Humulus lupulus

Humulus lupulus
Echter Hopfen
Echter Hopfen (Humulus lupulus), Illustration

Echter Hopfen (Humulus lupulus), Illustration

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Hanfgewächse (Cannabaceae)
Gattung: Hopfen (Humulus)
Art: Echter Hopfen
Wissenschaftlicher Name
Humulus lupulus
L.

Der Echte Hopfen (Humulus lupulus) ist eine Pflanzenart in der Gattung Hopfen und ist durch seine Verwendung beim Bierbrauen bekannt. Er gehört zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae).

Inhaltsverzeichnis

Wilder Hopfen

Die Wildform des Echten Hopfens wächst bevorzugt an stickstoffreichen Standorten mit höherer Bodenfeuchte, zum Beispiel in Auwäldern, aber auch an Waldrändern und in Gebüschen auf trockeneren Flächen. Selten bildet er größere Bestände, kommt aber meist in kleinen Gruppen vor. Aus einem dicken Wurzelstock (Rhizom) treibt der Hopfen meist sehr zahlreich aus. Die oberirdischen Triebe sind einjährig und sterben nach der Samenreife ab. Mit zwei bis sechs Metern Höhe bleibt die Wildform kleiner als die Zuchtsorten, ebenso sind die Blütenstände deutlich kleiner. In Mitteleuropa ist der Wilde Hopfen nahezu überall anzutreffen, kleinere Lücken gibt es im Alpenvorland. Der Hopfen ist eine zweihäusige Pflanze. Der männliche Blütenstand ist eine Rispe, der weibliche eine zapfenartige Ähre.

Kulturhopfen

Hopfendolde einer Kultursorte

Die Kultursorten des Echten Hopfens werden landwirtschaftlich angebaut. Die wichtigsten deutschen Anbaugebiete sind die Hallertau in Bayern und das Schussental zwischen Tettnang und Ravensburg in Baden-Württemberg. Die Ähren heißen in der Hopfenwirtschaft Dolden und finden beim Bierbrauen Verwendung. Allerdings sind auch die jungen Triebe im Frühling und die Samen im Herbst essbar.

Eine Befruchtung durch den Pollen männlicher Pflanzen verringert den Ertrag an Bierwürze, verkürzt das Erntezeitfenster (denn überreife Hopfendolden schmecken scheußlich) und erschwert die Verarbeitung in der Brauerei. Darum sind die Felder komplett pistillat (botanisch weiblich). Die Dolden besitzen an der verdeckten Oberfläche der Calyxen und Brakte Harzkügelchen, aus denen man das gelbe Lupulin gewinnen kann. Es wirkt als Geschmacksstoff und Konservierungsmittel. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen den Bitterhopfensorten und den Aromahopfensorten. Letztere sind dadurch charakterisiert, dass ihr Bitterungspotential (für den Brauprozess sind hauptsächlich die so genannten Alphasäuren von Bedeutung) in der Konzentration deutlich geringer ist als jenes des Bitterhopfens. Der Alphasäuren-Anteil von Aromasorten beträgt etwa 3-9% im Vergleich zu 12-20% bei Bittersorten, jedoch haben Aromasorten dafür deutlich höhere Konzentrationen an aromatisch hoch wirksamen Inhaltsstoffen wie ätherische Öle oder Polyphenole. Früh im Brauprozess zugesetzter und lange mitgekochter Hopfen erhöht die Hopfenausbeute, die eine chemische Umwandlung der Alphasäuren in Iso-Alphasäuren darstellt; die Würze wird dadurch bitterer. Später hinzugefügt entsteht ein eher mildes Bier. Faktoren wie beispielsweise die Art des Hopfenprodukts (Pellets, Extrakte, usw.) oder auch die Stärke des Kochens und der Extraktgehalt der Würze beeinflussen die Hopfenausbeute mit.

Hopfen kurz vor der Ernte
Fruchtstände von wildem Hopfen
aus dem Ruder gelaufener Hopfen in Göbelsbach

Seine Bedeutung erreichte der Hopfen ursprünglich durch die Tatsache, dass seine Bitterstoffe beim Brauen von Bier aufgrund ihrer bakteriziden Wirksamkeit wesentlich zur Haltbarkeit des Gebräus beitrugen. Die antiseptische Kraft des Hopfens wurde bereits im Jahr 1153 n.Chr. von Hildegard von Bingen mit den Worten „putredines prohibet in amaritudine sua“ (seine Bitterkeit verhindert die Fäulnis) beschrieben.

Die ältesten schriftlich belegten Quellen des Hopfenanbaus stammen aus dem frühen Mittelalter. Angeblich wurde der Hopfenanbau erstmals im Jahre 763 n.Chr. bei Geisenfeld in der Hallertau erwähnt; konkrete Quellen existieren für die Jahre 768 (Kloster St. Denis bei Paris), 822 (Kloster Corvey) und 859 bis 875 (Hochstift Freising). Eine erste Erwähnung des Hopfens als Brauzusatz findet sich im Jahre 1079. Die ältesten archäologischen Funde für Hopfen im Zusammenhang mit Bier stammen aus dem 9. und 10. Jahrhundert in Haithabu. Im Hochmittelalter kommen Wollin, Breslau, Troppau, Brüx, Wismar, Braunschweig und Lübeck als Schwerpunkte hinzu.[1]

Anbau

Hopfen wird alljährlich im Frühjahr ab Ende März in den Gerüstanlagen von sogenannten Hopfengärten kultiviert.

Vermehrt wird die Pflanze vegetativ über Stecklinge, sog. Fechser.

Zwei oder drei Triebe werden um einen Draht als Kletterhilfe gelegt und wachsen bis Ende Juli auf die in Deutschland übliche Gerüsthöhe von sieben Metern. Sind die Ähren der weiblichen Pflanze reif, werden die Hopfenreben während der etwa dreiwöchigen Erntezeit (letzte August- und erste September-Dekade) knapp über dem Boden abgeschnitten, von den Gerüstanlagen gerissen und zum Hof gefahren. Dort werden von Pflückmaschinen die Dolden vom Hopfenstock getrennt. Die weichen und feuchten Dolden werden in der Darre getrocknet, bis sie nur noch etwa 11 Prozent Feuchtigkeit enthalten, dann gepresst und gekühlt. Oft wird Hopfen zu Pellets (kleine, gepresste Zylinderstücke) weiterverarbeitet. So erreicht der Hopfen, luftdicht verpackt, längere Haltbarkeit. Wird er zu warm oder nicht luftdicht abgepackt, verliert er schnell die flüchtigen Aromen und in einem Jahr bis zu 35 Prozent seines Brauwertes.

Verwendung

Hopfen wird hauptsächlich beim Bierbrauen verwendet. Er verleiht dem Bier sein ausgeprägtes Aroma und seine typische Bitterkeit. Zum Brauen werden ausschließlich die Dolden der weiblichen Hopfenpflanzen verwendet. Die Hopfeninhaltsstoffe wirken zusätzlich konservierend und schaumstabilisierend. Ein geringer Anteil des geernteten Hopfens wird zudem zu medizinischen Zwecken, hauptsächlich als Beruhigungs- oder Schlafmittel verwendet. Außerdem wird der Hopfen als Geschmacksbereicherung für einige Liköre und Schnäpse verwendet.

Hopfen dient auch in vielen alten Bibliotheken als Schutz vor Feuchtigkeit und Ungeziefer. Man legt Hopfendolden hinter den Büchern aus. Sie regulieren die Luftfeuchtigkeit, und ihre ätherischen Öle halten Insekten fern. Die Dolden müssen alle paar Jahre ausgewechselt werden.

Seit einigen Jahren gewinnt auch die Ernte von Hopfenspargel wieder an Bedeutung. Hierbei werden in einem zwei- bis dreiwöchigen Zeitraum in den Monaten März und April (je nach Witterung) die weißen, frisch ausgetriebenen Sprösslinge des Hopfens aus der Erde gegraben und regional als Spezialität angeboten. Die sehr kurze Saison und die zeitaufwändige, weil in Handarbeit erfolgende Ernte machen den Hopfenspargel zu einer der teuersten in Deutschland angebauten Gemüsesorten.

Siehe auch: Liste der Küchenkräuter und Gewürze, Malz

Zusammensetzung

Durchschnittliche Zusammensetzung von Hopfentrockensubstanz:

in %
Bitterstoffe 18,5
Hopfenöl 0,5
Gerbstoffe 3,5
Eiweiß 20,0
Mineralstoffe 8,0

Der Rest besteht aus Zellulose und anderen Stoffen, die für die Bierherstellung ohne Bedeutung sind.

Eine dem Östrogen ähnliche Wirkung von Hopfeninhaltsstoffen wird diskutiert, allerdings werden diese Stoffe durch den Brauvorgang zerstört.

Hopfensorten

Weltweit existieren mehrere Hundert Hopfensorten, von denen allerdings nur wenige aktuell eine wirtschaftliche Bedeutung haben. In Deutschland waren die wichtigsten im Jahr 2006 angebauten Sorten:

Aromasorten

  • Hallertauer Mittelfrüher
  • Hersbrucker Spät
  • Spalter
  • Tettnanger
  • Hallertauer Tradition
  • Perle
  • Spalter Select
  • Saphir
  • Opal
  • Smaragd

Bittersorten

  • Northern Brewer
  • Nugget
  • Target
  • Hallertauer Magnum
  • Hallertauer Taurus
  • Hallertauer Merkur
  • Herkules

70 % der auf deutschen Hopfenflächen angebauten Sorten sind Züchtungen aus dem Hopfenforschungszentrum Hüll.

Anbaugebiete

In Deutschland gibt es sechs Hopfenanbaugebiete, die insgesamt mit 17.170 ha etwa 35% der Weltanbaufläche ausmachen (Stand 2006). Die Zahlen geben den Anteil am deutschen Gesamtertrag (Stand 2005) an:

  • Hallertau, 85,6% (Bayern)
    • Hersbruck, 0,4% (Bayern, Mittelfranken – wird aber seit 2003 der Hallertau zugeschlagen)
  • Elbe-Saale, 7,2% (Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt)
  • Tettnang, 4,9% (Baden-Württemberg)
  • Spalt, 1,7% (Bayern, Mittelfranken)
  • Baden-Bitburg-Rheinpfalz, 0,1%

In Österreich mit insgesamt 217 ha Anbaufläche gibt es zwei Anbaugebiete, eines im

In der Schweiz befinden sich Anbauflächen von insgesamt 23 ha, nur etwa 10 % des Landesbedarf kann so aus der einheimischen Produktion in 20 landwirtschaftlichen Betrieben gedeckt werden [2].

Mit 11.707 ha (Stand 2006) liegt etwa ein Viertel der weltweiten Anbauflächen in Nordamerika in den US-Bundesstaaten Idaho, Oregon und Washington. Weltweit an dritter Position liegt Tschechien mit 5.460 ha. Dort ist das bedeutendste Hopfenanbaugebiet Saaz (Žatec), weitere sind Auscha (Ustek), Dauba (Duba) und Trschitz (Tršice). Hopfenanbau mit internationaler Bedeutung findet auch noch in der VR China (4.422 ha), in Polen (2.291 ha), in Slowenien (1.522 ha), in der Ukraine (1.100 ha) und in England (1.056 ha) statt (alle Angaben Stand 2006).

Hopfen ist langjährig betrachtet eines der am weitesten preisschwankenden Güter (Größenordnung ca. 1 zu 10), ein Umstand, der sowohl den Hopfenanbau als auch den Hopfeneinkauf zu wirtschaftlich risikoreichen Unternehmungen macht.

Sonstiges

Literatur

  • Karl Borde (Hrsg.): Hopfen. Dt. Landwirtschaftsverlag, Berlin 1989, ISBN 3-331-00110-4
  • Hans Kohlmann, Alfred Kastner: Der Hopfen. Hopfen-Verlag, Wolnzach 1975
  • Joachim Friedrich Tresenreuter: Wirthschafftliche und rechtliche Abhandlung von dem Hopfen. Lochner, Nürnberg 1759 (Digitalisat)
  • Martin Biendl, Christoph Pinzl: Arzneipflanze Hopfen. Anwendungen - Wirkungen - Geschichte. Deutsches Hopfenmuseum, Wolnzach 2007

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Reallexikon der germanischen Altertumskunde, von Johannes Hoops, Hans-Peter Naumann, Franziska Lanter, Oliver Szokody, Heinrich Beck, Rudolf Simek, Sebastian Brather, Detlev Ellmers, Kurt Schier, Ulrike Sprenger, Else Ebel, Klaus Düwel, Wilhelm Heizmann, Heiko Uecker, Jürgen Udolph, veröffentlicht von Walter de Gruyter, Band 15, ISBN 3110166496, Stichwort „Hopfen“ S. 111 ff.
  2. http://www.landwirtschaft.ch/de/wissen/pflanzen/weitere-ackerfruechte-1/hopfen/

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