Aquila (Sternbild)

Aquila (Sternbild)
Daten des Sternbildes Adler
Deutscher Name Adler
Lateinischer Name Aquila
Lateinischer Genitiv Aquilae
Lateinische Abkürzung Aql
Lage auf Himmelsäquator
Rektaszension 18h 41m bis 20h 39m
Deklination +18° 40´ bis -11° 50´
Fläche 652 Quadratgrad
Rang 22
Sichtbar auf Breitengraden 78° Nord bis 71° Süd
Beobachtungszeitraum
für Mitteleuropa
Sommer
Anzahl der Sterne mit
Größe < 3m
2
Hellster Stern,
Größe
Altair (Atair)
(α Aquilae),
0,8m
Meteorströme
Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
Pfeil

Herkules
Schlangenträger
Schlange
Schild
Schütze
Steinbock
Wassermann
Delphin

Karte des Sternbildes Adler
Stich des Sternbildes Adler

Der Adler (lateinisch Aquila) ist ein markantes Sternbild des nördlichen Sommer- und Herbsthimmels. Aufgrund des auffallend hellen Haupsternes Altair (α Aquilae), der Teil des ausgedehnten Sommerdreieckes ist, kann der Adler leicht am Sommerhimmel gefunden werden. Oberhalb und unterhalb des Altair liegen die hellen Sterne Tarazed (γ Aquilae) und Alschain (β Aquilae). Die drei Sterne bilden den Kopf des Adlers. Die übrigen Sterne sollen die ausgebreiteten Schwingen des Vogels darstellen.

Vom Sternbild Schwan kommend, zieht sich das Band der Milchstraße durch den Adler hindurch und weiter zum Schützen, wo sich das Zentrum unserer Galaxis befindet. Wenn man mit dem Fernglas durch die Sternbilder streift, erkennt man interessante Strukturen, helle und dunkle Gebiete, in der Milchstraße.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der Adler gehört zu den 48 Sternbildern der antiken griechischen Astronomie, die bereits von Claudius Ptolemäus beschrieben wurden.

Die Araber übersetzten im 8. und 9. Jahrhundert seine Umschreibungen. Der Name stellt deshalb eine Mischung aus alten arabisch-mythologischen und griechischen Bezeichnungen dar. Der Name Aquila entstammt als Kurzform der ursprünglichen Redewendung „Al-Nasr al-Tair“ („Die Flucht des Adlers“, „Der fliegende Adler“), wobei sich „Al-Tair“, „A-Tair“ auf die Bedeutungen „der Herabstürzende“, „der Fliegende“ und „der Flüchtende“ bezieht.

Die auch als Synonym mögliche Einzelverwendung des Wortes „A-Tair“ für „Vogel“ beinhaltet alle damit verbundenen Flugeigenschaften, kann aber nicht anachronistisch auf die frühere Namensgebung „wörtlich“ übertragen werden.[1]

Die astronomische Bezeichnung hat daher ihre Wurzel aus der arabischen Nennung „Al-Nasr“ („Der Adler)“.

Geschichte

Der Hauptstern Altair (auch Atair) wurde bereits von den Sumerern und Babyloniern der Adlerstern genannt. Der südliche Teil des Adlers war bis ins frühe 19. Jahrhundert auch als Antinous bekannt. Antinous war ein Liebhaber des Hadrian, dessen legendenhafte Selbstopferung im Nil für seinen Imperator durch dieses Sternbild gewürdigt wurde. Antinuous wurde damit dem Ganymed gleichgesetzt. Die untere Abbildung stammt von 1782 aus Johann Elert Bodes Atlas Vorstellung der Gestirne und zeigt das Sternbild, wie es in den antiken Quellen beschrieben wird.


Mythologie

Zur mythologischen Herkunft des Namens gibt es mehrere Deutungen.

Zum Einen soll der Adler aus der Sage um Herakles stammen. Prometheus, der den Menschen gegen den Willen der Götter das Feuer gebracht hatte, war zur Strafe von Zeus im Kaukasus-Gebirge an einen Fels gekettet worden. Jeden Tag erschien ein Adler und fraß von der Leber des Unglücklichen, die bis zum nächsten Tag wieder vollständig nachwuchs. Als Herakles Prometheus fand, befreite er ihn von den Ketten und schoss den Adler mit einem Pfeil ab.

Einer anderen Deutung nach handelt es sich um den Adler, der die Blitze des Zeus trug, und den Jüngling Ganymed (dargestellt durch das Sternbild Wassermann) in den Olymp entführte, um dort als Mundschenk zu dienen.

Himmelsobjekte

Sterne

B F Namen Größe Lj Spektralklasse
α 53 Altair (Atair), Niu Lang 0,8m 16,7 A7 IV
γ 50 Tarazed 2,72m 461 K3 II
ζ 17 Deneb el Okab Australis 2,99m 83 A0 Vn
θ 65 3,24m 287 B9 III
δ 30 3,36m 50 F3 IV
λ 15 Al Thalimain Prior 3,43m 125 B9 V
β 60 Alschain 3,71m 44 G8 IV
η 55 3,87m 1180 F6 Ib
ε 13 Deneb el Okab Borealis 4,02m 154 K1 III
i 12 4,02m
l 71 4,31m
ι 41 Al Thalimain Posterior 4,36m 307 B5 III
μ 38 4,45m 111 K3 III
ν 32 4,64m 3.000 F2 Ib
ξ 59 4,71m 203 G9 IIIb
69 4,91m
70 4,91m
κ 39 4,93m 1460 B0 III
ρ 67 4,94m 154
f 26 4,98m
4 5,02m
e 36 5,03m
18 5,07m
23 5,10m
ο 54 5,12m 63 F8 V
37 5,12m
21 5,14m
b 31 5,17m
σ 44 5,18m 680 B3 V + B3 V

Atair (α Aquilae) ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 0,8m ein auffällig heller Stern. Er ist ein bläulich-weißer Stern der Spektralklasse A7 mit der zehnfachen Leuchtkraft unserer Sonne. Seine Oberflächentemeperatur beträgt etwa 8.600 Kelvin.

Spektroskopische Untersuchungen zeigen, dass er sich in nur 6,5 Stunden um die eigene Achse dreht. Mit einer Entfernung von 17 Lichtjahren gehört er zu den nächsten Nachbarn der Sonne.

Der zweithellste Stern, γ Aquilae (Tarazed), ist ein Überriese der Spektralklasse K3 in 461 Lichtjahren Entfernung.

1992 rückte ρ Aquilae aufgrund seiner Eigenbewegung vom Adler in das Nachbarsternbild Delfin[2].

Doppelsterne

System Größen Abstand
ζ 2,99m/12m/12m 6,5/158,6"
β 3,71m/12m 13"
ε 4,02m/10m/10m 131,1/148,6"
ο 5,12m/14m 22,5"
15 5,4m/7,1m 39"
57 5,7m/6,5m 35,7"
5 5,7m/7,3m 13"
π 6,2m/6,9m 5,7"

ζ Aquilae ist ein Mehrfachsternsystem in 83 Lichtjahren Entfernung, bei dem sich drei Sterne um einen gemeinsamen Schwerpunkt bewegen. Der 2,99m helle Hauptstern besitzt zwei lichtschwache Begleiter in 6,5 und 158,6 Bogensekunden Abstand. Um das System zu beobachten benötigt ein mittleres Teleskop. Der arabische Name Deneb el Okab bedeutet „der Schwanz des Adlers“ und bezeichnet die beiden Sterne ε und ζ Aquilae, die durch die Zusatzangabe ihrer gegenseitigen Lage am Himmel, nämlich "nördlich" (Deneb el Okab Borealis) bzw. "südlich" (Deneb el Okab Australis) unterschieden werden.

β Aquilae ist ein 44 Lichtjahre entfernter Doppelstern, bestehend aus einem 3,71m helle Hauptstern und einer 12m hellen Komponente in 13 Bogensekunden Abstand. Zur Beobachtung benötigt man ebenfalls ein mittleres Teleskop. Der arabische Name Alschain bedeutet „Wanderfalke“.

Die 500 bzw. 600 Lichtjahre entfernten Systeme 15 und 57 Aquilae sind einfacher zu beobachten. Bereits in einem kleinen Teleskop erscheinen sie als Einzelsterne.

θ Aquilae ist ein spektroskopischer Doppelstern mit einer Periode von 17,123 Tagen.

Veränderliche Sterne

Stern Größe Periode Typ
η 3,5m bis 4,4m 7,1766 Tage Cepheid
σ 5,18m bis 5,2m 1,95 Tage bedeckungsveränderlicher Stern
R 5,5m–12,0m 280 Tage Mira-Stern

η Aquilae ist ein pulsationsveränderlicher Stern vom Typ der Cepheiden. Seine Helligkeit verändert sich regelmäßig mit einer Periode von 7 Tagen, 4 Stunden und 14 Minuten zwischen 3,5 und 4,4m.

σ Aquilae ist ein 680 Lichtjahre entfernter bedeckungsveränderlicher Stern. Alle 195 Tage zieht ein lichtschwächerer Stern vor dem hellen Hauptstern vorbei, was zu einem leichten Abfall der Helligkeit führt.

R Aquilae ist ein veränderlicher Stern vom Typ Mira in 700 Lichtjahren Entfernung. Der Stern ändert während eines Zeitraumes von etwa 280 Tagen seine Helligkeit. Die Pulsationsperiode hat sich in den letzten hundert Jahren erheblich verringert. Anfang des 20. Jahrhunderts betrug sie noch 350 Tage. Im Maximum ist der Stern 5,5m hell und kann gerade noch mit bloßem Auge wahrgenommen werden. Im Minimum erreicht er nur noch eine Helligkeit von 12,0m. Um ihn dann aufzufinden benötigt man ein größeres Teleskop.

Im Adler leuchteten auch verschiedene Novae auf, u. a. V606 Aquilae (im Jahr 1899), V604 Aquilae (1905), V603 Aquilae (1918), V500 Aquilae (1943) und V1494 Aquilae (1999).

Messier- und NGC-Objekte

Messier (M) NGC sonstige Größe Typ Name
6709 Offener Sternhaufen
6738 Offener Sternhaufen
6751 Planetarischer Nebel
6755 Offener Sternhaufen
6760 Kugelsternhaufen
6772 Planetarischer Nebel
6781 Planetarischer Nebel
Barnard 142/143 Dunkelwolke

NGC 6709 ist ein offener Sternhaufen in 2.600 Lichtjahren Entfernung. Mit einem kleineren Teleskop sind etwa 40 Sterne sichtbar.

1,5° nordwestlich von γ Aquilae liegt Barnard 142/143, eine ausgedehnte Staubwolke, die das Licht der dahinter liegenden Sterne verdunkelt. Sie kann bereits mit einem Fernglas beobachtet werden. Mit einem Durchmesser von etwa 30 Bogenminuten erscheint sie am Nachthimmel etwa so groß wie der Vollmond. Ihre Entfernung wird auf 2.500 Lichtjahre geschätzt.

Siehe auch

Weblinks

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Vgl. zur Wortbedeutung auch Langenscheidt-Universal-Wörterbuch Arabisch, Berlin 1994, ISBN 3-468-18060-8, S. 421.
  2. http://www.wienerzeitung.at/Desktopdefault.aspx?TabID=3946&Alias=wzo&lexikon=Astronomie&letter=A&cob=168418

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