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Chángchūn (chin. 長春 / 长春 „langer Frühling“) ist die Hauptstadt der Provinz Jilin im Nordosten der Volksrepublik China und eine der 15 Unterprovinzstädte des Landes. Sie hat 2.541.729 Einwohner in der Innenstadt (Stand 1. Januar 2005) und 7,12 Mio. im gesamten Stadtgebiet.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Changchun liegt auf 43° 54′ N, 125° 12′ O43.9125.2Koordinaten: 43° 54′ N, 125° 12′ O. Das Verwaltungsgebiet von Changchun hat eine Fläche von 20.565 km².
Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 4,9 °C, die Jahresniederschlagssumme 616 mm. Das Klima ist kontinental bei kalten und relativ trockenen Wintern und feucht-warmen Sommern.
Administrative Gliederung
Auf Kreisebene setzt sich Changchun aus sechs Stadtbezirken, einem Kreis und drei kreisfreien Städten zusammen. Diese sind:
- Stadtbezirk Chaoyang (朝阳区), 379 km², 740.000 Einwohner, Zentrum, Sitz der Stadtregierung;
- Stadtbezirk Nanguan (南关区), 497 km², 610.000 Einwohner;
- Stadtbezirk Kuancheng (宽城区), 877 km², 470.000 Einwohner;
- Stadtbezirk Erdao (二道区), 965 km², 390.000 Einwohner;
- Stadtbezirk Lüyuan (绿园区), 301 km², 570.000 Einwohner;
- Stadtbezirk Shuangyang (双阳区), 1.663 km², 380.000 Einwohner;
- Kreis Nong'an (农安县), 5.221 km², 1,12 Mio. Einwohner, Hauptort: Großgemeinde Nong'an (农安镇);
- Stadt Dehui (德惠市), 3.096 km², 920.000 Einwohner;
- Stadt Jiutai (九台市), 2.875 km², 830.000 Einwohner;
- Stadt Yushu (榆树市), 4.691 km², 1,23 Mio. Einwohner.
Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf Ende 2004 und gehen von 7,26 Mio. Einwohnern für Gesamt-Changchun aus.
Ethnische Zusammensetzung der Gesamtbevölkerung Changchuns (2000)
Beim Zensus 2000 wurden für das gesamte Verwaltungsgebiet Changchuns 7.135.439 Einwohner gezählt.
Name des Volkes Einwohner Anteil Han 6.883.310 96,47% Manju 142.998 2,0% Koreaner 49.588 0,69% Hui 43.692 0,61% Mongolen 11.106 0,16% Xibe 685 0,01% Zhuang 533 0,01% Miao 522 0,01% Sonstige 3.005 0,04% Wirtschaft
Changchun ist eine der wichtigsten Industriestädte im Norden Chinas. Die Stadt beherbergt Stahlwerke und eine Vielzahl metallverarbeitender Betriebe. Das Fahrzeugwerk Nummer 1 (First Automotive Works) war einmal der größte Hersteller von Autos in China und betreibt seit 1991 zusammen mit Volkswagen/Audi und Toyota zwei große Joint Venture in der Stadt. 2004 wurde das Fahrzeugwerk Nummer 2 eingeweiht. Jährlich werden 600.000 VW-Fahrzeuge hergestellt und 9.000 Menschen sind in den Fahrzeugwerken beschäftigt. Eine weitere Ausbaustufe zur größten chinesischen Autostadt ist geplant.
Ein weiterer Wirtschaftsfaktor ist die Landwirtschaft. Die Gegend um Changchun umfasst 1,1 Millionen Hektar kultiviertes Land.
Zudem ist Changchun die Filmmetropole der Volksrepublik. Seit 1992 finden dort die Changchun-Filmfestspiele statt.
Außerdem ist Changchun ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, von dem Verbindungen nach Russland, Korea und in zahlreiche chinesische Provinzen führen. Die im Bau befindlichen Schnellverbindungen Peking-Harbin und Dalian-Harbin sollen durch Changchun führen.
Das Bruttosozialprodukt pro Kopf belief sich 2003 auf 21 336 ¥ (ca. 2 200 Euro). Damit erreichte Changchun den 52. Platz unter 659 chinesischen Städten.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Eine nennenswerte Sehenswürdigkeit ist der Kaiserpalast, in welchem der von den Japanern wieder eingesetzte Kaiser von Mandschukuo, Pu Yi, residierte.
In Changchun befinden sich die Jilin-Universität (JLU), die Nordost Normal Universität und die Changchun Universität für Wissenschaft und Technik. Außerdem befindet sich hier das Jilin Huaqiao Fremdsprachen Institut. Tassilo Küpper war 1988 Honorarprofessor an der Jilin-Universität; Carl Joachim Classen war Gastprofessor in Changchun.
Geschichte
Im 18. Jahrhundert war Changchun eine kleine Handelsstadt. Erst 1906 bekam die Stadt eine größere Bedeutung, als sich hier die japanische Südmandschurische Eisenbahn und die russische Ostchinesische Eisenbahn trafen.
Nachdem Japan 1931 in der Mandschurei-Krise die Mandschurei besetzt und den Satellitenstaat Mandschukuo ausrief, wurde die Stadt 1932 die Hauptstadt des Staates. Der Name wurde in Hsingking (chin. 新京, Xīnjīng; jap. Shinkyō), zu deutsch Neue Hauptstadt, geändert. Die Stadt erfuhr ein enormes Wachstum und große Alleen und Regierungsanlagen wurden gebaut. Außerdem wurde hier die erste japanische Hochgeschwindigkeitsstrecke des Ajia von Changchun nach Dalian gebaut.
Die Japaner siedelten auch große Filmfirmen an, die zunächst hauptsächlich Propagandafilme produzierten.
1945 wurde die Stadt in der Operation Auguststurm von der sowjetischen Roten Armee besetzt. Die Truppen plünderten die Stadt. Bis 1956 behielt die Sowjetunion eine Präsenz in der Stadt und baute die erste Automobil-Produktionsstätte auf. Der auf einem Ford-Modell beruhende Jiefang-LKW (dt. Befreiung) und die Rote Flaggen-Limousinen wurden hier bis 1987 produziert.
Während des Chinesischen Bürgerkriegs wurde die Stadt 1946 von der Kuomintang besetzt. 1947 wurde die Stadt durch KPCh-Truppen bis 1948 belagert und anschließend erobert. Etwa 100.000 bis 300.000 Zivilisten starben während der Belagerung.
1954 wurde Changchun Hauptstadt der Provinz Jilin.
Im Mai 1992 veröffentlichte Li Hongzhi hier erstmals seine Lehren von Falun Gong.
Im Januar 2006 erhielt der deutsche Städteplaner Albert Speer den Zuschlag für die Planung einer Automobil-Produktionsstätte, die mit 120 km² doppelt so groß wie Shanghais Autocity Anting werden wird. Die Ansiedlung von 300.000 Beschäftigten ist in dem Projekt mit inbegriffen, man erwartet den Abschluss der Bauarbeiten in zehn bis fünfzehn Jahren. Changchun soll nach den Plänen der Stadtregierung zu einem Detroit des Ostens werden. Schon jetzt ist sie Chinas zweitgrößter Automobilstandort.
2007 wurden die Asien-Winterspiele in Changchun abgehalten.
Ökologische Stadterweiterung
China befindet sich in einer der größten Transformationsprozesse seiner Geschichte, bis 2025 werden weitere ca. 350 Millionen Menschen vom Land in die Städte umsiedeln. Auch Changchun soll seine Einwohnerzahl in den nächsten 10 bis 15 Jahren verdoppeln. Das Planungsbüro Albert Speer und Partner, Frankfurt a.M., hat den Wettbewerb für eine ökologische Erweiterung Changchuns gewonnen. Die ab 2008 entstehenden neuen Stadtteile sollen vor allem die Funktion einer "Autostadt" bekommen, d.h. alle Flächen werden der engen Verzahnung von Arbeiten im Entwicklungs- und Produktionsbereich, dem arbeitsplatznahen Wohnen und der regenerativen Freizeitgestaltung untergeordnet. Nach dem Willen der chinesischen Regierung wird Changchun der wichtigste Schwerpunktort der schnell wachsenden inländischen Automobilindustrie. Inwieweit das Konzept einer überwiegenden Ökostadt wie in Shanghai Dongtan hierbei verfolgt wird, werden die noch ausstehenden Detailplanungen zeigen.
Der Masterplan sieht eine der typischen quadratisch angelegten Stadtraster vor, das sich ca. 10 km breit und 12 km lang dahinstreckt und einmal 300.000 Einwohner aufnehmen soll. Die Musterstadt ist durch eine alleenartige Doppelachse geprägt, zweimal durchbrochen durch künstlich hineingeleitete Flussläufe, die mit breiten Begleitflächen eine gute Durchlüftung sicherstellen sollen. Alle zentral nutzbaren Gebäude und viele der emissionsfreien Arbeitsstätten sind im Zentrum geplant, die Wohngebiete liegen rechts und links der Hauptachse in passabler Entfernung; diese Stadt soll auch dem Fahrrad wieder zu neuer Blüte verhelfen. Die Randflächengestaltung der Planstadt wird voraussichtlich auch mit einer ökologischen Landschaftsreparatur verbunden, d.h. öffentlich nutzbare, parkartige Flächen oder kleinere Waldstücke anstatt landwirtschaftlich intensiv genutzter, aber der Öffentlichkeit versperrter Flächen.
Partnerstädte
Changchun hat seit 1994 eine Städtepartnerschaft mit dem südkoreanischen Ulsan. Außerdem gibt es eine Partnerschaft mit dem serbischen Novi Sad, dem neuseeländischen Masterton und dem kanadischen Québec. Eine Städtefreundschaft besteht seit dem 13. Juni 2006 mit der Stadt Wolfsburg (Deutschland).
Söhne und Töchter der Stadt
- Liu Binyan (* 1925), Journalist
- Lu Chen (* 1976), Eiskunstläuferin
- Wang Hao (* 1983), Tischtennisprofi
- Hwang Sok-Yong (* 1943), Autor
- Yang Yang (* 1977), Eisschnellläuferin
Weblinks
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