- Mammuthus primigenius
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Wollhaarmammut Zeitraum Pleistozän bis frühes Holozän 300.000 bis etwa 3.700 Jahre Fossilfundorte - Ahlen
- Fairbanks
- Lena-Delta
- Kolyma-Becken
- Neusibirische Inseln
- Wrangelinsel
Systematik Chordatiere (Chordata) Säugetiere (Mammalia) Rüsseltiere (Proboscidea) Elefanten (Elephantidae) Mammuts (Mammuthus) Wissenschaftlicher Name Mammuthus primigenius (Blumenbach, 1799) Das Wollhaarmammut (Mammuthus primigenius), auch Woll- oder Fellmammut, ist eine ausgestorbene Art aus der Familie der Elefanten. Diese Art der Mammuts entwickelte sich vor etwa 300.000 bis 200.000 Jahren in Sibirien und wanderte von dort nach Europa und über die Bering-Landbrücke nach Nordamerika ein. Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde das Wollhaarmammut 1799 von dem Göttinger Naturforscher und Anatomen Johann Friedrich Blumenbach als Elephas primigenius anhand von Funden bei Osterode am Harz.
Inhaltsverzeichnis
Erscheinungsbild
Namensgebend für diese Art ist das grobe Außenfell, das im Winter aus bis zu 90 Zentimeter langen Haaren bestand. Ähnlich wie beim Moschusochsen bildete dieses Fell an Bauch und Flanke eine Schürze. Unter diesen Deckhaaren befand sich eine dichte Unterwolle. Eine fast 10 Zentimeter dicke Fettschicht sorgte für zusätzliche Wärmeisolierung. Das Sommerfell war wesentlich kürzer und weniger dicht als das Winterfell. Eisleichen von Wollmammuts zeigen oft eine rötliche, relativ helle Fellfarbe, was jedoch wahrscheinlich auf Ausbleichung zurückzuführen ist. Die lebenden Tiere waren wohl eher dunkelbraun bis schwarz gefärbt. An das kalte Klima seines Lebensraumes war das Wollhaarmammut durch die sehr kleinen Ohren und einen im Vergleich zum heutigen Elefanten kurzen Rüssel angepasst.
Wollhaarmammuts waren nicht so riesig wie oft vermutet wird. Ausgewachsene Bullen erreichten eine Widerristhöhe von 2,80 bis 4,00 Meter, nicht viel mehr als bei heutigen Elefanten. Die Tiere waren aber deutlich massiger als Elefanten; das Gewicht betrug bis zu 8.000 Kilogramm. Die jüngsten Vertreter der Art waren in der Regel kleiner als die älteren, die in ihrer Körpergröße noch etwas an das mächtige Steppenmammut (Mammuthus trogontherii) erinnerten, aus dem die Art hervorging. Die kleinsten Wollmammuts waren die letzten Angehörigen ihrer Art und lebten auf der Wrangel-Insel. Sie erreichten gerade mal 1,80 m Schulterhöhe. Dennoch war das Wollhaarmammut im Eiszeitalter das größte Tier der Mammutsteppe. Ein auffälliger Unterschied zu den heute noch lebenden Elefantenarten sind die stark gedrehten Stoßzähne, eine kuppelförmige Beule auf dem Schädel, ein hoher Schulterhöcker sowie der stark abfallende Rücken. Die bisher gefundenen Stoßzähne erreichten eine Länge bis zu 4,20 Meter und ein Gewicht bis zu 84 Kilogramm. Im Durchschnitt sind die bisher gefundenen Stoßzähne allerdings lediglich 2,50 Meter lang und 45 Kilogramm schwer. Kennzeichnend für diese Art ist auch die hohe Lamellendichte auf den Backenzähnen.
Verbreitung der Mammuts
Das Wollhaarmammut war im Eiszeitalter weit über Eurasien und Nordamerika verbreitet. Während der Kaltzeiten drang es bis nach Mitteleuropa, China und in das Gebiet der heutigen USA vor und zog sich während der wärmeren Phasen stets nach Nordosten zurück. Die südlichsten Funde dieser Tierart wurden in Europa, Spanien, den USA und sogar in Mexiko gemacht. In Ostasien erreichte es den Huang He in China.
Lebensweise
Das bevorzugte Habitat des Wollhaarmammuts war die sogenannte Mammutsteppe, eine Landschaft, in der sich Steppen- und Tundrapflanzen vermischten. Aus Untersuchungen von im Eis konservierten Mammutkadavern weiß man, dass Wollhaarmammuts überwiegend von Gräsern sowie in weit geringerem Umfang von Weiden- und Lärchenzweigen lebten. Im Magen des Indigirka-Mammuts (s. unten) fanden sich neben Gräsern auch Kiefernzweige. Das Vorkommen von Gehölzpflanzen in der Nahrung des Wollhaarmammuts weist darauf hin, dass die Tiere keine reinen Steppentiere waren, sondern auch in Waldgelände vordrangen. Ein einzelnes Tier benötigte bis zu 180 Kilogramm Nahrung und war vermutlich den überwiegenden Teil des Tages mit der Nahrungssuche beschäftigt.
Man geht davon aus, dass Wollhaarmammuts, ähnlich wie heutige Elefantenarten, in matriarchalisch geprägten Gruppen zusammenlebten. Das älteste Muttertier leitete dabei die Gruppe, die normalerweise aus zwei bis neun Tieren bestand. Bullen dagegen führten ein einzelgängerisches Leben und kamen nur während der Brunft mit Weibchen zusammen.
Funde im Eis konservierter Wollhaarmammuts
Im Eis des seit der Eiszeit nicht oder kaum aufgetauten Permafrostbodens konservierte Wollhaarmammuts sind sowohl im nördlichen und nordöstlichen Sibirien als auch im nördlichen Nordamerika (Alaska, Kanada) gefunden worden. Eines der am besten erhaltenen war ein junges Wollhaarmammut, das man in der Nähe von Fairbanks, Alaska fand. Konserviert waren nur Kopf, Vorderbein und Schulter des Tieres, aber insbesondere die Haut und die Muskeln waren sehr gut erhalten. DNA-Untersuchungen an diesem Fund haben wesentlich zur Feststellung der Evolution dieser Tierart beigetragen. Im Jahre 1799 wurde im Delta der Lena das berühmte „Adams-Mammut“ gefunden. 1864 wurde am Indigirka-Fluss in Sibirien ein gut erhaltener Kadaver gefunden, an dem sich noch Fellreste befanden und dessen Mageninhalt erhalten war.
Im Jahre 1900 fand man das nach seinem Fundort an einem Nebenfluss der Kolyma in Nordostsibirien benannte „Berjosowka-Mammut“. Eine Dermoplastik sowie das Skelett des Mammutbullen sind heute im Zoologischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg zugänglich.[1]
Im Kolyma-Becken - am Fluss Kirgiljach im Rajon Sussuman in der Oblast Magadan - entdeckte ein Arbeiter 1977 bei der Goldgewinnung die Eismumie eines vollständig erhaltenen männlichen Mammutkalbs. Das berühmte gewordene Kirgiljach- oder Magadan-Mammutbaby, das den Namen „Dima“ erhielt, starb vor etwa 39.000 Jahren im Alter von sechs bis acht Monaten.[1] Das Kalb war 115 Zentimeter lang und 104 Zentimeter hoch und wog zum Todeszeitpunkt etwa 100 Kilogramm. An den distalen Enden der Beine sind noch Haarreste erhalten, denn diese Körperpartien frieren nach Eintritt des Todes als erste ein. Die inneren Organe „Dimas“ unterscheiden sich kaum von denen rezenter Elefanten, seine Ohrmuscheln jedoch haben nur ein Zehntel der Fläche eines gleichaltrigen Afrikanischen Elefanten. [2]
Viele weitere Kadaver wurden bis heute im sibirischen Permafrostboden und in Alaska gefunden, von denen die meisten von Mammuts stammen, die vor etwa 40.000 Jahren verendet sind. Einige waren so gut erhalten, dass Wissenschaftler sich Hoffnungen machen, sie durch gentechnische Methoden (Klonen) wieder zum Leben erwecken zu können. Besonders die gut erhaltenen Mammutkälber „Dima“ und „Mascha“ (aus dem Golf des Ob) erweckten dabei große Hoffnungen. Bis heute sind jedoch all diese Versuche gescheitert, vor allem weil die DNA der Mammuts bereits zu stark zerfallen ist.
1948 wurde an einem linken Nebenfluss (Reka Mamonta „Fluss des Mammuts“) der Schrenk im Nordosten der Taimyrhalbinsel ein vorzüglich erhaltenes Skelett mit partieller Weichteilerhaltung geborgen, bei dem nur unwesentliche Knochen fehlten. Weil das Blumenbachs Erstbeschreibung zugrunde liegende Typusmaterial nicht mehr verfügbar war, wurde dieses als „Tajmyr-Mammut“ bekannt gewordene Exemplar seiner guten Überlieferungsqualität und typischen Morphologie wegen zum Neotypus von Mammuthus primigenius erklärt.[1]
Genetik
Man geht davon aus, dass die Tiere ein Genom von über 4 Gb (Giga-Basenpaare) besaßen. Mit Hilfe neuer DNA-Sequenzierungsmethoden konnte neuerdings ein großer Teil der genomischen DNA des Wollhaarmammuts entschlüsselt werden. Insgesamt wurden dabei 3.3 Gb von verschiedenen Wollmammuts sequenziert. Der daraus resultierende, geschätzte, genetische Unterschied zwischen Wollhaarmammut und Afrikanischem Elefant ist nur etwa halb so groß, wie der zwischen Schimpanse und Mensch[3].
Aussterben
Die Art starb am Anfang des Holozäns zusammen mit einer Reihe weiterer Großsäugerarten aus. In Europa verschwand das Wollhaarmammut etwas früher als in Sibirien und Nordamerika. Auf dem Festland scheinen sie vor etwa 10.000 Jahren ausgestorben zu sein. Die letzten Angehörigen der Art lebten noch im frühesten Holozän auf der Taimyrhalbinsel und vor 3.700 Jahren auf der Wrangel-Insel, überlebten also bis in die Zeit der ägyptischen Pharaonen[4]. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten Hinterlassenschaften von Menschen auf dieser Insel, was die Vermutung nährt, der Mensch habe die Tiere durch starke Bejagung ausgerottet. Auch in Nordamerika und Sibirien fällt das Verschwinden der Mammuts auffällig genau mit dem ersten Auftreten des Menschen zusammen. Das Aussterben der Mammuts könnte eine ähnliche Ursache gehabt haben wie das Verschwinden vieler anderer großer Säugetiere am Ende des Pleistozäns. Ob die Gründe dafür, wie nach der Overkill-Hypothese vermutet, in der menschlichen Bejagung oder aber in Klimawechseln zu suchen sind, ist bis heute umstritten. Dass das Mammut und viele andere ausgestorbene eiszeitliche Säuger schon vorher viele, heftige Klimaschwankungen überlebt hatten, könnte auf einen Einfluss des Menschen auf ihr Aussterben hindeuten.
Neueste Indizien weisen auch darauf hin, dass ein möglicher Asteroideinschlag vor ca. 12.900 Jahren im heutigen Kanada Grund gewesen sein könnte für das Massensterben der Wollhaarmammuts. Der Asteroideinschlag könnte auch der zeitgleich existierenden steinzeitlichen Clovis-Kultur ein Ende bereitet haben.[5]
Literatur
- M. Barton: Wildes Amerika Zeugen der Eiszeit. Egmont Verlag, 2003. ISBN 3-8025-1558-7
- B. Cox: Dinosaurier und andere Tiere der Vorzeit. Mosaik Verlag 1989. ISBN 3-8112-1138-2
- Wighart v. Koenigswald: Lebendige Eiszeit. Theiss-Verlag, 2002. ISBN 3-8062-1734-3
- A. Lister: Mammuts - Die Riesen der Eiszeit. Jan Thorbecke Verlag, 1997 ISBN 3-7995-9050-1
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0801857899
Einzelnachweise
- ↑ a b c Ralf-Dietrich Kahlke und Dick Mol: „Eiszeitliche Großsäugetiere der Sibirischen Arktis. Die Cerpolex/Mammuthus-Expeditionen auf Tajmyr.“ E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2005
- ↑ C. R. Harington (Dezember 1995): „Woolly Mammoth“. Aus: Canadian Museum of Nature in Yukon Beringia Interpretive Centre.
- ↑ Webb Miller et al.: Sequencing the nuclear genome of the extinct woolly mammoth. Nature 456, 387-390 (20 November 2008) | doi:10.1038/nature07446; Received 12 May 2008; Accepted 22 September 2008
- ↑ David L. Fox, Daniel C. Fisher, Sergey Vartanyan, Alexei N. Tikhonov, Dick Mol, Bernard Buigues: Paleoclimatic implications of oxygen isotopic variation in late Pleistocene and Holocene tusks of Mammuthus primigenius from northern Eurasia. Quaternary International 169–170 (2007) 154–165
- ↑ Exploding asteroid theory strengthened by new evidence. In: Space Daily, online, 7. Juli 2008.
Weblinks
- Caitlin Sedwick (2008): „What Killed the Woolly Mammoth?“ PLoS Biol 6(4): e99 doi:10.1371/journal.pbio.0060099
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