- Hirtenberg
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Hirtenberg Basisdaten Staat: Österreich Bundesland: Niederösterreich Politischer Bezirk: Baden Kfz-Kennzeichen: BN Fläche: 1,47 km² Koordinaten: 47° 56′ N, 16° 11′ O47.931816.1755280Koordinaten: 47° 55′ 54″ N, 16° 10′ 32″ O Höhe: 280 m ü. A. Einwohner: 2.605 (1. Jän. 2011) Bevölkerungsdichte: 1.772,11 Einw. pro km² Postleitzahl: 2552 Vorwahl: 02256 Gemeindekennziffer: 3 06 15 NUTS-Region AT122 Adresse der
Gemeindeverwaltung:Bahngasse 1
2552 HirtenbergWebsite: Politik Bürgermeisterin: Gisela Strobl (SPÖ) Gemeinderat: (2010)
(21 Mitglieder)Lage der Marktgemeinde Hirtenberg im Bezirk Baden (Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria) Hirtenberg ist eine Marktgemeinde mit 2605 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2011) im Bezirk Baden, Niederösterreich. Südlich des Orts fließt die Triesting.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Der Ort liegt am Talausgang des Triestingtals. Die aus dem Wienerwald kommende Triesting fließt hier ins Wiener Becken. Nachbargemeinden sind Leobersdorf, Enzesfeld-Lindabrunn und Berndorf (St. Veit).
Einwohnerentwicklung
Volkszählung Einwohner 2011 2605 2001 2270 1991 2088 1981 2147 1971 2164 Quelle: Bevölkerungsentwicklung der Statistik Austria
Geschichte
Der Name geht auf die Feste Huotto aus dem 13. Jahrhundert zurück, die sich früher auf einer Anhöhe namens Steinkamperl über dem Dorf erhob. Aber Siedlungsfunde gibt es bereits aus der Jungsteinzeit.
Seit im Jahre 1477 der Ungarnkönig Matthias Corvinus in Österreich eingefallen war und im ganzen Land Orte, Felder und Festungen verwüstet hatte, verzeichnete die Siedlung einen gewissen Niedergang. Während der Ersten Wiener Türkenbelagerung werden im Raum Leobersdorf-Enzesfeld-Hirtenberg am 19. September 1532 die letzten Truppen des osmanischen Befehlshaber Kasim Beys aufgerieben.
Hirtenberg wurde erst 1870 als eigene Gemeinde durch kaiserliche Entschließung aus Leobersdorf ausgemeindet. Sie hatte nur eine Fläche von 1,11 km².
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich der einst von Landwirtschaft und Weinbau geprägte Ort zum Gewerbestandort, insbesondere für die Rüstungsindustrie mit der bekannten Hirtenberger Patronenfabrik (siehe auch: Wöllersdorfer Werke sowie Fritz Mandl) entwickelt. Bei der Markterhebung und Wappenverleihung im Jahre 1929 wählte man als Motive für das Wappen eine Fabrik mit drei rauchenden Schornsteinen und einem Wasserturm. Am 8. Jänner 1933 enthüllte die Arbeiter-Zeitung die Hirtenberger Waffenaffäre. Mussolini lieferte Waffen an die österreichischen Heimwehren und nach Ungarn. Die Patronenfabrik diente als Zwischenlager.
Die Auftragslage des Munitionswerks in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg „war gut“: 3.800 Beschäftigte erzeugten pro Tag eine Million Patronen. Diese Leistung wurde von keiner ähnlichen Fabrik in Mitteleuropa erreicht.[1]
Um während des 2. Weltkriegs für die Patronenfabrik (damals Teil der Wilhelm-Gustloff-Stiftung) Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen, wurde im östlichen Teil des Ortes an der Grenze zu Leobersdorf eine Außenstelle des Konzentrationslagers Mauthausen eingerichtet (Art des Lagers: Außenkommando, Frauenlager; Bestand: 28. September 1944 bis 15. April 1945; Arbeitseinsätze: Herstellung von Infantriemunition; höchste Belegungsstärke: 459).[2]
Der Ort besitzt ein reiches Vereinsleben und das erst im Jahre 1999 renovierte Kulturhaus, das Platz für Veranstaltungen mit bis zu 600 Personen bietet.
Probleme verursacht zurzeit der relativ hohe Ausländeranteil (ca. 13-25%, je nach Quelle); es wird seitens der Gemeinde jedoch versucht, dem mit einem Integrationsleitbild entgegenzuwirken.
Wappen
Blasonierung: "Im blauen Schild erhebt sich auf grünem Rasen ein silberfarbenes, vierschiffiges Fabrikgebäude, überragt von einem Wasserturm und drei rauchenden Schlöten. Roter Feuerschein leuchtet aus der Tür- und Fensteröffnungen."
Verkehr
Am Ort vorbei fährt die Südwestbahn von Leobersdorf kommend (und seit 2004 zwischen Weißenbach-Neuhaus und Hainfeld von einer Buslinie ersetzt) durch das Triestingtal und das Gölsental nach Sankt Pölten.
Die Haltestelle Hirtenberg, auf Enzesfelder Gemeindegebiet zwischen einem bewaldeten Abhang und dem Ufer der Triesting beengt gelegen, diente, lagebestimmt, stets nur dem Personenverkehr. Lokale Güter kamen (und kommen) über den Bahnhof Enzesfeld auf die Schiene. Für die in Hirtenberg sich befindenden Industriebetriebe wurden Schleppgleise Richtung bzw. zum Bahnhof Enzesfeld-Lindabrunn verlegt (1916: Fa. Fridolin Keller; 1917: Patronenfabrik; o.J.: zur Textilfabrik Josef Keim und Söhne[3] sowie Fa. KROMAG[4]), die jedoch sämtlich wieder entfernt wurden.
Parallel zur Bahn verläuft die Hainfelder Straße B18. Eine Buslinie fährt sowohl Richtung Berndorf als auch über Enzesfeld nach Leobersdorf.
Öffentliche Einrichtungen
- Die seit 1962 bestehende Justizanstalt Hirtenberg ist die fünftgrößte Strafvollzugseinrichtung in Österreich. Hier war um 1900 ein k.u.k. Officierswaiseninstitut untergebracht (siehe auch: Sanatorium Hirtenberg).
- Laura Gatner Haus für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Sehenswürdigkeiten
- Pfarrkirche Hirtenberg
- Soldatendenkmal neben der Kirche:
Ein acht Tonnen schwerer Gesteinsblock aus Merkenstein, der von einem flügelschwingenden Adler aus Bronze bekrönt wird, mit einer Marmortafel mit den Namen der Gefallenen und Vermissten aus dem Ersten (28 Opfer) und Zweiten Weltkrieg (118 Opfer). Die Enthüllung fand am 30. Oktober 1932 statt.[5]
Söhne und Töchter
- Béla Barényi (1907–1997), Autokonstrukteur, "Vater der passiven Sicherheit"
- Hannes Seifert (* 1971), Videospiel-Produzent
Literatur
- Andreas Huber: Das "öde Schloß" von Hirtenberg.[Illustr.] Verl. d. Gymnasialvereines, Berndorf 1934.
- Walter Rieck: Kulturgeographie des Triestingtales. Wien, Univ., Diss., 1957.
- Fritz Hanauska: Heimatbuch der Marktgemeinde Hirtenberg. Marktgemeinde Hirtenberg, Hirtenberg 1980.
- Thomas Schweinschwaller: Hafterleben im Normalstrafvollzug. Analyse der drogenfreien Abteilung der Strafvollzugsanstalt Hirtenberg. Wien, Univ., Dipl.-Arb., 1997.
- Klaus-Dieter Mulley [Hrsg.]: Geschoße - Skandale - Stacheldraht. Arbeiterschaft und Rüstungsindustrie in Wöllersdorf, Enzesfeld und Hirtenberg. Eigenverl. d. Gewerkschaft d. Eisenbahner, Ortsgruppe Ebenfurth Pottendorfer Linie, Ebenfurth 1999, ISBN 3-9500563-1-6 (formal falsche ISBN).
- Michaela Holeczy: Neue Möglichkeiten der Verhaltensbeeinflussung am Beispiel der drogenfreien Zone der Justizanstalt Hirtenberg. Salzburg, Univ., Dipl.-Arb., 2001.
Weblinks
Commons: Hirtenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Gemeindedaten von Hirtenberg. In: Statistik Austria.
- Website von Hirtenberg
- Laura Gatner Haus, Diakonie Österreich
Einzelnachweise
- ↑ Fritz Hanauska: Heimatbuch der Marktgemeinde Hirtenberg. S. 214
- ↑ KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Bundesministerium für Inneres: Die Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. [1]
- ↑ Correspondenzen. Hirtenberg. (Schleppbahn.) Badener Zeitung, 17. April 1897, S. 4, rechts oben[2]
- ↑ Fritz Hanauska: Heimatbuch der Marktgemeinde Hirtenberg. S. 244
- ↑ Marktgemeinde Hirtenberg: Die Geschichte von Hirtenberg bis zum Jahr 1945; abgerufen am 4. Mai 2010
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