Kolonialmacht

Kolonialmacht

Ein Land wird zur Kolonialmacht, wenn es über Kolonien herrscht, also auch Regionen außerhalb seiner Landesgrenzen regiert. Kolonialmacht kann daher nur ein Territorialstaat sein. Länder, in denen die Herrschaft über das Gefolgschaftssystem ausgeübt wird, haben dagegen keine Kolonien, sondern allenfalls Tributländer.

In der Geschichte

Als erste Kolonialmacht der Geschichte gilt das Imperium Romanum, das auch als klassisches Beispiel für ein Weltreich gilt.

Auch die Stadtrepubliken Genua und Venedig verfügten über ein ausgedehntes Handelsreich mit Stützpunkten im Mittelmeerraum und im Schwarzen Meer (Genueser Kolonien, Venezianische Kolonien). Norwegen besaß ein kolonialähnliches Reich auf den Britischen Inseln, Grönland, Island und den Färöer (Norwegische Besitzungen).

Mit dem Beginn der Neuzeit erlebte der Kolonialgedanke aufgrund der Entdeckung Amerikas 1492 durch Christoph Kolumbus seinen eigentlichen Beginn. Es folgten weitere Entdeckungsfahrten spanischer und portugiesischer Seefahrer, die dazu beitrugen, dass die iberischen Länder große Teile des amerikanischen Kontinents eroberten und in ihren Herrschaftsbereich integrierten. Später gesellten sich England und die Niederlande dazu mit ihren Siedlungen in Nordamerika, Indien und Südostasien. Sogar Schweden besaß für kurze Zeit einige Niederlassungen in Übersee.

Frankreichs Status als Kolonialmacht beruhte zunächst auf seinen Besitzungen in Kanada und Louisiana, später verlagerte sich der Schwerpunkt auf die Kolonien in Westafrika und Indochina. Italien, Deutschland und Belgien, die erst spät ihre nationale Einheit erlangten, suchten im sog. „Wettlauf um Afrika“ mit den anderen europäischen Mächten mitzuhalten und erwarben ebenfalls Kolonien in Afrika (Südwestafrika, Kamerun, Kongo) und in der Südsee. Lediglich die kolonialen Ambitionen Italiens scheiterten auf ganzer Linie (Niederlage bei Adua 1896 in Äthiopien).

Die Kolonien nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges

Auch die USA, selbst teilweise aus Kolonien hervorgegangen, versuchten nun Kolonien zu erwerben, indem sie viele ehemalige spanische (Spanisch-Amerikanischer Krieg: Kuba, Puerto Rico, Philippinen) und deutsche (Erster Weltkrieg: Guam, Marianen, Samoa) Kolonien übernahm. Die Kolonien waren für ihre Machtstellung und ihre Wirtschaftskraft aber zweitrangig. In Asien gelang es Japan mit der so genannten Großostasiatischen Wohlstandssphäre ein Kolonialreich aufzubauen, das weite Teile der heutigen VR China sowie Indochina und zahlreiche pazifische Inseln umfasste. Auch das Russische Reich versuchte seine Herrschaftsgebiet zu erweitern, so dehnte es sich im Zuge des so genannten Binnenkolonialismus über Sibirien bis nach Alaska und Kalifornien aus.

Nach den Weltkriegen, die den Prozess der Dekolonisation einleiteten, verlor der Kolonialgedanke an Bedeutung. Obwohl Frankreich (Französische Überseegebiete, zum Beispiel Französisch-Guayana, Réunion, Neukaledonien), Großbritannien (Britische Überseegebiete, zum Beispiel Falklandinseln), die Niederlande (Niederländische Antillen, Aruba) und die USA (Außengebiete der Vereinigten Staaten, zum Beispiel Guam, Puerto Rico) noch über Territorien außerhalb des Mutterlandes verfügen, spricht man heute nicht mehr von Kolonialmächten, weil der Besitz solcher Territorien keinen Einfluss mehr auf die Stellung im internationalen Staatensystem hat.

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