißrussische Journalistin Irina Chalip wird von Gruner + Jahr und dem Stern in Anerkennung ihres Kampfes für die Pressefreiheit in ihrem Land geehrt (17. Mai 2007)
  14. Pressemitteilung Peter Scholl-Latour erhält den Henri Nannen-Preis für sein journalistisches Lebenswerk / Weißrussische Journalistin Irina Chalip wird von Gruner + Jahr und dem Stern in Anerkennung ihres Kampfes für die Pressefreiheit in ihrem Land geehrt (17. Mai 2007)

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