- Herbsthimmel
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Als Herbsthimmel wird jener Teil des Sternhimmels bezeichnet, der bei uns an klaren Herbst-Abenden zu sehen ist. Der sichtbare Ausschnitt des Himmels hängt ab
- von der geografischen Breite des Standorts,
- ferner vom Datum der Beobachtung
- und von der Ortszeit.
Der 2. und 3. Einfluss wirken gegeneinander, d.h. einen Monat später sehen wir denselben Himmelsausschnitt um 2 Stunden früher, oder jeden Tag um knapp 4 Minuten früher. Denn die Erde rotiert in 23h 56m (Sterntag), während sich unser 24-Stunden-Tag auf die Stellung zur Sonne bezieht.
Für Deutschland wird meist eine mittlere Breite von 50° angenommen und eine Länge von 10° (östlich von Frankfurt). Für Österreich wäre im Mittel 47,5° / 14° anzusetzen, für die Schweiz 47° / 8°.
Das Bild zeigt den Sternhimmel, wie er Mitte Oktober um 21 Uhr MEZ (22h Sommerzeit) zu sehen ist. Er überschneidet sich mit dem Frühlingshimmel nur im Umkreis des Himmelspols („zirkumpolare Sternbilder“), unterscheidet sich aber völlig in den Himmelsrichtungen Osten, Süden und Westen.
Inhaltsverzeichnis
Konstellationen und Sternbilder
Die auffälligste Konstellation abends ist das im Westen absteigende große Sommerdreieck, das aus 3 Sternen 1. Größe besteht und rings um das Sternbild des Schwan (nördliches Kreuz) verläuft. Seine Eckpunkte sind Wega in der Leier (hellster Stern des Nordhimmels), Deneb im Schwan und Atair im Adler.
Hoch im Osten und Südosten steigen Perseus, Andromeda und Pegasus empor, die zusammen die Fünfsternreihe bilden und etwas später fast den Zenit erreichen. Im Herbst steht auch das helle W der Kassiopeia steil über uns im Nordosten. Ihr Gegenstück jedoch, den Großen Wagen, finden wir erst nach genauerem Blick zur Region unterhalb des Polarsterns, nur wenig über dem Nordhorizont. Erst in den Morgenstunden steigt der Himmelswagen wieder im Nordosten empor.
Tief im Südwesten „verabschiedet“ sich für dieses Jahr das Sommersternbild des Schützen, von wo das schimmernde Band der Milchstraße mitten durch das helle Sommerdreieck (Adler, Schwan) hinauf zum Zenit und weiter nach Nordosten zieht. Dort sind die Sternbilder Fuhrmann und Stier die ersten Boten des Winterhimmels. Eine zweite wichtige Linie vom Schützen zum Stier ist die schrägliegende Ekliptik, die uns im Herbst aber nur unauffällige Konstellationen bietet: von Südwesten nach links Steinbock und Wassermann, im Südosten die Fische und im Osten der kleine Widder, den im November 2005 der rote Mars „aufputzte“. Durch die letztgenannten Sternbilder zog die Sonne im Frühjahr, sodass wir sie nun im Herbst am Nachthimmel sehen können. Die sternarmen Bilder des Wassers werden noch durch den Südlichen Fisch komplettiert, dessen Hauptstern Fomalhaut einsam vom tiefen Süden herauf blinkt.
Beliebte Beobachtungsobjekte für Feldstecher und lichtstarke Kameras
Der Herbsthimmel ist nicht nur für die freiäugige Beobachtung interessant, sondern – besonders gegen Winterbeginn – auch für das Hobby der Astrofotografie und für Besitzer lichtstarker Ferngläser. Schon für Kameras mit kleinem Teleobjektiv bieten sich die Sternbilder Perseus und Cassiopeia mit ihren hellen Nebeln an (vor allem der Doppelsternhaufen h/χ Persei), ferner der Andromedanebel und die hellen Sternhaufen der Plejaden und Hyaden (beide Stier). Später in der Nacht oder ab Dezember, wenn Zwillinge und Orion emporsteigen, gibt es mit einigen Sternhaufen und dem großen Gasnebel M41 weitere prächtige Objekte.
Im frühen Herbst sind noch die Wolken der Milchstraße im Sternbild Schwan gut zu sehen, und für lichtstärkere Optiken noch M57 (Ringnebel in der Leier), die Kugelsternhaufen M13 und M92 im Herkules, der Hantelnebel und der zarte Sternenschleier des M11.
Mit größerer Erfahrung und ab etwa 10 Minuten CCD-Belichtungszeit kommen zahlreiche weitere Nebel vom Pegasus bis zum Stier und (spätnachts) zum Orion in Reichweite , z.B. M15+M33 (Peg, Tri), M30 (Cap) und der Kugelhaufen M2 (Aqr), weiters im Osten z.B. Pferdekopfnebel, Barnards Loop, Rosettennebel), einige Objekte in den Zwillingen und das Milchstraßen-Band von dort bis zur hochstehenden Kassiopeia und nach Westen zum Schwan.
Zahlreiche Doppelsterne (siehe dort) und auch helle Veränderliche Sterne komplettieren das "Angebot", u.a. Algol (dessen zwei Sterne sich alle 69 Stunden bedecken) und die langperiodische Mira, sowie die Meteorströme wie die Draconiden und Orioniden im Oktober und Tauriden/Leoniden im November.
Planeten am Herbsthimmel 2009
Von den 5 hellen Planeten ist der hellgelbe Jupiter im September noch fast die ganze Nacht von Südost bis Westsüdwest zu sehen. Seine Opposition zur Sonne war am 14.August 2009, und bis November verschiebt sich sein Untergang auf 23h MEZ (0h Sommerzeit. Saturn verschwand im September in den Abendstrahlen der Sonne und bleibt freiäugig unsichtbar; mit kontrastreichem Fernrohr (siehe Tagbeobachtung) lässt er sich vormittags ab Mitte Oktober rechts von der Sonne finden. Venus ist bis Jahresende strahlender Morgenstern mit Aufgängen zwischen 3h (September) und 7h (Dezember). Merkur ist im Feldstecher mit etwas Erfahrung Anfang bis Mitte Oktober am Morgen sichtbar, tagsüber im größeren Fernrohr auch schon 1 Woche früher bzw. später (dem Berichter Geof gelang dies bereits am 1. und 3.Oktober).
Der "rote Planet" Mars verschiebt seine Aufgänge von Mitternacht (September) auf 21h MESZ (Dezember). Er steht heuer relativ hoch, sein Durchmesser beträgt aber nur 6 bis 11" (Jupiter hingegen 40", bereits im größeren Fernglas als Scheibchen mit 4 Monden zu erkennen). Die nur im Fernrohr sichtbaren Planeten Uranus und Neptun stehen etwas östlich Jupiters bzw. in dessen unmittelbarer Nähe.
Planeten am Herbsthimmel 2010
Am frühen Abendhimmel ist noch bis Anfang Oktober die helle Venus tief im Südwesten zu sehen, die den ganzen Sommer als heller Abendstern leuchtete. Merkur ist diesen Herbst freiäugig unsichtbar, im Fernrohr aber für Tagbeobachtungen ein interessantes Ziel, wenn man wegen seiner Sonnennähe Vorsicht walten lässt.
Die längste Sichtbarkeit der 5 hellen Planeten hat Jupiter, der "Königsstern" der Antike (siehe Stern der Weisen). Knapp vor Herbstbeginn stand er am 21. September in Opposition (gegenüber der Sonne) und stand daher um Mitternacht hoch im Süden. Im Oktober steigt er als hellgelber Stern schon in der Abenddämmerung im Osten empor und geht um 4h MEZ wieder unter, im November schon gegen 2h, und am 10.Dezember um 0:10 Uhr.
Mars und Saturn, die am sommerlichen Abendhimmel nahe beinander standen, sind nun in der Nähe der Sonne unsichtbar. Die nur im Fernrohr sichtbaren Planeten Uranus und Neptun stehen etwas östlich Jupiters bzw. in dessen unmittelbarer Nähe.
Planeten am Herbsthimmel 2011
Wird demnächst von Geof ergänzt. In Kürze:
- Merkur unsichtbar, ab Mitte Dezember für einige Wochen Morgenstern
- Venus ab Mitte Oktober freiäugig Abendstern, im Fernrohr schon ab September
- Mars etwa ab Mitternacht im Osten
- Jupiter fast die ganze Nacht. Der goldfarbene "Königsstern" steht am 29. Oktober in Opposition (gegenüber der Sonne) und geht daher schon zuz Zeit des Sonnenuntergangs auf.
- Saturn ab November am Morgenhimmel.
==> Besonderheit am 8. Oktober 2011: Der Sternschnuppenschwarm der Drakoniden dürfte zwischen 18 und 23h MESZ wegen spezieller Bahnlage eine wesentlich stärkere Aktivität zeigen - bis zu 200 Meteore pro Stunde. Der Radiant im "Kopf des Drachen" steht hoch im Westen. Der fast schon volle Mond wird aber den Südost- bzw. Südhimmel etwas aufhellen. Der Meteorschwarm wird bis in die Morgendämmerung zu sehen sein.
Jahreszeiten
Frühlingshimmel, Sommerhimmel, Herbsthimmel, Winterhimmel
Literatur
- Das Himmelsjahr. Kosmos-Verlag 2008 bis 2011
- Österreichischer Himmelskalender. Astronomisches Büro, Wien 2008 bis 2011
- Rudolf Brandt et al.: Himmelsbeobachtungen mit dem Fernglas - eine Einführung für Sternfreunde. Verlag Deutsch, 2006
- Detlev Block, Astronomie als Hobby. Verlag Bassermann, München/Tecin 2005
Weblinks
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